Banzai! oder die Wiedergeburt des Fashizumu

Ein Blick durch die semantischen Nebelschwaden der Qualitätsmedien ins Land der aufgehenden Sonne:

Das dortige Parlament hat ein hübsches Gesetz zum „Geheimnisschutz“ verabschiedet, welches der nationalen Sicherheit dient.

Damit ist die Grundlage dafür geschaffen, dass „phöse“ Whistleblower völlig unkompliziert für 10 Jahre „ausspannen“ dürfen.

Premier Shinzo Abe kommentierte die Notwendigkeit mit den Worten:

“This law is designed to protect the safety of the people.”

Leider hat er damit kein „Spässle“ gemacht, um künftig als Stern am Comedian-Himmel wahrgenommen zu werden.

Wäre man ein Schelm, so könnte man ganz spontan über die Begrifflichkeit Faschismus nachdenken.

Nur gut, dass wir uns vom störenden „Sapere aude!„-Dogma verabschiedet haben, was uns künftig nur noch positive Meldungen zu Fukushima oder den Erfolgen der Abenomics bescheren wird, selbst dann, wenn sich die Sonne längst abgewandt hat.

Letztlich erhebt sich die Frage, ob die japanische Bevölkerung ihren legendären Hochruf

Banzai! (万歳)

welcher Freude und Glück für 10.000 Jahre symbolisieren soll, vergessen hat?

Ihr Oeconomicus

Quellen:
BBC
The Australian

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follow-up, 10. Dezember 2013

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Japans Staatsgeheimnisgesetz gibt Anlass zu Befürchtung
Die plumpe Art und Weise, wie Japans regierende Koalition unter Shinzo Abe das Staatsgeheimnisgesetz durch das Parlament prügelte, hat im Land Angst vor einem neuem Autoritarismus im Land ausgelöst.
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german.china.org


Abenomics – Japans neue Wirtschaftspolitik – Teil 2

Japans Wirtschaftspolitik mit radikalen geld-, fiskal- und strukturpolitischen Ansätzen
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Shinzō Abe, Premierminister Japans
Bildrechte: gemeinfrei – Author: Gryffindor
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In den heutigen Jubelnachrichten haben wir gehört, dass Japans Wirtschaft laut der zweiten, revidierten Schätzung um real 0,9 Prozent zum Vorquartal gewachsen ist. Aufs Jahr hochgerechnet ergibt sich eine Expansionsrate von 3,8 Prozent!
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Der Grund für die kräftige positive Korrektur dürfte in Japan ebenfalls Freude auslösen. Zunächst hatten die Daten auf einen Rückgang der Kapitalausgaben um 5,1 Prozent hingewiesen. Dieser Wert wurde nun auf eine annualisierte Expansion um 0,4 Prozent korrigiert. Dies war der erste Zuwachs in sechs Quartalen.
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Außerdem wurden die Lager aufgestockt, so dass diese Rate von minus 1,1 Prozent auf minus 0,7 Prozent annualisiert korrigiert wurde.
Als dritter Faktor spielten auch die staatlichen Investitionen eine Rolle. Sie wuchsen aufs Jahr hochgerechnet um 12,7 Prozent. Die erste Schätzung lautete auf ein Plus von 7,3 Prozent. Offenbar ist das Geld für die Tsunami-Gebiete und aus dem Nachtragshaushalt von Januar erst im vergangenen Quartal in der Wirtschaft angekommen.
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Hinzu kommt im Hinblick auf den Zuschlag zur Ausrichtung der Olympischen Spiele in Tokyo (2020) noch etwas Wachstums-Phantasie, die sich zwar in allen Fällen dieser Events in der Realität zerschlagen haben … aber sei’s drum!
Niemand mag aus heutiger Sicht ermessen, wieviel kontaminiertes Wasser bis dahin noch in den Pazifik gepumpt wurde und ob die Freude der japanischen Bevölkerung über diese Entscheidung angesichst steigender Krebsraten dann tatsächlich auch ausgekostet werden mag!
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Alles wird gut !!oder doch nicht?
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Das Wachstumstempo der japanischen Wirtschaft dürfte den Premier Shinzo Abe jedenfalls ermutigen, seine Pläne zur Erhöhung der Mehrwertsteuer um drei Punkte auf 8 Prozent im kommenden Jahr umzusetzen.
Die zu erwartende Steueranhebung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen, dass viele Verbraucher bestimmte Ausgaben vorziehen werden, um sich die höhere Verbrauchssteuer zu ersparen. Danach ist mit einem Wachstumsknick zu rechnen, dem die Regierung mit weiteren Konjunkturspritzen begegnen wird.
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Hoffentlich ist den lächelnden Japanern im Momentum der Freude nicht entgangen, dass ihr Land bereits mit mehr als dem Doppelten seiner jährlichen Wirtschaftsleistung verschuldet ist. Mehr als 50 Prozent des Haushalts wird seit Jahren über die Ausgabe von Staatsanleihen finanziertund die BoJ im Zuge ihrer aggressiven Geldpolitik derzeit etwa 70 Prozent aller neu ausgegebenen Staatsanleihen aufkauft.
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Shinzo Abe ficht dies wohl nicht an – er nimmt eine weitere Ausweitung der Staatsschulden in Kauf und schlägt offenbar die Warnungen seines Notenbank-Chefs Haruhiko Kuroda, dringend den Haushalt zu konsolidieren und die Staats-Verschuldung deutlich zurückzufahren, in den Wind.
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Sollte sich diese Einstellung nicht grundlegend ändern, verstärkt sich die Gefahr, dass man sehenden Auges auf ein ökonomisches Höllenfeuer zusteuert, dessen Wechselwirkungen aus heutiger Sicht kaum absehbar sind.
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Eines ist dabei allerdings sicher: das Lächeln der Japanischen Bevölkerung könnte gefrieren … und das nicht nur als Konsequenz von ökonomischen Verwerfungen!
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Ihr Oeconomicus

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Abenomics – Japans neue Wirtschaftspolitik – Teil 1

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follow-up, 30.09.2013
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Soros-Vertrauter warnt: „Japan wird nicht bis 2020 überleben“

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follow-up, 06.05.2014
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Japan PM defends „Abenomics“
Japanese Prime Minister Shinzo Abe on Tuesday launched a spirited defence of his „Abenomics“ reforms aimed at kickstarting the world’s third-largest economy, saying the policy blitz had yielded great results.
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ChannelnewsAsia

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follow-up, 08.05.2014
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Abenomics: Wann und wie wird die Firmensteuer gesenkt?
Die Debatte über eine Senkung der Firmensteuer in Japan geht auf die Zielgerade. Doch die Fronten bleiben verhärtet: Die Regierung möchte als Teil ihres Wachstumsprogramms den nationalen Steuersatz um relativ viele Prozentpunkte senken, aber das Finanzministerium und die Lokalregierungen wollen nicht auf Einnahmen verzichten. Parallel dazu sucht die Regierung nach Möglichkeiten, Investitionen steuerlich zu subventionieren, unter anderem in Startup-Unternehmen.
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JapanMarkt

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follow-up, 11.05.2014
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Abenomics has yet to lift Japan credit quality
Is Abenomics working?
The first two of the three “arrows“ of Abenomics – quantitative easing and fiscal stimulus – raised the hopes of investors, corporate managers, and Japanese households. A depreciating yen, one of Abenomics‘ most significant by-products, has improved profits of some major exporting companies, though it hasn’t yet generated a strong rebound in overall exports. However, the third arrow – structural reforms – has yet to hit its mark. Though a few initiatives have made a difference, they have been around the margins and haven’t lifted overall growth.
What is the biggest challenge for Abenomics?
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Is fiscal consolidation too late to implement?
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What keeps Japan’s sovereign rating on AA- with a negative outlook?
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While the effect of Abenomics remains uncertain, what lies ahead of Japan’s economy and sovereign rating?
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Why is Japan’s corporate sector important in revitalizing medium-term growth?
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What can stimulate the corporate sector in Japan?
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Interessante Analyse von Takahira Ogawa (Rating Director, Standard & Poor’s)

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follow-up, 28.11.2014
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Japan inflation slows in October, highlights challenge facing Abe

Japan’s annual core consumer inflation slowed for a third straight month in October due to falling oil prices, highlighting the economic gloom facing Premier Shinzo Abe as he campaigns for a new mandate to implement his stalled recovery plan.

„Inflation could continue to slow because oil prices are falling,“

said Hidenobu Tokuda, senior economist at Mizuho Research Institute.

„Other data show the economy is recovering, but this is not really because of Abe’s policies.“

Tetsushi Kajimoto and Stanley White – Reuters

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follow-up, 01.12.2014
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Ratingagentur Moody’s stuft Japan herunter

Japan sitzt auf einem riesigen Schuldenberg, der mehr als doppelt so hoch ist wie die Wirtschaftsleistung. Das hat nun Auswirkungen auf die Kreditwürdigkeit des Landes: Die Ratingagentur Moody’s stufte die Bonität herab.
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Handelsblatt

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follow-up, 02.12.2014
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S&P doubts Japan government will have detailed fiscal consolidation plan

Standard & Poor’s on Tuesday cast doubt on Prime Minister Shinzo Abe’s ability to repair Japan’s tattered finances less than two weeks away from a snap election, after Moody’s downgraded the country’s sovereign debt rating.

Abe’s decision to delay a sales tax increase by 18 months may help the economy in the short term, but there is still no guarantee taxes will rise because the political dynamic could change after the election, Takahira Ogawa, director of sovereign ratings at S&P, told Reuters.
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Stanley White – Reuters


First Round of EU-Japan Trade Talks A Success

First Round of EU-Japan Trade Talks A Success

The EU and Japan today finished the first week-long round of negotiations for a Free Trade Agreement (FTA) less than a month after negotiations were officially launched.

The EU team is headed up by Mauro Petriccione, Director in the European Commission’s Directorate General for Trade, the Japanese side being led by Ambassador Jun Yokota, Ministry of Foreign Affairs.

‚It’s been a good start,‘ said Petriccione, coming out of the talks, held in Brussels. ‚This is a big negotiation with some difficult issues, but I am confident we can make good progress in the months to come.‘

The aim is for a comprehensive agreement in goods, services and investment eliminating tariffs, non-tariff barriers and covering other trade-related issues, such as public procurement, regulatory issues, competition, and sustainable development.

An agreement between the two economic giants is expected to boost Europe’s economy by 0.6 to 0.8 % of its GDP and will result in growth and the creation of 400.000 jobs. It is expected that EU exports to Japan could increase by 32.7%, while Japanese exports to the EU would increase by 23.5%.

The next round of negotiations will be in Tokyo 24-28 June with a further round envisaged later in the year.

What is covered in the negotiations?

The negotiations with Japan will address a number of EU concerns, including non-tariff barriers and the further opening of the Japanese public procurement market. Both sides aim at concluding an agreement covering the progressive and reciprocal liberalisation of trade in goods, services and investment, as well as rules on trade-related issues.

The negotiations will be based on the outcome of a joint scoping exercise, which the EU and Japan completed in May 2012. In the context of this exercise, both parties demonstrated their willingness and capacity to commit to an ambitious trade liberalisation agenda. The Commission has also agreed with Japan on specific ‚roadmaps‘ for the removal, in the context of the negotiations, of non-tariff barriers as well as on the opening up of public procurement for Japan’s railways and urban transport market.

Given the importance that the elimination of non-tariff barriers has for achieving a level playing field for European businesses on the Japanese market, the negotiating directives adopted by the Council last November foresee a parallelism between the elimination of EU duties and of non-tariff barriers in Japan. They also authorise the suspension of the negotiations after one year, if Japan does not live up to its commitments on removing non-tariff barriers. To protect sensitive European sectors, there will also be a safeguard clause.

What has happened so far?

At the EU-Japan Summit of May 2011, the EU and Japan decided to start preparations for both an FTA and a political framework agreement and stated that on the basis of a successful scoping exercise, the Commission would seek the necessary authorisation from the Council for negotiations.

After one year of intensive discussions, in May 2012, the Commission has agreed with Japan on a very ambitious agenda for the future negotiations covering all EU market access priorities. On 18 July 2012 the European Commission asked the EU Member States for their agreement on opening negotiations for a Free Trade Agreement with Japan. On 29 November 2012 the Council decided to give the Commission ‚the green light‘ to start trade negotiations with Japan.

The negotiations were officially launched on 25 March 2013 by President Jose Manuel Barroso, President Herman Van Rompuy and Japanese Prime Minister Shinzo Abe.

EU-Japan Trade relations

Japan is the EU’s 7th largest trading partner globally and the EU’s 2nd biggest trading partner in Asia after China. Conversely, the European Union is Japan’s 3rd largest trading partner, after China and the United States. Together the European Union and Japan account for more than one third of world GDP.

Japan is the EU’s second biggest trading partner in Asia, after China. In 2011 EU exports had reached a value of €49 billion, mainly in the sectors of machinery and transport equipment, chemical products and agricultural products. In 2011 EU imports from Japan accounted for €67.5 billion, with mostly machinery and transport equipment and chemical products. In 2011, EU imports and exports of commercial services from and to Japan were €15.9 billion and €21.8 billion. Japan is a major investor in the EU. In 2011 the EU inward FDI stock had reached a value of €144.2 billion. Japan’s inward FDI has increased markedly since the mid-1990s, but remains very low in comparison with other OECD countries (EU investments worth €85.8 billion in 2011).

For further information

EU trade relations with Japan:

http://ec.europa.eu/trade/creating-opportunities/bilateral-relations/countries/japan/

Joint statement by the President of the European Commission, José Manuel Barroso, the President of the European Council, Herman Van Rompuy, and the Prime Minister of Japan, Shinzo Abe, 25 March 2013, IP/13/276

Impact assessment EU-Japan FTA, July 2012

http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2012/july/tradoc_149809.pdf

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Press release – European Commission – MEMO/13/348 – 19/04/2013


Japan droht die Rezession (+ update)

Japan droht die Rezession
Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal eingebrochen. Experten rechnen nicht damit, dass sich die wirtschaftliche Lage in der drittgrössten Volkswirtschaft bis Ende Jahr verbessert. Angesichts der drohenden Rezession wächst der Druck auf die Bank of Japan.
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Nach den Worten von Notenbank-Gouverneur Masaaki Shirakawa will die Notenbank die geldpolitischen Zügel weiterhin locker lassen. Denn es sei unwahrscheinlich, dass die Binnennachfrage rascher wachsen würde, als sich die Exporte abschwächten.
Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass eine expansive Geldpolitik nicht genüge, um die Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen. Auch die Regierung sei gefordert, die notwendigen Strukturreformen umzusetzen.
[…]
NZZ
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Anmerkung
Gut erkannt, vielleicht sollte Shirakawa dies seinen Kollegen bei EZB und FED nachdrücklich verdeutlichen.
Marc Chandler [Marc to Market] geht bei seinen Beobachtungen davon aus, dass sich die ökonomischen Rahmenbedingungen sowohl für Japan als auch für Europa weiterhin verschlechtern werden. Es ist zu befürchten, dass seine Einschätzungen -möglicherweise noch sehr viel stärker als erwartet- zutreffen könnten.

Ihr Oeconomicus

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Nachträge
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Japans Industrieproduktion sackt ab
Die Produktion der japanischen Industrie gleicht einer Achterbahn: Im Oktober überraschte sie mit einem Anstieg, im November ging es wieder bergab. Doch die Regierung gab noch weitere Konjunkturdaten bekannt.
Handelsblatt, 28.12.2012
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Japan bringt Milliarden-Konjunkturprogramm auf den Weg
Regierung will Wirtschaftswachstum um zwei Prozent sowie die Schaffung von 600.000 neuen Arbeitsplätzen erreichen
Handelsblatt, 11.01.2013
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Japan startet riskante Konjunkturrakete
Mit einem gigantischen Konjunkturpaket will die japanische Regierung die Rezession bekämpfen. Kurzfristig könnte die Milliarden-Spritze wirken. Doch auf lange Sicht brauen sich neue Gefahren zusammen.
Handelsblatt, 11.01.2013
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Japan drückt den Yen
Die japanische Regierung schwächt ihre eigene Währung weiter – nicht nur durch die expansive Geld- und Fiskalpolitik, sondern auch durch aggressive Forderung des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe nach einem zweiprozentigen Inflationsziel(!)
Handelsblatt, 14.01.2012, 07:57h
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Anmerkung
Das ist in unserem besonderen Fall der Stoff, mit dem Währungs- und Handelskriege ausgelöst werden können!
Na bitte, es geht schon los! Der koreanische Won hat kräftig aufgewertet, was die koreanische Exportwirtschaft unter Druck setzt. Nun will die Bank of Korea gegensteuern. Der Währungskonflikt verschäft sich.
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Währung als Waffe
Weltweit setzen Regierungen und Notenbanken alles daran, die eigene Währung zu schwächen. Der Abwertungswettlauf ist längst im Gange, er könnte dieses Jahr einen neuen Höhepunkt erreichen. Am Ende gibt es nur Verlierer.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
„Früher wurden Wechselkurse maßgeblich durch Zinserwartungen beeinflusst. Heute sind die Zinsen in vielen Industrieländern praktisch bei null. Jetzt treiben die Notenbanken das Spiel weiter, indem sie durch ihre sehr expansive Geldpolitik Liquidität auf den Markt werfen.“
Handelsblatt, 14.01.2013, 10:30h