„Diese Wirtschaft tötet“, sagt der Papst. Welche meint er?

Die Lesart seines Lehrschreibens, wir bräuchten mehr Staat, wird Franziskus nicht gerecht und verkehrt sein Anliegen ins Gegenteil

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Ende November erschien ein Apostolisches Schreiben, in dem Papst Franziskus zur Erneuerung von Kirche und Welt aufrief. Natürlich ist eine Erneuerung aus dem Heiligen Geist gemeint, und die Triebkraft dieser Reform sieht der Papst in der inneren Freude, die aus der Frohen Botschaft des Neuen Testaments entspringt. Daher auch der Titel seines Schreibens:
Evangelii Gaudium – Freude des Evangeliums.

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Aus dieser schönen Schrift ist vor allem ein Satz in die Schlagzeilen des deutschen Blätterwaldes gedrungen: „Diese Wirtschaft tötet“. In dem betreffenden Paragraphen heißt es weiter:

„Es ist unglaublich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht. Das ist Ausschließung. Es ist nicht mehr zu tolerieren, dass Nahrungsmittel weggeworfen werden, während es Menschen gibt, die Hunger leiden. Das ist soziale Ungleichheit. Heute spielt sich alles nach den Kriterien der Konkurrenzfähigkeit und nach dem Gesetz des Stärkeren ab, wo der Mächtigere den Schwächeren zunichte macht. Als Folge dieser Situation sehen sich große Massen der Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt: ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg. Der Mensch an sich wird wie ein Konsumgut betrachtet, das man gebrauchen und dann wegwerfen kann.“ (§ 53)

Ähnliche Sätze prägen die anderen Paragraphen, in denen von der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lage die Rede ist.
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Jörg Guido Hülsmann – Hauptstadtbrief