YES or NO ? – Eindrücke vor der historischen Abstimmung in Schottland

Ein australischer Kollege, der bis Ende letzter Woche auf Vortragsreise in Schottland unterwegs war, berichtete von seinen Erkenntnissen, die er anhand zahlreicher Gespräche mit beiden Lagern, sowie in Diskussionen mit Studenten feststellte.

Nach seiner Wahrnehmung liegen die Sezessionsbefürworter mit etwa 4-5% vorne. Unterstellt, dass sich dies an 18.09. auch bestätigt, hat er drei Folge-Themen ausgemacht.

EU-Mitgliedschaft
Unter der Prämisse, dass die Sezzessionsbefürworter obsiegen, werde es höchst spannend, wie sich die Schottische Bevölkerung in einem hoffentlich weiteren Referendum für oder gegen ein EU-Beitritt entscheidet.
Anscheinend gibt es sowohl im Lager der Unabhängigkeitsbewegung Befürworter als auch Gegner einer solchen Mitgliedschaft, als es dieses Phänomen auch bei den Unabhängigkeits-Gegnern gibt.
In diesem Zusammenhang soll übrigens bei den Gegnern eines EU-Beitritts auch darüber diskutiert werden, dass man dem norwegischen Beispiel (Umsetzung von EU-Verordnungen in nationales Recht, geschätzt etwa 50%) nicht folgen mag.

Währung
Auch zu diesem Punkt ist derzeit in der schottischen Bevölkerung kaum eine eindeutige Haltung auszumachen.
Offenbar werden gleich 3 Optionen diskutiert, Verbleib im Sterling, Konvertierung zum Euro und eine eigene schottische Währung, den Haggis. Nebenbei bemerkt gibt es auch im Kreis der EU-Befürworter Stimmen, die den Euro ablehnen.

NATO-Mitgliedschaft
Mein Kollege meint, dass die Stimmung gegen eine solche Mitgliedschaft überwiegt und zwar unabhängig von den Überzeugungen zu EU-Mitgliedschaft und NATO.

Insgesamt gewann er den Eindruck, dass die schottische Bevölkerung hinsichtlich der Folgen von Abspaltung und dessen Wechselwirkungen „well educated“ seien.

Darauf einen Glenmorangie, Cheers !

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Ihr Oeconomicus


What a Scottish Yes vote means for Australian markets

A Yes vote to Scottish independence on September 18 would mean a great many things for Scotland and also for England. But what would it mean for Australian business and financial markets?

It’s tempting to say “very little”– what do internal politics half a globe away have to do with us? Yet the Australian dollar strengthened markedly against the pound last week, almost surely due to a poll suggesting that the Yes vote was ahead 47-45 per cent.
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Richard Holden – business spectator

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follow-ups

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On Scottish Independence And Its Impact On The Markets
Tomorrow, in an historic vote, Scotland will decide its fate when people go to the polls to vote on their independence. What started out as looking like a clear cut victory for the “no” vote, a vote against independence, has developed into a close contest, with the latest polls now showing a very narrow lead for those who wish to maintain the status quo and some recent samples suggesting that the “yes” camp could carry the day.
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Martin Tiller – Nasdaq.com

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Die schottische Gefahr für Europa
In einem Großbritannien ohne Schottland werden die EU-Skeptiker umgehend die EU-Mitgliedschaft der Briten beenden und so einen Grundpfeiler der EU einreißen.
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Claus Vogt – GEOLITICO


Argentarius: vom Gelde

Argentarius: „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“

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Im Jahre 1921 setzte sich ein jüdischen Bankier in Berlin immer wieder abends nach getaner Arbeit an seinen Schreibtisch und formulierte für seinen heranwachsenden Sohn eine Reihe von Briefen, um ihn in die Geheimnisse des Geldes einzuweihen. Er selbst kannte sie längst und war mit diesem Wissen wohlhabend geworden.
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Aber die Zeiten waren hart. Es herrschte eine schwere Wirtschaftskrise im Deutschland der Weimarer Republik und die Inflation nahm bedrohliche Ausmaße an. „Die Tage der bitteren Not, die das deutsche Volk jetzt durchmacht, legen sich schwer auf meine Gedanken und auf meine Hand“, schreibt der Autor selbst in einem Brief aus dieser Zeit. Kein Klima also, das es jemandem einfach machen würde, ein ordentliches Auskommen und finanzielle Sicherheit zu erlangen.
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Die verloren gegangene Wissenschaft vom Geld
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Der Bankier wusste jedoch, dass die entsprechenden Kenntnise über die Geheimnisse des Geldwesens seinem Sohn helfen würden, diese Krise für sich selbst zu meistern und dass er als Sieger aus diesem Schlammassel hervorgehen würde. Wenn, ja wenn er die Gesetze des Geldes wirklichverstehen würde. Also gab er sich besonders viel Mühe und schrieb sein Wissen so vollständig und so einfach wie möglich auf, sodass sein Sohn in der Lage sein würde mit den Fallstricken des Bank- und Wirtschaftswesens zu Rande zu kommen und sein Einkommen laufend zu verbessern.
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Das Ergebnis war ein einzigartiges Buch, das die Geheimnisse des Geldes, die sich die Hochfinanz von Rothschild über Warburg bis Loeb und Morgan nur hinter vorgehaltener Hand weitergegeben hatte, in verständlicher Form vermittelte, sodass auch der junge Sprößling des Bankiers damit würde klarkommen können.
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Und weil der Bankier kein Freund dieser elitären Hochfinanz war, veröffentlichte er das Buch noch im selben Jahr, sodass jedermann in der Lage wäre, dieses Wissen zu erlangen und sich von dem Finanz- und Steuerdruck, der auf jeden Bürger ausgeübt wird, ein Stückchen zu befreien.
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Wer ist Argentarius?
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„Argentarius“ (lat. für Bankier, Geldwechsler, Silberarbeiter) ist das Pseudonym von Alfred Lansburgh (1872-1937), der als Bankier, Ökonom, Autor und Publizist tätig war.
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Er war von 1908 bis 1934 Herausgeber der Zeitschrift „Die Bank“.
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Lenin bezeichnete ihn als den „kompetentesten unter den bürgerlichen Schwachköpfen“ und bezog sich in seinen eigenen Schriften immer wieder auf ihn.
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Die New York Times schrieb in den Jahren 1922 und 1923 immer wieder Meldungen über den „bekannten Ökonomen“.
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Das Institut für Geld- und Kapitalverkehr der Universität Hamburg führt ihn unter „Empfohlene Lektüre“ für den Kurs „Kapitalmarktfinanzierung, Investment Banking und Geldanlage“.
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Wirtschaftswissenschaftler von Karl Mocnik von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften über Theo Balderston (Cambridge University Press) bis zu Caroline Fohlin von der renomierten John Hopkins Universität beziehen sich bis ins gegenwärtige Jahrtausend auf ihn.
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Zahlreiche deutsche und internationale Wirtschaftsautoren beziehen sich seit hundert Jahren in ihren Werken auf ihn:
  • Lothar Gall („Die Deutsche Bank 1870-1995“)
  • Nicolai M. Zimmermann („Die veröffentlichten Bilanzen der Commerzbank 1870-1944“)
  • Carl-Ludwig Holtfrerich („The German Inflation 1914-1923“)
  • Gerald D. Feldman („The Great Disorder“)
  • Yousserf Cassis („Finance and Financiers in European History 1880-1960“)
  • Ingo Köhler („Die „Arisierung“ der Privatbanken im Dritten Reich“)
  • Dieter Lindenlaub („Maschinenbauunternehmen in der deutschen Inflation 1919-1923“)
  • Helmut F. Conrad („Die Kapitaltheorie Eugen v. Böhm-Bawerks im Lichte der Zinsentwicklung 1876-1913“)
  • Burt Franklin („A Bibliography of Finance, Vol. II“)
Und selbst Doktorarbeiten wie die von Morten Reitmeyer über „Bankiers im Kaiserreich“ (Universität Hannover, 1996) zitieren Lansburgh.
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Lansburgh war ein scharfer Kritiker der Großbanken und ihres Einflusses auf die Finanz- und Wirtschaftsgeschicke und versuchte daher ab dem Jahr 1910 durch verschiedene Schriften („Bankier und Aktienbank“ und „Die Selbsthilfe der Provinzialbankiers“) als Gegenpol einen Zusammenschluss der Klein- und Provinzialbankiers zu erreichen.
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Seine zahlreichen Schriften zum Thema Geld, Börse, Bank und Finanzen sind insofern einzigartig, als sie, ganz im Gegensatz zu denen vieler seiner Kollegen, sehr verständlich und nachvollziehbar geschrieben sind.
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basis Verlag
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Argentarius: „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“
Bank Verlag Berlin, 1921:
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Erster Brief
Two nations – Das Verbrechen der Unkenntnis – Das Instrument des Bankdirektors
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Zweiter Brief
Wirtschaftsverkehr ist Tauschverkehr – Tauschverkehr bedingt Kredit – „Kredit“ und „Geld“
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Dritter Brief
Das Geld – ein Recht – Gibt es „zu wenig Geld“? – Der Staat und das Geld
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Vierter Brief
Hat das Geld einen Eigenwert? – Wirkliches Geld und Scheingeld
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Fünfter Brief
„Geld“ und die „Geldzeichen“ – Wanderung des Geldes – Das unsterbliche Geld
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Sechster Brief
Geburt des Geldes – Hebammendienst des Staates – Geld und Gold
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Siebter Brief
Die vielen Güter und das wenige Geld – Nutzlauf, Leerlauf und Preis – Produktionsstärke und Geldmenge
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Achter Brief
Arbeitendes und ruhendes Geld – Zinsprämie – Produktion und Konsum
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Neunter Brief
Voraussetzung des Geldmarkts – Güterbezugsrechte und die dritte Hand – Kredithoheit der Banken
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Zehnter Brief
Prinzip der Notenbank – „Goldwahn“ – Geldmenge und Dritteldeckung – Notenbank und Konversionskasse
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Elfter Brief
Der bargeldlose Zahlungsverkehr – „Giralgeld“ – Unsichtbare Inflation
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Zwölfter Brief
Wirkungen der Geldverschlechterung – Inflation und Moral – Ausstrahlungen der Währung über das Wirtschaftsleben
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Quelle
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Anmerkung
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Ich wünsche Ihnen viel Freude bei diesen Lernkurven
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Ihr Oeconomicus


Merkel: Der Euro – weit mehr als Währung

Merkel: Der Euro – weit mehr als Währung

Der Euro stehe für die Einigungsidee Europas, so Bundeskanzlerin Angela Merkel im Interview mit der „Deutschen Presse-Agentur“. Folglich stelle die permanente Verletzung europäischer Stabilitätsregeln in einem Land eine Gefahr für alle anderen dar. Merkel: In diesem Falle „bin ich dafür, dass die EU-Kommission oder ein anderer Mitgliedstaat das Recht hat, das Land beim Europäischen Gerichtshof zu verklagen“.

Quelle: Bundesregierung – Mittwoch, 9. November 2011