weiteres Hellas-Programm voraus?

weiteres Hellas-Programm voraus?
Wer hätte das gedacht .. Jörg Asmussen bequemt sich einzusehen, dass Griechenlands Chance, an die Finanzmärkte zurückzukehren, wohl zumindest bis 2016 aussichtslos erscheint und hält ein drittes Hilfspaket für unvermeidbar. Ausserdem setzt er sich für Schuldenrückkäufe und/oder Senkung der Zinssätze auf ausstehende Kredite ein.
Finanzminister Schäuble bestätigte auf Nachfrage der ARD, Griechenland brauche zwei Jahre mehr Zeit – also bis 2016 – um die Neuverschuldungsgrenze einzuhalten, räumte allerdings dabei ein, das daraus eine Finanzierungslücke von € 16 Mrd. entstehe, für die eine Lösung gefunden werden müsse.
Ein neuer Hellas-Schuldenerlass, wie vom IWF gefordert, sei aber nach der Rechtsordnung der Mitgliedsstaaten nicht möglich. Man dürfe nicht gleichzeitig Kredite gewähren und für gewährte Kredite einem Schuldenschnitt zustimmen.
Dem Vernehmen nach lehnen sowohl die EZB als auch der ESM einen Schuldenschnitt Griechenlands weiterhin ab, wie das Handelsblatt vermeldet.
IWF-Chefin Christine Lagarde ermahnte ihre europäischen Partner zu Realitätssinn und erklärte, dass sich der Fonds mit seiner Glaubwürdigkeit nicht bedingungslos hinter die Rettungspläne stellen könne.
Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude Juncker gibt sich hinsichtlich der konträren Haltung des IWF optimistisch und glaubt, dass wir die Reststrecke im Fall Griechenlands gemeinsam mit dem IWF zurückgelegt werden kann.
Man darf gespannt sein, welche weiteren Kaninchen die Finanzminister der Euro-Länder am kommenden Dienstag auf einer Sonderkonferenz aus dem Zylinder zaubern.

Ihr Oeconomicus

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follow-up: 19.11.2012, 14:02h –
„Krisensitzung in Brüssel: Lagarde bricht Asien-Reise ab“
Anmerkung
Man darf gespannt sein, ob nach der Krisensitzung neben der Schuldenschnitt-Thematik auch der aktuelle Status spanischer Banken kommentiert wird.
Dem Vernehmen nach sollen deren mittlerweile als „uneinbringlich“ einzustufenden Kreditforderungen per Ende September 2012 den Rekordwert von €182.2 Mrd. erreicht haben!

Asmussen schlägt Athen Schuldenrückkauf per Kredit vor

Asmussen schlägt Athen Schuldenrückkauf per Kredit vor
Das Direktoriumsmitglied der EZB rät den Griechen, ihre eigenen Staatsanleihen zu kaufen – und sich dafür Geld zu leihen. Woher der Kredit kommen soll, gab Asmussen nicht an. Von der EZB aber offenbar nicht.
„Im Moment zeichnet sich ab, dass die griechische Staatsverschuldung gemessen am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2020 deutlich über jenen 120 Prozent liegen wird, die bisher angepeilt sind“,
sagte Asmussen am Rande der Jahrestagung von Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank in Tokio laut „SZ“ und ergänzte:
„Daher muss man sich Elemente überlegen, um sich diesem Zielwert zu nähern. Dazu könnte ein Schuldenrückkauf gehören.“
Er verwies aber darauf, dass griechische Schuldtitel derzeit auf den Finanzmärkten weit unter ihrem Nominalwert gehandelt werden.
Handelsblatt
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Anmerkung
HEUREKA, welch eine Erkenntnis! Gerade hat der Taschenspieler das Rad neu erfunden!
Schaut man sich historische Staatspleiten etwas genauer an, stellt man fest, dass Spaniens König Philipp II. die beschriebene Methode in den Jahren 1557, 1575 und 1596 dreimal durchführte, was u.a. zum Untergang des damals bedeutenden Handelshauses der Welser führte.
Bolivien kaufte in den 1980er Jahren ebenfalls eigene Bonds, beginnend mit einem Kurs von 10% des Nominalwertes, zurück.
Insofern ist Asmussen’s Idee nur alter Wein in neuen Schläuchen. Hinsichtlich der Finanzierung solcher Transaktionen durch den griechischen Staat fallen mir spontan zwei Wege ein. Entweder werden die notwendigen Mittel durch den ESM zur Verfügung gestellt, oder die griechische Notenbank nutzt die Möglichkeiten des Emergency Liquidity Assistance Programm’s.

Ihr Oeconomicus