Die wechselvolle Geschichte von Libyen


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Die wechselvolle Geschichte von Libyen
The Great-Man-Made-River Projekt

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Über Libyens „Weltwunder“, das GMMRP: Great Man Made River-Projekt. Pipelines zur Wasserversorgung der libyschen Städte und landwirtschaftlicher Nutzflächen.

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Anfang der 1960er Jahre wurde in Libyen erstmals Erdöl gefunden, die Ausbeutung der Vorkommen begann. Damit verbunden war die intensive Suche neuer Lagerstätten. Die Erkundung wurde bis tief in die Sahara ausgedehnt. Sozusagen als Nebenresultat dieser Explorationstätigkeit stießen die Bohrtrupps damals auf reiche Süßwasservorkommen, deren Umfang für aride Zonen, wie sie der größte Teil Libyens darstellt, die Ausbeutung geradezu unabdingbar erscheinen lassen.
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Mit diesen Wasserreserven nahmen Pläne Gestalt an, dass Libyen eines Tages die Versorgung seiner Bevölkerung mit landwirtschaftlichen Produkten aus eigenem Aufkommen sichern kann und darüber hinaus diese Erzeugnisse exportiert. Ursprüngliche Vorstellungen zur Errichtung riesiger Farmen in der Wüste nahe der Brunnen ließen sich nicht verwirklichen. Die Alternative war die Fortleitung des Wassers aus den Brunnenfeldern in die Küstenregionen, um die dort vorhandene Landwirtschaft zu vervielfachen … hier geht es weiter
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Hier geht es zum Great-Man-Made-River-Video:

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Ergänzende Informationen, Stand 02. September 2011:
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Auch wenn uns medienwirksam mit dem (vorläufigen) Ende der Natoeinsätze eine gelungene Friedensmission in Libyen dargestellt wird, so haben wir unsere Zweifel, dass in diesem Konflikt wirklich alle Messen bereits gesungen sind. Mag sein, dass al-Gaddafi’s Macht gebrochen ist, daraus eine Demokratisierung des Landes abzuleiten halten wir für gewagt.
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Wer sich die wechselvolle Geschichte von Libyen sowohl vor als nach der Dekolonialisierung (21.Nov.1949) etwas genauer ansieht, wird die heterogenen Strukturen sowohl der Landesteile (Kyrenaika, Tripolitanien und Fezzan) als auch der etwa 140 Stämme des Landes erkennen.
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Es spricht einiges dafür, dass die libysche Revolution nicht aufgrund von Armut, Hunger oder schlechter Versorgung der Menschen ausgelöst wurde, sondern die Gier nach Kontrolle der Öl- und Gasvorkommen des Landes eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte. Zumindest wird uns dies von kritischen Stimmen des internationalen Mainstreams so nahegelegt. Das entscheidendere Motiv für das Gaddafi-Bashing durch seine Exfreunde in Amerika, Frankreich (es hält sich das Gerücht, Gaddafi habe Sarkozy’s Wahlkampf finanziert), UK, Italien und den vordergründig passiven Partnern wie Deutschland, China und Russland könnte allerdings vom Mainstream nicht zur Kenntnis genommene andere Ursachen haben:
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So hat Gaddafi bereits 1980 ein gigantisches Projekt zur ultimativen Wasserversorgung Libyens und in der Folge den Nachbarstaaten Tunesien, Algerien, Niger, Tschad, Sudan und Ägypten mit einem eigenfinanzierten Budget von $33 Mrd. ohne Mitwirkung des IWF oder der Weltbank gestartet und bis 2009 mit dem Bau einer Wasserleitung von 4000 km bereits ²/³ davon umgesetzt.
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Grundlage dieses richtungweisenden Investments sind vier riesige Wasserreservoirs im Süden Libyen’s (Kufra basin, Sirt basin, Morzuk basin und Hamada basin) in denen geschätzte 35.000km³ (Kubik-Kilometer Volumen) Wasser gespeichert sein sollen, was in etwa einem See der Fläche der BRD (Staatsgebiet ca. 357.000 km² x 0,1) mit etwa 100 m Tiefe entsprechen würde.
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Diese kaum vorstellbare Menge könnte das Potential besitzen, die gesamte Region für die nächsten 100 Jahre in wahrhaft blühende Landschaften zu verwandeln. Enorm steigender Wohlstand, Arbeitsplätze und politische Stabilität und damit totale Unabhängigkeit vom Westen, China’s und Russland wären die Folge. Bei einem durchschnittlichen Abgabe-Preis pro m³ Wasser von etwa 2 € (Deutschland) oder ca. 1 € in Südtirol (beides wasserreiche Regionen) mag man ermessen, welche potentielle Wertschöpfung die libysche Wasserbonanza bedeuten könnte.
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Weil nicht sein kann, was nicht sein darf könnten interessierte Gruppierungen an der Stelle die Reißleine gezogen haben, um derartige Unabhängigkeitsbestrebungen im Keim zu ersticken. Für diese These könnte auch die Inbetriebnahme des ersten Großabschnittes dieser gigantischen Wasserversorgung am 1.September 2010, also 5 Monate vor Beginn der Unruhen im Land sprechen.
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Indes bleibt festzuhalten: werden diese riesigen Wasservorkommen von den „falschen Gruppen“ kontrolliert, wäre es denkbar, damit Abhängigkeiten von Millionen Menschen zu verstetigen. Die außerordentlichen Gefahren und Verwerfungen einer möglicherweise bevorstehenden, bisher beispiellosen weltweiten Rezession verlangen nun mal (etwas zynisch betrachtet) außerordentliche Maßnahmen.
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Die bedrohten westlichen Staaten (allen voran Frankreich, USA und UK) haben sich medienwirksam für ihre Unterstützung demokratischer Prozesse in der arabischen Welt eingesetzt. Ein Schelm wer dabei auf den Gedanken kommt, dass es wirklich nur darum gehen könnte, die Petro-Dollar-Mauern niederzureissen und sich weitere Ressourcen anzueignen. Wer sich intensiver mit der Materie beschäftigen möchte, könnte aus dieser Geab-Analyse interessante Erkenntnisse ziehen. Jedenfalls bleibt es spannend, ob sich die Wachstums-Phantasien, genährt durch libysches Viagra, tatsächlich materialisieren, oder sich sehr bald als Rohrkrepierer herausstellen werden. Zur weiteren Vertiefung des Themas sei der englischsprachigen „twelfthbough-blogspot“ empfohlen.

herzlichst

Ihr Oeconomicus



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