Streitgespräch der Ökonomen Sinn und Regling
Veröffentlicht: 16. November 2012 Abgelegt unter: ÖKONOMIE - ECONOMICS, Finanzkrise, Hans-Werner SInn | Tags: Euro, Klaus Regling, Leistungsbilanz, Lohnstückkosten, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Zinsen Hinterlasse einen KommentarStreitgespräch der Ökonomen Sinn und Regling
Raus aus dem Euro! Das fordert der Ökonom Hans-Werner Sinn von den Krisenstaaten, die sich nicht erholen. Vorsicht, dann wird es richtig teuer, mahnt dagegen der Chef des Rettungsfonds, Klaus Regling. Der Streit beim Führungstreffen Wirtschaft der „Süddeutschen Zeitung“ zeigt, warum diese Krise so schwer zu lösen ist.
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Das Problem mit Sinn und Regling ist: Sie vertreten nicht nur konträre Lösungsansätze, sie widersprechen sich schon bei den Fakten. Milliardensummen schwirren durch den Raum, Produktionskosten, Lohnniveaus, Details volkswirtschaftlicher Mechanismen. Es hagelt schiefe Vergleiche, Verschwörungstheorien. Stets bezweifelt der Eine die Argumentationsgrundlagen des Anderen. Das ist amüsant für manchen Zuhörer. Einer Lösung bringen Sinn und Regling Europa nicht näher.
Das ist das Wesen dieser Krise. Die Zusammenhänge komplex, die Summen gewaltig, die Lösungsansätze in diesen Dimensionen noch nie erprobt. Ein gewaltiges, dramatisches Experiment – mit ungewissem Ausgang. Wie es weiter geht mit dem Euro? Wer Regling und Sinn beim Streiten zuhört hat, weiß es anschließend weniger als zuvor.
Süddeutsche
Japan ringt um die Geldpolitik
Veröffentlicht: 16. November 2012 Abgelegt unter: JAPAN | Tags: BIP, Handelsbilanz, JAPAN, Leistungsbilanz, Minuszinsen, Neuwahlen, Zahlungsunfähigkeit Hinterlasse einen KommentarOpposition fordert Minuszinsen
Japan ringt um die Geldpolitik
Die wirtschaftliche Lage ist mehr als schwierig, der Staatshaushalt ist bis über das Doppelte der jährlichen Wirtschaftsleistung hinaus verschuldet: Selbst gemessen an europäischen Dimensionen kämpft Japan mit gewaltigen Problemen. Jetzt stehen vorgezogene Neuwahlen an.
Am 16. Dezember soll neu gewählt werden. Lange Zeit hatte die oppositionelle Liberaldemokratische Partei LDP mit ihrer Mehrheit im Oberhaus das Gesetz zur Ausgabe neuer Staatsanleihen blockiert, um Noda zu Neuwahlen zu zwingen. Dadurch drohte dem Land schon in Kürze eine Art technische Zahlungsunfähigkeit.
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teleboerse
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Dazu ein Kommentar von Markus Gaertner
Diese Woche haben wir gelesen, dass Japans BIP im dritten Quartal 3,5% schrumpfte. So ziemlich alles scheint in dem Inselstaat zu schrumpfen, außer den Schulden. Das Land sieht sich jetzt mit der 5. Rezession in 15 Jahren konfrontiert, falls auch im laufenden Vierteljahr ein Minuszeichen vor der BIP-Rechnung steht. Und danach sieht es leider aus.
Premier Noda hat gewarnt, die Situation sei “ernst”, die Regierung verstehe die Herausforderung als “Krise.” Im Grunde kann man die vergangenen 23 Jahre so bezeichnen. Heute soll das Unterhaus aufgelöst werden, um den Weg für Wahlen am 16. Dezember frei zu machen. Nodas Demokraten dürften dann abgewählt werden.
Der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung von Juli bis September war der siebte seit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008. Diesmal scheint die Krise noch etwas ernster zu sein, denn das schrumpfende BIP wird erstmals seit 1985 von einem Defizit in der Leistungsbilanz begleitet. Auch die Handelsbilanz ist ins Minus abgerutscht.
Im August und September wiesen acht von neun Exportkategorien im Jahresvergleich einen Rückgang aus. Zudem fielen die Investitionen der Firmen um 3,2%.
Das war der schärfste Rückgang seit dem Einbruch um 5,5% im Juni-Quartal 2009.
Japans führende Konzerne bekommen diese Erosion schmerzhaft zu spüren. Wir haben an dieser Stelle schon vor ein paar Tagen über die herben Gewinneinbrüche der großen Elektronik-Unternehmen aus Nippon berichtet.
Der Elektronik-Riese Sharp zum Beispiel, von dem der Bildschirm mit meinem Bloomberg-Monitor stammt, gab Anfang dieses Monats eine Meldung heraus, in der “erhebliche Zweifel” geäußert wurden, dass das Unternehmen nach zwei Jahren mit Rekordverlusten in jetziger Form weiter bestehen kann.
Sharp musste auf seine eigene Zentrale eine Hypothek aufnehmen und es verkauft Fabriken in Übersee. Dazu werden erstmals seit 1950 Stellen gestrichen und Löhne gekürzt. Panasonic hat zwei Mal hintereinander einen Verlust von 10 Milliarden Dollar ausgewiesen. Sony wurde von Moody´s bis kurz vor Junk-Status abgestuft.
Alle drei Firmen leiden unter erheblichen Einbrüchen im Geschäft wegen des Preisverfalls für Flachbildschirme, und weil der starke Yen ihre Exporte verteuert. Zudem setzen den Japanern immer stärker Konkurrenten aus Billig-Ländern zu.
Der Nikkei hat seit dem Platzen der Blase am Immobilienmarkt 1990 von 39.000 auf unter 9.000 Punkte abgebaut. Seit dem Kollaps wird Japans Wirtschaft mit billigem Geld geflutet. Geholfen hat es nichts, außer Zeit zu gewinnen. Im vorigen Jahr – 2011 – erreichte Japans BIP 537 Billionen Yen, so viel wie 2005. Inflationsbereinigt ist die Inselwirtschaft jetzt so groß, wie sie 1993 war.
In dieser Phase, die das Wall Street Journal “Japan´s Happy Decline” nennt, schwinden Exporte, privater Konsum und Investitionen im Gleichschritt. Die Schwäche der heimischen Märkte und Verbraucher treibt immer mehr Inselfirmen ins Ausland. Die Summe der Auslandsinvestitionen wächst beachtlich an. Die Steuereinnahmen daheim leiden, die Misere verschärft sich.
Derzeit hält lediglich öffentlicher Konsum der Regierung die Wirtschaft vor einer unkontrollierten Implosion ab. Aber der Regierung gehen “die zerbrochenen Fenster aus”, wie das WSJ den Umstand beschreibt, dass der Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben vom vergangenen Jahr bereits auf Hochtouren läuft.
Aber auch das Geld kann nicht ewig fließen, die öffentliche Schuld hat mit 240% des BIP mehr als die Gesamtleistung von zwei Jahren erreicht.
Japan verdiente mit seinen internationalen Investitionen im vergangenen Jahr laut dem WSJ 176 Milliarden Dollar. Die Netto-Anlagen, die diesen Rückfluss erwirtschaften, sind mit umgerechnet 3.100 Milliarden Dollar weitaus als vergleichbare internationale Investitionen anderer Länder. Und sie wachsen zügig weiter.
Jüngste Beispiele sind das 20-Mrd.-Gebot der Softbank für Sprint und die Übernahme von zwei Geschäftssparten bei Dole Foods durch Itochu für 1,7 Mrd. im September.
Zuhause, in Japan, sind oft überkapazitäre und in vielen Fällen unprofitable Fertigungs-Kapazitäten geblieben. Öffentliche Aufträge erwecken oft nur den Eindruck, dass es genügend Nachfrage gibt. Ein weiteres Beispiel für Europa und die USA, die erst ganz am Anfang dieser schier endlosen Aufarbeitung ihres Schulden-Schlamassels stehen, liefert auch Japans Politik.
Die ewig selben Machtkämpfe – und eine wogende Korruption – wecken kaum Hoffnungen, dass das Blatt entscheidend gewendet werden könnte. Unabhängige Buchprüfer haben kürzlich laut dem WSJ entdeckt, dass ein Viertel jener 240 Mrd. Dollar, die für den Wiederaufbau nach der Tsunami vorgesehen waren, nicht in die vorgesehenen Kanäle gelangten.
Stattdessen wurden zum Beispiel Straßen in Okinawa 1.600 km von der Erdbeben-Zone entfernt gebaut, eine PR-Kampagne für Japans höchstes Gebäude finanziert, Subventionen für eine Kontaktlinsen-Fabrikation ausgezahlt, Japans Walfänger unterstützt und der Verkauf von Nuklear-Technik an Vietnam subventioniert.
Etwa die Hälfte des Rekonstruktions-Fonds wurde noch nicht ausgegeben, weil es Streit über die Maßnahmen für den Wiederaufbau gibt. Satte 18 Monate nach dem Desaster haben 300.000 Opfer noch kein neues Zuhause gefunden.
Es unterscheiden sich lediglich die Namen. In den USA ist es das Kliff, in der Eurozone der Dauer-Buhmann Griechenland. Entschieden und vehement vorangetrieben wird hier ebenfalls kaum etwas. Lösungen sind weit entfernt. Schulden nehmen zu. Die Wut von Bürgern auch.
Und die Firmen beschleunigen angesichts schwacher Verbrauchermärkte in Europa und den USA ihre Expansion in den großen Schwellenmärkten, wo trotz einer spürbaren Delle – vielleicht sogar einem ernsten Einbruch – die langfristigen Wachstums-Perspektiven intakt bleiben.
Wie immer eine profunde Analyse – Danke, lieber Markus!
Fortschritte auf dem Wege zur Konvergenz (1996)
Veröffentlicht: 30. November 1996 Abgelegt unter: DEUTSCHE BUNDESBANK, EUROPÄISCHE UNION (EU), EZB, Konvergenz - Konvergenzkriterien | Tags: Österreichische Nationalbank, öffentliche Haushalte, öffentliche Verschuldung, Bundesbank, Defizite, Europäisches Währungsinstitut, Konvergenz, Konvergenzkriterien, Leistungsbilanz, Lohnstückkosten, Preisstabilität, Verbraucherpreise, Wechselkursentwicklung, Zentralbanken, Zinsdifferenzen Hinterlasse einen KommentarFORTSCHRITTE AUF DEM WEGE ZUR KONVERGENZ – 1996
November 1996C3 Europäisches Währungsinstitut, 1996
Postfach 10 20 3 1, D-60020 Frankfurt am MainÜbersetzt und gedruckt im Auftrag der Deutschen Bundesbank und der Oesterreichischen Nationalbank
Alle Rechte vorbehalten. Die Anfertigung von Photokopien für Ausbildungszwecke und nicht kommerzielle Zwecke ist gestattet vorausgesetzt, die Quelle wird angegeben.
Druck Kern & Birner GmbH + Co., D-60486 Frankfurt am Main
ISBN 92-9166-329-8 (online)Inhalt
Zusammenfassung
Einleitung I
Kapitel I
Konvergenzkriterien
I Wichtige Gesichtspunkte bei der Beurteilung der Konvergenz im Jahr 1996
2 Das Kriterium der Preisstabilität2.1 Entwicklung der Verbraucherpreise im Vergleich zum Referenzwert
2.2 Jüngste Entwicklungen der Verbraucherpreise: Tendenzen und Bestimmungsfaktoren
2.3 Beurteilung
3 Das Kriterium zur Lage der öffentlichen Haushalte
3.1 Die Lage der öffentlichen Haushalte im Vergleich zu den Referenzwerten
3.2 Die öffentlichen Defizite
3.3 Die öffentliche Verschuldung
3.4 Beurteilung
4 Das Kriterium der Wechselkursentwicklung
4.1 Entwicklung der Wechsellturse seit Oktober 1994
4.2 Bestimmungsfaktoren
4.3 Entwicklung der gewogenen Außenwerte
4.4 Beurteilung
5 Das Zinskriterium
5.1 Jüngste Ergebnisse im Vergleich zum Referenzwert
5.2 Jüngste Entwicklung der langfristigen Zinssätze: Tendenzen und Bestimmungsfaktoren
5.3 Jüngste Entwicklung der Zinsdifferenzen und ihre Bestimmungsfaktoren
5.4 Beurteilung
6 Sonstige Faktoren bei der Beurteilung der Konvergenz
6.1 Einführung
6.2 Entwicklung der Lohnstückkosten und anderer Preisindizes
6.3 Lage und Entwicklung der Leistungsbilanz
6.4 Integration der Märkte
6.5 Die Entwicklung der ECU
7 Beurteilung der in den einzelnen Ländern erzielten Ergebnisse
Anhang 1
Statistische Fragen und Fortschritte bei der Harmonisierung von Statistiken zu den Konvergenzindikatoren
Kapitel I1
Erfüllung der an die nationalen Zentralbanken gestellten rechtlichen Anforderungen für die Teilnahme am ESZB
I Einleitung
2 Unabhängigkeit der Zentralbanken
2.1 Institutionelle Unabhängigkeit
2.2 Personelle Unabhängigkeit
2.3 Funktionelle Unabhängigkeit
2.4 Finanzielle Unabhängigkeit
3 Unvereinbarkeiten zwischen dem Vertrag und den Satzungen der nationalen Zentralbanken im Bereich der Unabhängigkeit der Zentralbanken
4 Andere rechtliche Anforderungen an die nationalen Zentralbanken für die Teilnahme am ESZB
5 Änderung der Rechtsvorschriften
Anhang 1
Institutionelle Merkmale der nationalen Zentralbanken in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union unter besonderer Berücksichtigung der Unabhängigkeit der Zentralbanken
Verzeichnis der Kästen, Tabellen und Abbildungen
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