Die Krise – ein Schauspiel der Ohnmacht

Die Krise – ein Schauspiel der Ohnmacht

Die Hauptverursacher der Krise sind gleichzeitig deren Gewinner. Den Kampf um eine Neuordnung der Finanzbranche haben Angela Merkel und ihre Kollegen gar nicht erst angetreten.

Die Inszenierung ist immer wieder beeindruckend:
Da empört sich Deutschlands Kanzlerin über die „Schande“, dass just jene Banken, „die uns an den Abgrund gebracht haben“, auch aus dem Schuldendebakel der Griechen ein Geschäft machen und verspricht, eine „neue Verfassung für die internationalen Finanzmärkte“.
Da zetert Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy über die „Entartung des Kapitalismus“ und fordert wie einst nur die Aktivisten von Attac die „Besteuerung der Spekulation“ gegen „die Raserei der Finanzmärkte“.
Da droht Luxemburgs Premierminister Jean- Claude Juncker im Namen aller Regierungen der Eurozone, man werde den Spekulanten die „Folterwerkzeuge“ zeigen und selbst Amerikas Präsident Barack Obama wettert gegen die „Bonzen an der Wall Street“ und prahlt wie ein Straßenjunge, er sei „bereit zum Kampf, wenn diese Leute ihn wollen“.

Essay von Harald Schumann – 07.03.2010 00:00 Uhr


Moody’s .. die Komplizen ?

Eric Kolchinsky’s Enthüllungen

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Eric Kolchinsky, a former managing director at Moody’s Corp., talks with Bloomberg’s Carol Massar about oversight of credit ratings agencies. Kolchinsky recommends that a body similiar to the Financial Accounting Standards Board be created to lay out minimum standards and methodologies.
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update, 16.11.2009
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Trio Infernale
Drei Rating-Agenturen haben das Weltfinanzsystem im Griff: Sie bewerten die Bonität von Firmen, Fonds und sogar von ganzen Staaten. Ausgerechnet dieser Finanz-TÜV ist mit schuld an der globalen Wirtschaftskrise – und das Geschäft boomt schon wieder.
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Eric Kolchinsky sitzt im Zeugenstand und schwitzt. Er spürt die Blicke der Kongressabgeordneten, die auf der hölzernen Tribüne von Saal 2154, Rayburn House, in Washington D. C. Platz genommen haben. Sie sind gekommen, um ihn zu hören. Denn Eric Kolchinsky wird heute auspacken.
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Um Punkt zehn Uhr eröffnet der Vorsitzende Edolphus Towns die Sitzung des Untersuchungsausschusses. Es geht um eine kleine Branche und ihre große Verantwortung: Es geht um Rating-Agenturen.
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„Sie standen im Mittelpunkt der gegenwärtigen Finanzkrise. Und sie werden im Mittelpunkt des nächsten stehen“

wettert Towns. Der Demokrat glaubt nicht an Besserung. Dafür gibt es auch kaum Anzeichen.
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SpOn
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update, 16.03.2011
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Ratingagenturen als Wächter im Finanzsystem – Teil 1
„Ein zutiefst korruptes System“

Die drei großen Ratingagenturen gelten als objektive Wächter über die Gesundheit der Finanzen von Unternehmen und Staaten. Aber sie sind mit den internationalen Großbanken und Hedgefonds insbesondere in den USA aufs engste verfilzt.
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Sie waren Mittäter der Finanz- und Wirtschaftskrise. Danach wurden sie weder reformiert noch besser kontrolliert. So heizen sie weiter die Spekulation mit Aktien, „Finanzprodukten“ und Staatsanleihen an. Sie tragen zur zusätzlichen Verschuldung von Staaten und zur Verarmung der Bevölkerungen bei.
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Sie trieben mit Billigung der Europäischen Union (EU) Staaten wie Griechenland und Irland in die Arme von Spekulanten, während sie die viel höher verschuldeten Vereinigten Staaten von Amerika (USA), Großbritannien und US-Staaten wie Kalifornien und Wisconsin schonen. Es nützt nichts, sie zu „regulieren“ (was sowieso weder die deutsche noch eine andere westliche Regierung vorhat); sie müssen durch ein demokratisch gelenktes Kontrollsystem abgelöst werden.
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Werner Rügemer, Neue Rheinische Zeitung
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update, 23.03.2011
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Ratingagenturen als Wächter im Finanzsystem – Teil 2
„Ein zutiefst korruptes System“

In Teil 1 wurden Standard & Poor’s und Moody’s vorgestellt. Wenden wir uns schließlich der dritten Agentur, Fitch Ratings, und der Rolle von Ratingagenturen im Allgemeinen zu.
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Werner Rügemer, Neue Rheinische Zeitung
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update, 15.05.2013
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Ausgeratet – Ratingagenturen am Pranger

Nur selten erfährt man, was sich hinter den Fassaden der Finanzwelt abspielt, noch seltener bekommt man interne verräterische E-Mails zu sehen. Und so gut wie ausgeschlossen ist es, dass Beteiligte offen reden. In dieser Geschichte kommt das alles zusammen und sie könnte böse enden.
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Ein Insider packt aus
Eric Kolchinsky hat einmal dazugehört – und ist einer der wenigen, die dafür Verantwortung übernommen haben. Er hat für die großen Investmentbanken an der Wallstreet an sogenannten Ratings mitgearbeitet. Ohne die Gütesiegel der privaten Ratingagenturen hätten die Investmentbanken ihre toxischen Papiere kaum verkaufen können.
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Eric Kolchinsky sagte vor dem US-Senat aus – wie die Ratingagenturen in der Krise Kasse machten und Profit über Qualität und Verlässlichkeit stellten. Um die 150.000 Dollar bekamen sie manchmal für wenige Minuten Arbeit; dafür wollten die Banken Gegenleistungen, und das führte mit in die Katastrophe.
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Die große Finanzkrise
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Handelten die Ratingagenturen damals vorsätzlich?
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Und wie war das beim Hauptkonkurrenten Moody’s?
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Druck der Banken auf die Ratingagenturen immens
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Reaktion der Ratingagenturen
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Keine Verbesserungen erzielt – im Gegenteil
Eric Kolchinsky hat für sein Engagement teuer bezahlen müssen. Er wollte verändern und musste nun sehen, dass er kaum etwas ausrichten kann. Bevor er vor dem US-Senat ausgesagt hat, versuchte er erst einmal, intern bei Moody’s etwas zu verändern – zwei Jahre lang. Dann wurde er gefeuert!
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Die US-Regierung hat Standard & Poors nun auf Schadenersatz verklagt, will fünf Milliarden US-Dollar. Moody’s könnte als nächster auf der Liste stehen. Kein Wunder, dass die Agenturen nun überall Vergleiche schließen wollen – aber nur, wenn sie dabei kein Schuldeingeständnis abgeben müssen.
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Ein Beitrag von Markus Schmidt und Kim Bode
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ARD-Mediathek – [7:04 Min]