Die Mär vom Deutschen Wirtschaftswunder
Veröffentlicht: 16. Juli 2013 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Ludwig Ehrhard | Tags: Hypothekengewinnabgabe, Marshall-Plan, Reichsgruppe Industrie, Währungsreform, Wirtschaftswunder Ein KommentarDie Mär vom Deutschen Wirtschaftswunder
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Ludwig Erhard mit seinem Buch
Bildrechte: CC – Namensnennung: Bundesarchiv, B 145 Bild-F004204-0003 / Adrian, Doris / CC-BY-SA
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Im Zuge der Euro-Schuldenkrise geben wir Deutschen gern und ungefragt gute Ratschläge:
Wirtschaftskrisen sind im Grunde selbstverschuldet und können durch eiserne Disziplin behoben werden.
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Wir kennen uns aus: Schließlich haben die Deutschen, zumindest im Westen, nach dem Weltkrieg geradezu aus eigener Kraft ein Wirtschaftswunder geschafft – vor allem durch ihren unermüdlichen Fleiß, unterstützt von Ludwig Erhard, der Währungsreform und dem Marshall-Plan.
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Stimmt das eigentlich?
Christoph Weber hat sich auf die Suche begeben und nach Antworten gesucht, um dem ebenso beliebten wie hartnäckigen Gründungsmythos auf den Zahn zu fühlen.
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Mit Hilfe renommierter Wirtschaftshistoriker entdeckt er etwas anderes: Natürlich arbeiteten die Menschen in Deutschland emsig, aber das taten sie in anderen Ländern auch – übrigens auch sehr erfolgreich. Dass daraus für die Bundesrepublik ein „Wunder“ wurde, hat mit anderen Faktoren zu tun, die die Deutschen zum größten Teil nicht einmal beeinflussen konnten.
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Es geht um amerikanische Weichenstellungen, um den extrem förderlichen Einfluss des Antikommunismus und des Korea-Krieges, um ökonomische und personelle Kontinuitäten in der deutschen Industrie zwischen Krieg und Nachkrieg und vieles mehr. Am Ende der spannenden Reise wird klar, dass kaum einer der beliebten Glaubenssätze der wissenschaftlichen Überprüfung standhält und dass der rasante wirtschaftliche Aufstieg der Bundesrepublik zwar ein großer Glücksfall, aber alles andere als ein Wunder war.
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Ein Film von Christoph Weber:
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Unser Wirtschaftswunder – Die wahre Geschichte
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Die ersten Werbeclips im TV – Wirtschaftwunder
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Historische Dokumente
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Der Spiegel – 9. Sept. 1953: „SOZIALE MARKTWIRTSCHAFT – Die Flucht nach vorn — PDF [7 Seiten]
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Der Erhard-Mythos – ein Gemisch aus Verdrängung, Verschweigen, Schutzbehauptungen und Halbwahrheiten – PDF [8 Seiten]
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Der Nimbus der Nation – Zum 60. Jahrestag der Währungsreform
20. April 1948, genau zwei Monate vor dem Tag, an dem die D-Mark das Licht der Welt erblicken wird: In Bad Homburg startet ein Bus mit undurchsichtigen Milchglasscheiben Richtung Rothwesten bei Kassel. Er unterliegt dem Kommando von Lt. Col. Emory D. Smoker und bringt Mitglieder der „Sonderstelle Geld und Kredit“, die unter der Leitung von Ludwig Erhard und dem Münchner Stadtkämmerer Erwin Hielscher steht, in einen streng bewachten amerikanischen Fliegerhorst in Nordhessen.
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Jürgen Roth – dradio – 08. Juni 2008
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Währungsreform 1948
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Die Währungsreform von 1948 trat am 20. Juni 1948 in den drei westlichen Besatzungszonen Deutschlands in Kraft, ab 21. Juni war die Deutsche Mark alleiniges gesetzliches Zahlungsmittel. Die Währungsreform von 1948 gehört zu den bedeutendsten wirtschaftspolitischen Maßnahmen der deutschen Nachkriegsgeschichte.
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wikipedia
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Gesetzliche Maßnahmen zur Währungsreform
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Gesetz zur Errichtung der Bank deutscher Länder
Erstes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens
Zweites Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens
Drittes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens
Viertes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens
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Ergänzende Literaturauswahl:
50 Jahre Währungsreform 1948 und die wirtschaftspolitischen Folgen
Bernd Sprenger – KAS – PDF [18 Seiten]
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Deutsche Wirtschaftsgeschichte: seit 1945 – von Werner Abelshauser
Google Books
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dazu Amazon Kundenrezensionen:
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„Gelungene Wirtschaftsgeschichte
Von Dr. Horst HerlemannEs ist sehr erfreulich, dass sich Abelshauser die Mühe gemacht hat, sein bereits 2004 erschienenes Standardwerk zur deutschen Wirtschaft nach 1945 zu überarbeiten. Diese Überarbeitung betrifft besonders den zweiten Teil des Buches. Die Probleme der Wiederereinigung und die aktuelle Rolle der deutschen Wirtschaft in einem ‚vereinten‘ Europa werden mit überzeugender Prägnanz dargestellt. Der Verfasser zögert nicht, Sachverhalte zur Sprache zu bringen, die ein politisch korrekter Kommentator eher im Ungewissen gelassen hätte – besonders einschlägig hier das Kapitel ‚Die Erblast des Euros‘. Anregende Lektüre sind auch die Kapitel zu einzelnen Wirtschaftssektoren, wie z.B. ‚Braunkohle ‚ ein Danaergeschenk‘. Aber es geht nicht nur um analytische Ehrlichkeit bei der Behandlung aktueller Problem, dieses Buch stellt unsere wirtschaftliche Vergangenheit so dar, dass der Leser begreift, woher wir kommen und warum die deutsche Wirtschaft in der Regel an der Spitze des Fortschritts marschiert. Die Ursache dafür, wie man bei Abelshauser lesen kann, ist ein in Deutschland besonders geglücktes Zusammenspiel zwischen denen die wirtschaften, den Ökonomen, die darüber nachdenken und denen, die die politischen Rahmenbedingungen schaffen. Allen drei Faktoren wird dieses Buch gerecht. Ankauf und Lektüre werden dringend empfohlen.“
„Korrigiert weitverbreitete Vorurteile über die Soziale Marktwirtschaft
Von Majomie
Das Werk hält was es verspricht. Wer sich über die Vorbedingungen und Entwicklung der bundesrepublikanischen Wirtschaft auf wissenschaftlich fundiertem Niveau informieren möchte, erhält hier eine nahezu umfassende Einführung. Allerdings muß angemerkt werden, dass der Schwerpunkt des Buches sich (im Einklang mit dem Verständnis des Verfassers vom Begriff der ordnungspolitischen Ausrichtung der Sozialen Marktwirtschaft) der Wirtschaftspolitik widmet. Angesichts politischer Ausgangsbedingungen nach 1945 überrascht das nicht, auch wenn der Verfasser selbst dann doch die politische Erfolgsgeschichte „Wirtschaftswunder“ massiv korrigiert und tieferliegende Kontinuitäten deutscher Wirtschaftskraft betont. Überhaupt fällt eine gewisse national-konservative Perspektive des Verfassers auf, insbesondere in einer selten so klaren Kritik der französischen Besatzungspolitik. Dies wirkt aber niemals aufgesetzt, im Gegenteil bietet es eine interessant Folie gegenüber wirtschaftswissenschaftlichen Konkurrenztheorien.
An manchen Stellen wirkt das Buch redundant. Das ist wohl eine Folge der nicht einfach chronologischen sondern thematischen Aufarbeitung.
Wahrscheinlich hätte es den Rahmen einer Einführung gesprengt, aber die weitgehende Beschränkung der Behandlung der bundesrepublikanischen Unternehmensgeschichte auf die Ruhrkohle AG und die BASF SE hinterläßt den Wunsch nach etwas breiterer Darstellung. Auch fällt auf, dass der Verbraucherschutz mit keinem Wort erwähnt wird. Trotzdem bleibt das Fazit: ein überaus lehrreiches und gelehrtes Buch.“