Private Verschuldung – Status quo, Anpassungsbedarf und Politikimplikationen

Deutsche Bundesbank:
Monatsberichtsaufsatz Januar 2014

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Die Schuldenkrise in einigen Ländern des Euro-Raums ist nicht auf den Staat begrenzt. Im günstigen Finanzierungsumfeld in den Jahren vor der Finanz- und Wirtschaftskrise erlebten einige Länder des Euro-Raums nicht nachhaltige, von der Binnennachfrage getriebene Wirtschaftsaufschwünge, die maßgeblich über den heimischen Bankensektor finanziert wurden. Der damit verbundene deutliche Anstieg der Verschuldung der nichtfinanziellen Privatsektoren ist eine wichtige Ursache der Krise. Das Vertrauen in die Tragfähigkeit der privaten Verschuldung wurde erschüttert, nachdem deutlich geworden war, dass das Einkommen, das zur Bedienung der Schulden zur Verfügung stand, und auch das verwertbare Vermögen deutlich und grundlegend niedriger ausfielen als zuvor angenommen. Die Überwindung der Krise erfordert, dass eine verlässliche Perspektive für den Umgang mit der überhöhten Verschuldung und deren Abbau gegeben wird.

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Im Euro-Raum insgesamt ist seit Ausbruch der Krise eine Seitwärtsbewegung der Verschuldungsquoten zu beobachten. Die dahinterstehenden Entwicklungen sind jedoch heterogen und unterscheiden sich sowohl zwischen den Ländern als auch zwischen den Sektoren in den Ländern. Eine Analyse der Verschuldungsentwicklung im Euro-Raum, insbesondere der Vergleich mit historischen Episoden privater Schuldenüberhänge, zeigt, dass der diesbezügliche Anpassungsprozess bislang noch nicht beendet ist. Problematisch ist insbesondere die Ungewissheit darüber, wo potenziell entstehende Verluste am Ende zu tragen sein werden. So weisen die betroffenen nationalen Bankensysteme weiterhin hohe Bestände an notleidenden Krediten aus, sodass hier weiterer Anpassungsbedarf entstehen könnte. Die diesbezügliche Unsicherheit und ein etwaiger staatlicher Stützungsbedarf können  wiederum das Vertrauen in die Staatsfinanzen belasten.

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Eine anhaltend hohe Verschuldung bei den privaten Haushalten und nichtfinanziellen Unternehmen sowie die Unsicherheit über die Problembewältigung können die Wirtschaftsentwicklung längerfristig dämpfen. Die nationale Wirtschaftspolitik steht somit vor der Aufgabe, sicherzustellen, dass im Rahmen der Anpassungsprozesse der Abbau der sektoralen Schuldenüberhänge durch unumgängliche Restrukturierungen und konsequente Wertberichtigungen unterstützt werden kann. Voraussetzung hierfür ist, im Bankensystem die Qualität der bestehenden Forderungen realistisch einzuschätzen und eine ausreichende Kapitalisierung zeitnah sicherzustellen. Hierfür sollte die anstehende Bilanzprüfung der an der Bankenunion teilnehmenden Länder einen wichtigen Meilenstein darstellen. Durch sie sollte Klarheit über die Verteilung etwaiger finanzieller Lasten gegeben werden, die sowohl eine verlässliche Perspektive für die Bankensysteme als auch die Staatsfinanzen sicherstellt. Dies gilt umso mehr, als die Geldpolitik die Bewältigung der Krise nur begleiten, aber nicht selbst leisten kann. Eine anhaltend stark akkommodierende Geldpolitik kann ungewollt sogar dazu beitragen, die notwendigen Anpassungsprozesse, insbesondere das Bereinigen nicht tragfähiger Bilanzen, zu verzögern.

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Zur Entwicklung und Struktur der Verschuldung

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Die Verschuldung im Krisenvorfeld
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Entwicklung der Schuldenquoten:
Zerlegung in Tilgungs-, Bewertungs- und Wachstumsbeiträge
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Bestehender Anpassungsbedarf in den Bilanzen der privaten Sektoren in der EWU

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Der private Schuldenüberhang in der EWU im historischen Kontext
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Quantifizierung des privaten Deleveraging-Bedarfs im Euro-Raum
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Deleveraging im Bankensektor
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Mögliche Anpassungspfade und Politikimplikationen

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Zum Umgang mit Schuldenüberhängen und makroökonomische Wechselwirkungen
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Die Rolle der wirtschaftspolitischen Akteure, insbesondere der Geldpolitik,
und Implikationen für den Euro-Raum
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Quelle:
Deutsche Bundesbank Monatsbericht Januar 2014
PDF – [14 Seiten]


Amerikas Befreiungsschlag: Britisch oder mehr Griechisch?

Amerikas Befreiungsschlag: Britisch oder mehr Griechisch?

Über den besseren der beiden “Wege” ist in den USA eine lebhafte Diskussion entbrannt. Sie beschäftigt sich letztlich mit der Frage, wie man am schonendsten und mit dem meisten Wachstum aus einer Übertreibungsphase kommt, in der ein ganzes Land weit über seine Verhältnisse gelebt hat.
Die einen sagen, es muss mehr aussehen wie in Großbritannien, wo Einsparungen Kapital freimachen, um die Schulden zu verringern. Andere sagen, es führt kein Weg um einen Schuldenschnitt herum, man kann diesen aber abfedern.
Im Falle der USA wird das durch Inflationierung und niedrige Zinsen versucht.

Markus Gaertner hat hier eine Liste von interessanten Berichten, Analysen und Kommentaren zu diesem Themen-Komplex zusammengestellt:

Huffington Post: Amerikas und Britanniens Wirtschaftspolitik werden sich bald ähneln

WSJ: Großbritannien braucht auch eine Schuldengrenze

Socio-Economics & History: Großbritannien wird bald Griechenland folgen

SmartMoney: Ist Amerika das nächste Griechenland?

USA Watchdog: Das Spiel mit den Schulden-Nukes

TIME: Könnte Amerika wie Griechenland enden?

Alexander Higgins Blog: USA könnte gezwungen sein, Staatsbesitz an China zu verkaufen


Euro-Krise: Die Vereinnahmung der EZB

Euro-Krise: Die Vereinnahmung der EZB

Nichts illustriert das derzeitige Spiel politischer Gegenströme, Sonder­interessen und kurzsichtiger Wirtschaftspolitik in Europa besser als die Debatte über die Umstrukturierung der griechischen Staatsschuld. Die Haltung der EZB dabei ist merkwürdig und wirft kein gutes Licht auf das Ins­titut und sein Verhalten als Regulierungs- und Aufsichtsorgan.

handelszeitung – 13.02.2012