Politische Weisheiten oder „die Sprache der Macht“


vergessene Erkenntnisse des Harvard-Ökonomen
Dr. Andreas Georgiou Papandreou

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File:Bill Clinton and Andreas Papandreou.jpg

Andreas Papandreou mit Bill Clinton in den USA, 1994

Bildrechte: public domain, Urheber: White House Photo Office

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Hätte man nur auf ihn gehört, viele bittere Realitäten wären dem Hellenische Volk -und den deutschen Steuerzahlern- erspart  geblieben:
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Die Länder Südeuropas sind periphere, abhängige Randgebiete des globalen Kapitalismus. Ein Teil ihrer gesellschaftlich geschaffenen Werte wird ihnen zum Verbrauch in den nördlichen Metropolen entzogen. Ihre ökonomische Entwicklung ist unausgeglichen und nach außen gerichtet. Die Länder Nordafrikas und des Nahen Ostens haben die politischen und militärischen Fesseln ihrer Abhängigkeit zerbrochen, sehen sich aber ständig der Gefahr ausgesetzt, in den alten Status, wenngleich in neuen und subtileren Formen, zurückgestoßen zu werden, wenn sie ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit nicht erreichen, also eine eigenständige, ausgeglichene ökonomische Entwicklung.
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Daher haben die Staaten des Mittelmeerraums ein gemeinsames Schicksal, und sie haben gemeinsam die Gelegenheit und die Verpflichtung, ihre Ressourcen kooperativ zu nutzen, sie im Rahmen gemeinschaftlich ausgearbeiteter Strategien effektiv werden zu lassen.
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Was heißt das konkret?
Es heißt erstens, daß die südeuropäischen Staaten gut daran täten, nicht der EG beizutreten, beziehungsweise, wenn sie bereits Mitglied sind, ihren Austritt vorzubereiten. Denn die EG ist der gemeinsame Markt des Monopolkapitals, und eine Mitgliedschaft bedeutet langfristig, dass sie abhängig bleiben, dass sie Randgebiete des Weltkapitalismus bleiben -jedenfalls bis Westeuropa selbst sozialistisch umgestaltet wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass die südeuropäischen und nordafrikanischen Staaten ihre Beziehungen zur EG nicht beibehalten oder entwickeln sollten. Allerdings nur unter Bedingungen, die eine eigenständige ökonomische Entwicklung garantieren. Ohne nationale Wirtschaftsplanung ist das nicht möglich. Die Mittelmeer-Länder müssen also die Kontrolle über ihren Außenhandel und Kapital-Bewegungen selbst behalten.
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Zweitens heißt das, daß die Mittelmeer-Anrainer ihre Kräfte vereinen müssen, um einem internationalen Preissystem zu widerstehen, das ihnen ihre Reichtümer raubt. Sie müssen ihre Kräfte vereinen, um internationalen Institutionen wie der Weltbank oder dem International Monetary Fund zu widerstehen, die die Vorherrschaft des westlichen Monopolkapitals stützen. Ihre Strategie muß auf dem Prinzip beruhen, dass die einzige Sprache, die der Kapitalismus versteht, die Sprache der Macht ist.
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Drittens heißt das, dass die Mittelmeer-Länder ihre Investitionspläne und Handelspolitik koordinieren müssen, zum Wohl der ganzen Region. Langfristig kann das sehr gut zur Entwicklung eines Gemeinsamen Mittelmeer-Marktes führen, oder gar zu einer mediterranen Wirtschaftsgemeinschaft.
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Viertens heißt das, dass sie ein großes und modernes Forschungs-Zentrum zur Entwicklung von Technologien errichten sollten, die den Völkern des Mittelmeerraumes nutzen. Denn letztlich ist die Technologie das einzige Mittel, die Infiltration westlichen Kapitals zu stoppen.
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Aber das alles hat eine Grundvoraussetzung:
Dass wir den Weg einer sozialistischen Veränderung unserer Gesellschaften gehen. Eine eigenständige nationale Entwicklung, die den Bedürfnissen unserer Völker gerecht wird, ist im Kapitalismus nicht möglich. Aber Sozialismus, die sozialistische Veränderung unserer Gesellschaften, kann nicht ohne politische und militärische Unabhängigkeit erreicht werden. Die Befreiung aus dem Netz politischer und militärischer Abhängigkeit von den USA und der NATO ist eine notwendige Bedingung.

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aus: Konkret 08/1977, S. 21
Quelle
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Auch wenn es zu einigen Schlußfolgerungen Papandreou’s Diskussionsbedarf geben mag, ist seinem inhaltlichen Vortrag hinsichtlich eines heute ‚gefühlten EU-Feudalismus‘ nichts hinzuzufügen!
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Ihr Oeconomicus

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Porträt von Andreas Georgiou Papandreou
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