Dunkle Wolken über dem Élysée-Palast
Veröffentlicht: 17. Mai 2013 Abgelegt unter: FRANKREICH, Jacques Attali, Merkzettel | Tags: €-Bonds, Energiepolitik, François Hollande, Rentensystem, Rezession, Steuerrecht, Wirtschaftsregierung Hinterlasse einen KommentarHollande’s Philosophie-Stunde
.
Bildrechte: CC, Author: Eric Pouhier
.
Nach dem ersten Jahr seiner Amtszeit geht der glücklose Präsident in die Offensive und bringt sich in die vielfältigen Debatten um die Fortentwicklung Europa’s ein.
Er plädiert für
- die Schaffung einer Europäischen Wirtschaftsregierung
- EU-weite Harmonisierung des Steuerrechts
- die Einführung von Euro-Bonds
- stärkere Anstrengungen (€ 6 Mrd.)im Kampf gegen die Jugend-Arbeitslosigkeit
- eine Europäische Gemeinschaft der Energie (mit Übergang zu erneuerbaren Energien)
- Investitionsstrategien für Zukunfts-Industrien
- eine neue Phase europäischer Integration
Für sein eigenes Land verkündet er Einschnitte ins Sozialsystem. So könne das französische Rentensystem in der bisherigen Form nur schwerlich beibehalten werden. Um die vollen Bezüge zu erhalten, würden die Bürger länger arbeiten müssen, sofern das System nicht effektiver werde.
.
Dass er bei seinen Landsleuten ohnehin schon unbeliebt ist, störe ihn nicht, so der Präsident mit einem etwas aufgesetzt wirkenden Selbstbewußtsein.
.
Es gehe ihm darum „Europa aus seiner Lethargie zu holen„ mit dem Ziel, zeitnah „die Umrisse einer politischen Union„ zu manifestieren.
Dabei hob er hervor, dass Deutschland bereits mehrfach seine Bereitschaft für eine politische Union in Europa deutlich gemacht habe.
.
Allerdings unterließ es der Präsident, zumindest die rhetorische Frage aufzuwerfen, ob sich die Bevölkerungen in Deutschland oder Frankreich bei der Gestaltung des zentralistischen Gebildes „Vereinigte Staaten von Europa“ mit derselben -schon fast zwanghaft anmutenden- Faszination mitnehmen lassen.
.
Im Zusammenhang mit den schmerzhaften Rezessions-Auswirkungen in Frankreich und den zerfallenden Volkswirtschaften im Süden Europas, formulierte er ein nach seiner Meinung zielführendes Erfolgskonzept:
„Die Herausforderung ist das Wachstum. Es ist der Weg aus der Rezession, der die Identität Europas bedroht.“
.
Wie diese Begrifflichkeit zu definieren sein könnte, überlässt Hollande (vorsorglich) der Phantasie des geneigten Zuhörers.
.
Der Spiegel bewertet Hollande’s Einschätzungen als „Parolen für die gebeutelte Nation“.
.
Die Kritik erscheint berechtigt, zumal Le Président nicht zu präzisieren vermag, wie er seine Wachstums-Phantasien konkret umzusetzen gedenkt.
Eine Ausweitung der französischen Staatsverschuldung oder gar vergemeinschaftete europäische Schuldenpolitik, beispielsweise mit Euro-Bonds läßt erhebliche Zweifel sowohl an einer demokratisch legitimierten Umsetzung, als auch deren ökonomischer Wirksamkeit zur Lösung des Europäischen Schuldendebakels entstehen.
Hollande’s philosophischer Diskurs lässt die Vermutung zu, dass bei deren Entwicklung der enge Machtzirkel seiner politischen Paten und ggfls. Profiteure seiner Politik, z.B.
.
Jacques Attali (langjähriger Mentor Hollande’s, 2007 von Sarkozy quasi als „Feigenblatt“ zur Ermittlung des Reformbedarfs in Frankreich eingesetzt)
Marisol Touraine (Expertin für Sozial- und Arbeitsmarktpolitik)
Henri de Castris (AXA-Chef, enger Hollande-Freund und Studienkollege an der Eliteschule ENA)
Gérard Mestrallet (leitet den Energie-Multi GDF Suez und gilt als wichtiger Berater des Präsidenten)
Jean-Pierre Jouyet (Leiter der Finanzaufsicht AMF und einflussreicher Ratgeber zu Fragen der Finanzmärkte)
Emmanuel Macron (Partner von Rothschild & Cie .. soll nach französischen Medieninformationen maßgeblich an Hollande’s Wirtschaftsprogramm mitgewirkt haben)
Mathieu Pigasse (Europa-Vizechef der Bank Lazard und Aktionär des Medienkonzerns Le Monde, gilt als einflußreicher Unterstützer Hollande’s)
.
beratend zur Seite standen.
.
Wer an der Stelle berechtigte Kritik an Hollande’s Gedankengut formuliert, könnte beim Studium der Wahlkampf-Thesen zur Bundestagswahl überraschende Schnittmengen feststellen:
.
- SPD: „Für ein besseres Europa““ (ab Seite 103)-
- Bündnis90/Grüne: „Die Europäische Einigung lebt grundsätzlich davon, dass die Menschen, die Regionen und die Staaten in Europa füreinander einstehen“–
- An den programmatischen Wahlkampfaussagen der CDU/CSU wird derzeit noch gefeilt. Es ist allerdings zu befürchten, dass deren Semantikabteilung wesentliche Elemente des für Ende Juni 2013 vorgesehenen Beschlusses des EU-Rates zu einem „Europäischen Wettbewerbspakt“ , dort mit wohlgesetzen Worten verankern wird.
.
Eine Kurzanalyse des Büro Brüssel der österreichischen Bundesarbeitskammer zu den ‚Verträgen für Konvergenz- und Wettbewerbsfähigkeit‘ findet sich hier.
.
ergänzende Video-Clip’s
.
Francois Hollande: „We want to work together for the good of Europe“
.
.
.
Ihr Oeconomicus
.
.
CROSSPOST GEOLITICO
Walters Woche: „Wir haben eine Wirtschaftsregierung“
Veröffentlicht: 31. Januar 2011 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Euro-Zone (EU-Mitgliedsländer OHNE eigene Währungssouveränität) | Tags: Norbert Walter, Wirtschaftsregierung Hinterlasse einen KommentarWalters Woche: „Wir haben eine Wirtschaftsregierung“
„Die Stimmen, die eine europäische Wirtschaftsregierung verlangen, werden lauter.
Ist das des Euros letzte Rettung? Und wie sollte eine solche Regierung überhaupt aussehen?
Diese Fragen und mehr beantwortet n-tv Finanzmarktexperte Norbert Walter.“
Anmerkung
Eine europäische Wirtschaftsregierung bedeutet am Ende des Tages nichts anderes als einen spürbaren Entdemokratisierungsprozess. Sobald die Menschen dies erkannt haben und bei ihrer individuellen Lebensgestaltung spüren, kann dieser Weg zu erheblichen Verwerfungen des sozialen Friedens beitragen.
Ihr Oeconomicus
Euro-Länder beschließen Hilfspaket für Griechenland
Veröffentlicht: 26. März 2010 Abgelegt unter: EUROPÄISCHE UNION (EU), Finanzkrise, GRIECHENLAND / GREECE, Münchhausen-Mantra | Tags: Dr. Angela Merkel, Finanzmärkte, GRIECHENLAND / GREECE, Herman van Rompuy, IRLAND, Jean-Claude Juncker, Nicholas Sarkozy, PORTUGAL, SPANIEN, ultima ratio, Wirtschaftsregierung Hinterlasse einen KommentarEuro-Länder beschließen Hilfspaket für Griechenland
Die 16 Länder der Euro-Zone haben sich auf einen Hilfsplan für das hoch verschuldete Griechenland geeinigt und damit einen wochenlangen Streit über den richtigen Kurs in der Krise beigelegt.
Europäische Wirtschaftsregierung soll kommen
[…]
Kredite nur als „ultima ratio“
[…]
Wird Athen die Kreditzusagen brauchen?
Der Vorsitzende der Eurogruppe, der luxemburgische Premierminister Jean-Claude Juncker, erwartet nach dem Hilfsversprechen eine Beruhigung der Finanzmärkte. „Die Spekulanten wissen jetzt, dass Griechenland nicht alleine gelassen wird“, betonte er. Juncker zeigte sich aber fest davon überzeugt, „dass Griechenland diese Hilfe nie wird in Anspruch nehmen müssen, weil das griechische Konsolidierungsprogramm in höchstem Maße glaubwürdig ist“.
[…]
Kampf um Glaubwürdigkeit
[…]
Griechenland-Paket soll kein Beispiel sein
EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy schloss ähnliche Hilfen für andere Staaten in finanziellen Schwierigkeiten vorerst aus. Der griechische Fall sei eine Ausnahme, sagte er in Brüssel. Die Euro-Länder hätten in erster Linie die „sehr klare politische Botschaft ausgesandt“, dass man Griechenland nicht fallenlasse. Die Situation Portugals, dessen Kreditwürdigkeit ebenfalls herabgestuft wurde, bezeichnete Van Rompuy als „völlig anders“. Neben Griechenland und Portugal haben auch Spanien und Irland mit einer Rekordverschuldung zu kämpfen.
Quelle