Spiegel-Interview vom 15.06.1987 mit Alfred Herrhausen
Veröffentlicht: 31. Oktober 2013 Abgelegt unter: Alfred Herrhausen, Als DER SPIEGEL noch ein Spiegel war | Tags: Finanz-Crash, Fluchtgeld, internationale Schuldenproblematik, Schuldenerlaß, Schuldentragfähigkeit, Zinsausgleichsfonds Hinterlasse einen Kommentar.
Spiegel-Interview vom 15.06.1987 mit Alfred Herrhausen
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Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen über die Gefahr eines Finanz-Crashs und die Schuldenkrise, eine überaus spannende Retrospektive!
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Quelle
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Auszug:
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„SPIEGEL: Wollen die Banken die Schuldenkrise so lange vertagen, bis die Dritt-Welt-Kredite in ihren Bilanzen vollständig wertberichtigt sind? Der Zusammenbruch eines Schuldnerlandes könnte Ihnen dann ja nichts mehr anhaben.
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HERRHAUSEN: Ich habe nie zu denen gehört, die so gedacht haben. Auch die Deutsche Bank hat nie so gedacht.
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SPIEGEL: Sie haben aber fleißig wertberichtigt, also einen Teil Ihrer Gewinne in die Reserve eingebracht, um für den Fall gewappnet zu sein, daß die Kredite nicht zurückgezahlt werden.
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HERRHAUSEN: Ja, sicher. Aber das ist das Kennzeichen eines vorsichtigen Bankers. Wir müssen ja erkennen, daß unsere Forderungen gegenüber diesen Ländern mit Risiken behaftet sind. Und wenn Sie Risiken sehen in einer Bank, dann müssen Sie Vorsorge treffen. Dies tut man dadurch, daß man die Forderungen wertberichtigt.
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SPIEGEL: Sie gehen also nicht davon aus, daß Sie von dem Geld noch mal etwas wiedersehen?
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HERRHAUSEN: Wir gingen nie davon aus, daß diese Forderungen in toto abgebaut werden. Uns ging es immer nur darum, die Forderungen zu revolvieren. Ein Unternehmen zahlt ja seine Schulden im allgemeinen auch nicht voll zurück, sondern revolviert sie durch Tilgung und Wiederaufnahme. Es kommt also hier wie dort darauf an, ein vernünftiges Verhältnis zwischen Schuldendienst auf der einen Seite und ökonomischer Leistungskraft auf der anderen Seite zustande zu bringen.
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SPIEGEL: Deutschland mußte nach dem Ersten Weltkrieg 2,5 Prozent seines Bruttosozialprodukts für Reparationen aufbringen. Die Nettozahlungen der Schuldnerstaaten an ihre Gläubiger machen vier Prozent des Sozialprodukts aus. Ist das ein vernünftiges Verhältnis?
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HERRHAUSEN: Nein, das Wachstum dieser Länder muß stärker werden. Wir müssen alle erkennen, daß die Probleme nur zu lösen sind, wenn die Schuldnerländer ein ausreichendes wirtschaftliches Wachstum aufweisen. Wir sind ja auch nicht in der Lage, unsere Probleme ohne Wachstum zu lösen. Um so mehr gilt dies für solche Länder.“
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korrespondierende Beiträge
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Gero von Böhm interviewt Alfred Herrhausen einige Wochen vor dem Attentat
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Teil I
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Teil II
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Teil III
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Teil IV
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Teil V
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01.12.2014
Die Spur der Bombe – Neue Erkenntnisse im Mordfall Herrhausen
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15.05.2010
Ackermann über Herrhausen
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