Emergency Liquidity Assistance (ELA) und die Rolle der EZB im griechischen Drama


Notkredite: EZB bewahrt Griechenland vor Bankrott
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer letzten Zinssitzung am Donnerstag vergangene Woche die griechische Notenbank dazu autorisiert, vier „frische“ Milliarden Euro zu „drucken“.
Das Geld wird von der nationalen Notenbank via „Emergency Liquidity Assistance“ (ELA) in den Markt gepumpt. Die EZB muss diesen Umweg gehen, weil ihr die direkte Staatsfinanzierung mit Hilfe der Euronotenpresse ausdrücklich untersagt ist.
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04.08.2012 | 09:11 |   (DiePresse.com)
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follow-up, 02.07.2015
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ELA-Notkredite: EZB hält griechische Banken am Leben
Der EZB-Rat hat beschlossen, die ELA-Notkredite für die griechischen Banken weiterlaufen zu lassen. Die Obergrenze wird allerdings nicht aufgestockt.
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WiWo
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follow-up, 25.06.2015
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Griechen-Drama: Weidmann kritisiert Notkredite
Die Luft wird dünn für Griechenlands Banken: Notkredite der EBZ (ELA) sind mittlerweile ihre einzige Finanzierungsquelle. Das hat Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in Frankfurt – einmal mehr – scharf kritisiert:
„Das Eurosystem darf keine weitere Brückenfinanzierung für Athen leisten“.

 

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heute.de
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follow-up, 20.06.2015
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Not-Liquiditätshilfe ELA an griechische Banken bei 66% des BIP
Die Not-Liquiditäts-Nothilfe (ELA) gestaltete sich auf rund 3 Mrd. Euro, welcher Betrag zusammen mit dem auf 1 Mrd. Euro veranschlagten „Kissen“ der griechischen Banken für die Liquiditätsbedürfnisse bis einschließlich Montag (22 Juni 2015) ausreicht. Informationen zufolge werden allein die am Freitag (19 Juni 2015) verzeichneten Abflüsse von den Banken auf 1,5 Mrd. Euro geschätzt.
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Es sei angemerkt, dass die Abflüsse, denen die Banken seit Beginn der Woche bis einschließlich gestern (19 Juni 2015) zu begegnen haben, sich auf 3 Mrd. Euro belaufen, welcher Betrag von dem verbliebenen „Liquiditätskissen“, über das die Banken seit der vorherigen Intervention verfügten, nicht hinreichend abgedeckt war. In diesem Rahmen ist nicht ausgeschlossen, dass die heutige ELA-Finanzierung sich bei sogar über 3 Mrd. Euro bewegt und jede andere „Liquiditätsspritze“ von der EZB mittels der ELA übersteigt.
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Mit dem gestrigen Zug der EZB zeigt auch Mario Draghi, dass die letzte Stunde der Entscheidungen gekommen ist, die auf politischer Ebene gefasst werden sollen. Analog zu dem, was die Politiker entscheiden, also Einigung oder Bruch, wird die EZB folgen und entweder darin fortfahren, die Liquidität der griechischen Banken zu stützen, oder die Finanzierung vorläufigen Charakters mittels der ELA einstellen.
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Der Gesamtbetrag der ELA belief sich – vor dem gestrigen Beschluss – auf 84,1 Mrd. Euro, womit die griechischen Banken sich mittels des Eurosystems 118 Mrd. Euro geliehen haben, welcher Betrag ungefähr 66% des BIP des Landes entspricht. In der kritischen Periode Mai – Juni 2012 hatte der Betrag der Finanzierung durch das Eurosystem 135 Mrd. Euro erreicht. Damals wurde er allerdings auf Basis einer größeren Guthabenbasis, eines unterschiedlichen BIP und natürlich „gesunderer“ Kredite veranschlagt, welche die Basis der „Collaterals“ (Sicherheiten) darstellten. Folglich ist es eine Frage der Zeit, bis die ELA selbst auch dann endet, wenn Herr Draghi sie letztendlich nicht schon vorher gekappt hat …
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Quelle: sofokleous10.gr – Übersetzung: Griechenland-Blog
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Anmerkung:
Sollte am ‚Ende des Tages‘ die Option GREXIT gezogen werden, müsste die Bank of Greece abgewickelt und eine neue Zentralbank installiert werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Aufgrund der ELA-Verpflichtungen wäre die Bank of Greece bereits insolvent bevor die erste Drachme in Umlauf gebracht werden kann.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 29.05.2015
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Die griechische Tragödie
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Inhalt

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Zusammenfassung
Griechenland hat bis Ende März 2015 insgesamt 325 Mrd. Euro an Krediten von den Rettungseinrichtungen der EU, dem IWF und der EZB erhalten, und doch ist die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch wie vor fünf Jahren, als die fiskalischen Rettungsaktionen begannen. Dies liegt an der sogenannten Holländischen Krankheit. Je mehr Geld fließt, desto geringer sind die Anreize, die exzessiven Preissteigerungen in den ersten Jahren des Euro wieder rückgängig zu machen und den steinigen Weg zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit zu gehen.
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Auch die griechische Bevölkerung hat von den Rettungskrediten profitiert. Gerechnet vom Krisenbeginn, wurden die öffentlichen Kredite zu etwa einem Drittel zur Finanzierung des griechischen Leistungsbilanzdefizits, zu einem Drittel für die Schuldentilgung und zu einem Drittel für eine griechische Kapitalflucht ins Ausland eingesetzt. Griechenland hat zudem erhebliche Vorteile aus der künstlichen Absenkung der Zinsen für seine Auslandskredite erzielt. Diese Vorteile könnten in realer Rechnung für die Jahre 2008 bis 2014 bei etwa 50 Mrd. Euro gelegen haben. Im Jahr 2014 lag der griechische Gesamtkonsum im privaten und öffentlichen Sektor bei knapp 114% des Nettonationaleinkommens.
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Die griechischen Banken haben in den letzten Monaten für etwa 80 Mrd. Euro ELA-Kredite der griechischen Notenbank erhalten. Die ELA-Kredite, die nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit des EZB-Rates hätten verhindert werden können, gingen weit über das Maß hinaus, für das die griechische Notenbank bei einem Konkurs des Staates und einer Entwertung der von den Banken eingereichten
Pfänder haften kann. Mit ihrer Hilfe gelang es, die Kapitalflucht griechischer Bürger, die ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit brachten, durch öffentliche Kreditmittel der Staatengemeinschaft zu kompensieren und so den Drohpunkt bei den Verhandlungen mit eben dieser Staatengemeinschaft stark zu verbessern. Das könnte der Grund dafür sein, dass die griechische Regierung bei den Verhandlungen auf Zeit gespielt hat.
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Sollte es zum Austritt kommen, wäre es wichtig, so rasch wie möglich ein neues gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, damit alle Preisschilder sowie alle Miet-, Kredit- und Lohnkontrakte im Gleichschritt abgewertet werden können, um die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft wiederherzustellen.
Ein schleichender Übergang zur neuen Währung auf dem Umweg über eine Verwendung staatlicher Schuldscheine, die nicht gesetzliches Zahlungsmittel sind, würde zwar die Zahlungsfähigkeit der griechischen Regierung notdürftig sichern, er wäre aber kein Beitrag zur Lösung des Wettbewerbsproblems.
Verschiedene ökonometrische Studien deuten darauf hin, dass ein Wirtschaftsaufschwung bereits ein bis zwei Jahre nach einer Abwertung und einem Schuldenschnitt beginnen könnte.
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1. Die öffentlichen Kredithilfen
2. Hat das Geld geholfen?
3. An wen flossen die Kredite?
4. Die Zinsnachlässe
5. Das Risiko der Geberländer
6. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und vier Optionen für Griechenland
7. Vor- und Nachteile des Grexit
8. Zum Prozedere des Austritts
9. Schlussbemerkungen
Personen- und Autorenregister
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Hans-Werner Sinn – CESIfo: Die griechische Tragödie
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follow-up, 19.03.2015
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EZB gewährt griechischen Banken neue Notkredite
Im Februar drehte die EZB Griechenland den Geldhahn zu, indem sie Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten akzeptierte. Seitdem ist das Land auf Notkredite angewiesen. Deren Volumen setzt die EZB nun erneut hoch.
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Handelsblatt
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follow-up, 26.02.2015
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Kapitalverkehrskontrollen jetzt!
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Die Kapitalflucht aus Griechenland ist voll im Gange.
Die Leute horten Euro-Bargeld unter der Matratze, vergraben es und transportieren es im Koffer außer Landes.
Vor allem aber überweisen reiche Griechen, Banken und internationale Anleger ihr Geld ins Ausland, solange es noch geht.
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Allein im Dezember 2014 waren netto 7,6 Mrd. Euro oder 4,1% des griechischen Bruttoinlandsprodukts ins Ausland überwiesen worden, was man am Anstieg der griechischen Target-Schulden erkennen kann, also den Verbindlichkeiten der griechischen Notenbank gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB). Das war der größte Anstieg seit Mai 2011.
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Im neuen Jahr dürfte sich die Kapitalflucht angesichts der Wahlergebnisse nochmals erheblich beschleunigt haben, insbesondere jetzt, nachdem die griechische Regierung in den Hauptstädten mit ihrem Verlangen nach neuem Geld abgeblitzt ist.
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Normalerweise teilen sich die Notenbanken des Eurosystems die Ausfälle von Krediten, die sie den Geschäftsbanken aus selbst geschöpftem Geld gewährten. Wenn etwas schief geht, erhalten sie allesamt entsprechend weniger Zinseinkommen und schütten demgemäß auch weniger Gewinne an die Finanzministerien ihrer Sitzländer aus. Falls jedoch ELA-Notfallkredite gewährt werden, haftet die emittierende Notenbank selbst:
Sie bekommt dann auf Dauer weniger Zinsgewinne aus dem Pool jener Kredite, die das Eurosystem vergeben hat.
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Allerdings haftet die nationale Notenbank faktisch nur bis zu einer natürlichen Grenze. Diese ist erreicht, wenn die möglichen Zinsabzüge aufgrund der ELA-Kredite größer sind als die Zinsen, die der Notenbank unter normalen Umständen aus dem Pool der Kredite des Eurosystems zustehen.
Jenseits dieser Grenze ist die Haftung mangels Masse nicht mehr möglich, und die nationale Notenbank müsste eigentlich in Konkurs gehen, denn mit der Druckerpresse darf sie ihre Zinsverpflichtungen gegenüber den anderen Notenbanken nicht erfüllen.
Da auch der jeweilige Nationalstaat nicht verpflichtet ist, Geld nachzuschießen, und er für Verluste seiner Notenbank nicht aufkommen muss, haften am Ende die anderen Notenbanken.

Sie müssen für alles, was die nationale Notenbank nicht mehr tragen kann, gerade stehen – und erhalten entsprechend weniger Zinsen aus dem Pool der vom Eurosystem vergebenen Kredite, eben weil es einen Teil der Zinsen nicht mehr gibt.
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Hans-Werner Sinn – CESifo: Kapitalverkehrskontrollen jetzt
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Anmerkung:
Warum die neue Regierung nicht unmittelbar nach der Amtseinführung Kapitalverkehrskontrollen eingeführt hat, erschließt sich mir nicht.
Denkbar wäre jedoch, dass dies nicht im Interesse der Institutionen (TROIKA) war und mittels sanftem Druck somit verhindert wurde.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 31.05.2012
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Liquititäts-Instrument ELA in der EU
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