Deutsche Exporte im April 2015: + 7,5 % zum April 2014

Deutsche Exporte im April 2015: + 7,5 % zum April 2014
.

Im April 2015 wurden von Deutschland Waren im Wert von 100,4 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 78,3 Milliarden Euro importiert. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, waren damit die deutschen Exporte im April 2015 um 7,5 % und die Importe um 2,8 % höher als im April 2014. Kalender- und saisonbereinigt war die Entwicklung von Aus- und Einfuhren im Vormonatsvergleich gegenläufig: Während die Exporte gegenüber März 2015 um 1,9 % stiegen, nahmen die Importe um 1,3 % ab.

Die Außenhandelsbilanz schloss im April 2015 mit einem Überschuss von 22,1 Milliarden Euro ab. Im April 2014 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz + 17,3 Milliarden Euro betragen. Kalender- und saisonbereinigt lag der Außenhandelsbilanzüberschuss im April 2015 bei 22,3 Milliarden Euro.

Unter Berücksichtigung der Salden für Warenhandel einschließlich Ergänzungen zum Außenhandel (+ 24,4 Milliarden Euro), Dienstleistungen (– 2,6 Milliarden Euro), Primäreinkommen (+ 0,9 Milliarden Euro) und Sekundäreinkommen (– 3,2 Milliarden Euro) schloss – nach vorläufigen Berechnungen der Deutschen Bundesbank – die Leistungsbilanz im April 2015 mit einem Überschuss von 19,6 Milliarden Euro ab. Im April 2014 hatte die deutsche Leistungsbilanz einen Aktivsaldo von 16,9 Milliarden Euro ausgewiesen.

In die Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) wurden im April 2015 Waren im Wert von 57,1 Milliarden Euro versandt und Waren im Wert von 51,6 Milliarden Euro von dort bezogen. Gegenüber April 2014 stiegen die Exporte in die EU-Länder um 4,5 % und die Importe aus diesen Ländern um 1,7 %. In die Länder der Eurozone wurden im April 2015 Waren im Wert von 36,3 Milliarden Euro (+ 3,3 %) geliefert und Waren im Wert von 35,8 Milliarden Euro (+ 2,8 %) aus diesen Ländern bezogen. In die EU-Länder, die nicht der Eurozone angehören, wurden im April 2015 Waren im Wert von 20,7 Milliarden Euro (+ 6,6 %) exportiert und Waren im Wert von 15,7 Milliarden Euro (– 0,8 %) von dort importiert.

In die Länder außerhalb der Europäischen Union (Drittländer) wurden im April 2015 Waren im Wert von 43,4 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 26,7 Milliarden Euro aus diesen Ländern importiert. Gegenüber April 2014 nahmen die Exporte in die Drittländer um 11,8 % und die Importe von dort um 5,1 % zu.

Grenzüberschreitende Transaktionen
Milliarden Euro 
Gegenstand der
Nachweisung
April Januar
bis
April
März April Januar
bis
April
2015 2014
1 Nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank.
Außenhandel
1  Exporte insgesamt 100,4 393,8 107,7 93,4 371,7
2  Importe insgesamt 78,3 313,1 84,6 76,2 306,8
3  Außenhandelsbilanz (1-2) 22,1 80,7 23,1 17,3 64,9
Übertragung zum Warenhandel 1
4  Ergänzungen zum Außenhandel 2,2 4,3 2,2 1,3 7,0
Salden der Leistungsbilanz  1
5  Warenhandel (3+4) 24,4 85,0 25,3 18,6 71,9
6  Dienstleistungen – 2,6 – 9,1 – 1,8 – 1,8 – 9,0
7  Primäreinkommen 0,9 22,3 7,6 3,2 20,8
8  Sekundäreinkommen – 3,2 – 18,8 – 3,7 – 3,2 – 17,3
Leistungsbilanz (5+6+7+8) 19,6 79,4 27,3 16,9 66,4
Ländergruppen 
Gegenstand der Nachweisung April
2015
Januar
bis
April
2015
Veränderung gegenüber
April
2014
Januar
bis
April
2014
Milliarden Euro %
Ergebnisse nach dem EU-Konzept (nach Versendungsland)
Exporte insgesamt 100,4 393,8 7,5 5,9
darunter:
EU-Länder 57,1 229,3 4,5 4,5
Eurozone 36,3 145,1 3,3 3,1
Nicht Eurozone 20,7 84,2 6,6 7,1
Drittländer 43,4 164,4 11,8 7,9
Importe insgesamt 78,3 313,1 2,8 2,1
darunter:
EU-Länder 51,6 203,9 1,7 1,2
Eurozone 35,8 140,7 2,8 1,1
Nicht Eurozone 15,7 63,2 – 0,8 1,4
Drittländer 26,7 109,2 5,1 3,7
Außenhandel (Spezialhandel)
Ausfuhr und Einfuhr
Originalwerte/kalender- und saisonbereinigte Werte 1 
Jahr Monat Export Import
Originalwert Kalender-
und saison
bereinigter Wert 1
Originalwert Kalender-
und saison
bereinigter Wert 1
Wert
in
Milliarden
Euro
Verän-
derung
gegen-
über
Vorjahres-
monat
in %
Wert
in
Milliarden
Euro
Verän-
derung
gegen-
über
Vor-
monat
in %
Wert
in
Milliarden
Euro
Verän-
derung
gegen-
über
Vorjahres-
monat
in %
Wert
in
Milliarden
Euro
Verän-
derung
gegen-
über
Vor-
monat
in %
1 Nach Census X-12 ARIMA.
2014 Januar 90,5 2,2 94,5 3,1 75,8 0,9 77,1 3,1
Februar 92,1 4,3 93,0 – 1,5 75,9 5,6 77,0 – 0,2
März 95,7 1,4 91,3 – 1,9 78,9 4,1 76,0 – 1,2
April 93,4 – 0,5 93,9 2,8 76,2 0,1 76,4 0,4
Mai 91,7 4,0 92,7 – 1,2 74,1 – 0,7 74,5 – 2,4
Juni 93,2 1,1 93,7 1,1 77,0 2,2 77,3 3,7
Juli 100,8 8,4 97,3 3,8 77,3 0,6 76,0 – 1,7
August 83,9 – 1,1 92,9 – 4,6 70,0 – 2,4 75,4 – 0,8
September 102,3 8,3 96,9 4,4 80,3 8,0 78,3 3,8
Oktober 103,9 5,0 97,1 0,2 81,9 0,8 76,6 – 2,1
November 96,0 1,6 95,7 – 1,5 78,1 1,9 77,4 1,1
Dezember 90,1 10,0 98,4 2,8 71,2 4,1 76,8 – 0,7
2015 Januar 90,0 – 0,6 96,4 – 2,0 74,0 – 2,3 76,6 – 0,3
Februar 95,7 3,9 97,7 1,4 76,2 0,3 77,7 1,4
März 107,7 12,5 99,0 1,3 84,6 7,2 79,6 2,4
April 100,4 7,5 100,9 1,9 78,3 2,8 78,6 – 1,3

Weitere Auskünfte gibt:
Dirk Mohr,
Telefon: +49 611 75 2475,
Kontaktformular

Weiteres

Ergebnisse liegen im Themenbereich Außenhandel vor. Methodische Hinweise befinden sich in den Erläuterungen zur Statistik.

Weitere Informationen zur normierten Außenhandelsbilanz und anderen Indikatoren erhalten Sie unter Globalisierungsindikatoren.

.
Pressemitteilung Nr. 205 vom 08.06.2015
Destatis – Statistisches Bundesamt

Die deutsche Zahlungsbilanz im Februar 2015

Die deutsche Zahlungsbilanz im Februar 2015
.

 

Leistungsbilanzüberschuss wenig gestiegen
Die deutsche Leistungsbilanz wies im Februar 2015 einen Überschuss von 16,6 Mrd. Euro auf. Das Ergebnis lag um 0,8 Mrd. Euro über dem Niveau des Vormonats. Dahinter stand eine merkliche Ausweitung des Aktivsaldos im Warenhandel, die jedoch zu einem großen Teil durch die Verschlechterung des Saldos im Bereich der „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen, die Dienstleistungen sowie Primär- und Sekundäreinkommen umfassen, kompensiert wurde.
Der Überschuss im Warenhandel nahm im Februar um 4,0 Mrd. Euro auf 19,5 Mrd. Euro zu. Dabei stiegen die Warenausfuhren deutlich stärker als die Wareneinfuhren an.
Die „unsichtbaren“ Leistungstransaktionen verzeichneten im Februar ein Defizit von 2,8 Mrd. Euro, nach einem Überschuss von 0,3 Mrd. Euro im Januar. Ausschlaggebend für den Umschwung war die Ausweitung des Passivsaldos bei den Sekundäreinkommen um 3,3 Mrd. Euro auf 7,6 Mrd. Euro, die vor allem mit höheren Leistungen an den EU-Haushalt zusammenhing. Demgegenüber veränderte sich der Saldo in der Dienstleistungsbilanz und bei den Primäreinkommen kaum. Die Nettoeinnahmen bei den Primäreinkommen vergrößerten sich um 0,2 Mrd. Euro auf 7,2 Mrd. Euro. Dabei spielte insbesondere eine Rolle, dass die im Vormonat kräftig gestiegenen Dividendenzahlungen an ausländische Kapitalgeber stärker zurückgingen als die Einnahmen inländischer Investoren aus Wertpapieranlagen im Ausland. Der Minussaldo in der Dienstleistungsbilanz blieb praktisch unverändert bei 2,4 Mrd. Euro.
Mittelzuflüsse im Wertpapierverkehr
Im Februar haben die angekündigten Wertpapierankäufe durch das Eurosystem sowie die vorläufige Einigung zwischen der griechischen Regierung und den Institutionen über die Verlängerung des laufenden Hilfsprogramms die Stimmung an den internationalen Finanzmärkten aufgehellt. Vor diesem Hintergrund ergaben sich im grenzüberschreitenden Wertpapierverkehr Deutschlands im Februar Netto-Kapitalexporte in Höhe von 16,6 Mrd. Euro. Insgesamt erwarben inländische Investoren per saldo ausländische Wertpapiere im Wert von 18,3 Mrd. Euro, und zwar vorzugsweise ausländische Anleihen (12,0 Mrd. Euro) und Investmentzertifikate (5,4 Mrd. Euro). Der Bestand ausländischer Geldmarktpapiere in den Händen deutscher Anleger ging hingegen zurück (1,1 Mrd. Euro). Ausländer erwarben deutsche Wertpapiere per saldo für 1,7 Mrd. Euro. Gefragt waren in erster Linie Aktien (6,4 Mrd. Euro) und private Anleihen (3,5 Mrd. Euro). Dagegen trennten sich ausländische Investoren von deutschen Geldmarktpapieren (7,8 Mrd. Euro) und öffentlichen Anleihen (2,9 Mrd. Euro).
Im Bereich der Direktinvestitionen kam es im Februar zu Netto-Kapitalexporten in Höhe von 8,7 Mrd. Euro. Gebietsansässige Unternehmen weiteten ihr Engagement im Ausland um 14,7 Mrd. Euro aus, während ausländische Investoren in Deutschland per saldo 6,0 Mrd. Euro investierten. Inländische Investoren erhöhten ihre Beteiligungen im Ausland um 9,9 Mrd. Euro; davon entfielen 4,1 Mrd. Euro auf reinvestierte Gewinne. Konzerninterne Kredite trugen mit 4,8 Mrd. Euro ebenfalls zum Ausbau der deutschen Direktinvestitionen im Ausland bei. Gebietsfremde Investoren stockten ihr Beteiligungskapital in Deutschland um 2,0 Mrd. Euro auf und stellten verbundenen Unternehmen hierzulande 3,9 Mrd. Euro an zusätzlichen Krediten bereit.
Im übrigen statistisch erfassten Kapitalverkehr, der sowohl Finanz- und Handelskredite (soweit diese nicht zu den Direktinvestitionen zählen) als auch Bankguthaben und sonstige Anlagen umfasst, kam es im Februar zu Netto-Kapitalexporten von 2,0 Mrd. Euro. Maßgeblich waren Mittelabflüsse im Bankensystem, die sich zu etwa gleichen Teilen auf die Kreditinstitute (netto 6,8 Mrd. Euro) und die Bundesbank (6,1 Mrd. Euro) verteilten. Die Netto-Auslandsforderungen von Unternehmen und Privatpersonen blieben nahezu unverändert (- 0,1 Mrd. Euro), während dem Staat per saldo 10,7 Mrd. Euro aus dem Ausland zuflossen. Die Forderungen der Bundesbank aus den TARGET2-Salden sind zwar etwas zurückgegangen (- 1,9 Mrd. Euro); dies wurde jedoch durch die ebenfalls gesunkenen Auslandsverbindlichkeiten der Bundesbank (- 8,0 Mrd. Euro) mehr als kompensiert.
Die Währungsreserven der Bundesbank nahmen im Februar – zu Transaktionswerten gerechnet – um 0,3 Mrd. Euro zu.
Anlage

*   *   *

Deutsche Bundesbank | Zentrale | Kommunikation
Wilhelm-Epstein-Straße 14 | 60431 Frankfurt am Main
http://www.bundesbank.de | E-Mail: presse@bundesbank.de
Tel: 069 9566-3511 | Fax: 069 9566-3077
Bei publizistischer Verwertung wird um Angabe der Quelle gebeten.
.
Quelle:
Pressenotiz – Deutsche Bundesbank
.

Streitgespräch der Ökonomen Sinn und Regling

Streitgespräch der Ökonomen Sinn und Regling
Raus aus dem Euro! Das fordert der Ökonom Hans-Werner Sinn von den Krisenstaaten, die sich nicht erholen. Vorsicht, dann wird es richtig teuer, mahnt dagegen der Chef des Rettungsfonds, Klaus Regling. Der Streit beim Führungstreffen Wirtschaft der „Süddeutschen Zeitung“ zeigt, warum diese Krise so schwer zu lösen ist.
[…]
Das Problem mit Sinn und Regling ist: Sie vertreten nicht nur konträre Lösungsansätze, sie widersprechen sich schon bei den Fakten. Milliardensummen schwirren durch den Raum, Produktionskosten, Lohnniveaus, Details volkswirtschaftlicher Mechanismen. Es hagelt schiefe Vergleiche, Verschwörungstheorien. Stets bezweifelt der Eine die Argumentationsgrundlagen des Anderen. Das ist amüsant für manchen Zuhörer. Einer Lösung bringen Sinn und Regling Europa nicht näher.
Das ist das Wesen dieser Krise. Die Zusammenhänge komplex, die Summen gewaltig, die Lösungsansätze in diesen Dimensionen noch nie erprobt. Ein gewaltiges, dramatisches Experiment – mit ungewissem Ausgang. Wie es weiter geht mit dem Euro? Wer Regling und Sinn beim Streiten zuhört hat, weiß es anschließend weniger als zuvor.
Süddeutsche

Japan ringt um die Geldpolitik

Opposition fordert Minuszinsen
Japan ringt um die Geldpolitik
Die wirtschaftliche Lage ist mehr als schwierig, der Staatshaushalt ist bis über das Doppelte der jährlichen Wirtschaftsleistung hinaus verschuldet: Selbst gemessen an europäischen Dimensionen kämpft Japan mit gewaltigen Problemen. Jetzt stehen vorgezogene Neuwahlen an.
Am 16. Dezember soll neu gewählt werden. Lange Zeit hatte die oppositionelle Liberaldemokratische Partei LDP mit ihrer Mehrheit im Oberhaus das Gesetz zur Ausgabe neuer Staatsanleihen blockiert, um Noda zu Neuwahlen zu zwingen. Dadurch drohte dem Land schon in Kürze eine Art technische Zahlungsunfähigkeit.
[…]
teleboerse
+
Dazu ein Kommentar von Markus Gaertner
Diese Woche haben wir gelesen, dass Japans BIP im dritten Quartal 3,5% schrumpfte. So ziemlich alles scheint in dem Inselstaat zu schrumpfen, außer den Schulden. Das Land sieht sich jetzt mit der 5. Rezession in 15 Jahren konfrontiert, falls auch im laufenden Vierteljahr ein Minuszeichen vor der BIP-Rechnung steht. Und danach sieht es leider aus.

Premier Noda hat gewarnt, die Situation sei “ernst”, die Regierung verstehe die Herausforderung als “Krise.” Im Grunde kann man die vergangenen 23 Jahre so bezeichnen. Heute soll das Unterhaus aufgelöst werden, um den Weg für Wahlen am 16. Dezember frei zu machen. Nodas Demokraten dürften dann abgewählt werden.
Der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Leistung von Juli bis September war der siebte seit dem Kollaps von Lehman Brothers im September 2008. Diesmal scheint die Krise noch etwas ernster zu sein, denn das schrumpfende BIP wird erstmals seit 1985 von einem Defizit in der Leistungsbilanz begleitet. Auch die Handelsbilanz ist ins Minus abgerutscht.
Im August und September wiesen acht von neun Exportkategorien im Jahresvergleich einen Rückgang aus. Zudem fielen die Investitionen der Firmen um 3,2%.
Das war der schärfste Rückgang seit dem Einbruch um 5,5% im Juni-Quartal 2009.
Japans führende Konzerne bekommen diese Erosion schmerzhaft zu spüren. Wir haben an dieser Stelle schon vor ein paar Tagen über die herben Gewinneinbrüche der großen Elektronik-Unternehmen aus Nippon berichtet.
Der Elektronik-Riese Sharp zum Beispiel, von dem der Bildschirm mit meinem Bloomberg-Monitor stammt, gab Anfang dieses Monats eine Meldung heraus, in der “erhebliche Zweifel” geäußert wurden, dass das Unternehmen nach zwei Jahren mit Rekordverlusten in jetziger Form weiter bestehen kann.
Sharp musste auf seine eigene Zentrale eine Hypothek aufnehmen und es verkauft Fabriken in Übersee. Dazu werden erstmals seit 1950 Stellen gestrichen und Löhne gekürzt. Panasonic hat zwei Mal hintereinander einen Verlust von 10 Milliarden Dollar ausgewiesen. Sony wurde von Moody´s bis kurz vor Junk-Status abgestuft.
Alle drei Firmen leiden unter erheblichen Einbrüchen im Geschäft wegen des Preisverfalls für Flachbildschirme, und weil der starke Yen ihre Exporte verteuert. Zudem setzen den Japanern immer stärker Konkurrenten aus Billig-Ländern zu.
Der Nikkei hat seit dem Platzen der Blase am Immobilienmarkt 1990 von 39.000 auf unter 9.000 Punkte abgebaut. Seit dem Kollaps wird Japans Wirtschaft mit billigem Geld geflutet. Geholfen hat es nichts, außer Zeit zu gewinnen. Im vorigen Jahr – 2011 – erreichte Japans BIP 537 Billionen Yen, so viel wie 2005. Inflationsbereinigt ist die Inselwirtschaft jetzt so groß, wie sie 1993 war.
In dieser Phase, die das Wall Street Journal “Japan´s Happy Decline” nennt, schwinden Exporte, privater Konsum und Investitionen im Gleichschritt. Die Schwäche der heimischen Märkte und Verbraucher treibt immer mehr Inselfirmen ins Ausland. Die Summe der Auslandsinvestitionen wächst beachtlich an. Die Steuereinnahmen daheim leiden, die Misere verschärft sich.
Derzeit hält lediglich öffentlicher Konsum der Regierung die Wirtschaft vor einer unkontrollierten Implosion ab. Aber der Regierung gehen “die zerbrochenen Fenster aus”, wie das WSJ den Umstand beschreibt, dass der Wiederaufbau nach dem schweren Erdbeben vom vergangenen Jahr bereits auf Hochtouren läuft.
Aber auch das Geld kann nicht ewig fließen, die öffentliche Schuld hat mit 240% des BIP mehr als die Gesamtleistung von zwei Jahren erreicht.
Japan verdiente mit seinen internationalen Investitionen im vergangenen Jahr laut dem WSJ 176 Milliarden Dollar. Die Netto-Anlagen, die diesen Rückfluss erwirtschaften, sind mit umgerechnet 3.100 Milliarden Dollar weitaus als vergleichbare internationale Investitionen anderer Länder. Und sie wachsen zügig weiter.
Jüngste Beispiele sind das 20-Mrd.-Gebot der Softbank für Sprint und die Übernahme von zwei Geschäftssparten bei Dole Foods durch Itochu für 1,7 Mrd. im September.
Zuhause, in Japan, sind oft überkapazitäre und in vielen Fällen unprofitable Fertigungs-Kapazitäten geblieben. Öffentliche Aufträge erwecken oft nur den Eindruck, dass es genügend Nachfrage gibt. Ein weiteres Beispiel für Europa und die USA, die erst ganz am Anfang dieser schier endlosen Aufarbeitung ihres Schulden-Schlamassels stehen, liefert auch Japans Politik.
Die ewig selben Machtkämpfe – und eine wogende Korruption – wecken kaum Hoffnungen, dass das Blatt entscheidend gewendet werden könnte. Unabhängige Buchprüfer haben kürzlich laut dem WSJ entdeckt, dass ein Viertel jener 240 Mrd. Dollar, die für den Wiederaufbau nach der Tsunami vorgesehen waren, nicht in die vorgesehenen Kanäle gelangten.
Stattdessen wurden zum Beispiel Straßen in Okinawa 1.600 km von der Erdbeben-Zone entfernt gebaut, eine PR-Kampagne für Japans höchstes Gebäude finanziert, Subventionen für eine Kontaktlinsen-Fabrikation ausgezahlt, Japans Walfänger unterstützt und der Verkauf von Nuklear-Technik an Vietnam subventioniert.
Etwa die Hälfte des Rekonstruktions-Fonds wurde noch nicht ausgegeben, weil es Streit über die Maßnahmen für den Wiederaufbau gibt. Satte 18 Monate nach dem Desaster haben 300.000 Opfer noch kein neues Zuhause gefunden.
Es unterscheiden sich lediglich die Namen. In den USA ist es das Kliff, in der Eurozone der Dauer-Buhmann Griechenland. Entschieden und vehement vorangetrieben wird hier ebenfalls kaum etwas. Lösungen sind weit entfernt. Schulden nehmen zu. Die Wut von Bürgern auch.
Und die Firmen beschleunigen angesichts schwacher Verbrauchermärkte in Europa und den USA ihre Expansion in den großen Schwellenmärkten, wo trotz einer spürbaren Delle – vielleicht sogar einem ernsten Einbruch – die langfristigen Wachstums-Perspektiven intakt bleiben.
Wie immer eine profunde Analyse – Danke, lieber Markus!

Fortschritte auf dem Wege zur Konvergenz (1996)

FORTSCHRITTE AUF DEM WEGE ZUR KONVERGENZ – 1996
November 1996

C3 Europäisches Währungsinstitut, 1996
Postfach 10 20 3 1, D-60020 Frankfurt am Main

Übersetzt und gedruckt im Auftrag der Deutschen Bundesbank und der Oesterreichischen Nationalbank
Alle Rechte vorbehalten. Die Anfertigung von Photokopien für Ausbildungszwecke und nicht kommerzielle Zwecke ist gestattet vorausgesetzt, die Quelle wird angegeben.
Druck Kern & Birner GmbH + Co., D-60486 Frankfurt am Main
ISBN 92-9166-329-8 (online)

Inhalt

Zusammenfassung

Einleitung I

Kapitel I

Konvergenzkriterien

I Wichtige Gesichtspunkte bei der Beurteilung der Konvergenz im Jahr 1996
2 Das Kriterium der Preisstabilität

2.1 Entwicklung der Verbraucherpreise im Vergleich zum Referenzwert

2.2 Jüngste Entwicklungen der Verbraucherpreise: Tendenzen und Bestimmungsfaktoren

2.3 Beurteilung

3 Das Kriterium zur Lage der öffentlichen Haushalte

3.1 Die Lage der öffentlichen Haushalte im Vergleich zu den Referenzwerten

3.2 Die öffentlichen Defizite

3.3 Die öffentliche Verschuldung

3.4 Beurteilung

4 Das Kriterium der Wechselkursentwicklung

4.1 Entwicklung der Wechsellturse seit Oktober 1994

4.2 Bestimmungsfaktoren

4.3 Entwicklung der gewogenen Außenwerte

4.4 Beurteilung

5 Das Zinskriterium

5.1 Jüngste Ergebnisse im Vergleich zum Referenzwert

5.2 Jüngste Entwicklung der langfristigen Zinssätze: Tendenzen und Bestimmungsfaktoren

5.3 Jüngste Entwicklung der Zinsdifferenzen und ihre Bestimmungsfaktoren

5.4 Beurteilung

6 Sonstige Faktoren bei der Beurteilung der Konvergenz

6.1 Einführung

6.2 Entwicklung der Lohnstückkosten und anderer Preisindizes

6.3 Lage und Entwicklung der Leistungsbilanz

6.4 Integration der Märkte

6.5 Die Entwicklung der ECU

7 Beurteilung der in den einzelnen Ländern erzielten Ergebnisse

Anhang 1

Statistische Fragen und Fortschritte bei der Harmonisierung von Statistiken zu den Konvergenzindikatoren

Kapitel I1


Erfüllung der an die nationalen Zentralbanken gestellten rechtlichen Anforderungen für die Teilnahme am ESZB

I Einleitung

2 Unabhängigkeit der Zentralbanken

2.1 Institutionelle Unabhängigkeit

2.2 Personelle Unabhängigkeit

2.3 Funktionelle Unabhängigkeit

2.4 Finanzielle Unabhängigkeit

3 Unvereinbarkeiten zwischen dem Vertrag und den Satzungen der nationalen Zentralbanken im Bereich der Unabhängigkeit der Zentralbanken


4 Andere rechtliche Anforderungen an die nationalen Zentralbanken für die Teilnahme am ESZB

5 Änderung der Rechtsvorschriften

Anhang 1
Institutionelle Merkmale der nationalen Zentralbanken in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union unter besonderer Berücksichtigung der Unabhängigkeit der Zentralbanken


Verzeichnis der Kästen, Tabellen und Abbildungen

[…]

PDF – [171 Seiten]