Deutsche Bank im Sog des abgebrochenen Suizid-Versuchs der SNB

Unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet das Wall Street Journal im Zuge des abgebrochenen Suizid-Versuchs der Schweizer Nationalbank von massiven Verlusten der Deutschen Bank und Citigroup. Spekulationen zu Folge, die bislang von den Bankhäusern nicht bestätigt wurden, ist von jeweils € 150 Mio die Rede.

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Die Engagements der Citigroup sind nur sehr schwer einschätzbar, bei den Frankfurter Zockern wäre es jedoch keine Überraschung, wenn der kolportierte Verlust nur die Spitze des Eisberges darstellen würde, da nicht auszuschließen ist, dass man sich zu lange an der eigenen Currency-Harvest-Strategie berauscht hat und dabei hochkomplexe makro- und polit-ökonomische Wechselwirkungen unterschätzte.

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Da die Deutsche Bank ähnlich wie bspw. JP Morgan in der Vergangenheit auch immer gern den Teich kreativer Optimierung kommunaler Finanzen abgefischt hat, bleibt abzuwarten, ob auf Sicht in manch kommunalem Haushalts-Dickicht nicht auch noch Prozess-Risiken lauern.

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Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, steht als Folge der Wechselkursfreigabe zwischen Franken und Euro u.a. die Stadt Essen nun on top des bereits vorhandenen Scherbenhaufens vor einem finanziellen Super Gau, wobei derzeit jedoch noch nicht bekannt ist, welchen wohlmeinenden Beratern die kommunalen Zocker auf den Leim gegangen sind.

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Doch damit nicht genug
Vor knapp einem Jahr hatten sich die Stadtkämmerer von Dortmund, Essen, Herne, Remscheid, Solingen und Wuppertal unter Anleitung von Deutsche Bank, Helaba und HSBC entschlossen, mit einer gemeinsamen Anleihe in Höhe von € 400 Mio an den Kapitalmarkt zu gehen. Der Emissions-Erlös floss zu 28% nach Essen, zu je 20 % nach Dortmund und Wuppertal und zu 18 % nach Remscheid. Etwa 93 % des Volumens wurden Medienberichten zu Folge von Sparkassen, Banken und Versicherer gezeichnet.
Es darf angenommen werden, dass im Zuge der geschilderten Verwerfungen diese Kommunalanleihe vor Kurskorrekturen steht, was bei den institutionellen Anlegern auf Sicht zu Wertberichtigungen führen könnte.

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Nach bisher unbestätigten Informationen sollen mindestens 150,000 Österreicher, 500,000 Polen und eine nicht näher quantifizierte Anzahl von Ungarischen Kreditnehmern besonders heftig am carry-trade-Kuchen genascht haben und nun unter erheblichen Magenverstimmungen leiden.
In diesem Zusammenhang könnten aus einer Liste der Konditoren, die zu diesen Versuchungen animiert haben, interessante Erkenntnisse hinsichtlich signifikanter toxischer Risiken in deren Bilanzen abzuleiten sein.

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Wie zwischenzeitlich bekannt wurde, hat man sich auch in Wien vom Sirenen-Gesang der carry-trader bezirzen lassen; die Folge ein nunmehr um rund € 250 Mio angewachsener Schuldenberg.
Auch in Linz und Salzburg dürften die Verantwortlichen nur noch mit Mühe einen erholsamen Schlaf finden und vorzugsweise von zahmen Löwen und Wölfen der mythologischen Gestalt Kirke träumen, die nunmehr die Gefährlichkeit hochriskanter Spekulationsgeschäfte offenbaren und ggfls. den ein oder anderen Protagonisten solcher Spielchen wegbeißen könnten.

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Ihr Oeconomicus
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korrespondierende Meldungen
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US-Hedgefonds macht wegen Franken-Freigabe dicht
Offenbar hat nach Freigabe des Franken-Kurses der US-Hedge-Fonds nahezu sein gesamtes Kapital verloren und wird deswegen geschlossen. Der Global Fund von Everest Capital soll nach Medienberichten mit einer All-in-Strategie auf den Wertverlust des Franken gesetzt haben und ist nun an der eigenen Gier gescheitert.
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HandelsblattFAZ
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EUR/CHF-Crash: Wie die SNB-Entscheidung sich auf Broker und Trader auswirkt
Der Crash des Schweizer Franken am 15. Januar hat wie eine Bombe eingeschlagen. Fast alle Trader waren auf der Longseite anzutreffen, hat die Schweizer Nationalbank doch auf einer garantierten Preisuntergrenze von 1,2 gepocht. Durch die überraschende Aufhebung dieser Unterstützung haben Privatanleger innerhalb weniger Minuten dreistellige Millionenverluste erlitten. Genaue Zahlen stehen noch aus, rechnet man Hedgefonds und Vermögensverwalter mit ein, geht die Summe sicher in die zig Milliarden.
Die Broker selbst sind aber ebenfalls enorm geschädigt worden, wie konnte das geschehen?
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Michael Hinterleitner – Die Börsenblogger
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Nachtrag:
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Im Zusammenhang mit der SNB-Entscheidung sei in stillem Gedenken an einen großen Ökonomen an eine bemerkenswerte Einschätzung des am 15. Januar 2014 verstorbenen Prof. Wilhelm Hankel erinnert:
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Auf die Frage des Redakteurs der Luzerner Zeigung

„Die Schweizerische Nationalbank kauft grosse Mengen an Euro – Ende November sass sie auf einem Devisenbestand von 174 Milliarden Euro – um den Wechselkurs von 1.20 zu verteidigen. Können Sie das nachvollziehen?“

folgte Hankels erkenntnisreiches Statement:

„Ich liebe die Schweiz, aber verstehe die panische Furcht der Schweizer Behörden vor der Aufwertung des Frankens nicht. Sie ist völlig unberechtigt. Die D-Mark hat in ihren letzten 25 Lebensjahren ständig aufgewertet. Deutschland wurde in dieser Zeit nicht ärmer, sondern immer reicher. Das würde auch in der Schweiz passieren. Wer exportiert, muss auch importieren. Die Importe werden bei einer starken Währung ständig billiger, auch für Wirtschaft und Industrie. Sie gewinnt an Wettbewerbsfähigkeit. Mein früherer Chef, Bundeswirtschaftsminister Karl Schiller von der SPD, sagte damals: Jede DM-Aufwertung ist eine Ausschüttung von «Sozial-Dividende an das deutsche Volk». Man kann sich mehr im Supermarkt kaufen und reist günstiger ins Ausland. Das gilt auch für die Schweiz. Die Schweizerische Nationalbank verschwendet Volksvermögen, wenn sie Geld in einer Währung anlegt, die es wahrscheinlich schon bald nicht mehr gibt. Wo bleibt da der gesunde Menschenverstand? Der Schweizer Sinn fürs Reale?“

Quelle

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Ihr Oeconomicus
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ESSEN: Ist noch Suppe da ?

Der Stadt Essen droht der finanzielle Atemstillstand !
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Wie von OB Reinhard Paß zu hören ist, lässt der Haushaltsentwurf für die Jahre 2015/2016 keinen Spielraum für Neues zu.
Das selbstgesteckte Sparziel wird verfehlt. Paß sieht vor allem die Stadt-Töchter in der Spar-Pflicht.
Wie aus einem WAZ-Artikel hervorgeht soll die Grundsteuer B soll zum Jahresbeginn 2015 auf 670 Prozent steigen, wovon sich die Essener Verwaltung Mehreinnahmen von € 16 Mio verspricht.
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Um den zunehmenden Flüchtlingsstrom zu bewältigen hat der Essener Rat für den Umbau eines ehemaligen Milchhofes € 22 Mio an Baukosten veranschlagt. Mit dieser Maßnahme sollen ab Ende 2015 bis zu 800 Flüchtlinge aufgenommen werden, die dem Aufnahmekontingent der Stadt zugerechnet werden.
Die Flüchtlinge sollen dort bis zu drei Monate eine Bleibe finden und anschließend auf andere Städte und Kreise verteilt werden.
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Nach Informationen der WAZ soll nach Planungen der Stadt diese Erstaufnahmeeinrichtung für 20 Jahre an das Land NRW vermietet werden.
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Im Zusammenhang mit dem Flüchtlingszustrom wird die finanzielle Lage zahlreicher Kommunen in Deutschland immer bedrohlicher.
Geht man davon aus, dass diese Entwicklung nicht nur anhält, sondern exponentiell zunimmt, sind diverse Bedrohungs-Szenarien für den sozialen und gesellschaftlichen Frieden durchaus denkbar.  Bei Kommunen, Ländern und dem Bund wird diese Entwicklung die dringliche Notwendigkeit auslösen, sich nach geeigneten Gegenfinanzierungen umzusehen. Wer dabei als erstes ins Fadenkreuz der Haushälter gerät, dürfte wohl klar sein!
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Bei allem Verständnis für die lebensbedrohliche Situation der Flüchtlinge ist die Feststellung, dass Deutschland nicht auf Dauer die Funktion eines Welt-Sozialamtes übernehmen kann, durchaus legitim !
Den politischen Sonntagsrednern sei an der Stelle dringend empfohlen, sich weniger hinsichtlich der Wirkung verfehlter Außen-, Entwicklungs- und Zuwanderungspolitik zu positionieren, sondern sich vor allem politischen Handeln pro-aktiv mit möglichst allen denkbaren Wechselwirkungen ausgiebig beschäftigen!
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Ihr Oeconomicus