EU-Vergleich der Arbeitskosten 2014: Deutschland auf Rang acht
Veröffentlicht: 4. Mai 2015 Abgelegt unter: Destatis - Statistisches Bundesamt | Tags: Arbeitskosten 2014, Lohnnebenkosten Hinterlasse einen KommentarEU-Vergleich der Arbeitskosten 2014: Deutschland auf Rang acht
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Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft bezahlten im Jahr 2014 durchschnittlich 31,80 Euro für eine geleistete Arbeitsstunde. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, lag das Arbeitskostenniveau in Deutschland damit innerhalb der Europäischen Union (EU) auf Rang acht. Gemessen am EU-Durchschnitt zahlten Arbeitgeber in der deutschen Privatwirtschaft 30 % mehr für eine Stunde Arbeit. Im Vergleich beispielsweise zum Nachbarland Frankreich (35,20 Euro) waren es aber knapp 10 % weniger. Dänemark hatte mit 42,00 Euro die höchsten Arbeitskosten je geleistete Stunde, Bulgarien mit 3,80 Euro die niedrigsten.
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Im Verarbeitenden Gewerbe, das besonders stark im internationalen Wettbewerb steht, kostete eine Arbeitsstunde in Deutschland 2014 durchschnittlich 37,00 Euro. Hier lag Deutschland im EU-weiten Vergleich auf Rang vier. Eine Stunde Arbeit in der deutschen Industrie war damit 46 % teurer als im EU-Durchschnitt (25,30 Euro) und kostete knapp 2 % mehr als in Frankreich (36,40 Euro).
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Arbeitskosten setzen sich aus den Bruttoverdiensten und den Lohnnebenkosten zusammen. Im Jahr 2014 zahlten die Arbeitgeber in Deutschland in der Privatwirtschaft auf 100 Euro Bruttoverdienst zusätzlich 28 Euro Lohnnebenkosten. Damit waren die Lohnnebenkosten in Deutschland unter dem EU-Durchschnitt von 31 Euro. Im EU-weiten Ranking lag Deutschland im Mittelfeld auf Rang 15. Auf 100 Euro Lohn wurden in Frankreich (47 Euro), Schweden (46 Euro) und Belgien (44 Euro) die höchsten Lohnnebenkosten gezahlt, in Malta (9 Euro) die niedrigsten. Hauptbestandteil der Lohnnebenkosten sind die Sozialbeiträge der Arbeitgeber, also vor allem die gesetzlichen Arbeitgeberbeiträge zu den Sozialversicherungen, die Aufwendungen für die betriebliche Altersversorgung sowie die Aufwendungen für die Lohn- und Gehaltsfortzahlungen im Krankheitsfall.
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Mitgliedstaaten der Europäischen Union (absteigend sortiert nach dem Arbeitskostenniveau in der Privatwirtschaft) |
Privatwirtschaft | Verarbeitendes Gewerbe | ||
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Euro | Veränderung gegenüber 2013 in % 1 |
Euro | Rang | |
1 Die Veränderungsraten sind kalenderbereinigt und in der jeweiligen Landeswährung berechnet. 2 Die Angaben von Kroatien beruhen auf den ersten beiden Quartalen 2014. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Eurostat-Daten vom 23.04.2015 |
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Europäische Union (EU 28) | 24,40 | 1,4 | 25,30 | – |
Euro-Währungsgebiet (EU 18) | 29,20 | 1,2 | 31,70 | – |
Dänemark | 42,00 | 1,5 | 41,60 | 2 |
Belgien | 41,10 | 0,9 | 43,20 | 1 |
Schweden | 40,20 | 3,0 | 41,40 | 3 |
Luxemburg | 35,70 | 2,6 | 31,40 | 9 |
Frankreich | 35,20 | 0,9 | 36,40 | 5 |
Niederlande | 33,50 | 1,3 | 35,90 | 6 |
Finnland | 32,90 | 1,4 | 35,80 | 7 |
Deutschland | 31,80 | 1,6 | 37,00 | 4 |
Österreich | 31,70 | 3,1 | 34,30 | 8 |
Irland | 28,40 | 0,4 | 30,90 | 10 |
Italien | 27,40 | 0,6 | 27,60 | 11 |
Vereinigtes Königreich | 22,20 | 1,7 | 22,10 | 13 |
Spanien | 21,00 | 0,1 | 22,80 | 12 |
Zypern | 15,70 | – 3,0 | 13,10 | 16 |
Slowenien | 15,50 | 2,4 | 15,30 | 14 |
Griechenland | 14,40 | – 0,8 | 14,70 | 15 |
Portugal | 12,60 | – 1,0 | 10,60 | 18 |
Malta | 11,80 | 0,6 | 11,40 | 17 |
Estland | 10,20 | 6,2 | 9,40 | 20 |
Slowakei | 10,00 | 5,1 | 9,80 | 19 |
Tschechische Republik | 9,60 | 2,1 | 9,30 | 21 |
Kroatien | 9,30 | – 0,7 2 | 8,10 | 22 |
Polen | 8,20 | 4,2 | 7,40 | 24 |
Ungarn | 7,80 | 3,5 | 7,50 | 23 |
Lettland | 7,00 | 5,9 | 6,10 | 25 |
Litauen | 6,60 | 4,6 | 6,10 | 25 |
Rumänien | 4,80 | 6,8 | 4,20 | 27 |
Bulgarien | 3,80 | 2,8 | 3,20 | 28 |
Mitgliedstaaten der Europäischen Union | Auf 100 Euro Bruttoverdienst zahlten Arbeitgeber zusätzlich x Euro Lohnnebenkosten |
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Euro | |
1 Die Angaben von Griechenland und Kroatien beziehen sich auf drei beziehungsweise zwei Quartale des Berichtsjahres 2014. Quelle: Eigene Berechnungen auf Basis von Eurostat-Daten vom 23.04.2015 |
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Europäische Union (EU 28) | 31 |
Euro-Währungsgebiet (EU 18) | 35 |
Frankreich | 47 |
Schweden | 46 |
Belgien | 44 |
Litauen | 41 |
Italien | 39 |
Tschechische Republik | 37 |
Estland | 36 |
Österreich | 36 |
Slowakei | 36 |
Spanien | 36 |
Niederlande | 33 |
Ungarn | 30 |
Rumänien | 30 |
Griechenland 1 | 30 |
Deutschland | 28 |
Finnland | 27 |
Portugal | 27 |
Lettland | 25 |
Polen | 23 |
Zypern | 20 |
Bulgarien | 19 |
Vereinigtes Königreich | 19 |
Irland | 18 |
Kroatien 1 | 18 |
Slowenien | 18 |
Luxemburg | 16 |
Dänemark | 15 |
Malta | 9 |
Weitere Auskünfte gibt
Ralf Droßard,
Telefon: +49 611 75 4236,
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Weiteres
Basisdaten und lange Zeitreihen für die Arbeitskosten in Deutschland untergliedert nach Branchen können über die Tabelle Jahresschätzung Arbeitskosten (62431-0001) in der DatenbankGENESIS-Online abgerufen werden.
Weitere Ergebnisse im europäischen Vergleich befinden sind unter Europa in Zahlen.
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Pressemitteilung Nr. 160 vom 04.05.2015
Destatis – Statistisches Bundesamt
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Sachverständigen-Rat – Kritik an Bofinger & mehr (updates)
Veröffentlicht: 1. Januar 2005 Abgelegt unter: Buch-Tipps & Literatur-Empfehlungen, Peter Bofinger, Prognosen/Economic Outlooks | Tags: Binnennachfrage, BIZ-Quartalsbericht 12/2005, deutsche Wiedervereinigung, Jahresgutachten 2004/05, Jahresgutachten 2005/06, Lohnnebenkosten, Peter Bofinger, Sachverständigen-Rat, Sozialstaat, Wolfgang Franz, Zitat Hinterlasse einen KommentarSachverständigen-Rat – Kritik an Bofinger & mehr
Das Mitglied des Sachverständigenrats Peter Bofinger wird immer heftiger kritisiert. «Bofinger ist nicht teamfähig. Er hatte sich in etlichen Interviews vor der Erstellung des Jahresgutachtens so auf seine spezielle Meinung festgelegt, dass er im Rat zu keinen Kompromissen bereit war», sagte der Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Wolfgang Franz, der «Welt am Sonntag», wie die Zeitung am Samstag vorab berichtete. […]
Franz übte auch Kritik am Buch Bofingers «Wir sind besser als wir glauben», das schon kurz nach Veröffentlichung des Jahresgutachtens des Rates erschien:
«Das war quasi eine Anti-Sachverständigenrats-Publikation. Bofinger hat mit seinem Verhalten die Institution des Rats beschädigt. Das ist der schlimmste Vorwurf, den man einem Mitglied machen kann», sagte der ZEW-Präsident.
[…]
In dem Buch versucht Bofinger klarzustellen, dass die von allen Seiten immer wieder geforderten einschneidenden Sozialreformen so nicht notwendig sind. Die Lohnnebenkosten sind nach Meinung von Bofinger nur so hoch, weil mit ihnen versteckt die deutsche Wiedervereinigung finanziert wurde und die eigentlich notwendigen Steuererhöhungen ausgeblieben sind.
Anstelle einer «Wende zum Weniger», Kürzungen bei Staatsausgaben, Sozialstaat und Jobsicherheit, bedürfe es eines «dynamischen Durchbruchs nach vorn», meint Bofinger, der sich dabei auf die Theorien des Ökonomen John Maynard Keynes stützt und gerade in der schwachen deutschen Binnennachfrage das Kernproblem sieht.
[…]
Handelsblatt
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Jahresgutachten 2004/05
Titel: ERFOLGE IM AUSLAND – HERAUSFORDERUNGEN IM INLAND
PDF [1077 Seiten]
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follow-up, Dezember 2005
Jahresgutachten 2005/06
Titel: DIE CHANCE NUTZEN – REFORMEN MUTIG VORANBRINGEN
PDF [680 Seiten]
Auszug
Neben vielen anderen Textstellen halte ich Peter Bofinger’s nachfolgende Einschätzungen für besonders bemerkenswert:
Fazit zu Kapitalmarkt und Finanzintermediäre: Unternehmensfinanzierung im Wandel – Seite 492 ff.
„740. Das deutsche Finanzsystem befindet sich in einem grundlegenden Wandel hin zu einer stärkeren Marktorientierung. Dieser eröffnet den Unternehmen einerseits vielfältigere Finanzierungsmöglichkeiten, andererseits sind aber die Anforderungen, insbesondere hinsichtlich der Unternehmensleitung
und -kontrolle sowie der Transparenz, deutlich gestiegen. Zwar gibt die Entwicklung weg vom traditionell bankbasierten hin zu einem stärker marktbasierten System grundsätzlich keinen Anlass zur Besorgnis. Die in diesem Jahr geführten Debatten haben aber gezeigt, dass die mit dem Wandel einhergehenden Herausforderungen mitunter auch als Bedrohung empfunden werden.
Dies gilt zum einen für die zunehmenden Aktivitäten von Hedge-Fonds und anderer Finanzinvestoren. Zum anderen wurde in den letzten Jahren vor allem von mittelständischen Unternehmen über eine Verschlechterung ihrer Finanzierungsbedingungen geklagt.741. Eine differenzierte Betrachtung der Debatte um Finanzinvestoren und Hedge-Fonds zeigt allerdings, dass viele der genannten Argumente deutlich zu kurz greifen oder verschiedene Risiken vermischt wurden.
Anders als gelegentlich behauptet gehen von den Aktivitäten sowohl der Hedge-Fonds als auch der Private Equity-Gesellschaften keine wesentlichen Risiken für Unternehmen oder Anleger aus. Im Hinblick auf einen stärkeren Anlegerschutz oder einen Schutz der Unternehmen besteht somit kein bedeutender Handlungsbedarf.
Erhöhte Aufmerksamkeit erfordert hingegen die mit den Aktivitäten von Hedge-Fonds verbundene mögliche Gefährdung der internationalen Finanzstabilität. International abgestimmte Regulierungsmaßnahmen, die auf eine Erhöhung der Transparenz über die Positionen von Hedge-Fonds und damit auf eine Verbesserung der Risikoeinschätzung der Gegenparteien abzielen, könnten hierbei durchaus zu einer Minderung dieses Risikos beitragen.
Sinnvoll und umsetzbar erscheinen die Vorschläge der Counterparty Risk Management Policy Group II (Corrigan-Bericht), die eine Intensivierung des Informationsaustauschs zwischen allen relevanten Marktteilnehmern auf freiwilliger Basis vorsehen.
Von nationalen Alleingängen sollte hingegen bei der Regulierung von Hedge-Fonds abgesehen werden. Diese wären bestenfalls wirkungslos.
Schwerwiegender wäre allerdings die mögliche Schwächung des Finanzplatzes, die durch eine Abwanderung dieser Finanzmarktakteure an andere Finanzplätze verursacht würde.
[…]“