Ende der Zurückhaltung – Wie die Politik auf mehr Militäreinsätze einstimmt
Veröffentlicht: 21. Februar 2014 Abgelegt unter: Aussenpolitik, Bundeswehr / Militär-Einsätze, Deutscher Bundestag, Joachim Gauck (18. März 2012 - Present) | Tags: BDI, Bundespräsident Horst Köhler, Bundeswehrstützpunkt Termez, Dr. Frank-Walter Steinmeier, John Kerry, Parlamentsvorbehalt, Rohstoff-Allianz, Ursula von der Leyen (von 17. 12. 2013 - im Amt) Hinterlasse einen KommentarDas Timing war wohl kein Zufall:
Deutschland müsse sich „früher, entschiedener und substanzieller“ in der Welt einbringen, forderte Bundespräsident Gauck auf der Münchner Sicherheitskonferenz vor wenigen Tagen. Verteidigungsministerin von der Leyen sekundierte umgehend, „rumsitzen und abwarten“ sei keine Option.
Und Außenminister Steinmeier mahnte, Deutschland sei zu groß, „um Weltpolitik nur von der Außenlinie zu kommentieren„.
Doch geht es den Ministern und dem Präsidenten wirklich um mehr Verantwortung – etwa für die Menschen in Mali und Zentralafrika?
Oder geht es vor allem um den Druck und die Erwartungen der Bündnispartner, wie Frankreich und USA, die schon lange ein stärkeres militärisches Eingreifen Deutschlands fordern. Das scheiterte in der Vergangenheit oftmals am sogenannten Parlamentsvorbehalt.
Und genau der soll jetzt auch noch massiv beschränkt werden, wenn es nach der Union geht.
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Anmerkungen
Drängt sich an der Stelle nicht die Frage auf, ob bei uns Bürgern ein zwingendes Bedürfnis nach supranationaler Sicherheitspolitik geweckt werden soll?
Rufen wir uns für einen Moment Horst Köhler’s Rechtfertigung des Kriegseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan in Erinnerung:
Es sei in Ordnung, wenn kritisch über den Einsatz diskutiert werde. Allerdings müsse Deutschland mit seiner Außenhandelsabhängigkeit zur Wahrung seiner Interessen im Zweifel auch zu militärischen Mitteln greifen.
Als Beispiel für diese Interessen nannte Köhler ‘freie Handelswege’.
Es gelte,
‘ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auf unsere Chancen zurückschlagen und sich somit negativ auf Handel und Arbeitsplätze auswirkten’
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Machtrausch einer ALLIANZ von Zauberlehrlingen
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Wer sich mit den historischen Gegebenheiten in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt, könnte über eine Rede des damaligen Reichskanzlers und ausgewiesenen Vertreters deutscher Kolonial-Interessen, Fürst Bernhard von Bülow stolpern, der am 10. Dezember 1903 während einer Auseinandersetzung im Reichstag seine Geistes-Trübungen zum Ausdruck brachte:
„Und willst du nicht mein Bruder sein, so schlag ich dir den Schädel ein!“
Quelle
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Mit einer solchen Haltung könnte sich dieser Zauberlehrling posthum zum Ehrenvorsitzenden der vom BDI initiierten Rohstoff-Allianz qualifiziert haben.
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Das angebliche Galgen-Zitat von Karl Marx
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»Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere.
Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.
Wenn Tumult und Streit Profit bringen, wird es sie beide encouragieren.
Beweis: Schmuggel und Sklavenhandel.”
Quelle: P. J. Dunning, zitiert in Das Kapital, Band I, S. 801, Dietz-Verlag Berlin, 1961«
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DER MOLOCH – Eine kritische Geschichte der USA
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Der Schriftsteller, Religions- und Kirchenkritiker Karlheinz Deschner beschreibt im Vorwort zur 10. Auflage seines Buches in fast schmerzhafter Deutlichkeit die bigotte Heuchelei des Kapital-Imperialismus und deckt dabei in einer schonungslosen Offenheit die bedingungslose Anbetung des Goldenen Kalbes 2.0, dem Schlachthaus-Kapitalismus auf!
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So liebe Selbstdenker, wie bewerten Sie die offenbar politisch gewünschte Rolle Deutschland’s als Deputy des Weltpolizisten?
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Ihr Oeconomicus
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korrespondierende Beiträge:
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05.01.2015
Deutschland und der Afghanistan-Einsatz: Neuer Geheimvertrag mit Usbekistan
Deutschland nutzt auch für die neue Afghanistan-Mission einen Stützpunkt im usbekischen Termez – doch die Details des Vertrages sind geheim. Das Regime in Usbekistan lässt sich die Basis teuer bezahlen.
[…]
Claudia von Salzen – Tagesspiegel
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25.11.2013
Neue Macht – Neue Verantwortung
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08.03.2008
Reportage über den Bundeswehrstützpunkt Termez
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Prof. Sinn: Gedanken zur Entwicklung der Euro-Zone
Veröffentlicht: 23. Juli 2012 Abgelegt unter: Euro-Zone (EU-Mitgliedsländer OHNE eigene Währungssouveränität), Hans-Werner SInn, Target-2 | Tags: Artikel 125 AEUV, Bad Bank, Bankenaufsicht, Benjamin Weigert, BIP, Bundesbank, Bundesstaat, Christine Lagarde, Collective Action Clauses, Debt Equity Swaps, Delors-Plan, Dietrich Murswiek, EEAG-Vorschlag, ESM, ESM-Vertrag, ESMFinG, Eurozone, EZB, Fiskalunion, Force de Frappe, François Heisbourg, Georg Milbradt, George Soros, Gouverneursrat, GRIECHENLAND / GREECE, Hass der Völker, Institute for New Economic Thinking, ITALIEN, IWF - IMF, Jean-Claude Trichet, Kapitalflucht, Lars Feld, Maastricht, No-Bail-out-Klausel, Notenpresse, Parlamentsvorbehalt, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Seignorage, SKS-Vertrag, Stefan Homburg, Target-2, Udo Di Fabio, Werner-Plan Hinterlasse einen KommentarDie Europäische Fiskalunion
Gedanken zur Entwicklung der Eurozone
von Prof. Dr. Hans-Werner Sinn
Sohmen Lecture 2012
Ludwig-Maximilians-Universität München
26. April 2012, Große Aula der Universität
Überarbeitet, Stand: 23. Juli 2012.
Erscheint in Perspektiven der Wirtschaftspolitik
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- Der geplatzte Traum
- Primat der Politik
- Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und die Selbsthilfe mit der Notenpresse
- Deutschland in der Target-Falle
- Der ESM
- Der Fiskalpakt
- Wirklich Rettung? – Eine unbequeme Dichotomie der EZB-Politik
- Zwei Modelle für Europa
- Der EEAG-Vorschlag: Versicherung mit Selbstbehalt
- Wie es weitergeht
- Ein gemeinsamer Bundesstaat
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PDF – 43 Seiten
Ein „must-read“ mit sehr gut dargestellten Hintergründen und Zusammenhängen