Die Zins-Falle – Wie Banken ihre Kunden abkassieren

Wie Banken ihre Kunden abkassieren

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Jesus Christus treibt die Wechsler aus dem Tempel
(Künstler: 
Cecco del Caravaggio)

public domain

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Wer die Methoden der Zinsberechnung durchschaut, oder diese Doku gesehen hat, könnte sich an die biblische Tempelreinigung erinnert fühlen und bei den Aufrichtigen, die im einstmals angesehenen Bankgewerbe tätig waren, möglicherweise eine gewisse Scham auslösen.

Dabei sind die hier dargestellten Praktiken beileibe keine Einzelfälle und keineswegs neu, blieben aber über viele Jahrzehnte hinweg als eine Art Herrschaftswissen der Öffentlichkeit verborgen!

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Die Reportage zeichnet einige höchst verachtenswerte Geschäftsmodelle der Abzocker-Branche nach:

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Johannes Hillmann ist Landwirt im Münsterland. Als er den Hof von seinem Vater übernahm, war er hoffnungslos überschuldet. Kurz bevor der Landwirt aufgeben wollte, ließ er eine Zinsprüferin seine Konten durchsehen.

„Zu dem Zeitpunkt, als wir dieses Gutachten gemacht haben, hatte die Bank einen Anspruch gegen uns von 140.000 Euro.“

Die Zinsprüfung durch eine unabhängige Expertin ergab ein ganz anderes Ergebnis. Demnach hätte die Bank ihm Geld erstatten müssen. Mehr als 18.000 Euro, denn die Bank habe nach seinen Berechnungen über viele Jahre die Zinsen falsch angesetzt.

Nach Ansicht des Vorsitzenden des deutschen Zinsprüfer-Verbandes, Ralph-Hans Brendel, sei das kein Einzelfall.

Bei vielen Konten, die er überprüft hat, stellte Brendel falsche Zinsberechnungen fest:

„Also, wenn wir zehn Kunden haben, dann finden wir bei mindestens sieben von zehn erhebliche Fehler, mindestens bei sieben.“

Und die meisten Fehler gingen eben nicht zu Lasten der Banken, im Gegenteil, fast immer seien die Kunden die Geschädigten.

Landwirt Hillmann hat seine Bank verklagt. Sein Pech aber:

Die Gerichte sagen, seine Ansprüche seien zumindest teilweise verjährt. Es sei ein ungleicher Kampf, klagt Hillmann. Die Entscheidungsträger auf der Gegenseite seien nicht persönlich betroffen, sondern handelten für ihre Bank.

„Wir sind mit unserem kompletten Leben betroffen. Für uns hängt alles an diesem Projekt.“

„Nach oben passen sie die Zinsen immer an“, sagt der Kreditsachverständige Ralph Hans Brendel: „Nach unten kaum“. Fünf Prozentpunkte überhöhte Zinsen seien da keine Seltenheit. Das trifft Handwerker oder Landwirte, die oft hohe Kontokorrentkredite in Anspruch nehmen.

Über vermeintlich falsche Zinsabrechnungen und besonders hohe Zinsen für Dispokredite ärgert sich auch die SPD-Bundestagsabgeordnete Elvira Dobrinski-Weiß. Sie will in der kommenden Regierung die Dispozinsen auf maximal 8 Prozent über dem Referenz-Zins deckeln. Denn seit 2008 seien diese Leitzinsen nach unten gestürzt und die Gewinne der Banken extrem gestiegen. Jeder Prozentpunkt über dem Leitzins spülte jährlich rund 400 Millionen Euro in die Kassen der Banken:

„Wenn ich weiß, dass sich die Banken das Geld für 0,5 Prozent leihen, habe ich kein Verständnis dafür, dass ich bis zu 16 Prozent Überziehungszinsen zahlen soll. Das ist niemanden mehr zu vermitteln. Geldinstitute verdienen sich hier dumm und dämlich.“

Im Koalitionsvertrag der GroKo-Schnurgel lässt sich ein entsprechender Passus allerdings nicht finden!

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Der Ruf nach einer symbolischen Peitsche, um unter vermeintlichem Wucherverdacht stehende Akteure aus den Tempeln zu jagen, wird vermutlich auch in der anstehenden Legislaturperiode verhallen.

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Frontal21: Zinsklau der Banken

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und ein weiterer Frontal21-Beitrag aus November 2005
(u.a. mit einem Statement von Prof. Udo Reifner – Institut für Finanzdienstleistungen, Hamburg):

Raubzug der Banken

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Aus dem Archiv: „Abzocke mit unrechtmäßigen Kreditbearbeitungsgebühren

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weiterführende Links

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institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff)

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Bundesverband Kreditsachverständige und Kontenprüfer e.V.

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