Bankenunion: Es droht der deutsche Volksbankrott

Bankenunion: Es droht der deutsche Volksbankrott
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von Prof. Dr. Philipp Bagus
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Die Staatsschulden sind nichts gegen die Bankschulden. Vergessen Sie die Angst vor der Gefahr eines Staatsbankrotts.
Durch die Bankenunion droht etwas Größeres: der deutsche Volksbankrott.
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Etliche Staaten der Eurozone haben über ihre Verhältnisse gelebt. Die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank, EZB, und die implizite Beistandsgarantie Deutschlands ermöglichten vor allem den Peripheriestaaten eine Schuldenaufnahme zu bis dahin unbekannt günstigen Zinssätzen.
Es kam zu mehreren miteinander verquickten Blasen. Am Beispiel Spaniens lässt sich das gut nachverfolgen.
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Spanien erlebte dank Kreditboom eine ausgedehnte Immobilienblase. Parallel wuchs eine Bankenblase, da der Kreditboom dem Finanzsektor zu stattlichen Einnahmen und Expansion verhalf. Die Gewinne des Finanz- und Bausektors ließen die Steuereinnahmen sprudeln, die der spanische Staat mit offenen Händen ausgab. Es entstand eine Staatsblase.
Von 2000 bis 2007 verdoppelten sich die Staatsausgaben beinahe. Besonders das öffentliche Gesundheits- und Bildungswesen expandierte und züchtete binnen kurzem Ansprüche an den Sozialstaat heran, die nun von der Bevölkerung als ureigene „Rechte“ verteidigt werden.
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Heute ist die spanische Immobilienblase bereits geplatzt. Die Bankenblase entleert sich. Die durch den Boom künstlich erhöhten Steuereinnahmen sind drastisch weggebrochen. Jedoch sträubt sich die auf das verwöhnte spanische Wahlvolk fokussierte Politik vehement gegen das Aufstechen der Staatsblase.
Die Staatsausgaben liegen selbst 2012 immer noch über dem Vorkrisenniveau von 2007.
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In anderen Peripheriestaaten sieht es ähnlich aus. In Irland gab es auch die angesprochenen drei Blasen.
Griechenland ließ die Immobilienblase aus und machte aus dem Land einen staatlichen Vergnügungspark.
Portugal und Italien nutzten die Gunst der Stunde, überfällige Reformen zu verschieben, den Staatssektor auszubauen und verkrustete Strukturen mit Staatshilfe zu erhalten.
So kam es in der Peripherie zu immensen Fehlinvestitionen in Form von Immobilien oder nicht tragfähigen Wohlfahrtsstaaten.
Diese Verluste sind bereits angefallen und werden früher oder später von irgendjemand getragen werden müssen.
Zur Zeit schlummert ein Teil dieser Verluste versteckt in den Bilanzen der Banken, die den Immobilienboom, aber auch die Staatsblase finanzierten.
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In der Finanzkrise retteten zahlreiche Staaten der Eurozone nationale Banken mit Steuergeldern. Heute sind aber einige Staaten nicht mehr in der Lage, die Bankenrettung aus eigener Kraft zu stemmen.
Die Kosten der Bankenrettung würden die Staaten selbst in die Zahlungsunfähigkeit und deshalb unter den ungeliebten – da mit Auflagen ausgestatteten – Rettungsschirm treiben.
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Was liegt da näher, als diese Kosten auf Steuerzahler im Ausland abzuwälzen. Hier kommt die Bankenunion ins Spiel. Diese ermöglicht es, dass eine Rettung insolventer Banken nicht durch den betroffenen Staat selbst erfolgt, sondern aus dem dazu ermächtigten Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) kommt.
Die öffentliche Schuldenlast erhöht sich damit nicht. Fehlinvestitionen können weiter laufen und die Banken weiter brav die Staatsanleihen ihrer Länder aufsaugen.
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Dieser Schachzug zielt in erster Linie darauf ab, deutsche Steuergelder und Sparvermögen für die bereits angefallenen und noch zu erwartenden Verluste in Südeuropa verfügbar zu machen. Das einzige, was der deutschen Seite gegen dieses Ansinnen einfiel, war, als Bedingung für die Bankenunion eine gemeinsame Bankaufsicht zu fordern, um die Banken an die Leine zu nehmen. Durch dieses taktische Manöver konnte die Einführung der Bankenunion verzögert werden.
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Es geht bei der Bankenunion in erster Linie aber nicht um die Banküberwachung, die die EZB übernehmen soll, wodurch Deutschland wohl wieder das gleiche Gewicht wie Malta bekommt und strukturell gegen Südeuropa in der Minderheit ist.
Es geht bei der Bankenunion vielmehr darum, dass Deutschland für die Südbanken haftet.
Dieser Vorgang musste natürlich verschleiert werden. Und so wurde die Nebelkerze der gemeinsamen Bankenaufsicht gezündet.
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Dass die Bankenaufsicht nur ein Vorwand ist, liegt auf der Hand. Wollte man die Banken zu verantwortlicherem Handeln ermutigen, dann würde man eben nicht die Verbindung zwischen Handlung und Haftung kappen. Man würde insolvente Banken nicht retten, und schon gar nicht ihnen einen ständigen Rettungsschirm öffnen. Gerade die Existenz dieses Schirms verleitet zu unverantwortlichem Handeln und garantiert letztlich auch seine Inanspruchnahme. Vielmehr würde man die Marktteilnehmer, die ihr Geld in die Banken investierten – sprich Aktionäre und Gläubiger – die Verluste selbst tragen lassen.
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Die Bankenunion begnügt sich jedoch nicht mit den Steuergeldern aus dem Norden – und damit mehrheitlich aus Deutschland –, die durch die Ermächtigung des ESM an den Parlamenten vorbei den Südbanken zur Verfügung gestellt werden sollen. Zusätzlich soll die Bankenunion noch eine gemeinsame Einlagensicherung bringen und damit deutsches Sparkapital zur Sicherung von ausländischen Banken nutzbar machen. Der Vorwand für die gemeinsame Einlagensicherung ist das Ziel, die Kapitalflucht aus dem Süden in den Norden zu stoppen. Die Kapitalflucht wird jedoch erst enden, wenn die Haftungsunion komplett ist und ein deutscher Euroaustritt ausgeschlossen werden kann.
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Durch die Bankenunion käme der Norden nicht nur wie jetzt schon für insolvente Regierungen auf, sondern auch für deren insolvente Banken.
Das ist allein daher pikant, weil die Staatsschulden weit geringer sind als die Bankschulden.
In Spanien werden die Staatsschulden am Jahresende bei 85 % des Bruttoinlandsprodukts liegen. Die Bankschulden stehen jedoch jetzt schon bei 305 % des BIP.
Verschaffen wir uns einen kurzen Blick über die gewaltigen Bankschulden, die das deutsche Sparvermögen bedrohen.
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Flag Banks / Nationality debt in € Mrd.
Spanien Spain 3,300
Griechenland Greece 400
Portugal Portugal 500
Irland Ireland 1,200
Italien Italy 3,700
Belgien Belgium 1,100
Belgien France 7,900
total 18,100
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Es handelt sich um zusammen gut 9 Billionen Euro an Bankschulden aus den peripheren Ländern wie Spanien, die Überbleibsel aus Immobilien- und Staatsblasen beinhalten und in die Bankenunion eingebracht werden.
Zu den Ländern mit prekärem Bankensektor sollten wir noch das überschuldete Belgien sowie Frankreich hinzuzählen. Frankreich ähnelt mit seiner fehlenden Wettbewerbsfähigkeit, seinem inflexiblen Arbeitsmarkt und einer reformunwilligen Regierung, die die Staatsblase nicht aufstechen will, sehr Spanien.
Mit Belgien und Frankreich sind wir bei gut 18 Billionen Euro !
Dagegen nehmen sich das deutsche Rekord-Steueraufkommen von 2012 in Höhe von 0,6 Billionen Euro und auch das deutsche Bruttoinlandsprodukt mit 2,6 Billionen Euro mickrig aus.
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Schwindelerregend ist selbst der Vergleich mit dem Nettovermögen der Deutschen, das mit 8,7 Billionen Euro weit geringer als die genannten Bankschulden ausfällt. Würden die Banken der erwähnten Länder Verluste in Höhe von 25 Prozent ihrer Schulden publik machen und diese von Deutschland alleine getragen, verschlänge dies die Hälfte des deutschen Volksvermögens. Durch die Bankenunion droht der deutsche Volksbankrott.
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Trotz des Ablenkungs- und Bremsmanövers der gemeinsamen Bankenaufsicht ist es das Ziel der Bankenunion, deutsche Steuergelder und Sparvermögen den Südbanken verfügbar zu machen. Und zwar nicht nur zur Begleichung von Verlusten, die aus den Blasen der Vergangenheit stammen, sondern auch, um das angenehme Schuldenmachen, das Verzögern von Reformen, die Fehlinvestitionen in Prestigeprojekte und Sozialstaatswohltaten in Zukunft fortsetzen zu können. Der einzige Wermutstropfen: Angesichts der absehbaren Verluste ist selbst das deutsche Volksvermögen sehr begrenzt.
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Prof. Dr. Philipp Bagus lehrt Volkswirtschaft an der Universidad Rey Juan Carlos in Madrid. Der Geld- und Konjunkturtheoretiker ist Koautor einer Studie zum isländischen Finanzkollaps (Deep Freeze. Iceland’s Economic Collapse). Sein jüngstes Buch „Die Tragödie des Euro. Ein System zerstört sich selbst“ erschien im FinanzBuch Verlag.
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Erstveröffentlichung durch Prof. Bagus – 29.11.2012 – Hauptstadtbrief
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Prof. Bagus: Webauftritt — Twitter
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herausragende Vorträge von Prof. Bagus

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MONEY
Vortrag bei MISES UNIVERSITY, Auburn/Alabama – July 2012
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BANKING AND FINANCIAL MARKETS
Archived from the live Mises.tv broadcast, this lecture by Philipp Bagus was presented at the 2012 Mises University in Auburn/Alabama
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THE EUROCRISES
Archived from the live Mises.tv broadcast, this lecture by Philipp Bagus was presented at the 2012 Mises University in Auburn/Alabama
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Prof. Dr. Wilhelm Hankel und Prof. Dr. Philipp Bagus bei Nigel Farage
Prof. Dr. Hankel und Prof. Dr. Philipp Bagus sprechen in einer Konferenz, organisiert von Nigel Farage, in Brüssel über die Eurokrise.
Die Eurokrise ist nach Hankel eine politische Krise, die selbst gemacht wurde. „Wir hätten niemals eine Eurokrise gehabt ohne die Rettungspakete,“ sagte Hankel.
Bagus stellt klar, dass ein Ausstieg aus dem Euro billiger wäre als dessen Erhalt.
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Kommentar zu diesem Event in deutscher Sprache
International Business Times

IWF für Kapitalkontrollen?

IWF für Kapitalkontrollen?
Der IWF gibt überraschend seinen Widerstand gegen Kapitalverkehrskontrollen auf. Diese sollen dazu dienen, Kapitalflüsse einzudämmen, die schwachen Wirtschaften gefährlich werden könnten. Warnungen bestehen allerdings weiterhin, dass solche Kontrollen transparent und zielgerichtet ablaufen müssten, heißt es in einem neuen Bericht des IWF.
Die Eckpunkte des Papiers:
 Capital flows can have substantial benefits for countries, including by enhancing efficiency, promoting financial sector competitiveness, and facilitating greater productive investment and consumption smoothing.
 At the same time, capital flows also carry risks, which can be magnified by gaps in countries‘ financial and institutional infrastructure.
 Capital flow liberalization is generally more beneficial and less risky if countries have reached certain levels or ―thresholds‖ of financial and institutional development. In turn, liberalization can spur financial and institutional development.
 Liberalization needs to be well planned, timed, and sequenced in order to ensure that its benefits outweigh the costs, as it could have significant domestic and multilateral effects. Countries with extensive and long-standing measures to limit capital flows are likely to benefit from further liberalization in an orderly manner. There is, however, no presumption that full liberalization is an appropriate goal for all countries at all times.
 Rapid capital inflow surges or disruptive outflows can create policy challenges. Appropriate policy responses comprise a range of measures, and involve both countries that are recipients of capital flows and those from which flows originate. For countries that have to manage the macroeconomic and financial stability risks associated with inflow surges or disruptive outflows, a key role needs to be played by macroeconomic policies, including monetary, fiscal, and exchange rate management, as well as by sound financial supervision and regulation and strong institutions. In certain circumstances, capital flow management measures can be useful. They should not, however, substitute for warranted macroeconomic adjustment.
 Policymakers in all countries, including countries that generate large capital flows, should take into account how their policies may affect global economic and financial stability. Cross-border coordination of policies would help to mitigate the riskiness of capital flows.
 The Fund is well-placed to provide relevant advice and assessments to its members in close cooperation with country authorities and other international organizations. This paper clarifies the trade-offs between policy options for dealing with capital flows, harnessing the benefits of capital mobility, and addressing the implications of capital flow management for global economic and financial stability.
 The proposed view will guide Fund advice to members and, where relevant, Fund assessments in the context of surveillance. It does not, however, alter members‘ rights and obligations as this would require an amendment of the Articles of Agreement. Members‘ rights and obligations under other international agreements also remain unaffected.
Der IWF war in den neunziger Jahren ein starker Verfechter von Marktliberalisierungen und freiem Fluss von Kapital.
In dem zitierten Bericht heißt es jedoch, dass „Liberalisierungen gut geplant sein müssten, damit sichergestellt werden kann, dass die Nutzen die Kosten überwiegen“. Es werde nicht angenommen, dass „komplette Liberalisierung jederzeit ein adäquates Mittel für alle Länder“ sei.
Das Beispiel der EU zeige die Gefahr von freiem Kapitalverkehr bei gleichzeitigem Fehlen von Regeln für das Finanzsystem.

Ihr Oeconomicus


IWF sieht weltweites Finanzsystem gefährdet

IWF sieht weltweites Finanzsystem gefährdet
Der Währungsfonds fürchtet eine neue Kreditklemme als Folge der Euro-Krise. Die Reform-Agenda der Euro-Länder sei „bedenklich unvollständig“, zudem drohe Kapitalflucht.
[…]
Die Euro-Länder müssten sich zu einer klaren Roadmap für eine Bankenunion und Fiskal-Integration verpflichten, um das Vertrauen wiederherzustellen und die Kapitalflucht umzukehren, sagte der Leiter der IWF-Geldmarktabteilung, José Vinals.
DIE ZEIT
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Anmerkung
Neben anderen Gründen wird Kapitalflucht idR durch Angst vor Inflation, Enteignung durch den Staat und/oder drohende signifikante Eigentumsbesteuerung ausgelöst.
Nehmen die Kapitalabflüsse überhand, gelten in manchen Expertenkreisen scharfe Zollkontrollen, eingeschränktes Reiserecht und quasi als Verzweiflungsakt massive Kapitalverkehrskontrollen als ultimative Reaktion, um Kapitalexporte zu einzuschränken oder gar zu unterbinden.
Anschauungsunterricht gab es u.a. 2001 in Argentinien .. übrigens, vom IWF ausdrücklich begrüßt (!)
In der EU sind Kapitalverkehrskontrollen ‚eigentlich‘ grundsätzlich verboten.
Das ist in Artikel 63 des Gesetzes zum Gemeinsamen Binnenmarkt so geregelt. Allerdings wissen nicht nur Juristen, dass es keine Norm ohne Ausnahme gibt [Stichwort: „Not kennt kein Gebot“].
Die steht in diesem Fall in Artikel 66:
Demnach kann in außergewöhnlichen Situationen, „bei ernsten Schwierigkeiten in der Wirtschafts- und Geldpolitik“, eine Ausnahme gemacht werden.
Das Verfahren ist kompliziert, denn neben den Finanzministern müssen auch die Europäische Zentralbank (EZB) und zudem die EU-Kommission zustimmen. Vorgesehen ist, dass die Kontrollen für maximal sechs Monate eingeführt werden können.

Ihr Oeconomicus


Der übermächtige Draghi kann es nicht alleine

Der übermächtige Draghi kann es nicht alleine

Mario Draghi ist zum mächtigsten Mann Europas geworden. Nun will er sich dem Bundestag erklären. Die Parlamentarierer sollten ihm zuhören, kommentiert der stellv. Chefredakteur der ZEIT, Karsten Polke-Majewski.
DIE ZEIT
Anmerkung
Schaut man sich die Wirkungslosigkeit von Draghi’s ‚Bazooka‘ und sonstigen Geldmengenausweitungen an, könnten berechtigte Zweifel an den Taschenspieler-Tricks der EZB entstehen. Fakt ist, leider sehr wenig in der öffentlichen Wahrnehmung präsent, dass Draghi’s Zauberkunststückchen in Griechenland, Italien, Spanien und Portugal zu massiven Kapitalflucht-Bewegungen geführt haben.
Noch ein Wort zu den Forderungen und Empfehlungen des Autors: all die weisen Ratschläge werden bereits seit Mai 2010 diskutiert … ohne wirklich sichtbare Veränderungen auszulösen!
Ist damit zu rechnen, dass die EUROholics statt Hunderte von Milliarden dem gierigen Schlund der Finanzmafia zu überlassen mit einem Bruchteil dieser Summen das Leid der Menschen in den ClubMed-Staaten lindern oder wirksame Maßnahmen gegen Verelendung und Altersarmut in Deutschland auf den Weg bringen?? .. Wohl kaum (!)

Ihr Oeconomicus


Arbeitslosigkeit in Spanien sprengt alle Dimensionen

Arbeitslosigkeit in Spanien sprengt alle Dimensionen

In Spanien und Griechenland herrschen die höchsten Arbeitslosenraten, die von der UN erfasst werden. Junge Menschen trifft es am härtesten: Mehr als die Hälfte von ihnen in beiden Ländern hat keinen Job. Selbst die Zahlen aus dem afrikanischen Mali sind besser – auch wenn die Staaten schwer vergleichbar sind.
Süddeutsche — FTD — Infos und Statistiken der ILO
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Anmerkung
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Im Namen der Betroffenen ein besonders herzlicher Dank an die EUROholics
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Ihr Oeconomicus


Wie die große Euro-Rettung aussehen könnte

Nach den Bekenntnissen von Merkel, Hollande und Draghi
Wie die große Euro-Rettung aussehen könnte

Ist die Krise noch zu meistern? Kanzlerin Merkel, Frankreichs Präsident Hollande und EZB-Chef Draghi sagen Ja. Doch unter Wirtschaftswissenschaftlern tobt ein Streit. Es geht vor allem um die Frage, wie sich drohende Staatsbankrotte und Bankenpleiten abwenden lassen – und welcher Preis dafür zu zahlen ist.
[…]
Was die Pragmatiker vorschlagen
Damit der Markt funktionieren könne, wie es im Lehrbuch steht, brauche es vernünftige Eigentumsrechte – und das heißt im Fall des Euro: Unternehmen und Verbraucher brauchen die Sicherheit, dass der Währungsbund nicht aufgelöst wird, dass ihre auf Euro lautenden Verträge auch in Zukunft gültig sind – sonst werde die Furch vor einem Zerfall des Euro zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Schon heute sei die Kapitalflucht aus Spanien und Italien bedrohlich.
[…]
Süddeutsche – 28.07.2012, 12:00

Lesermeinungen:

Stratto schreibt

Zitat


Das Drama der Ungleichheit…
Klar und wenn die ganze EU das relative Lohnniveau und die Steuermoral Griechenlands erreicht hat, gibt es keine ‚Ungleichheiten‘, das ist die Horrorvision des Linksdiskurses, mehr, sondern alle sind endlich international gleich wettbewerbsunfähig, Schöne neue Keynesianerwelt..

Hollande ist gerade auf dem Weg dorthin und Tausende Arbeitsplätze der aktuell wettbewerbsunfähigen französischen Automobilindustrie folgen dem Treck der Lemminge ins Nirwana des Niedergangs.Aber wenn die pösen Deutschen genauso wettbewerbsunfähig wären, dann wäre auch alles paletti. Innovation und kreative Erschließung neuer Märkte sind sowieso nur was für deutsche Loser und destruktive Wettbewerbsschädlinge…,-)

Und Japan? Das Land ist ein Paradigma für das Scheitern des Neokeynesianismus: Konjunkturprogramme, steigende Verschuldung und eine Sackgasse in die jahrzehntelange Stagnation. Nein Danke, Keynesianer…,-)


cohol schreibt

Zitat


Der Preis ist bekannt
Jahrelang haben sich einige EU-Staaten rücksichtlos gegen ihre Partner völlig verschuldet. Dies war nur möglich, weil sie den kreditgebenden Banken die Garantien des Euros (und der starken Länder) vorgaukelten. Dieses Delta ist der Preis, den sie nicht selbst zurückzahlen können und den sie den anderen „Partnern“ aufhalsen. Jeder Kredit über 60 % Bruttosozialprodukt.

Es gab doch schon die entsprechenden Vorschläge aus der EU-Kommission mit der Schuldentilgungsbank, in die nur die noch zahlungsfähigen Staaten die Kredite der anderen zurückzahlen. Aus Solidarität und bodenloser Dummheit.



Prof. Sinn: Gedanken zur Entwicklung der Euro-Zone

Die Europäische Fiskalunion
Gedanken zur Entwicklung der Eurozone

von Prof. Dr. Hans-Werner Sinn

Sohmen Lecture 2012
Ludwig-Maximilians-Universität München
26. April 2012, Große Aula der Universität
Überarbeitet, Stand: 23. Juli 2012.
Erscheint in Perspektiven der Wirtschaftspolitik

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  1. Der geplatzte Traum
  2. Primat der Politik
  3. Der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und die Selbsthilfe mit der Notenpresse
  4. Deutschland in der Target-Falle
  5. Der ESM
  6. Der Fiskalpakt
  7. Wirklich Rettung? – Eine unbequeme Dichotomie der EZB-Politik
  8. Zwei Modelle für Europa
  9. Der EEAG-Vorschlag: Versicherung mit Selbstbehalt
  10. Wie es weitergeht
  11. Ein gemeinsamer Bundesstaat
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PDF – 43 Seiten
Ein „must-read“ mit sehr gut dargestellten Hintergründen und Zusammenhängen