Argentarius: vom Gelde

Argentarius: „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“

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Im Jahre 1921 setzte sich ein jüdischen Bankier in Berlin immer wieder abends nach getaner Arbeit an seinen Schreibtisch und formulierte für seinen heranwachsenden Sohn eine Reihe von Briefen, um ihn in die Geheimnisse des Geldes einzuweihen. Er selbst kannte sie längst und war mit diesem Wissen wohlhabend geworden.
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Aber die Zeiten waren hart. Es herrschte eine schwere Wirtschaftskrise im Deutschland der Weimarer Republik und die Inflation nahm bedrohliche Ausmaße an. „Die Tage der bitteren Not, die das deutsche Volk jetzt durchmacht, legen sich schwer auf meine Gedanken und auf meine Hand“, schreibt der Autor selbst in einem Brief aus dieser Zeit. Kein Klima also, das es jemandem einfach machen würde, ein ordentliches Auskommen und finanzielle Sicherheit zu erlangen.
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Die verloren gegangene Wissenschaft vom Geld
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Der Bankier wusste jedoch, dass die entsprechenden Kenntnise über die Geheimnisse des Geldwesens seinem Sohn helfen würden, diese Krise für sich selbst zu meistern und dass er als Sieger aus diesem Schlammassel hervorgehen würde. Wenn, ja wenn er die Gesetze des Geldes wirklichverstehen würde. Also gab er sich besonders viel Mühe und schrieb sein Wissen so vollständig und so einfach wie möglich auf, sodass sein Sohn in der Lage sein würde mit den Fallstricken des Bank- und Wirtschaftswesens zu Rande zu kommen und sein Einkommen laufend zu verbessern.
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Das Ergebnis war ein einzigartiges Buch, das die Geheimnisse des Geldes, die sich die Hochfinanz von Rothschild über Warburg bis Loeb und Morgan nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben hatte, in verständlicher Form vermittelte, sodass auch der junge Sprößling des Bankiers damit würde klarkommen können.
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Und weil der Bankier kein Freund dieser elitären Hochfinanz war, veröffentlichte er das Buch noch im selben Jahr, sodass jedermann in der Lage wäre, dieses Wissen zu erlangen und sich von dem Finanz- und Steuerdruck, der auf jeden Bürger ausgeübt wird, ein Stückchen zu befreien.
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Wer ist Argentarius?
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„Argentarius“ (lat. für Bankier, Geldwechsler, Silberarbeiter) ist das Pseudonym von Alfred Lansburgh (1872-1937), der als Bankier, Ökonom, Autor und Publizist tätig war.
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Er war von 1908 bis 1934 Herausgeber der Zeitschrift „Die Bank“.
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Lenin bezeichnete ihn als den „kompetentesten unter den bürgerlichen Schwachköpfen“ und bezog sich in seinen eigenen Schriften immer wieder auf ihn.
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Die New York Times schrieb in den Jahren 1922 und 1923 immer wieder Meldungen über den „bekannten Ökonomen“.
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Das Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg führt ihn unter „Empfohlene Lektüre“ für den Kurs „Kapitalmarktfinanzierung, Investment Banking und Geldanlage“.
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Wirtschaftswissenschaftler von Karl Mocnik von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über Theo Balderston (Cambridge University Press) bis zu Caroline Fohlin von der renomierten John Hopkins Universität beziehen sich bis ins gegenwärtige Jahrtausend auf ihn.
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Zahlreiche deutsche und internationale Wirtschaftsautoren beziehen sich seit hundert Jahren in ihren Werken auf ihn:
  • Lothar Gall („Die Deutsche Bank 1870-1995“)
  • Nicolai M. Zimmermann („Die veröffentlichten Bilanzen der Commerzbank 1870-1944“)
  • Carl-Ludwig Holtfrerich („The German Inflation 1914-1923“)
  • Gerald D. Feldman („The Great Disorder“)
  • Yousserf Cassis („Finance and Financiers in European History 1880-1960“)
  • Ingo Köhler („Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich“)
  • Dieter Lindenlaub („Maschinenbauunternehmen in der deutschen Inflation 1919-1923“)
  • Helmut F. Conrad („Die Kapitaltheorie Eugen v. Böhm-Bawerks im Lichte der Zinsentwicklung 1876-1913“)
  • Burt Franklin („A Bibliography of Finance, Vol. II“)
Und selbst Doktorarbeiten wie die von Morten Reitmeyer über „Bankiers im Kaiserreich“ (Universität Hannover, 1996) zitieren Lansburgh.
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Lansburgh war ein scharfer Kritiker der Großbanken und ihres Einflusses auf die Finanz- und Wirtschaftsgeschicke und versuchte daher ab dem Jahr 1910 durch verschiedene Schriften („Bankier und Aktienbank“ und „Die Selbsthilfe der Provinzialbankiers“) als Gegenpol einen Zusammenschluss der Klein- und Provinzialbankiers zu erreichen.
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Seine zahlreichen Schriften zum Thema Geld, Börse, Bank und Finanzen sind insofern einzigartig, als sie, ganz im Gegensatz zu denen vieler seiner Kollegen, sehr verständlich und nachvollziehbar geschrieben sind.
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basis Verlag
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Argentarius: „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“
Bank Verlag Berlin, 1921:
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Erster Brief
Two nations – Das Verbrechen der Unkenntnis – Das Instrument des Bankdirektors
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Zweiter Brief
Wirtschaftsverkehr ist Tauschverkehr – Tauschverkehr bedingt Kredit – „Kredit“ und „Geld“
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Dritter Brief
Das Geld – ein Recht – Gibt es „zu wenig Geld“? – Der Staat und das Geld
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Vierter Brief
Hat das Geld einen Eigenwert? – Wirkliches Geld und Scheingeld
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Fünfter Brief
„Geld“ und die „Geldzeichen“ – Wanderung des Geldes – Das unsterbliche Geld
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Sechster Brief
Geburt des Geldes – Hebammendienst des Staates – Geld und Gold
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Siebter Brief
Die vielen Güter und das wenige Geld – Nutzlauf, Leerlauf und Preis – Produktionsstärke und Geldmenge
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Achter Brief
Arbeitendes und ruhendes Geld – Zinsprämie – Produktion und Konsum
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Neunter Brief
Voraussetzung des Geldmarkts – Güterbezugsrechte und die dritte Hand – Kredithoheit der Banken
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Zehnter Brief
Prinzip der Notenbank – „Goldwahn“ – Geldmenge und Dritteldeckung – Notenbank und Konversionskasse
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Elfter Brief
Der bargeldlose Zahlungsverkehr – „Giralgeld“ – Unsichtbare Inflation
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Zwölfter Brief
Wirkungen der Geldverschlechterung – Inflation und Moral – Ausstrahlungen der Währung über das Wirtschaftsleben
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Quelle
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Anmerkung
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Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesen Lernkurven
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Ihr Oeconomicus


Inflation – ewige Versuchung für den Staat

STAATSSCHULDEN
Inflation – ewige Versuchung für den Staat
Der Staat braucht Geld. Die Notenbank druckt es. Das Geld wird dann weniger wert, je mehr davon im Umlauf ist. Es entsteht Inflation. „Das schlimmste Beispiel für Inflation ist die Weimarer Republik im Deutschland der 1920er Jahre“, sagt Michael Bordo von der Rutgers Universität aus Kanada. Die Weimarer Republik bediente sich damals der Notenpresse, um die Kriegsreparationen zu bezahlen. Das Ganze endete in einer Hyperinflation. Andere Länder hatten etwas mehr Glück beim Spiel mit der Inflation. So gelang es vor allem den USA nach dem Zweiten Weltkrieg, durch eine Mischung aus starkem Wachstum und höherer Inflation die Verschuldung von 120 auf 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu senken.
Deutsche Welle
dazu
Kritik der marktwirtschaftlichen Ideologie – B. Inflation und Staat – Prof. Bernd Senf – PDF [12 Seiten]