Prof. Dr. Wilhelm Hankel: Einführung in mein Buch – „Die Eurobombe wird entschärft“
Veröffentlicht: 22. April 2013 Abgelegt unter: Buch-Tipps & Literatur-Empfehlungen, Titel IV - Die Freizügigkeit, der freie Dienstleistungs- und Kapitalverkehr (Art. 45 - 66), Wilhelm Hankel, Wilhelm Hankel: Die Euro-Bombe wird entschärft | Tags: Alt-Schulden, Art. 66 AEUV, BIP, EFSF, ELA, ESM, Euro-System, EZB, Geldschöpfung, Goldstandard, Greshamsches Gesetz, Inflation, Kapitalexporte, Lohnkosten, monetäre Staatsfinanzierung, Prof. Dr. Wilhelm Hankel, Target, Währungswettbewerb, Zahlungsbilanzkredite, Zypern-Krise Hinterlasse einen Kommentar„Die Eurobombe wird entschärft“
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1. Die Ursachen der EU-Krise: Leistungsbilanzdefizite oder Lohnkostenexplosion? – Wissenschaftliche Glasperlenspiele.
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Der Theoretiker-Streit um die Ursachen der Eurokrise kreist um ein Henne-Ei-Problem. Geht die Zerreißprobe der Einheitswährung auf die chronischen Leistungsbilanzdefizite der Euro-Randstaaten (Portugal, Spanien, Italien, Griechenland etc.) zurück, oder sind diese die Folge von deren (dazu paralleler) Stücklohnkosten-Inflation?
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Das eine bedingt das andere: Ohne die intern (real) falschen Wechselkurse der Euro-Staaten (die einen sind unter-, die anderen überbewertet) gäbe es weder die auf Dauer „unfinanzierbaren“ Diskrepanzen der Leistungsbilanz-Salden (extreme Defizite der einen, Überschüsse der anderen) noch die Finanz-Ressourcen für die (realwirtschaftlich) die Produktivität übersteigenden Lohnkosten-Exzesse.
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Beides wird („simultan“) von Außen finanziert – in der ersten Euro-Phase geschah es über die Finanzmärkte (Kredite und Kapitalexporte der Überschussländer), inzwischen geschieht es „monetär“: über die eskalierenden „Liquiditätshilfen“ (ELA,TARGET, EFSF, ESM usw.) der EZB.
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Die EZB mit ihren Hilfsorganen ist zum „regionalen IWF“ mutiert, – nur dass letzterer seine Mittel nicht „schöpft“, sondern aus den Einlagen (Quoten) seiner Mitgliedsländer bezieht, während die EZB ihre „Zahlungsbilanzkredite“ aus eigener Geldschöpfung finanziert: Inflation produziert statt zu bekämpfen!
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Beides: Tiefrote Leistungsbilanzen und vom Produktivitäts-Maßstab abweichende Lohnentwicklung wären unmöglich – gäbe es (nationalen) Währungswettbewerb und einen marktgerechten Anpassungszwang für die Wechselkursbildung. Und keine den Anpassungs-Druck für Wechselkurse und Löhne aufhebende grenzen- und uferlose Zahlungsbilanz-Kredite seitens der EZB!
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Die drei Stoßrichtungen („ Ziele“) der Euro-Reform, die der Wissenschaftler-Streit unnötigerweise vernebelt, sind daher:
- Zurück zu Währungswettbewerb und nationalen Währungen,
- Wiederherstellung marktgerechter Wechselkurse mit Abwertungszwang für inflationäre Defizitländer und
- Verzicht der EZB auf Zahlungsbilanz- und darin involvierte Budget-Kredite („monetäre Staatsfinanzierung“).
Für alle drei Ziele besteht Handlungsbedarf und –zwang. Doch die Frage ist: Lassen sie sich umsetzen? Und wie rasch? Denn die „Lebenserwartung“ der gegenwärtigen Euro-Union ist wegen akuter Krisen-Eskalationsgefahr begrenzt.
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2. Die akute Krisen- und Zerfalls-Gefahr der Euro-Zone geht allein vom Finanzsektor aus
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Die Zypern-Krise deckt ein bislang tot geschwiegenes finanzielles Struktur-Problem der Euro-Zone gnadenlos auf: die Überdehnung des Bank-Sektors (Europas „overbanking“)
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Die Bankbilanz-Volumina der Euro-Länder übersteigen (im Gegensatz zu den USA) die realen Wirtschaftsleistungen (gemessen am BIP) bei weitem, am dramatischsten in Mini-Volkswirtschaften ohne industriellen Kern: Luxemburg, Malta, Zypern; außerhalb der EU in der Schweiz.
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Am Rande der Euro-Zone hat sich ein Gürtel wirtschaftlich schwacher Volkswirtschaften mit hypertrophiertem Bank-Sektor gebildet, der selber nicht in der Lage (zu „unterkapitalisiert“ ) ist, um sich im Krisenfall zu helfen. (In Luxemburg übersteigt das Bilanzvolumen der dort domizilierenden Banken das BIP um 2.100 Prozent. Weniger als 15% der lokal verdienten Einkommen stammen aus realer Wertschöpfung und Arbeit). Fälle wie Zypern werden sich wiederholen und bedrohen in letzter Konsequenz die weltweite Liquidität des Euro und des europäischen Kapitalverkehrs (Art. 66 AEUV). Das Euro-Krisenmanagement setzt auf Kapitalverkehrs-Kontrollen als „Lösung“. Der Euro mutiert statt zur „zweiten D-Mark“ zur „zweiten Mark der DDR“.
Mikroökonomisch angelegte Instituts-Lösungen (à la Basel oder der Ausbau der EZB zur Bankenaufsichts-Behörde) reichen zur Krisenabwehr nicht aus – und sind überdies erst auf lange Sicht einsatzbereit..
Das oben skizzierte Programm muss daher durch die Wiederherstellung nationaler „ Feuerwehrfonds“ mit nationalen Zentralbanken als „lender of inexhaustable resorts“ gegen finanzielle Flächenbrände (à la 1930er Jahre) ergänzt und zusätzlich abgesichert werden.(Ein Punkt auf den der Verf. schon in der Verfassungsklage von 1998 hingewiesen hatte)
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Wie sieht (oder sähe) ein solches den obigen Erfordernissen angepasstes Euro-System aus? Es wird in meinem Buch vorgestellt und begründet.
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3. Der Euro kann durch nationale Währungen nur ergänzt, nicht er-setzt werden. Ein Euro als ECU II würde zum „Goldstandard ohne das gelbe Metall“
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Vorbemerkungen:
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– Ein ersatzloses Streichen des Euro stürzt Europa in das größte Währungs- und Finanzchaos seit Untergang des Römischen Reiches. Der Block der aufgelaufenen Schulden und Vermögen in Euro (annähernd 12 bis 13 Billionen Euro, vier deutsche BIP) kann weder 1:1 (in alten Umrechnungskursen) zurück gerechnet, noch durch Abwertung in den neuen (alten) Währungen „aufgewertet“ (verteuert) werden. Deswegen muss für die Alt-Schulden-Regelung in Euro entweder eine europäische oder nationale „Bad-Bank-Lösung“ gefunden werden.
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– Die EZB hat als „europäische Bundesbank“ auf der ganzen Linie versagt. Daher kann sie weder als „ultimativer lender of liquidity“ beibehalten noch als „IWF der Euro-Zone“ fortgeführt werden. Unter beiden Prämissen ergibt sich für die Euro-Zone – sie ist beides: sowohl „nicht-optimaler“ wie „staatenloser“ Währungsraum (denn Brüssels zentralistischer Super-Staat ist aus politischen, rechtlichen wie ökonomischen Gründen abzulehnen) – eine durchaus funktionsfähige Währungsverfassung mit folgenden Elementen:
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– Euro und jeweils nationale Währung bilden in jedem Euro-Staat ein „duales Währungssystem“. Der zu Beginn zwischen beiden „gesetzlichen Zahlungsmitteln“ (am Einführungstag) festgelegte Umrechnungskurs ist und bleibt jedoch ein „monetärer Marktpreis“ und steht unter dem Diktat der Markt-Bewertung. Ein (monetär wie budgetär) „zu expansives“ Euro-Land gerät dadurch marktgesetzlich unter Abwertungs-Druck.
– Die EZB emittiert Euro nur gegen den Ankauf nationaler Währungen zu Markt-Bedingungen: sie sanktioniert damit den Abwertungs-Druck und verzichtet auf jede „Flutung“ mit Euro. (Liquiditäts-Hilfen à la ELA, TARGET usw. sind allein unter in ihrem Statut zu definierenden „Not- und Ausnahmefällen“ erlaubt.).
Unter diesen Bedingungen können inflatorische Prozesse (und Exzesse) nur von den nationalen Zentral- und Geschäftsbanken ausgehen (Die Gesamt-Geld-Mengen im Euro-System bleibt konstant und kann nur über Kredite konjunkturell „atmen“). Inflatorische Alleingänge einzelner Euro-Länder werden vom Markt durch Abwertung und Zinserhöhung „bestraft“; ihr Ansteckungseffekt auf andere Länder tendiert gegen Null.
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4. Welches sind die Vorteile des neuen (€+)-Systems?
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1. Das „Greshamsche Gesetz“ gilt wieder. Bürger und Anleger entscheiden, in welcher Währung sie sparen und ausgeben. Der (neue) Euro würde automatisch zum stabilsten, weil abwertungs-sicheren Geld Europas: Alle nationalen Währungen können (und müssen!) zum Euro abwerten. Der Euro würde zum „Gold ohne das gelbe Metall“.
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2. Europas Währungsgraben zwischen Euro- und Nicht-Euro-Ländern verschwindet. Nicht-Euro-Länder mit eigener Währung (Schweiz, Russland, Norwegen) könnten der EU und neuen Euro-Zone beitreten. Dasselbe gilt für alle WKII-Länder innerhalb der (alten) Euro-Zone.
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3. Selbstverschuldete nationale Währungs- und Finanz-Krisen (à la Zypern und demnächst andere) bleiben nationale Krisen und gefährden nicht mehr den Euro. Der Euro wird endlich, was er werden sollte: ein global sicheres und akzeptiertes Geld – sicherer als der US-Dollar.
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4. Die Euro-Alt-Schulden-Regelung – entweder über nationale „ Bad-Banks“ oder die bewährten Alt-Schulden – „Clubs“ unter Aufsicht des IWF (Pariser und Londoner Club) – befreien die heutigen Krisen-Länder (Griechenland & Co) von ihrer unzumutbaren (und politisch explosiven „Selbst-Kasteiung“. Sie erhalten über die Bad Bank-Lösung für ihre Alt-Euro-Schulden sowohl Zeit für eine Schuldenstreckung sowie die Chance der Schuldenstreichung („haircut“): Es wäre die die Beendigung ihrer Dauer-Krise. Die EU würde wieder an Zusammenhalt und Attraktivität gewinnen.
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5. Last but not least: Die akute Gefahr, dass die Euro-Staaten über die eskalierende Kapitalflucht in „totes Kapital“ (Gold, Immobilien, Alt-Aktien, Auslandsanlagen) wertvolles Wachstums- und Innovations-Potential verlieren, wäre gebannt. Die EU würde wieder zum dynamischen Akteur auf der Weltwirtschafts-Bühne, eine Rolle, die sie seit der Euro-Krise nicht mehr spielt.
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Quelle: Prof. Dr. Wilhelm Hankel, Königswinter
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Besten Dank für diese erkenntnisreichen Erläuterungen.
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Ihr Oeconomicus
EU und Zypern einigen sich auf Rettungsplan
Veröffentlicht: 25. März 2013 Abgelegt unter: bail-in, Bank of Cyprus, Euro-Zone (EU-Mitgliedsländer OHNE eigene Währungssouveränität), Laiki-Bank, ZYPERN | Tags: Bank of Cyprus, Dr. Wolfgang Schäuble, ELA, EZB, Jeroen Dijsselbloem, Nikos Anastasiades, Popular Bank (Laiki), Troika Ein KommentarStaatsbankrott offenbar abgewendet
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EUR/USD SPOT
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Bei den Verhandlungen über ein internationales Rettungspaket für das vom Staatsbankrott bedrohte Zypern hat es eine Einigung gegeben. Die Eurogruppe und Zypern haben sich nach Worten von Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem auf ein neues Rettungspaket für das vor der Staatspleite bedrohte Land verständigt.
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Das Programm umfasse eine Stabilisierung des zyprischen Finanzsektors mit einer weitgehenden Restrukturierung der beiden größten Banken des Landes, sagte Dijssselbloem in Brüssel nach fast neun Stunden Verhandlungen. „Eine Abgabe auf Einlagen kann und wird vermieden werden“, ergänzte er. Einlagen unter 100.000 Euro seien ganz außen vor
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tagesschau — SpOn — Handelsblatt
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Eurogroup Statement on Cyprus
The Eurogroup has reached an agreement with the Cypriot authorities on the key elements necessary for a future macroeconomic adjustment programme.
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Annex
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Following the presentation by the Cyprus authorities of their policy plans, which were broadly welcomed by the Eurogroup, the following was agreed:
- Laiki will be resolved immediately – with full contribution of equity shareholders, bond holders and uninsured depositors – based on a decision by the Central Bank of Cyprus, using the newly adopted Bank Resolution Framework.
- Laiki will be split into a good bank and a bad bank. The bad bank will be run down over time.
- The good bank will be folded into Bank of Cyprus (BoC), using the Bank Resolution Framework, after having heard the Boards of Directors of BoC and Laiki. It will take 9 bn Euros of ELA with it. Only uninsured deposits in BoC will remain frozen until recapitalisation has been effected, and may subsequently be subject to appropriate conditions.
- The Governing Council of the ECB will provide liquidity to the BoC in line with applicable rules.
- BoC will be recapitalised through a deposit/equity conversion of uninsured deposits with full contribution of equity shareholders and bond holders.
- The conversion will be such that a capital ratio of 9 % is secured by the end of the programme.
- All insured depositors in all banks will be fully protected in accordance with the relevant EU legislation.
- The programme money (up to 10bn Euros) will not be used to recapitalise Laiki and Bank of Cyprus.
- The Eurogroup is convinced that this solution is the best way forward for ensuring the overall viability and stability of the Cyprus financial system and its capability to finance the Cyprus economy.
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Eurozone Portal
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Eurogroup Press Conference – Live Webcast
It’s 2:30am, do you know where your deposits are? Tune in to see the Eurogroup explain how this is in the best interest of the Cypriot people, how the ‚deal‘ illustrates the solidarity of the European people, and how the worst of the crisis is now behind us.
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- SCHAEUBLE SAYS CYPRIOT DEAL NEEDED BAIL-IN AT BOTH BIG BANKS
- SCHAEUBLE SAYS MUCH WORK REMAINS TO BE DONE :BOCY CY, CPB CY
- SCHAEUBLE SAYS TIME LOST ON CYPRUS, SITUATION DIDN’T IMPROVE
- EU COMMISSION SAYS NO CYPRUS PARLIAMENT VOTE NEEDED: SCHAEUBLE
- SCHAEUBLE SAYS TROIKA TO CONTACT RUSSIAN GOVT ON DEAL :BOCY CY
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zerohedge
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Zypern bekommt 2. Hilfspaket in einer Woche – Wirtschaft vor Abgrund
Bestandsaufnahme und Kommentar des Wirtschafts-Journalisten Markus Gaertner
EZB: Aus, aus, das Spiel ist aus!
Veröffentlicht: 10. September 2012 Abgelegt unter: EZB | Tags: Axel Weber, BVerfG, Christian Wulff, DEMOKRATIE, Dr. Peter Gauweiler, ELA, EZB, FRANKREICH, Horst Köhler, Jürgen Stark, Maastricht, No-Bail-out-Klausel, Theo Waigel Hinterlasse einen KommentarEZB: Aus, aus, das Spiel ist aus!
Die Entscheidung der EZB, unbegrenzt Staatsanleihen aus Südländern kaufen zu wollen, ist für Deutschland ähnlich dramatisch wie das Kippen der „No-Bail-Out“-Klausel. Dagegen ist auch das Verfassungsgericht machtlos.
Handelsblatt – 10.09.2012, 11:08 – Kommentare
EZB «renationalisiert» das griechische Bankenproblem
Veröffentlicht: 20. August 2012 Abgelegt unter: Emergency Liquidity Assistance (ELA), EZB, GRIECHENLAND / GREECE | Tags: ELA, EZB, GRIECHENLAND / GREECE, Schneeballsystem, Währungsunion Hinterlasse einen KommentarEZB «renationalisiert» das griechische Bankenproblem
Die Notkredite der griechischen Zentralbank an die griechischen Banken, die vom Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) gebilligt worden sind, wurden von den griechischen Geldhäusern zuletzt angeblich dazu verwendet, kurzfristige Staatspapiere ihrer Regierung zu kaufen. Dass diese die Einnahmen daraus nun dafür verwendet haben soll, eine am Montag fällig gewordene und von der EZB gehaltene griechische Staatsanleihe zurückzubezahlen, ist vielen Beobachtern sauer aufgestossen. Von Trickserei und Schneeballsystem war da die Rede.
In der Tat sind die Kredite unter der Emergency Liquidity Assistance (ELA) eine unschöne Praxis im Euro-System. Sie verlagern die Refinanzierungsgeschäfte für europäische Banken zurück zur nationalen Instanz, was dem Geist der Währungsunion widerspricht. Dennoch sind sie derzeit die einzige, wenn auch etwas hilflose Möglichkeit der EZB, sich die Probleme im griechischen Bankensystem nicht länger selbst aufzubürden und die Risiken daraus nicht mehr unbeschränkt auf die eigenen Bücher zu nehmen. Viel zu lange Zeit hat die EZB die griechischen Finanzinstitute «durchgefüttert». Indem sie zur «Vollzuteilung» übergegangen ist, ständig das Sicherheiten-Regime gelockert hat und bis vor kurzem, entgegen aller ökonomischen Vernunft, griechische Institute noch als Gegenpartei akzeptiert hat, sicherte sie letztlich das Überleben griechischer Banken.
Emergency Liquidity Assistance (ELA) und die Rolle der EZB im griechischen Drama
Veröffentlicht: 4. August 2012 Abgelegt unter: Emergency Liquidity Assistance (ELA), EZB, GRIECHENLAND / GREECE, Hans-Werner SInn, Kaptalverkehrskontrollen, National Bank of Greece | Tags: Bank of Greece, ELA, EZB, Grexit, Staatsfinanzierung Hinterlasse einen KommentarNotkredite: EZB bewahrt Griechenland vor Bankrott
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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrer letzten Zinssitzung am Donnerstag vergangene Woche die griechische Notenbank dazu autorisiert, vier „frische“ Milliarden Euro zu „drucken“.
Das Geld wird von der nationalen Notenbank via „Emergency Liquidity Assistance“ (ELA) in den Markt gepumpt. Die EZB muss diesen Umweg gehen, weil ihr die direkte Staatsfinanzierung mit Hilfe der Euronotenpresse ausdrücklich untersagt ist.
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04.08.2012 | 09:11 | (DiePresse.com)
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follow-up, 02.07.2015
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ELA-Notkredite: EZB hält griechische Banken am Leben
Der EZB-Rat hat beschlossen, die ELA-Notkredite für die griechischen Banken weiterlaufen zu lassen. Die Obergrenze wird allerdings nicht aufgestockt.
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WiWo
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follow-up, 25.06.2015
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Griechen-Drama: Weidmann kritisiert Notkredite
Die Luft wird dünn für Griechenlands Banken: Notkredite der EBZ (ELA) sind mittlerweile ihre einzige Finanzierungsquelle. Das hat Bundesbank-Präsident Jens Weidmann in Frankfurt – einmal mehr – scharf kritisiert:
„Das Eurosystem darf keine weitere Brückenfinanzierung für Athen leisten“.
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heute.de
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follow-up, 20.06.2015
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Not-Liquiditätshilfe ELA an griechische Banken bei 66% des BIP
Die Not-Liquiditäts-Nothilfe (ELA) gestaltete sich auf rund 3 Mrd. Euro, welcher Betrag zusammen mit dem auf 1 Mrd. Euro veranschlagten „Kissen“ der griechischen Banken für die Liquiditätsbedürfnisse bis einschließlich Montag (22 Juni 2015) ausreicht. Informationen zufolge werden allein die am Freitag (19 Juni 2015) verzeichneten Abflüsse von den Banken auf 1,5 Mrd. Euro geschätzt.
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Es sei angemerkt, dass die Abflüsse, denen die Banken seit Beginn der Woche bis einschließlich gestern (19 Juni 2015) zu begegnen haben, sich auf 3 Mrd. Euro belaufen, welcher Betrag von dem verbliebenen „Liquiditätskissen“, über das die Banken seit der vorherigen Intervention verfügten, nicht hinreichend abgedeckt war. In diesem Rahmen ist nicht ausgeschlossen, dass die heutige ELA-Finanzierung sich bei sogar über 3 Mrd. Euro bewegt und jede andere „Liquiditätsspritze“ von der EZB mittels der ELA übersteigt.
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Mit dem gestrigen Zug der EZB zeigt auch Mario Draghi, dass die letzte Stunde der Entscheidungen gekommen ist, die auf politischer Ebene gefasst werden sollen. Analog zu dem, was die Politiker entscheiden, also Einigung oder Bruch, wird die EZB folgen und entweder darin fortfahren, die Liquidität der griechischen Banken zu stützen, oder die Finanzierung vorläufigen Charakters mittels der ELA einstellen.
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Der Gesamtbetrag der ELA belief sich – vor dem gestrigen Beschluss – auf 84,1 Mrd. Euro, womit die griechischen Banken sich mittels des Eurosystems 118 Mrd. Euro geliehen haben, welcher Betrag ungefähr 66% des BIP des Landes entspricht. In der kritischen Periode Mai – Juni 2012 hatte der Betrag der Finanzierung durch das Eurosystem 135 Mrd. Euro erreicht. Damals wurde er allerdings auf Basis einer größeren Guthabenbasis, eines unterschiedlichen BIP und natürlich „gesunderer“ Kredite veranschlagt, welche die Basis der „Collaterals“ (Sicherheiten) darstellten. Folglich ist es eine Frage der Zeit, bis die ELA selbst auch dann endet, wenn Herr Draghi sie letztendlich nicht schon vorher gekappt hat …
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Quelle: sofokleous10.gr – Übersetzung: Griechenland-Blog
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Anmerkung:
Sollte am ‚Ende des Tages‘ die Option GREXIT gezogen werden, müsste die Bank of Greece abgewickelt und eine neue Zentralbank installiert werden. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Aufgrund der ELA-Verpflichtungen wäre die Bank of Greece bereits insolvent bevor die erste Drachme in Umlauf gebracht werden kann.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 29.05.2015
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Die griechische Tragödie
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Inhalt
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Zusammenfassung
Griechenland hat bis Ende März 2015 insgesamt 325 Mrd. Euro an Krediten von den Rettungseinrichtungen der EU, dem IWF und der EZB erhalten, und doch ist die Arbeitslosenquote mehr als doppelt so hoch wie vor fünf Jahren, als die fiskalischen Rettungsaktionen begannen. Dies liegt an der sogenannten Holländischen Krankheit. Je mehr Geld fließt, desto geringer sind die Anreize, die exzessiven Preissteigerungen in den ersten Jahren des Euro wieder rückgängig zu machen und den steinigen Weg zur Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit zu gehen.
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Auch die griechische Bevölkerung hat von den Rettungskrediten profitiert. Gerechnet vom Krisenbeginn, wurden die öffentlichen Kredite zu etwa einem Drittel zur Finanzierung des griechischen Leistungsbilanzdefizits, zu einem Drittel für die Schuldentilgung und zu einem Drittel für eine griechische Kapitalflucht ins Ausland eingesetzt. Griechenland hat zudem erhebliche Vorteile aus der künstlichen Absenkung der Zinsen für seine Auslandskredite erzielt. Diese Vorteile könnten in realer Rechnung für die Jahre 2008 bis 2014 bei etwa 50 Mrd. Euro gelegen haben. Im Jahr 2014 lag der griechische Gesamtkonsum im privaten und öffentlichen Sektor bei knapp 114% des Nettonationaleinkommens.
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Die griechischen Banken haben in den letzten Monaten für etwa 80 Mrd. Euro ELA-Kredite der griechischen Notenbank erhalten. Die ELA-Kredite, die nur mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit des EZB-Rates hätten verhindert werden können, gingen weit über das Maß hinaus, für das die griechische Notenbank bei einem Konkurs des Staates und einer Entwertung der von den Banken eingereichten
Pfänder haften kann. Mit ihrer Hilfe gelang es, die Kapitalflucht griechischer Bürger, die ihr Vermögen im Ausland in Sicherheit brachten, durch öffentliche Kreditmittel der Staatengemeinschaft zu kompensieren und so den Drohpunkt bei den Verhandlungen mit eben dieser Staatengemeinschaft stark zu verbessern. Das könnte der Grund dafür sein, dass die griechische Regierung bei den Verhandlungen auf Zeit gespielt hat.
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Sollte es zum Austritt kommen, wäre es wichtig, so rasch wie möglich ein neues gesetzliches Zahlungsmittel einzuführen, damit alle Preisschilder sowie alle Miet-, Kredit- und Lohnkontrakte im Gleichschritt abgewertet werden können, um die Wettbewerbsfähigkeit der griechischen Wirtschaft wiederherzustellen.
Ein schleichender Übergang zur neuen Währung auf dem Umweg über eine Verwendung staatlicher Schuldscheine, die nicht gesetzliches Zahlungsmittel sind, würde zwar die Zahlungsfähigkeit der griechischen Regierung notdürftig sichern, er wäre aber kein Beitrag zur Lösung des Wettbewerbsproblems.
Verschiedene ökonometrische Studien deuten darauf hin, dass ein Wirtschaftsaufschwung bereits ein bis zwei Jahre nach einer Abwertung und einem Schuldenschnitt beginnen könnte.
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1. Die öffentlichen Kredithilfen
2. Hat das Geld geholfen?
3. An wen flossen die Kredite?
4. Die Zinsnachlässe
5. Das Risiko der Geberländer
6. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und vier Optionen für Griechenland
7. Vor- und Nachteile des Grexit
8. Zum Prozedere des Austritts
9. Schlussbemerkungen
Personen- und Autorenregister
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Hans-Werner Sinn – CESIfo: Die griechische Tragödie
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follow-up, 19.03.2015
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EZB gewährt griechischen Banken neue Notkredite
Im Februar drehte die EZB Griechenland den Geldhahn zu, indem sie Staatsanleihen nicht mehr als Sicherheiten akzeptierte. Seitdem ist das Land auf Notkredite angewiesen. Deren Volumen setzt die EZB nun erneut hoch.
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Handelsblatt
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follow-up, 26.02.2015
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Kapitalverkehrskontrollen jetzt!
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Die Kapitalflucht aus Griechenland ist voll im Gange.
Die Leute horten Euro-Bargeld unter der Matratze, vergraben es und transportieren es im Koffer außer Landes.
Vor allem aber überweisen reiche Griechen, Banken und internationale Anleger ihr Geld ins Ausland, solange es noch geht.
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Allein im Dezember 2014 waren netto 7,6 Mrd. Euro oder 4,1% des griechischen Bruttoinlandsprodukts ins Ausland überwiesen worden, was man am Anstieg der griechischen Target-Schulden erkennen kann, also den Verbindlichkeiten der griechischen Notenbank gegenüber der Europäischen Zentralbank (EZB). Das war der größte Anstieg seit Mai 2011.
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Im neuen Jahr dürfte sich die Kapitalflucht angesichts der Wahlergebnisse nochmals erheblich beschleunigt haben, insbesondere jetzt, nachdem die griechische Regierung in den Hauptstädten mit ihrem Verlangen nach neuem Geld abgeblitzt ist.
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Normalerweise teilen sich die Notenbanken des Eurosystems die Ausfälle von Krediten, die sie den Geschäftsbanken aus selbst geschöpftem Geld gewährten. Wenn etwas schief geht, erhalten sie allesamt entsprechend weniger Zinseinkommen und schütten demgemäß auch weniger Gewinne an die Finanzministerien ihrer Sitzländer aus. Falls jedoch ELA-Notfallkredite gewährt werden, haftet die emittierende Notenbank selbst:
Sie bekommt dann auf Dauer weniger Zinsgewinne aus dem Pool jener Kredite, die das Eurosystem vergeben hat.
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Allerdings haftet die nationale Notenbank faktisch nur bis zu einer natürlichen Grenze. Diese ist erreicht, wenn die möglichen Zinsabzüge aufgrund der ELA-Kredite größer sind als die Zinsen, die der Notenbank unter normalen Umständen aus dem Pool der Kredite des Eurosystems zustehen.
Jenseits dieser Grenze ist die Haftung mangels Masse nicht mehr möglich, und die nationale Notenbank müsste eigentlich in Konkurs gehen, denn mit der Druckerpresse darf sie ihre Zinsverpflichtungen gegenüber den anderen Notenbanken nicht erfüllen.
Da auch der jeweilige Nationalstaat nicht verpflichtet ist, Geld nachzuschießen, und er für Verluste seiner Notenbank nicht aufkommen muss, haften am Ende die anderen Notenbanken.
Sie müssen für alles, was die nationale Notenbank nicht mehr tragen kann, gerade stehen – und erhalten entsprechend weniger Zinsen aus dem Pool der vom Eurosystem vergebenen Kredite, eben weil es einen Teil der Zinsen nicht mehr gibt.
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Hans-Werner Sinn – CESifo: Kapitalverkehrskontrollen jetzt
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Anmerkung:
Warum die neue Regierung nicht unmittelbar nach der Amtseinführung Kapitalverkehrskontrollen eingeführt hat, erschließt sich mir nicht.
Denkbar wäre jedoch, dass dies nicht im Interesse der Institutionen (TROIKA) war und mittels sanftem Druck somit verhindert wurde.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 31.05.2012
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Liquititäts-Instrument ELA in der EU
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Europäische Schuldenkrise: Für wie viele Kredite müssen die Bundesbürger haften?
Veröffentlicht: 23. März 2011 Abgelegt unter: Emergency Liquidity Assistance (ELA), EZB, Joachim Starbatty | Tags: Artikel 14 Absatz 4, Bundesbank, Charakter, Depression, EFSF, ELA, EU-Kommission, EZB, EZB-Rat, IRLAND, Prof. Dr. rer. pol. Dr. h.c. Joachim Starbatty, Realwirtschaft, Satzung des ESZB, Victor-Marie Hugo, Zitat Hinterlasse einen KommentarZitat zum Tage
„Heute säte der Mensch die Ursache, und morgen läßt Gott die Wirkung reifen.“
[Victor-Marie Hugo (* 26. Februar 1802 in Besançon; † 22. Mai 1885 in Paris) war ein französischer Schriftsteller.
Er schrieb zahllose Gedichte sowie Romane und Dramen und betätigte sich als literarischer, aber auch politischer Publizist. Vielen Franzosen gilt er als ihr größter Autor überhaupt. Sein vielfältiges Schaffen kann teils der Romantik, teils dem Realismus zugeordnet werden.]
Europäische Schuldenkrise:
Für wie viele Kredite müssen die Bundesbürger haften?
Emergency Liquidity Assistance (ELA), ein Begriff den jeder [deutsche] Steuerzahler kennen sollte und dessen Auswirkungen sowohl von Bundesbank, EZB und verantwortlichen Polit-Clown’s wohlweislich verschwiegen werden!
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Liquititäts-Instrument ELA in der EU
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dazu:
PROTOKOLL ÜBER DIE SATZUNG DES
EUROPÄISCHEN SYSTEMS DER ZENTRALBANKEN UND DER EUROPÄISCHEN ZENTRALBANK
Auszug: Artikel 14 Absatz 4
„Die nationalen Zentralbanken können andere als die in dieser Satzung bezeichneten Aufgaben wahrnehmen, es sei denn, der EZB-Rat stellt mit Zweidrittelmehrheit der abgegebenen Stimmen fest, dass diese Aufgaben nicht mit den Zielen und Aufgaben des ESZB vereinbar sind. Derartige Aufgaben werden von den nationalen Zentralbanken in eigener Verantwortung und auf eigene Rechnung wahrgenommen und gelten nicht als Aufgaben des ESZB.“
zu den EZB Statuten – PDF 21 Seiten
Das große Geheimnis der Zentralbanken
Die nationalen Zentralbanken können kriselnden Banken zusätzlich zu den Soforthilfen der EZB auf eigene Rechnung Kredite gewähren – und niemand spricht darüber.
Irland macht jetzt den ersten vorsichtigen Versuch, dieses Geheimnis zu lüften.
zum Artikel
Frisches Geld für marode Banken
von Helga Einecke und Markus Zydra
Enorme Freiheiten, ganz legal: Im Euro-Raum dürfen nationale Notenbanken notleidenden Geldhäusern mit frischem Geld aushelfen. Genau dies geschieht nun in Irland und Portugal – die Europäische Zentralbank ist alarmiert.
zu den unglaublichen Freiheiten
Anmerkung:
Sobald die Luft über der Akropolis zu dünn wird, könnte man seitens der Bank of Greece auf die Idee kommen, mit Hilfe des ELA-Tools die Eurozone etwas durcheinander zu wirbeln. Dabei ist eine Ermutigung quasi hinter vorgehaltener Hand seitens der EZB, des EFSF oder der EU-Kommission nicht auszuschließen!
Wir werden die weitere Entwicklung höchst wachsam verfolgen und bei Vorlage belastbare Belege für diesen Nebelkerzen-Trick auf den Vorgang zurückkommen.
Geld verdirbt den Charakter – Wie es zu den Exzessen in der Welt des Geldes gekommen ist
Die derzeitige Finanzkrise wird gern auf die Gier und das moralische Versagen in der Banken- und Finanzwelt zurückgeführt. Die Anreizsysteme belohnten risikoreiches Handeln, die großen Zentralbanken stellten dermaßen billiges Geld zur Verfügung, dass kein Zweifel an ewiger Prosperität aufkam. Als schließlich die Blasen platzten, stürzten sie die Finanz- und Realwirtschaft in eine tiefe Depression. Es steht zu befürchten, dass wir noch lange nicht am Ende dieser Durststrecke angelangt sind.
fulminanter Vortrag von Prof. Dr. Joachim Starbatty [43:24 Min]