Die Machenschaften der Weltbank

Peter König: Aus dem Inneren der Weltbank
.
Der Schweizer Peter König hat über 20 Jahre als Ökonom für die Weltbank gearbeitet. Seit 2004 ist er pensioniert und arbeitet als freier Berater.
Über seine Erlebnisse bei der Weltbank hat er Anfang 2008 den Wirtschafts-Thriller „Implosion“ veröffentlicht.
.
Sein Wirtschaftsthriller erzählt die Geschichte von Paul Jordan, ein abtrünniger Weltbanker, und Moni Cheng, eine Frau aus den Anden, die eine soziale Umwelt-NGO im peruanischen Amazonasgebiet führt. Beide erleben Entführungen, Bombenanschläge und tödliche Verfolgungen in ihrem Kampf gegen den grenzenlosen Kapitalismus, einer zerstörerischen Wirtschaftspolitik und gierigen Konzernen, die eine weltweite soziale Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung anrichten.
.
Zusammen entblößen Jordan und Cheng die Skrupellosigkeit der Konzern, die militärische Brutalität und die machiavellische Wirtschaftspolitik der Finanzorganisationen in Washington, nämlich der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds. Mit den Oberkriegshetzer Paul Wolfowitz (2005 bis 2007) und aktuell den ex Goldman Sachs Bankster Robert Zoellick als Weltbank Präsidenten sind die richtigen Verbrecher am Werk.
.
Mit anderen Visionären rund um den Globus verbreiten Jordan und Cheng unermüdlich die Wahrheit und die unverblümten Informationen über die Katastrophen, welche diese brutale Maschinerie anrichtet. Allen Widrigkeiten zum Trotz mobilisieren sie die Macht der kleinen Leute. Basierend auf echten Ereignissen und Zahlen, beschreibt das Buch in Romanform die Realität der weltweiten Konzerndiktatur.
.
In diesem im Oktober 2008 geführten Interview spricht König sehr offen über Korruption und die Ausbeutung ganzer Länder durch von der Weltbank vergebene Kredite.
.

.
Zeitmarken der diskutierten Themen:
.
00:00 Aktuelle Situation der Finanzkrise (im Oktober 2008)
05:00 Die Historie von Weltbank und Internationalem Währungsfond sowie deren Rolle
07:45 Wieso hat Peter König seine Erlebnisse als Roman und nicht als Sachbuch veröffentlicht?
09:15 Was läuft bei der Weltbank schief? (sehr interessante Antwort)
14:50 Weltbank-Korruption am konkreten Beispiel Madagaskar
18:20 In König’s Roman implodiert das ganze System – Kann das wirklich passieren?
23:00 Waren- und Leistungstauschhandel als Zukunft? Kein Handel mehr mit Geld?
24:45 Die Rolle der Schweiz und die Rolle Europas in der Weltbank
26:30 Die Bekämpfung von Armut ist ein verfehltes Ziel der Weltbank
27:55 Ende des Interviews
.

Ihr Oeconomicus

.
.
korrespondierende Beiträge
.
20.04.2015
Anwältin für die Menschenrechte: Delphine Djiraibe
Warum verletzen Weltbank-Projekte immer wieder Menschenrechte? Anwältin Delphine Djiraibe hat auf unserer Menschenrechtstagung im März 2015 über die Tschad-Kamerun-Pipeline gesprochen – und eine alte Freundin von urgewald getroffen. Ein Portrait.
.

.
16.04.2015
Weltbank verletzt Menschenrechte weltweit
Eigentlich soll die Weltbank Armut bekämpfen. Doch sie habe Millionen Menschen ihrer Lebensgrundlage beraubt, kritisieren Menschenrechtler zu Beginn der Weltbanksitzung.
[…]
DIE ZEIT
.
22.07.2013
Weltbank geht Menschenrechtsfragen aus dem Weg
.
Die Weltbank verschließt die Augen vor Gefahren für die Menschenrechte eben derjenigen Menschen, die sie unterstützen soll, so Human Rights Watch in einem heute veröffentlichten Bericht. Der Bank fehlt ein angemessenes Kontrollsystem, um nicht Menschenrechtsverletzungen zu finanzieren. Der Vorstand der Weltbank trifft sich am 23. Juli 2013 in Washington. Bei dem Treffen geht es um die derzeit laufende Überprüfung grundlegender Richtlinien, welche der Bank die Gelegenheit bietet, diese Lücke zu schließen.
.
Der 59-seitige Bericht „Abuse-Free Development: How the World Bank Should Safeguard Against Human Rights Violations“ beruht auf Human Rights Watch-Recherchen, die Fälle dokumentieren, in denen von der Weltbank finanzierte Programme schutzbedürftige Gruppen schaden. Der Bericht enthält drei Fallstudien – eine aus dem Vietnam, zwei ausÄthiopien– die zeigen, wie die Weltbank Gefahren für die Menschenrechte weder anerkannte noch Maßnahmen ergriff, um sie zu verringern.
[…]
Human Rights Watch
.

Aus dem Innern der Weltbank

Aus dem Innern der Weltbank

Der Schweizer Peter König arbeitete während vielen Jahren als Ökonom für die Weltbank in Südamerika, im Nahen Osten und in Afrika. Nun hat er seine Erfahrungen in einem Wirtschafts-Thriller niedergeschrieben, in dem er die Politik der Weltbank in den schwärzesten Farben zeichnet.

Wie aber sieht die Wirklichkeit hinter der Fiktion aus? Wie arbeitet die Weltbank? Welche Kritik hat der langjährige Entwicklungsexperte zu formulieren?

»Der Dol­lar ist noch nicht mal das Papier wert, auf dem er gedruckt ist«, meint Peter König im Inter­view mit dem Schwei­zer Radio DRS. Das kön­nen wir uns alle natür­lich nicht leis­ten – die Asia­ten, Russ­land und Europa weni­ger als die so genann­ten Ent­wick­lungs­län­der, denn wir sit­zen auf rie­si­gen Dollar-Reserven … Also tun wir alle so, als ob nichts wäre. Der Dol­lar bricht nach Königs Mei­nung aber den­noch zusam­men. Nur eben ganz, ganz langsam.

Das hat durch­aus seine posi­ti­ven Neben­ef­fekte, fin­det König. Der Hin­ter­grund: Seit den 1990er Jah­ren – seit der Inter­na­tio­nale Wäh­rungs­fonds und die Welt­bank von den neo­li­be­ra­len Geis­tern der US-Regierung der Repu­bli­ka­ner end­gül­tig über­nom­men wurde – dien­ten die Insti­tu­tio­nen nur mehr der Aus­beu­tung von Ent­wick­lungs­län­dern mit Roh­stoff­vor­kom­men und kei­nes­wegs ihrer Entwicklung.

Die Tak­tik ist immer die glei­che und läuft laut König fol­gen­der­ma­ßen ab: Den Län­dern wer­den Kre­dite in meh­re­ren Hun­dert Mil­lio­nen Dol­lar gewährt. Wozu die Kre­dite ein­ge­setzt wer­den sol­len, dass hat die Welt­bank im Vor­feld den jewei­li­gen Län­dern erklärt. Meist umfas­sen die »Pro­gramme« Pri­va­ti­sie­run­gen, etwa der der Wasserversorgung.

Sobald die Mil­lio­nen bei den Län­dern auf dem Konto lie­gen, zieht sich die Welt­bank zurück. Die Regie­run­gen bzw. Macht­ha­ber der jewei­li­gen Län­der kön­nen mit dem Geld tun, was auch immer sie wol­len. Es gibt zwar die Emp­feh­lun­gen der Welt­bank, aber nie­mand kon­trol­liert, ob denen Folge geleis­tet wird. Es wird laut König nicht kon­trol­liert, ob die Sys­teme in den unter­schied­li­chen Kre­dit­neh­mer­län­dern Kor­rup­tion wirk­sam ver­hin­dern – noch nicht mal, ob sie diese beför­dern, was laut König lei­der nur allzu oft der Fall ist.

So kam es, dass z.B. ein Abge­ord­ne­ter aus Mada­gas­kar Peter König bei einer Kon­fe­renz fragte, wieso die Welt­bank sei­ner Regie­rung 400 bis 500 Mil­lio­nen Dol­lar Kre­dit gege­ben hätte, obwohl noch nicht mal er als Abge­ord­ne­ter nach­voll­zie­hen könne, was mit dem Geld geschehe. »Kurz vor­her hatte Exxon Mobil jedoch Ölvor­räte vor den süd­li­chen Küs­ten Mada­gas­kars ent­deckt«, meint König im Inter­view. Und eine hohe Ver­schul­dung sichert so einem aus­län­di­schen Unter­neh­men den Zugang zu sol­chen Roh­stof­fen enorm.

Denn hat eine Elite die Mil­lio­nen bei­seite geschafft, ist es natür­lich das Volk, das die Kre­dite zurück zah­len muss. Gelingt ihnen das nicht, muss sie gegen­über »aus­län­di­schen Inves­to­ren« Zuge­ständ­nisse machen. In der Rea­li­tät bedeu­tet dies, dass inter­na­tio­nale Kon­zerne die Roh­stoffe aus­beu­ten – und ver­wüs­tete Umwelt und soziale Kon­flikt­herde zurück las­sen. Und das alles ermög­licht und unter­stützt durch die Welt­bank – ange­führt von den USA, denn die haben mit 17 Pro­zent die meis­ten Stim­men und bestim­men damit in der Regel, was gemacht wird. »Europa könnte die USA zwar über­stim­men, wenn sie sich zusam­men­schlie­ßen wür­den, aber die geschieht nicht«, erklärt König.

Und so sieht König in der lang­sa­men Implosion eine Chance. Vor allem Asien, Russ­land, Europa und der ölför­dern­den Län­der im Nahen Osten wer­den sich nach Alter­na­tiv­wäh­run­gen umschauen. »Das ist auch der Grund, warum die USA den Iran so unter Druck set­zen – angeb­lich wegen des­sen Atom­pro­gramm«, so König. In Wahr­heit rühre der Kon­flikt aber daher, meint er, dass der Iran sein Öl in Euros ver­kau­fen wolle. Ent­wick­lungs­län­dern rät er, sich vor allem auf den loka­len Markt zu konzentrieren.

In sei­nem Roman geht König natür­lich wei­ter: Hier sieht er in einer Welt­wirt­schaft Optio­nen, die wie­der den Mensch in den Vor­der­grund rückt. »Ich würde wei­ter gehen, als Lud­wig Erhard das mit sei­ner sozia­len Markt­wirt­schaft gegan­gen ist – aber die Rich­tung stimmt schon mal«, befin­det er im Gespräch mit dem Schwei­zer Radio. In so einer Welt müsste der Ein­zelne nicht mehr hor­ten – über­schüs­sige Güter und Gel­der könn­ten für wich­tige soziale Wei­ter­ent­wick­lun­gen ver­wen­det werden.

Auch sieht König in einer teil­wei­sen, inter­na­tio­na­len Tausch­wirt­schaft eine Option. »Natür­lich soll es nicht wie­der zurück ins Mit­tel­al­ter gehen«, so König. Aber der teil­weise Tausch von Waren und Dienst­leis­tun­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Län­dern würde die Abhän­gig­keit von Wäh­run­gen ver­min­dern. »Heute pro­fi­tiert nur eine Elite«, lau­tet Königs Res­umé. In sei­ner Zukunfts­welt aber ver­schwin­det die Kluft zwi­schen Arm und Reich, die unter­schied­li­chen Kul­tu­ren kön­nen sich ent­fal­ten – Kon­flikte und Kriege wer­den so verhindert.

 

zum DRS2-PODCAST – [28:47 Min]