Zersplitterte Welt durch Globalisierung?

Autorin Karin Kneissl im Gespräch

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Die westliche Welt hat sich in den letzten fünf Jahren rasant verändert:
Einerseits verdichtet sie sich zum vermeintlich globalen Dorf. Andererseits gibt es einen spürbaren Zersplitterungsprozess. Krisen wie die Euro- oder Energiekrise bringen die Schattenseiten der Globalisierung zutage und lassen das Vertrauen in Parteien und politische Institutionen schwinden. Sicherheiten zerfallen und Unwägbarkeiten nehmen zu. Das zeigt sich auch in den Protestbewegungen in Griechenland und Spanien und dem immer größeren Auseinanderklaffen der Schere zwischen Arm und Reich – auch hierzulande.
Gleichzeitig verändern sich auch die Mentalitäten der westlichen Kulturen spürbar:
Nationale und regionale Identitäten werden als Folge einer neuen Globalisierungsskepsis wieder wichtiger.
Unabhängigkeitsbewegungen wie jüngst in Schottland, Flandern und Katalonien zeigen jenen Wandel.
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Karin Kneissl, österreichische Autorin und Expertin für internationale Politik, hat den Rückzug der westlichen Kultur vom globalen Dorf beobachtet.
Die zersplitterte Welt: Was von der Globalisierung bleibt“ ist der Titel ihres neuen Buches, das gerade erschienen ist.
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Ein Gespräch mit der Autorin Karin Kneissl – PODCAST – [8:36 Min]
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Wenn man über Globalisierung diskutiert, sollte man eigentlich auch die ‚Pflichtlektüre
„Die Globalisierungsfalle – Der Angriff auf Demokratie und Wohlstand“
von Hans-Peter Martin und Harald Schumann
auf dem Zettel oder noch besser, gelesen haben.
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Das Buch beschäftigt sich vor allem mit den Auswirkungen der Globalisierung. Es beschreibt eine wachsende soziale Spaltung als Folge einer „Entgrenzung“ der Ökonomie und eines Verlusts der staatlichen politischen Kontrolle über die zunehmend von Weltkonzernen gesteuerte Wirtschaftsentwicklung. Die Autoren warnen vor einer so genannten „20-zu-80-Gesellschaft“.
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Sie schildern, wie auf einer Konferenz auf Einladung Michail Gorbatschows mit 500 führenden Politikern, Wirtschaftsführern und Wissenschaftlern aus allen Kontinenten 1995 im Fairmont-Hotel in San Francisco der Begriff Einfünftelgesellschaft aufkam. Die Autoren beschreiben einen durch die Produktivitätssteigerung verursachten Rückgang der Arbeitsmenge, so dass diese von einem Fünftel des weltweiten Arbeitskräftepotenzials erledigt werden könne und vier Fünftel der arbeitsfähigen Menschen ohne Arbeit verblieben. Die Autoren prognostizieren eine enorme Anzahl an Erwerbslosen.
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PDF – [146 Seiten]

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Ihr Oeconomicus


Europas neue Staaten

Europas neue Staaten
Mit Schottland, Katalonien, dem Baskenland und Flandern dürften bald neue Staaten in Europa entstehen.
BBC hat am Mittwoch gemeldet, dass Schottland 2014 über seine Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich abstimmen wird. Edinburgh und London hätten sich darauf verständigt. Es ist Schottland, das nun den weiteren Weg aufzeigt, auf den sich auch andere Nationen ohne Staaten in Europa gemacht haben. Neben Schottland ist auch Katalonien klar auf diesen Pfad eingeschwenkt, weil der Mehrheit der Katalanen angesichts spanischer Bevormundung der Kragen geplatzt ist (Katalonien stimmt über Unabhängigkeit von Spanien ab). Anders als in London will Madrid aber das geplante Referendum verhindern. Es scheint, die reicheren Regionen suchten in der Krise einen Ausgang, doch das ist eine sehr verkürzte Sicht auf historische Vorgänge.
Bericht von Ralf Streck – TELEPOLIS