Land unter Kontrolle – Die Geschichte der Überwachung der BRD
Veröffentlicht: 29. Januar 2014 Abgelegt unter: Cyber-Wars, DEUTSCHLAND - GERMANY, Geheimdienste / intelligence services | Tags: Bürgerrechte, Prof. Josef Foschepoth, Souveränität Hinterlasse einen KommentarDie Bundesrepublik ist ein überwachtes Land, das beweist der NSA-Skandal. Und es war nie anders.
„Kulturzeit extra: Land unter Kontrolle“ blickt auf die bundesdeutsche Geschichte der Überwachung von ihren Anfängen bis heute.
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Es war einmal die Bundesrepublik Deutschland:
ein Staat, in dem die Bürgerrechte hoch gehalten wurden – keine Bespitzelung, keine Wanzen, keine Geruchsproben von Regimegegnern. Die Presse war frei und kritisch, jeder durfte das sagen und schreiben, was er wollte. Und wenn einmal die Bürgerrechte angegriffen wurden, war der Sturm der Empörung groß. Da reichte eine aus heutiger Sicht geradezu lächerlich anmutende Volkszählung, um Massen auf die Straße zu bringen. Ganz anders sah es da hinter der Mauer in der DDR aus, dachte man im Westen. Doch all das war und ist ein Märchen. Auch in der Bundesrepublik gab und gibt es Abgründe, die bis heute geheim gehalten werden.
„Damals hatten wir den Spruch: In Gott vertrauen wir, alle anderen hören wir ab.“
(Christopher McLarren, ehem. US-Army Geheimdienstmitarbeiter in der Abhöranlage auf dem Berliner Teufelsberg)
[…]
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/174633/index.html
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The Economic Warfare by IMF
Veröffentlicht: 3. Dezember 2013 Abgelegt unter: ARGENTINIEN, Economic Warfare, John Perkins, Joseph Stiglitz, Knebelverträge | Tags: Bob Chapman, ESM, Henning Klodt, Horst Köhler, Letter of Intent, LOAN FACILITY AGREEMENT, Souveränität Ein KommentarAls Einstimmung zum Themenkomplex:
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“When the IMF arrives in a country, they are interested in only one thing.
How do we make sure the banks and financial institutions are paid?“
[ Joseph E. Stiglitz (Joseph Eugene „Joe“ Stiglitz; * 9. Februar 1943 in Gary, Indiana) ist ein US-amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler. Für seine Arbeiten über das Verhältnis von Information und Märkten erhielt er 2001 zusammen mit George A. Akerlof und Michael Spence den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. ]
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In dem erkenntnisreichen Beitrag (Zitatquelle) zeichnet der Autor Johann Hari an einigen Beispielen die Aktivitäten des IMF seit Gründung im Jahre 1944 nach und kommt zu folgender Bewertung:
„The IMF itself should be on trial!“
Das hübsch gestrickte Image, als kompetenter Helfer für in Schieflage geratene Staaten tätig zu werden, wird bei genauem Hinsehen zu einer hässlichen Fratze mit schlimmen Details.
In Bedrängnis geratene Staaten werden systematisch ausgeplündert und/oder versklavt, wie man an belegten Beispielen wie Malawi, Peru, Äthiopien, Argentinien, Thailand, Kenia, Sambia, Ungarn, El Salvador und Pakistan erkennen kann.
In Fachkreisen wird im Zusammenhang mit dem IWF der Begriff des „economic warfare“ angeführt. Dieser bedeutet, dass eine aktive Verschuldungspolitik unter anderem durch den IWF durchgeführt wird mit dem Ziel, ganze Länder durch Überschuldung in Abhängigkeit, Not und Armut zu bringen.
Vor allem das Buch von John Perkins „Bekenntnisse eines Economic Hitman“ [Wirtschaftsattentäter] werden diese Praktiken ausgiebig bezeugt. John Perkins war selbst Täter, erkannte aber mit der Zeit, dass er mit der Schuld nicht leben konnte. In seinem Werk zeichnet er eine Politik der Verschuldung ganzer Staaten, die selbst vor Mord an hohen Persönlichkeiten, die dabei nicht mitspielen, nicht zurückschreckt.
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Prominentes Beispiel aus Deutschland war der ehemalige Bundespräsident Horst Köhler, der als Präsident des IWF die Unterschrift über ein Umschuldungsbegehren Argentiniens verweigerte und damit eine Staatskrise in Argentinien auslöste, bei der in Straßenschlachten aufgebrachte Argentinier in Buenos Aires niedergeknüppelt wurden, weil sie ihre Ersparnisse verloren und anschließend im Müll nach Essen suchen mussten.
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Wer sich näher damit beschäftigt, was im Umkreis des IWF tatsächlich abläuft, kommt aus dem Staunen nicht heraus!
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Es lohnt sich also wirklich, und das nicht nur für unsere griechischen Freunde, sich mit der Materie näher zu beschäftigen.
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Die geschilderten Umstände in Malawi und Ungarn erscheinen für Griechenland wie eine Blaupause.
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Extreme Steuerbelastungen, massive Einkommensverluste, Einschränkungen bis hin zur Einstellung von Investitionen im Bereich „public spending“, Einschnitte in der Bildungspolitik und quasi erzwungene Privatisierungsprogramme mit teilweise katastrophalen Folgen für die Lebensverhältnisse der Bevölkerung waren damals und sind heute die Konsequenz der Knechtschaft durch den IMF.
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Solche sog. Strukturanpassungs-Maßnahmen führen sehr oft zu einem Demokratiedefizit und lösen fast zwangsläufig Proteste und Widerstand der betroffenen Bevölkerung aus.
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Das für Banken und andere Finanzinstitutionen überaus segenreiche Handeln des IMF ist im eingangs erwähnten Aufsatz von Johann Hari sehr schön skizziert und verdient weitere Aufmerksamkeit und Recherche.
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vertiefende Dokumente:
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LOAN FACILITY AGREEMENT
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Für alle, die den Knebelvertrag seitens der EU und der Hellenischen Republik noch nicht kennen:
GREECE loan facility agreement – PDF 100 Seiten, englisch
(ursprünglich gesetzter Link im Netz nicht mehr auffindbar, daher mit O-Dokument ersetzt)
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besonders interessanter Auszug:
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aus Seite 16 des PDF-Dokuments:
14. GOVERNING LAW AND JURISDICTION
[…]
(5) The Borrower hereby irrevocably and unconditionally waives all immunity to which it is or may become untitled, in respect of itself or its assets, from legal proceedings in relation of this Agreement, including, without limitation, immunity from suit, judgement or other order, from attachment, arrest or injuction prior to judgement, and from execution and enforcement against its assets to the extent not prohibited by mandatory law.
Hier werden die Griechen verraten und verkauft – congratulation, well done!
PDF, griechische Version [104 Seiten]
Von besonderem Interesse sind die „letter’s of intend“ mit all den hübschen Sparmaßnahmen, welche der IMF von Griechenland fordert, die man schlichtweg als Aufgabe sämtlicher Souveränitätsrechte der Hellenischen Republik bezeichnen kann:
„Letter of Intent“ – vom 6. August 2010 – PDF, englisch [54 Seiten]
„Letter of Intent“ – vom 8. Dezember 2010 – PDF, englisch [62 Seiten]
Die wirklich „harten Auflagen“ sind ab Seite 31 aufgelistet
Auszüge:
„Expenditure cuts
– Wage bill (seasonal bonuses and allowances): at least EUR 400 million;
– Pensions (seasonal bonuses): EUR 500 million;
– Specific reduction in highest pensions: EUR 150 million;
Revenue increases
– VAT: at least EUR 750 million;
– Excises on fuel: at least EUR 250 million;
– Excises on tobacco: at least EUR 250 million;
– Excises on alcohol: at least EUR 50 million;
– Luxury good tax: at least EUR 50 million;
– Incentives to regularise land-use violations yielding at least EUR 150 million and increased amounts in 2012 and 2013;“
Vieles davon erscheint recht unrealistisch, manches abstrus, gelegentlich sogar lustig [bspw. will man allen Ernstes Schmuggler besteuern [siehe Ende Seite 32/oben Seite 33].
Wie man dies praktisch umsetzen will, ist leider nicht erkennbar! Eine wahrhaft köstliche Realsatire!
Die Liste aller veröffentlichten IMF-Dokumente zu Griechenland, beginnend mit einem „background-paper“ vom 03.Oktober 1995 finden sich hier
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Im Magazin Mitbestimmung 12/1999 der Hans-Böckler-Stiftung werden die Krisen- und IMF-Erfahrungen von Thailand und Vietnam nachgezeichnet.
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Stefan Mai, Institut für Wirtschaftspolitik in Köln, ging am 8.Juli 1999 der Frage nach:
Brauchen globale Kapitalmärkte den IWF als Lender of Last Resort?
hier seine Bewertung
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Die vom IWF gesponserte wirtschaftliche Katastrophe in Brasilien
Das internationale Finanzsystem und die Position der Schweiz
Bericht des Bundesrates vom 4. Oktober 1999
Innenansichten des IWF
Der Internationale Währungsfond IWF gilt Kritikern der Globalisierung als der Beelzebub des Weltkapitalismus schlechthin.
Ausgerechnet der ehemalige Chefökonom der Weltbank, Joseph Stiglitz, zeigt in seinem Buch „Die Schatten der Globalisierung“, dass die Kritik berechtigt ist.
zu den Innenansichten
Renner-Institut
Bericht zum Symposium „60 Jahre Bretton Woods – Wege in eine gerechtere Welt“
Symposium vom 19.Juni 2004 – PDF [5 Seiten]
Bretton Woods – Der Jahrhundert-Betrug
The Euro-Debt Crisis: Greece, Portugal, Spain
„The Debts are Unpayable. Once the Lending Stops the Bottom Falls Out.“
diese Meinung vertritt Bob Chapman, globalresearch
Ist die Währungsunion zu retten?
Kernelemente für einen anreizeffizienten Krisenmechanismus
Kann der Europäische Stabilitätsmechanismus Schuldenkrisen wie die in Griechenland und Portugal künftig verhindern?
Eindeutig nicht, denn private Investoren profitieren nach wie vor von den hohen Zinsen der notleidenden Staatsschuldtitel – angemessen an den Ausfallrisiken beteiligt sind sie hingegen nicht.
Wie sollte ein besserer Krisenmechanismus aussehen, der den betroffenen Ländern, den privaten Gläubigern und den Garantieländern der Euro-Zone einen Anreiz bietet, die Schuldenkrisen zu überwinden, und der geeignet ist, die Währungsunion vor dem Zerfall zu retten?
Henning Klodt auf der Suche nach Antworten
Prof. Schachtschneider über EU, politische Alternativen und Sezession
Veröffentlicht: 13. Juli 2013 Abgelegt unter: DEMOKRATIE, Sezessions-Bewegungen | Tags: DEMOKRATIE, EU, Freiheit, Karl-Albrecht Schachtschneider, Recht, Sezession, Souveränität 3 Kommentare„Freiheit – Recht – Staat. Diese Dinge gehören zusammen.“
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Der Verfassungsrechtler und Euro-Kritiker der „ersten Stunde“ ist beim BVerfG kein Unbekannter.
Im Rahmen der 4. Mark Banco Anlegertagung in Hamburg (31.Mai – 01.Juni 2013) haben wir mit Prof. Schachtschneider über die Entwicklungen in der EU, die Folgen für Freiheit und Demokratie sowie über das Recht, sich von einem Staat zu trennen.
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Quelle: Responsa Liberta TV — Redaktion/Kamera/Schnitt: Sonja Hubl
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Vom Staat als verbindendes Regulativ
Veröffentlicht: 14. April 2013 Abgelegt unter: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) - Bank for International Settlements (BIS), BEWERTUNGEN ZUM ZEITGESCHEHEN | Tags: BIZ, Brecht, City of London, DEMOKRATIE, Dr. Carroll Quigley, Humankapital, Jürgen Roth, Jean Ziegler, Kapitalismus, Max Frisch, Souveränität, Zitat Hinterlasse einen Kommentaroder: Wer regiert hier eigentlich?
Gastbeitrag des Schweizer Bloggers „Dude“
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Ist die staatsrechtliche Demokratie heute wirklich noch real existent, das soziale Gesamtgefüge also auch tatsächlich miteinbeziehend, oder ist die ‘Herrschaft des Volkes’ längst weitestgehend verkommen zu einer Farce; zum schönen Scheine auf dem Papier – die Bürger der Völker auf Erden, statt fühlende und denkende Lebewesen, lediglich noch entmündigtes und bevormundetes ‘Humankapital’ von Plutokraten und multinationalen Konzernen?
Braucht es eigentlich überhaupt verbindende und verbindliche Regulatorien in der Welt, oder wäre es vielleicht besser, diesen Planeten frei von jedwedem Regulativ zu gestalten?
In nachfolgender gesamtgesellschaftlicher Abhandlung sollen diese Fragen auf der Meta-Ebene beleuchtet werden. Kleine Anmerkung vorab: Es erscheinen, wenn man mit der Maus über die Verweise fährt (wie fast überall auf dieser Seite), erweiternde Informationen bzw. der Kerngehalt dieser Links.
Wenn man die heutigen Staatengebilde der westlichen Welt (aber auch weit darüberhinaus) einmal etwas genauer betrachtet, dabei nicht ausser Acht lassend, dass in massivem Ausmass weitere Bestrebungen hin zur totalen Zentralisierung den Weg in gültige, jedoch grundlegende Bürgerrechte massiv antastende Gesetze finden, und damit die Souveränität der einzelnen Nationen – zugunsten eines im Gleichgespann mit der neuen oligarchischen Aristokratie agierenden, dem irrsinnigen Machtwahn verfallenen, sich beinah jedweden demokratischen Kontrollmechanismen entziehenden, elitären Technokratenklüngels in Brüssel, London, Berlin, Paris, Rom, Madrid, Athen, Lissabon, Washington, Peking, Moskau, Frankfurt, New York, Singapur etc. – sukzessive immer weiter unterwandert wird, kommt man nicht umhin, einzugestehen, dass die einzelnen Staaten gezielt in zutiefst asoziale, undemokratische und parasitäre Institutionen verwandelt wurden (und weiter werden), in denen vor dem Gesetze zwar schon alle gleich, jedoch auch ein paar wenige ‘gleicher’ sind, und je länger je ‘gleicher’ gemacht werden…
Um dies noch etwas zu verdeutlichen, hierzu ein Zitat von Jean-Claude Juncker:
«Wir beschliessen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein grosses Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.»
Der Staat ist an sich ja grundsätzlich keine antisoziale und undemokratische Institution, die durch sinnlose Regulierungen und einem massiven, jedoch unnötigen Bürokratiekomplex in parasitärer Art und Weise von den produktiven Aktivitäten seiner Bürger lebt, solange er sich fundamental an die in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte (nicht den erneuerten Verschnitt davon, genannt ‘EMRK’, sondern die Originalfassung von 1948, an welcher u.a. auch der kürzlich verstorbene Stéphane Hessel mitwirkte, und die in dieser Fassung leider nie ratifziert wurde), und die in der Verfassung (bzw. für die BRD im Grundgesetz) verbrieften, und im Kerngehalt unantastbaren Grund/Bürger/Menschenrechte hält, sondern ein die Individuen verbindendes Regulativ zum besten Wohle des einzelnen als auch der Gemeinschaft aller Bürger im Ganzen.
Grundsätzlich könnte man natürlich sagen – und ich kenne persönlich ein paar Vertreter sowohl extrem libertärer, als auch radikal anarchischer Grundeinstellungen, die genau diese Wunschvorstellung auch tatsächlich vertreten -, dass ein solches staatliches Regulativ zum besten Nutzen für den einzelnen als auch das Ganze, sowohl dem einzelnen als auch dem Gesamtgefüge der Völker im einzelnen wie auch insgesamt, mehr Hindernis als Hilfe ist, und daher bestenfalls keinerlei ordnendes System vonnöten sei, zumal ein übergeordnetes, regulierendes System die freie Selbstentfaltung schon an sich unterwandere, und zudem allein schon die Natur des Menschen den Staat per se in keiner Weise erforderlich mache.
Das ist mE. grundlegend auch richtig, jedoch, in Anbetracht der aktuell vorherrschenden Umstände im zwischenmenschlichen Dasein auf Erden insgesamt, leider utopisch, zumal ein Gesamtgefüge ohne ordnende Struktur wohl nur in einer zur Gänze rein altruistisch funktionierenden Wertegemeinschaft auch tatsächlich zum besten Wohle und Nutzen aller gereichen würde, und angesichts der Implikationen des Dreckskapitalismus leider nicht der heutigen Realität entspricht.
Sind Werte, wie Wahrhaftigkeit, Offenheit, Nächstenliebe, Mitmenschlichkeit, Respekt, Achtsamkeit und Vorausschau – Werte also, welche wesenhaft auf Altruismus gründen – in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt noch allgemein präsent, oder gibt es wenigstens noch einen weit verbreiteten Wunsch sich dieser wieder bewusst zu werden, und insbesondere auch unbedingt und ernsthaft ihnen entsprechend zu handeln?
Wenn ich mich umschaue in der Welt und unter den Menschen, bin ich diesbezüglich sehr skeptisch, denn leider ist diese natürliche Ehrenhaftigkeit, auch durch die weitverbreitet herrschenden Gesinnungen und Ideologien (die Triebe der Egozentrik und Gier sind hiezu nur zwei Beispiele von vielen möglichen), in grossflächigem Stile höchstens noch spärlich erkennbar.
Und diese Unvernunft gründet wesenhaft in den aktuell herrschenden, inhärenten Systemzwängen – $.
Max Frisch hat dies – bei seiner Dankesrede zum grossen Schiller-Preis anlässlich der Ehrung seines Lebenswerks – bereits 1986 in meisterhafter Manier sozialkritisch beleuchtet: “Am Ende der Aufklärung steht das goldene Kalb!“
Auch wenn ein rein natürliches Zusammenleben in Wohlstand, Frieden, Freiheit und Glück ganz ohne Staat und andere supranationale Regulative selbstverständlich das Endziel jedes einzelnen die Freiheit wertschätzenden, die Selbstbestimmung hochachtenden und gleichzeitig liebenswerten Individuums sein muss bzw. müsste, entspricht dies bei genauerem Hinschauen, aufgrund all der Systemzwänge und der weitverbreiteten Ignoranz und Lethargie, ehrlicherweise nicht der aktuellen Realität.
Viele Menschen scheinen dieser Tage beinah schon unter Dauerhypnose zu stehen.
Also braucht es, zumindest in näherer Zukunft, zwingend ein die Menschenwürde bewahrendes bzw. diese wiederherstellendes Regulativ zum besten Wohle aller Individuen.
Denn bei genauerer Betrachtung des historischen Verlaufs (und insbesondere der letzten Dekade), muss der aufmerksame Beobachter definitiv besorgt konstatieren, dass die von den ‘neuen Herrschern der Welt‘, über das Zentralbankenwesen gesteuert und mittels multinationaler Grosskonzerne, ganzer Bataillone von Technokraten, Lobbyisten und Paragraphenverdrehern verwirklicht – über die Köpfe bzw. den Wunsch und Willen der Menschen hinweg – sukzessive vorangetriebenen, weitreichenden Veränderungen in dieser Zeit, maßgeblich am Ast der Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Freiheit und Selbstbestimmung aller Völker der Erde gesägt haben.
Bereits 1966 schrieb der amerikanische Historiker und ‘Insider’ Dr. Carroll Quigley in seinem Buch ‘Tragedy and Hope: A History of the World in Our Time’ (Deutsche Ausgabe: ‘Katastrophe und Hoffnung: Eine Geschichte der Welt in unserer Zeit’) über die Pläne gewisser mächtiger Kreise:
»[D]ie Machtinteressen des Finanzkapitalismus verfolgten ein zusätzliches weitreichendes Ziel: Sie wollten ein weltweites Finanzsystem errichten, das von privaten Händen kontrolliert wurde und das in der Lage war, das politische System in jedem Land sowie die gesamte Weltwirtschaft zu beherrschen. Kontrolliert werden sollte dieses System auf feudalistische Art und Weise durch die konzertierte Aktion der Zentralbanken dieser Welt, die ihre geheimen Maßnahmen auf häufigen privaten Treffen und Konferenzen abstimmten. Die Spitze dieses Systems sollte die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, in der Schweiz, bilden, eine Privatbank, die sich im Besitz der Zentralbanken der Welt befindet und von diesen kontrolliert wird; und diese Zentralbanken sind selber wiederum private Unternehmen.«
(Quelle: BIZ – Basel im Mittelpunkt der Finanz-Globalisten)
Obschon die Schweizer Bundesbehörden sich weigern, dies zu bestätigen bzw. zu dementieren, schrieb der Tagesspiegel in seinem Wirtschaftsteil bereits 2010, dass die BIZ, auf exterritorialem Gebiete in Basel stehend, abseits jedweder demokratischen Kontrollmechanismen faktisch über dem Rechtswesen steht und – trotz Milliardengewinnen – auch keinerlei Steuern bezahlt.
Die Schweiz ist – Dank ihrer vielgelobten Diskretion -, neben der Londoner City und einigen anderen, selbstverständlich ein wahres Nest dieses zerstörerischen Klüngels.
Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler sprach hiezu – anno 2011 in der Zeit – eine deutliche Sprache:
“Seit fünf Jahrhunderten herrscht die weiße Minderheit mit immer anderen Ausbeutungssystemen über den Planeten. Erst die Plünderungen und der Völkermord in Südamerika, […] Dann der trianguläre Verkehr: Sklaven von Afrika nach Amerika, Zucker nach Europa. Dann 150 Jahre lang Kolonialmassaker, und heute das schlimmste all dieser Systeme: die Weltdiktatur des globalisierten Finanzkapitals. Die entfesselte Profitgier. Die totale Ausbeutung des Menschen. Die Zerstörung der Natur. Laut Weltbank haben die 500 größten multinationalen Konzerne im vergangenen Jahr 53,8 Prozent des Weltbruttosozialproduktes kontrolliert. Das ist ein Reichtum, eine Macht, wie sie kein Kaiser, König oder Papst je hatte.
[…]
Ich glaube, dass diese neoliberale Wahnidee das Kollektivbewusstsein nachhaltig verwüstet hat.
[…]
Ihr glaubt, wir seien brave Bergler, aber unsere Herrschaftsschicht ist unfassbar selbstherrlich, vielleicht die arroganteste in ganz Europa.
ZEIT : Wie kommen Sie darauf?
Ziegler: Sie ist die ungebrochenste. Der letzte fremde Soldat auf Schweizer Boden war ein Soldat Napoleons. Seitdem hat Europa Revolutionen, Kriege, Verwüstungen erlebt, faschistische und kommunistische Diktaturen. Nur die Schweiz: nichts. Dieselbe Herrschaftsstruktur seit Jahrhunderten. Immer dieselben Leute, die auf dem Gotthard sitzen und der Welt Lektionen erteilen. Ein historisch korruptes Alpenalbanien!”
Passend zu diesen paar “vom Gotthard herab Lektionen erteilenden Leuten”, überreiche ich das Wort nun erneut kurz unserem lieben Menschenfreund Jean-Claude Juncker, der bei einer Veranstaltung am 20. April 2011 in Brüssel folgende, in solchen Kreisen offenbar gängige, Weisheit anmerkte:
“Wenn es ernst wird, muss man lügen!”
Und wenn dann eine aktuell hochrangige ‘Persönlichkeit’, wie eben z.B. ein Jean-Claude Juncker, gerade mal eine gute Dekade nach seiner eingangs hervorgehobenen süffisanten Bemerkung – “…bis es kein Zurück mehr gibt.” -, zudem aktuell noch mit grimmiger Miene nachfolgendes im Spiegel verlautbaren lässt, muss sich ein fühlendes Wesen mit gesundem Menschenverstand, beim aufmerksamen Blick auf die Welt, doch ernstlich fragen, ob diese neuen Herrscher der Welt nicht womöglich gar Arges – was nicht im entferntesten dem Willen und den Wünschen der Menschen entsprechen dürfte – im Schilde führen:
“Wer glaubt, dass sich die ewige Frage von Krieg und Frieden in Europa nie mehr stellt, könnte sich gewaltig irren. Die Dämonen sind nicht weg, sie schlafen nur.”
[…]
“Mich frappiert die Erkenntnis, wie sehr die europäischen Verhältnisse im Jahr 2013 denen von vor 100 Jahren ähneln.”
Aha! Deutliche Worte von einem leibhaftigen Dämonen in Menschengestalt mit viel zu weitreichenden Machtbefugnissen!
Wenn man ernsthafte Probleme gewaltigen Ausmasses auf globaler Ebene wirklich nachhaltig lösen will, gilt es, wie immer bei Problemlösungen, die ungewollten Wirkungen zurück zu ihrer Ursache zu verfolgen, um ebendiese Ursache zu beheben.
Die tägliche Nachrichtenhetzjagd nach dem neusten Update dieser globalen und “europäischen Verhältnisse” – ganz unabhängig davon, ob es sich um die medialer Propaganda gleichende Copypaste-Berichterstattung der Massenmedien, oder um tatsächlich fundierten und investigativ recherchierten Qualitätsjournalismus handelt -, sei es über Lehmann-Brothers, Fannie Mae, Griechenland, Portugal, Spanien, Irland, Zypern, WEF, G8, G20, Klimagipfel, Steuerparadiese, die EZB, die FED, Armut, Elend, Mord, Totschlag, Raub, Folter, Krieg usw. sind nur die Symptome von gezielter Unterwanderung staatlicher Souveränität zugunsten eines von einigen wenigen beherrschten Superzentralismus.
Diese weitreichende mediale Hetzerei nach den täglichen Neuigkeiten verhindert oftmals eine vertiefte Betrachtung der herrschenden Strukturen, und führt, gepaart mit der Verkümmerung von Sitte in der Gesellschaft, verbreitet zu Unaufmerksamkeit und damit auch zu einer scheinheiligen Rechtsstaatlichkeit der Doppelmoral, was sich hinwiederum – wie der Investigativjournalist Jürgen Roth in seinem Buch ‘Spinnennetz der Macht’ eindrücklich aufzeigt – auch in äusserst eigenartig anmutenden, und an Vorgehensweisen von Diktaturen erinnernden Staatspraktiken gegen Gedankenverbrecher äussert. Im Interview mit dem Kulturstudio werden diese fahlen Praktiken deutlich benannt:
“Es gibt inzwischen eine Vielzahl Fälle der Psychiatrisierung unbequemer Bürger, auch Querulanten genannt, die häufig von den Gerichten abgesegnet werden und von denen die breite Öffentlichkeit nichts erfährt.”
All diese Symptome zeigen deutlich, dass die aktuellen Regulative auf ganzer Linie versagt haben, was aber grundsätzlich nicht direkt an den Staaten und seinen Regierungsvertretern selber liegt.
Die Ursache all dieser Symptome bildet m.E. massgeblich der Blutadel, welcher auf Erden schon viel zu lange und nachwievor, aus dem diesigen Hintergrund heraus – mit Hilfe eines systematisch installierten, in sich vernetzten, pyramidal-hierarchischen Machtapparats, gemäss dem grundlegenden Prinzip ‘Ordnung aus dem Chaos’ – die Fäden auf der Meta-Ebene spinnend, in jeden Bereich der Gesellschaft vorgedrungen ist und weiter gezielt vordringt – “bis es kein Zurück mehr gibt!”.
Folgende Aussage, falls sie denn – am rein privaten Kaffeekränzchen der Bilderberger anno 1992 – vom freundlichen Herr David Rockefeller auch tatsächlich so getätigt wurde, spricht jedenfalls Bände!
„Es wäre für uns nie möglich gewesen, einen Plan für die Welt zu entwickeln, wenn wir während dieser Jahre im Licht der Öffentlichkeit gestanden hätten. Aber die Welt ist auf einem komplexen und vorbereiteten Weg hin zur Weltregierung. Die supranationale Souveränität einer intellektuellen Elite und der Welt-Bankiers ist sicherlich der nationalen Souveränität der letzten Jahrhunderte vorzuziehen.“
Viel deutlicher geht – glaube ich – nicht mehr…
Oder doch?
“Und wenn die ganze Welt des Ordens Tempel ist, dann werden die Mächtigen der Erde selbst sich beugen und uns die Weltherrschaft lassen.” (Dr. Phillip Georg Blumenhagen in „Zeitschrift für Freimaurerei“, Altenburg, 1828, S. 320)
Nun stellt sich abschliessend die Frage nach möglichen Lösungen zur Verhinderung einer totalitären einen Weltregierung, sowie zu alternativen Möglichkeiten für ein die Würde des lebendigen Wesens an erste Stelle setzendes Zusammenleben aller Individuen und Völker auf Erden.
Ich habe dazu persönlich einige ganz unterschiedliche Theorien, Ideen und Vorstellungen, allerdings würde ich es nicht wagen, diese jetzt noch als abschliessende Lösungen anzufügen, weshalb ich diesbezüglich eine offene, kreative, befördernde, sachliche und respektvolle Diskussion in vielfältigster Art und Weise sehr begrüsse. In dieser Diskussion soll grundsätzlich alles erlaubt sein, ausser Aufrufe zu Gewalt. Ich kenne diese Vorstellung zwar, aber sie ist definitiv – um abschliessend auch noch selber deutliche Worte zu wählen – Bullshit!
Gewalt erzeugt immer Gegengewalt, und so schön diese Vorstellung für den einen oder die andere vielleicht sein möge, gilt prinzipiell, dass Gewalt nur in einem einzigen Fall legitim ist, nämlich im konkreten Falle von unumgänglicher Selbstverteidigung aus Notwehr.
Was es braucht, ist ein grossflächiger, mutiger Aufstand des Gewissens!
Keine Scheu, denn – wie Brecht schon vor langem weise bemerkte – wo Unrecht zu Recht wird, ist Widerstand Pflicht!
Und da vom global herrschenden Machtgefüge keine essentiellen Schritte zu erwarten sind, obliegt dies einzig und allein der planetaren Zivilgesellschaft!
Quellen:
- Wikipedia / Wikiquote
- http://www.neues-deutschland.de/artikel/818035.bundesagentur-geht-gegen-kranke-hartz-iv-empfaenger-vor.html
- http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45125202.html
- Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Menschenrechte
- http://www.geolitico.de/2013/02/07/europa-rustet-sich-fur-das-balkan-szenario/
- Juristischer Informationsdienst
- Bundesbehörden der Schweizerischen Eidgenossenschaft
- Deutsches Bundesministerium der Justiz
- TheFreeDictionary Wörterbuch
- http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/amerika/amerikas-drohnenkrieg-gummi-lizenz-zum-toeten-12055142.html
- http://www.voltairenet.org/article177563.html
- http://www.spektrum.de/alias/stadtleben/krank-durch-ausgrenzung/1171478
- United Nations – Vereinte Nationen
- http://www.langelieder.de/lit-ziegler.html
- http://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/finanzen/3424-147-unternehmen-herrschen-ueber-die-weltwirtschaft.html
- http://blog.abgeordnetenwatch.de/2012/12/18/studie-zeigt-lobbyismus-hebelt-reprasentative-demokratie-aus/
- http://www.heise.de/tp/artikel/38/38921/1.html
- http://anti-mobbing-blog.blogspot.ch/2009/04/biz-basel-im-mittelpunkt-der-finanz.html
- http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bank-fuer-internationalen-zahlungsausgleich-kardinaele-des-geldes/1918856.html
- http://www.woz.ch/1211/finanzplatz-city-of-london/die-macht-der-quadratmeile
- http://www.zeit.de/2011/01/DOS-Ziegler/seite-1
- http://www.spiegel.de/politik/ausland/juncker-spricht-von-kriegsgefahr-in-europa-a-887923.html
- http://www.start-trading.de/blog/2013/04/05/steueroasen-enthuellung-alles-heuchelei/
- http://kulturstudio.wordpress.com/2013/04/08/das-rechtsstaatsprinzip-brockelt-gewaltig-jurgen-roth-uber-dubiose-justiz-und-staatspraktiken-in-deutschland/
- http://rockefellergroup.de.tl/Verschw.oe.rung-f-.htm
- http://freimaurer-wiki.de/index.php/Traktat:_Ordo_ab_Chao
- Duden
- Youtube
Schlussbemerkung: Grossflächige Verbreitung dieses Artikels ist, mit deutlicher Angabe von Quelle und Autor, auch ohne Rückfrage ausdrücklich erwünscht, solange dies einzig der freien Informationsverbreitung dient, keinerlei Änderungen (gekürzt nur auf Rückfrage) daran vorgenommen werden und kein persönlicher Nutzen (insbesondere was finanzielle Angelegenheiten betrifft) daraus gezogen wird, denn freie Weiterverbreitung von Information ist derzeit das schärfste Schwert zur Verhinderung weiterer Pläne der herrschenden Mächte. / Grosser Dank meinerseits geht an Magnus Göller, der diese Abhandlung ehrenamtlich lektoriert hat.
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Erstveröffentlichung
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Besten Dank, werter Kollege für diesen Beitrag.
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Disclaimer:
Die jeweiligen Gastbeiträge und Kommentare geben die Privatmeinung des jeweiligen Verfassers wieder und liegen allein in dessen Verantwortung. Da die Meinungsfreiheit ein hohes Gut ist, finden sich hier natürlich auch Beiträge, die nicht der Meinung des Blockbetreibers entsprechen.
“Europa- und Europolitik sind vernunft- und rechtswidrig”
Veröffentlicht: 22. Februar 2013 Abgelegt unter: Buch-Tipps & Literatur-Empfehlungen, Grundgesetz (GG) der Bundesrepublik Deutschland | Tags: Bürgerschaft, BVerfG, DEMOKRATIE, Deregulierung, ESM, EuGH, GG Art. 23, GG Art. 79 Absatz 3, Grundgesetz, Parteien, Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider, Souveränität Hinterlasse einen KommentarInterview mit Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider
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Herr Professor Schachtschneider, Ihr neues Buch “Die Souveränität Deutschlands” trägt den Untertitel “souverän ist, wer frei ist”. Wie stark ist unsere Freiheit durch die europäische Zwangsintegrationspolitik gefährdet?
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Die Freiheit der Bürger verwirklicht sich in der Republik. Deren politische Form ist die Demokratie. Verletzungen des demokratischen Prinzips sind, jedenfalls wenn sie den nicht disponiblen Kern des Demokratischen mißachten, Souveränitätsverletzungen. Die Integrationspolitik ignoriert die Bürgerschaft als den Souverän weitestgehend. Nicht nur die Vertrags- und Verfassungsverletzungen sind mit der Souveränität als der Freiheit nicht vereinbar, sondern die Übertragung von Hoheitsrechten, welche mit der Souveränität unlöslich verbunden sind. Das ist etwa die Wirtschafts- und die Währungshoheit. Auch die Handelspolitik muß in der Hoheit jedenfalls eines wesentlich vom Export lebenden Landes bleiben.
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Auf jeden Fall muß die Bürgerschaft durch ihren Staat das letzte Wort in der Gesetzgebung und der Rechtsprechung haben. Gesetzgebung muss strikt demokratisch legitimiert und damit auch demokratisch organisiert sein. Das ist die Gesetzgebung der Europäischen Union in keiner Weise; denn diese ist eine Gesetzgebung der Exekutive. Maßgeblich sind die Kommission, die das alleinige Vorschlagsrecht hat, und der Rat, die Minister der Mitgliedstaaten. Das Europäische Parlament ist zwar an vielen Akten der Gesetzgebung beteiligt, im übrigen nicht den wirklich wichtigen, aber hat keine demokratische Legitimationskraft. Zum einen vertritt dieses „Parlament“ kein Volk, weil es ein Unionsvolk nicht gibt, vielmehr die Abgeordneten nach wie vor Vertreter der Völker sind, zum anderen ist diese Vertretung ein krasser Verstoß gegen die demokratierechtlich essentielle Egalität des Stimmgewichts der Wähler.
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Schlimmer noch der Europäische Gerichtshof. Ein Verfassungsgericht muß eine starke demokratische Legitimation haben. Dieser Gerichtshof hat gar keine. Seine Richter werden von den Regierungen ernannt, ausgerechnet von den eigentlichen Gegenspielern des Rechts. Die Amtszeit beträgt bei übermäßig hohem Gehalt nur sechs Jahre. Das macht die Richter wegen der Begehrlichkeit gefügig. Sie wollen erneut berufen werden. Die Judikatur des Gerichtshofs ist ein permanenter Staatsstreich. Das jüngste Beispiel ist das skandalöse Urteil, in dem der Europäische Stabilitätsmechanismus gerechtfertigt wurde. Das Gericht wollte nicht einmal zugestehen, daß das Bail-out-Verbot durch den ESM verletzt wird.
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Wenn die Union rechtens als Staat agieren will, was sie der Sache nach tut, muß sie als solcher gegründet werden. Das setzt Zustimmungen aller beteiligten Völker durch Referenden voraus. Zu empfehlen ist das nicht, weil ein Großstaat der Demokratie keine Chance läßt.
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Die Einheitswährung ist gegen jede wirtschaftliche Vernunft. Kein Volk kann sie wollen. Sie schadet allen beteiligten Völkern schwer. Sie dient gerade durch ihr Scheitern als Hebel, den zentralistischen Unionsstaat mit einheitlichen Lebensverhältnissen herbeizuzwingen. Das ist schwere Souveränitätsverletzung. Aber auch das Herkunftslandprinzip, wonach die Legalität von Waren, Dienstleistungen usw. sich nach dem Herkunftsland bestimmt, ist mit der Souveränität der Bestimmungsländer unvereinbar, weil deren Rechtsordnung marginalisiert wird. Man denke nur an das Lebensmittelrecht.
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Die Europäische Union ist eine zunehmend diktatorische Bürokratie und damit das Gegenteil eines freiheitlichen Gemeinwesens, wie es die Souveränität als Bürgersouveränität postuliert.
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Auf die Einheitswährung kommen wir gleich zu sprechen. Zunächst: Was rechtfertigt eigentlich die EU, wenn, wie Sie sagen, die Wirtschafts- und Währungshoheit sowie auch die Handelspolitik untrennbar mit der nationalen Souveränität verbunden sind?
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Ich vermag keine Rechtfertigung für die Europäische Union, wie sie sich entwickelt hat und in den Verträgen vereinbart ist, zu erkennen. Aber: Das Grundgesetz verpflichtet die „Bundesrepublik Deutschland“ in Art. 23 „zur Verwirklichung eines vereinten Europas bei der Entwicklung der Europäischen Union mitzuwirken, die demokratischen, rechtsstaatlichen, sozialen und föderativen Grundsätzen und dem Grundsatz der Subsidiarität verpflichtet ist und einen diesem Grundgesetz im wesentlichen vergleichbaren Grundrechtsschutz gewährleistet“. Diese Verfassungsverpflichtung ist richtig und entspricht der sittlichen Pflicht jedes Volkes, durch ein bestmöglich vertraglich geordnetes Zusammenleben mit den näheren und ferneren Nachbarn dem Frieden zu dienen. Nur die reale EU entspricht keinem der Kriterien, welche das Grundgesetz gemäß seinen nach Art. 79 Absatz 3 unabänderlichen Grundsätzen für das vereinte Europa und dessen Entwicklung als Europäischen Union vorschreibt. Diese Grundsätze sind zugleich Rechtsprinzipien einer Verfassung der Menschheit des Menschen, wie sie mit dem Menschen geboren sind. Sie fließen aus der Menschenwürde und damit auch der Freiheit des Menschen.
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Es fängt schon damit an, daß die EU keinerlei Anstalten macht, das wirkliche Europa zu vereinen. Rußland wird nicht einbezogen, gehört aber trotz des großen Territoriums in Asien zu Europa. Demgegenüber soll die Türkei Mitglied der EU werden, obwohl sie ein asiatischer Staat ist und sich zunehmend von der europäischen Kultur entfernt. Die Mittelmeerunion zielt langfristig auf die Erweiterung der EU in den vorderen Orient und nach Nordafrika. Die EU ist weder demokratisch (keine demokratische Legitimation der Gesetzgebung und Rechtsprechung), noch rechtsstaatlich (keine Gewaltenteilung, kein hinreichender Rechtsschutz der Bürger), noch sozial (wirtschaftliche Instabilität, neokapitalistisch), noch subsidiaristisch (übermäßige Befugnisse, fast unbegrenzter Vorrang der Unionspolitik), noch schützt sie die Grundrechte (kein legitimes Gericht, keine Grundrechtsbeschwerde, schwacher Grundrechtskanon, Möglichkeit der Todesstrafe). Ohne Unionsvolk gibt es keine Unionsdemokratie und ohne Demokratie weder Rechtstaat noch Sozialstaat. Wenn ein Unionsvolk verfaßt werden soll, bedarf es der Aufhebung der Souveränität Deutschlands (und die der anderen Staaten). Das geht nicht ohne Änderung des Grundgesetzes in der Substanz, wie das Bundesverfassungsgericht (meinem Vortrag folgend) im Lissabon-Urteil klargestellt hat. Ich habe all das vielfach in meinen Schriften und Verfassungsbeschwerden dargelegt und vorgetragen. Allenfalls ist die EU föderativ, marginalisiert allerdings die Länder Deutschlands, die souveräne Staaten sind. Sie tendiert deutlich zum zentralistischen, bürokratischen Staat mit einheitlichen Lebensverhältnissen der Bevölkerung, aber ohne Bürger im bürgerlichen Sinne. Das Grundgesetz zielt auf ein europäisches Europa, ein Europa souveräner Völker und freier Bürger, wie es General De Gaulle vorschwebte. Das unterstütze ich uneingeschränkt. Nur das entspricht der Souveränität der Völker, der Freiheit der Bürger. Mehr läßt das Grundgesetz nicht zu und mehr ist nicht vernünftig.
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Die wirtschaftliche Rechtfertigung ist mit der Realisierung des Binnenmarktes und der Währungseinheit verloren gegangen. Beide ruinieren sichtbar die Volkswirtschaften der Mitgliedstaaten, auch die Deutschlands. Die Divergenzen haben sich vor allem zu Lasten der lateinischen Staaten und Griechenlands verschärft. Die Staaten des Ostens haben nur Anfangsvorteile aus den Subventionen. Der neoneoliberale unechte Freihandel durch die überzogene Deregulierung schadet allen Beteiligen, wenn er auch vorübergehend Deutschland und einigen anderen Ländern Wettbewerbsvorteile, verstärkt durch die preislichen Vorteile der unterbewerteten Währung, bringt, sichtbar friedenswidrig. Die Wirtschaftsfreiheit sichert auch die WTO hinreichend, die aber keine Kapitalverkehrsfreiheit enthält. Das ist ein wichtiger Schutz gegen den entgrenzten und grenzenlosen Kapitalismus, der seine verheerende Wirkung in der Finanzkrise beweist. Die Politik der Binnenmarktderegulierung hat verkannt, daß eine Volkswirtschaft die wirtschaftliche Einheit eines Volkes, organisiert als Staat, ist. Diese Einheit schließt das Soziale, das wesentlich durch das Gleichheitsprinzip bestimmt ist, ein. Sozialpolitik läßt sich aber nur schwer, wenn überhaupt, durch Deregulierung der Wirtschaft machen. Die Erhardsche Vorstellung, daß Markt und Wettbewerb die beste Sozialpolitik seien, ist nur in Verbindung mit einem Staat richtig, der die Hoheit über Wirtschaft und Soziales hat und in der Lage ist, „Wohlstand für alle“ zu gewährleisten. Der Binnenmarkt verschiedener Staaten und damit ohne einheitliche solidarische Sozialpolitik hat zu einem unvollkommenen Staat geführt. Daß diese Politik gescheitert ist, ist jedem klar geworden, aber es gibt keinen Weg des Rechts, sie zu korrigieren. Aber es wäre auch weder politisch noch wirtschaftlich richtig, jedenfalls nicht demokratisch. Man kann nicht zusammen zwingen, was nicht zusammen gehört. Mir geht es darum, Freiheit und Recht zu verteidigen, also die Demokratie. Ich denke, das sieht das Bundesverfassungsgericht trotz allen politischen Opportunismus nicht anders.
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Das Friedensargument ist Propaganda. Kein Volk Europas will in Europa Krieg führen. Die beiden Weltkriege haben allen europäischen Völkern gereicht. Außer Rußland und sehr begrenzt Frankreich und Großbrittanien ist kein Staat in Europa kriegsfähig, keinesfalls gegen die USA, Deutschland schon gar nicht. Die NATO läßt in ihrem Bündnis keinen Krieg zu. Notwendig wäre ein Verteidigungsbündnis, wenn es die NATO und auch die UNO als Organisation des Weltfriedens nicht gäbe. Neben der NATO entwickelt sich die Gemeinsame Sicherheitspolitik, die auch einen Sonderstatus im Unionsvertrag hat, nicht wirklich.
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Sie machen der Politik in Bezug auf die Euro-Rettungspolitik eine elitäre und egalitäre Gleichheitsideologie zum Vorwurf. Worin sehen Sie deren Motive?
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Die Eurorettung ist eine Politik der politischen, medialen, finanziellen und industriellen Eliten in deren Interessen, also elitär, nicht eine Politik der Völker für die Völker und somit nicht demokratisch. Diese Politik ist egalitaristisch, weil sie die Gleichheitsideologie für ihre Zwecke nutzt. Der Egalitarismus ist die wirkmächtigste Ideologie der Gegenwart. Unterschiede werden nicht geduldet, nicht nur in der Bevölkerung eines Staates, sondern auch unter den Bevölkerungen der Staaten, jedenfalls nicht in der Europäischen Union. Der von den Eliten aufgezwungene Egalitarismus für die Bevölkerungen, die auf Arbeit und Verbrauch reduziert werden, gilt nicht für die Eliten selbst. Das Gesetz der Macht der Wenigen über der Ohnmacht der Vielen setzt sich wieder durch. Darum bekämpfen die Eliten die Bürgerlichkeit der Bürger, weil diese nicht nur der Freiheit verpflichtet ist, sondern auch Unterschiede erlaubt und fördert. Demokratie sollte die politische Form der allgemeinen Freiheit sein, hat sich aber mangels Freiheitspflege zur politischen Form der Gleichheit entwickelt. Alexis de Tocqueville hat diese Entwicklung schon erfaßt und beschrieben. Der Egalitarismus der Untertanen ist die wesentliche Bedingung der Herrschaft der Eliten, der Oligarchie. Diese sind gegenüber den Untertanen wesentlich ungleich. Sie sind mächtig und reich. Sie feiern sich ununterbrochen, Bambiverleihung etc. Die Bevölkerungen nehmen das mehr oder weniger resigniert hin. Wichtig ist ihnen, daß es den anderen Untertanen nicht besser geht. Die Eliten verkehren untereinander und ihre Absprachen haben stärkere Verbindlichkeit als Gesetze, Verträge und sogar Verfassungen. Sie agieren wie ein Adel, weniger legitim als früher die Aristokratie. Die wenigen politischen Führer halten mittels ihrer parteilichen Gefolgschaft die Staaten im Griff, schließen „Freundschaften“, duzen sich staatswidrig. Das Herrschaftsinstrument in den Parteien ist die verfassungswidrige Ämterpatronage. Ein wirksamer Parteienpluralismus besteht jedenfalls in Deutschland nicht mehr. Auch der Verbändepluralismus ist dem Internationalismus weitgehend erlegen, insbesondere die Gewerkschaftsautonomie. Die Bevölkerungen werden mit Brot und Spielen ruhig gehalten, durch Propaganda der Medien irregeführt und mittels Moralismus an der politisch essentiellen freien Rede gehindert. Der politische Einfluß der Bürger, so es die noch gibt, ist marginalisiert. Egalitarismus setzt Eliten voraus, welche ihn durchsetzen. Das machen sie nicht zu ihren eigenen Lasten. Unter freien und in der Freiheit gleichen Bürgern, die durch Besitz und Bildung selbständig sind, läßt sich weder der Elitarismus noch der Egalitarismus entwickeln. Deswegen werden die Bürger, wesentlich der Mittelstand, enteignet und die Bildung wird aus dem Schul- und Hochschulwesen vertrieben. Der Internationalismus zementiert diese freiheitswidrigen Entwicklungen.
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Politik und Notenbank suggerieren in ihren Statements, in der Eurokrise sei das Schlimmste überstanden. Sie halten dagegen eine Stabilität der einheitlichen Währung für überhaupt nicht erreichbar. Wie sehen Sie die weitere Entwicklung?
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Die schwächeren, im Übermaß deindustrialisierten, Volkswirtschaften des europäischen Binnenmarktes, einschließlich der Frankreichs, haben gegenüber den stärkeren, insbesondere der Deutschlands, wegen der harten Deregulierung durch die Grund- oder Wirtschaftsfreiheiten keine Wettbewerbschance, schon gar nicht, wenn sie das Lohnniveau in etwa auf den deutschen Standard anheben. Weil sie die Preise ihrer Produkte nicht durch Lohnsenkung wettbewerbsfähig zu machen in der Lage sind, sind sie auf die Abwertung ihrer Währung angewiesen. Das schließt der Euro als Einheitswährung aus und verschärft damit ihren Wettbewerbsnachteil. Die wettbewerbswidrigen Preise wirken sich weltweit aus, nicht nur auf dem Binnenmarkt. Das verstärkt den Effekt der überbewerteten Währung. Die erwarteten Folgen sind eingetreten. Die Volkswirtschaften der Peripheriestaaten liegen danieder. Die Arbeitslosigkeit ist die Alternative zu den erforderlichen drastischen Lohnsenkungen. Diese Länder haben, wie zu erwarten, nur vorübergehend von den Zinssubventionen und den damit verbundenen kreditierten Investitionen profitiert. Kredite müssen, können aber nicht zurückgezahlt werden. Jetzt sind diese Volkswirtschaften rezessiv und es gibt kein Maß an Subventionen, das sie wettbewerbsfähig machen könnte. Das Leistungsgefälle und die Leistungsbilanzdefizite lassen sich nicht ausgleichen. Die Starken werden stärker, die Schwachen schwächer. Ohne Schutz haben die Schwachen keine Chance, ihre Wirtschaft zu stärken. Sie sind Opfer der undifferenzierten Freihandelsdokrin, die ihnen nicht die versprochenen Segnungen des Wachstums gebracht hat, sondern erwartungsgemäß im Gegenteil Schrumpfung. Zudem „retten“ die „Schirme“ die Gläubiger, vor allem Banken, nicht die Menschen, die Opfer des irregeleiteten unechten Freihandels.
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Allenfalls ein bundesstaatsgemäßer Finanzausgleich, der eine hinreichende Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse in der gesamten Eurozone schafft, könnte die Währungseinheit bewahren. Der ist aber nicht nur wirtschaftlich nicht leistbar, sondern auch politisch nicht. Die Völker aller beteiligten Staaten müßten, wie schon gesagt, durch Referenden zustimmen, ihre Souveränität aufzugeben und ein neues Volk, das der Eurobürger, und einen neuen Staat, den Eurostaat, verfassen. Souveränität heißt wesentlich Freiheit der Bürger, welche nur demokratisch verwirklicht werden kann. Das wäre wegen der Größe dieses Staates, aber auch wegen der Homogenitätsdefizite nicht möglich. Souveränität heißt auch eigenständiges wirtschaftliches und damit eigenständiges soziales Schicksal des Volkes. Niemand kann erhoffen, für eine solche Politik die Zustimmung der Völker zu finden. Da helfen keine Visionen vom großen und mächtigen Europa und da hilft auch nicht die hohle Drohung, die Einzelstaaten würden den globalen Wettbewerb mit den großen Volkswirtschaften, USA, China, Indien, Rußland, Brasilien, nicht bestehen können. Das ist ein Zweckargument, das die Unkundigkeit der Bevölkerung mißbraucht, um Angst, immer eine wirksame Triebfeder, zu machen. Kleine Volkswirtschaften sind die erfolgreichsten, die Schweiz, Singapur. Das Argument der Größe und Macht kommt typisch von den Profiteuren des globalen Marktes, den international agierenden Unternehmen und deren Managern, die durch die von ihnen erzwungene Lohn- und Besteuerungsunterbietung zu Lasten der Völker außerordentliche Gewinne machen bzw. durch unsittliche Bezüge schwer reich geworden sind. Dieser neue „Adel“ ist genauso wie die von ihm bezahlten Ökonomen unglaubwürdig.
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Die Europolitiker werden die Beendigung des Euro-Abenteuers solange hinauszögern als es irgend geht. Der Schaden wird unermeßlich. Aber der Euro ist als Währung vieler heterogener Volkswirtschaften gescheitert und wird in Inflation und Währungsreform untergehen. Je länger der Eurokonkurs verzögert wird, desto gefährdeter ist das politische System, das immer noch Chancen birgt, zu Freiheit und Recht, die ohne ökonomische Vernunft keine Wirklichkeit haben, zurückzukehren. Das zwingt zur Rückkehr zu nationalen Währungen, durchaus mit der Option, zu bilateralen oder auch multilateralen Währungsverbünden unter Wahrung der nationalen Währungssouveränität, vorausgesetzt, der optimale Währungsraum besteht. Das aber muß jeder Staat selbst verantworten können; denn nur durch ihren Staat können die Bürger ihre Verantwortung für ihr Wohlergehen tragen. Die Finanzierung fremder Haushalte, in welcher Form auch immer, durch einen ESM oder durch ESZB und EZB, ist zutiefst undemokratisch, ja staatswidrig, aber auch wirtschaftlich nicht tragbar.
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Das Projekt Brüssel ist gescheitert. Es gilt, ein europäisches Europa zu schaffen, ein Europa der Freiheit und des Rechts, ein Europa der praktischen und somit wirtschaftlichen Vernunft. Die Unionsverträge müssen revolutioniert werden, d. h. die Union und ihre Mitgliedstaaten müssen zum Recht befreit werden.
Herr Professor Schachtschneider, herzlichen Dank für Ihre Ausführungen.
Das Gespräch mit Prof. Dr. Karl Albrecht Schachtschneider führte Andreas Marquart im Februar 2013 per E-Mail.
Ludwig von Mieses-Institut Deutschland
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korrespondierende Archiv-Beiträge
Złoty statt Euro!
Veröffentlicht: 15. Januar 2013 Abgelegt unter: €URO, POLEN | Tags: Donald Tusk, Euro-Einführung, Jaroslaw Kaczynski, Souveränität Hinterlasse einen KommentarZłoty statt Euro!
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Die polnische Gesellschaft steht vor einer großen Debatte zur Euro-Einführung. Premier Donald Tusk wollte vergangene Woche den Beitritt des Landes zum europäischen Fiskalpakt durchsetzen. Nachdem die Opposition mit einem Boykott der Abstimmung drohte, ging es nicht allein um die Ratifizierung des Paktes. Zur Debatte steht die Euro-Einführung.
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Permanente Verzögerung
Geplant wird die europäische Einheitswährung in Polen schon seit längerem. Nach dem Beitritt Polens zur Europäische Union im Jahre 2004 sollte der polnische Staat bis Ende 2009 die nationale Währung des Złoty gegen den Euro tauschen. Ein Jahr vor der geplanten Einführung wurde diese Entscheidung jedoch auf einen späteren Zeitpunkt vertagt. Die Gründe hierfür lagen vor allem in der beginnenden Wirtschafts– und Finanzkrise.
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Polen sollen nicht befragt werden
Das Volk soll nach Meinung der Regierung allerdings nicht über eine Aufgabe der nationalen Währung befragt werden. So sei laut Tusk der Beitritt zur EU 2004 bereits eine Zustimmung gewesen, auch zukünftig den Euro in Polen einzuführen. Er sei der Überzeugung, dass Polen entschlossen sei, dem Euro-Raum beizutreten.
Es bleibt fragwürdig, ob der polnische Regierungschef hier wirklich für die Mehrheit der Polen spricht. In einer jüngst veröffentlichten Umfrage sprechen sich mehr als die Hälfte der Befragten gegen den Euro aus, weniger als ein Drittel befürwortet die Einführung.
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Polen will am Tisch der Entscheidungen sitzen
Während in Polen eine Debatte begann, ließ Brüssel die Polen wissen, dass man sich innerhalb eines halben Jahres entscheiden müsse, ob das Land den Euro einführen wolle. Diese Frage steht nun im Zentrum der öffentlichen Diskussion in Polen.
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Keine Aufgabe der staatlichen Souveränität
Den Kritikern geht es vor allem um die Frage der eigenen staatlichen Souveränität. Anders als viele EU-Mitgliedsstaaten ist Polen erst seit der politischen Wende 1989 wieder ein souveräner Staat. Dem gingen Jahre der Fremdherrschaft durch den Nationalsozialismus und den real existierenden Sozialismus voraus.
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Daniel Lemmen, Blaue Narzisse
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Erinnerungen
„In diesen turbulenten Zeiten erscheint es uns weise, der Euro-Zone fernzubleiben.“
Bildrechte: gemeinfrei, Urheber: Arcimboldo
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[ Marek Belka (* 9. Januar 1952 in Lodz) ist Leiter der Zentralbank Polens, Professor für Wirtschaftswissenschaften und war von 2004 bis 2005 polnischer Ministerpräsident
Zitat-Quelle: Der Spiegel vom 30.05.2011 ]