† Nachruf auf James M. Buchanan

Zitat zum Nachruf

„Der Staat ist für ihn kein Zweck an sich, sondern hat der Freiheit zu dienen und den Ausgleich von Interessen zu befördern.
Sein unbeirrbares Festhalten an freiheitlichen Wertvorstellungen und ihre Anwendung auf viele Bereiche wird Menschen, die diese Werte teilen, immer inspirieren.
Das gilt gerade in einer Zeit, in der das Denken in Ordnungen und
der kritische Blick auf politische Entscheidungsmechanismen im Wettstreit mit kurzfristigem Denken
und vorgeblicher Alternativlosigkeit einen schweren Stand haben.“

Nachruf auf James M. Buchanan:
Über sein Leben und über sein Werk

Bildrechte: Creative Commons, Urheber: Atlas Network

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Heute [am 09.01.2013] verstarb der große Ökonom James M. Buchanan, der 1986 für seine Forschungen auf dem Gebiet der Ökonomie mit dem damals noch nicht vollends diskreditierten Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Buchanan, Mitglied der Mont Pelerin Society, ging es in seinen Schriften darum, die Rolle des Staates und den Zwang, den er ausübt, zu minimieren. Er sah sich in weltanschaulicher Hinsicht als Anarchisten und hochgradigen Individualisten und entwickelte gleichzeitig einen Ansatz, mit dem es möglich war, sich eine kollektive Ordnung vorzustellen, der alle Leute zustimmen, sodass man nicht mehr von staatlichem Zwang, sondern von einem Gesellschaftsvertrag sprechen kann.
Buchanan erlebte Zeit seines Lebens eine interessante Metamorphose. Der Gerechtigkeitsfanatiker neigte zunächst stark nach links, sympathisierte mit dem Kommunismus. Erst sein Aufenthalt an der berühmten Universität in Chicago machte ihn zu einem Liberalen.
Wir trauern um James M. Buchanan, der stolze 93 Jahre alt wurde und danken ihm für seinen wissenschaftlichen und freiheitlichen Beitrag.
Karen Horn, deutsche Wissenschaftsjournalistin und ebenfalls Mitglied der Mont Pelerin Society, hatte am 12. August 2009 das große Glück, James M. Buchanan für die ,,Frankfurter Allgemeine Zeitung“ interviewen zu können. Sie sprach mit ihm über sein Leben und Werk.
Das Interview ist im Folgenden abgetippt:
Tomasz M. Froelich – freitum.de
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Nachruf der Friedrich Naumann Stiftung – freiheit.org
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Nachruf FAZ
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R.I.P.

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Collected Works of James M. Buchanan
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Public Choice – Positive ökonomische Theorie demokratischer Wirtschaftspolitik
Die Kernidee der Public Choice Theorie besteht darin, ökonomische Methoden bei der Politikanalyse in einer Demokratie anzuwenden.
Prof. Dr. Roland Vaubel [Universität Mannheim] hat sich in seiner Vorlesung [Version: 18.05.2005] ausführlich mit Buchanan’s Theorem auseinandergesetzt
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Vorlesung – PDF [214 Seiten]
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Auszug
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„Der Begriff Public Choice wurde von George J. Stigler geprägt. James M. Buchanan hat zusammen mit Gordon Tullock 1962 das bahnbrechende Buch
‚The Calculus of Consent‘ veröffentlicht. Eine weitere wichtige frühe Arbeit ist von Anthony Downs ‚An Economic Theory of Democracy‘ von 1957. Wichtige Ideen zur Begründung der Theorie lieferte Joseph A. Schumpeter in seinem Buch ‚Capitalism, Socialism and Democracy‘ von 1942.
In Kapitel 22, ‚Eine andere Theorie der Demokratie‘, schreibt er:
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„Und wir definieren: die demokratische Methode ist diejenige Ordnung
der Institutionen zur Erreichung politischer Entscheidungen, bei welcher
einzelne die Entscheidungsbefugnis vermittels eines Konkurrenzkampfes
um die Stimmen des Volkes erwerben.“

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Hier wird die Kernidee der Public Choice Theorie deutlich. Sie besteht darin, ökonomische Methoden bei der Politikanalyse in einer Demokratie anzuwenden. Die politischen Akteure lassen sich einerseits in (Politik-) Nachfrager wie Wähler und Interessengruppen und Anbieter wie Politiker und Bürokraten einteilen.
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Aus diesem Blickwinkel lauten die Definitionen der Bestandteile des Begriffes positive ökonomische Theorie demokratischer Wirtschaftspolitik folgendermaßen:
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  • positiv: erklärend und nicht bewertend, wobei die Erklärung Auswirkungen auf die normative Wertung haben kann. Z.B. ist die Verurteilung (Bewertung) davon abhängig, ob die Tötung aus Habgier oder aus Notwehr (Erklärung) erfolgte.
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  • ökonomisch: es wird das Verhaltensmodell des homo oeconomicus unterstellt und davon ausgegangen, dass die politischen Akteure typischerweise ihren eigenen Nutzen maximieren (non-tuism) oder zumindest nicht im politischen Bereich Altruisten sind. Es lassen sich dann die ökonomischen Werkzeuge wie Nutzen- und Zielfunktionen mit Restriktionen (z.B. Wiederwahl) und die ökonomische Rationalität in Form von optimalen Trade-offs (wie z.B. Wählerstimmen vs. Bestechungsgelder) bei der Analyse nutzen.
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  • demokratisch: es werden verschiedene Verfahren, wie z.B. Abstimmungsverfahren (one man – one vote, einfache oder qualizierte Mehrheiten) oder demokratische Entscheidungsverfahren (beispielsweise das zweistufige Verfahren der repräsentativen Demokratie), auf ihre Vor- und Nachteile in Bezug auf eine (optimale) Wirtschaftspolitik untersucht.“