Japan droht die Rezession (+ update)
Veröffentlicht: 12. November 2012 Abgelegt unter: Bank of Japan, JAPAN | Tags: Bank of Japan, Bank of Korea, BIP, expansive Geldpolitik, Inflationsziel, JAPAN, Konjunkturdaten, Konjunkturprogramm, Rezession, Shinzo Abe, Währungskrieg, Won Hinterlasse einen KommentarJapan droht die Rezession
Die japanische Wirtschaft ist im dritten Quartal eingebrochen. Experten rechnen nicht damit, dass sich die wirtschaftliche Lage in der drittgrössten Volkswirtschaft bis Ende Jahr verbessert. Angesichts der drohenden Rezession wächst der Druck auf die Bank of Japan.
[…]
Nach den Worten von Notenbank-Gouverneur Masaaki Shirakawa will die Notenbank die geldpolitischen Zügel weiterhin locker lassen. Denn es sei unwahrscheinlich, dass die Binnennachfrage rascher wachsen würde, als sich die Exporte abschwächten.
Gleichzeitig wies er aber auch darauf hin, dass eine expansive Geldpolitik nicht genüge, um die Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen. Auch die Regierung sei gefordert, die notwendigen Strukturreformen umzusetzen.
[…]
NZZ
+
Anmerkung
Gut erkannt, vielleicht sollte Shirakawa dies seinen Kollegen bei EZB und FED nachdrücklich verdeutlichen.
Marc Chandler [Marc to Market] geht bei seinen Beobachtungen davon aus, dass sich die ökonomischen Rahmenbedingungen sowohl für Japan als auch für Europa weiterhin verschlechtern werden. Es ist zu befürchten, dass seine Einschätzungen -möglicherweise noch sehr viel stärker als erwartet- zutreffen könnten.
Ihr Oeconomicus
+
Nachträge
+
Japans Industrieproduktion sackt ab
Die Produktion der japanischen Industrie gleicht einer Achterbahn: Im Oktober überraschte sie mit einem Anstieg, im November ging es wieder bergab. Doch die Regierung gab noch weitere Konjunkturdaten bekannt.
Handelsblatt, 28.12.2012
+
Japan bringt Milliarden-Konjunkturprogramm auf den Weg
Regierung will Wirtschaftswachstum um zwei Prozent sowie die Schaffung von 600.000 neuen Arbeitsplätzen erreichen
Handelsblatt, 11.01.2013
+
Japan startet riskante Konjunkturrakete
Mit einem gigantischen Konjunkturpaket will die japanische Regierung die Rezession bekämpfen. Kurzfristig könnte die Milliarden-Spritze wirken. Doch auf lange Sicht brauen sich neue Gefahren zusammen.
Handelsblatt, 11.01.2013
+
Japan drückt den Yen
Die japanische Regierung schwächt ihre eigene Währung weiter – nicht nur durch die expansive Geld- und Fiskalpolitik, sondern auch durch aggressive Forderung des japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe nach einem zweiprozentigen Inflationsziel(!)
Handelsblatt, 14.01.2012, 07:57h
+
Anmerkung
Das ist in unserem besonderen Fall der Stoff, mit dem Währungs- und Handelskriege ausgelöst werden können!
Na bitte, es geht schon los! Der koreanische Won hat kräftig aufgewertet, was die koreanische Exportwirtschaft unter Druck setzt. Nun will die Bank of Korea gegensteuern. Der Währungskonflikt verschäft sich.
+
Währung als Waffe
Weltweit setzen Regierungen und Notenbanken alles daran, die eigene Währung zu schwächen. Der Abwertungswettlauf ist längst im Gange, er könnte dieses Jahr einen neuen Höhepunkt erreichen. Am Ende gibt es nur Verlierer.
Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank:
„Früher wurden Wechselkurse maßgeblich durch Zinserwartungen beeinflusst. Heute sind die Zinsen in vielen Industrieländern praktisch bei null. Jetzt treiben die Notenbanken das Spiel weiter, indem sie durch ihre sehr expansive Geldpolitik Liquidität auf den Markt werfen.“
Handelsblatt, 14.01.2013, 10:30h
IWF stellt Inflationsziele infrage (+ updates)
Veröffentlicht: 14. Oktober 2010 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Dokumenten-Sammlung, IWF - IMF, JAPAN | Tags: Deflation, Inflationsziel, IWF - IMF, Lohnpolitik, Makroziele Hinterlasse einen KommentarIWF stellt Inflationsziele infrage
Alles auf Wachstum: Der Internationale Währungsfonds zieht die niedrigen Inflationsziele der meisten Notenbanken in Zweifel. Statt bei 2 Prozent könne es auch bei 4 Prozent liegen, schreibt der IWF-Forschungsdirektor in einem internen Papier.
ManagerMagazin
+
Anmerkung
Grundsätzlich nicht die schlechteste Idee, die Makroziele neu zu definieren. Allerdings müsste dazu die Lohnpolitik speziell in Japan und Deutschland expansiver gestaltet werden. Dies könnte auf Sicht Japan helfen, aus der mittlerweile 20 Jahre andauernden Deflationspirale herauszufinden und in Deutschland die Binnenkonjunktur nachhaltig fördern.
Allein fehlt mir der Glaube, dass die Notenbanken in down-under (Infla-Ziel 2-3%), Kanada [1-3%), Süd-Korea (2,5%), UK (2,5%), EZB (2%) so ohne weiteres auf dieses Kurz einschwenken möchten.
Dazu ein Auszug aus dem Standardwerk „Volkswirtschaftslehre“ von Sibylle Brunner und Karl Kehrle (Seite 606):
„Wenn die Staatsverschuldung schwierig wird, bietet sich expansive Geldpolitik an, um die Firmen zu Investitionen zu veranlassen. Die japanische Zentralbank senkte daher die Nominalzinsen immer mehr. Seit Jahren liegen diese bei praktisch 0%, ohne dass dadurch die Investitionsneigung nenneswert zugenommen hätte.
Japan steckt in einer keynesianischen Liquiditätsfalle, in der man bekanntlich mit Geldpolitik nicht weiter kommt.
Krugman empfahl daher bereits 1998 einen sehr unkonventionellen Weg zur Bekämpfung der „Japanischen Krankheit“, nämlich eine „managed Inflation“. Er führte aus, dass nur eine gezielte Inflationspolitik Japan aus der Depression führen könne, da nur so die Realzinsen dauerhaft unter 0% gedrückt werden und auf diese Weise womöglich doch Investitionsanreize entstehen könnten. Wenn man allerdings erst mal in einer Liquiditätsfalle steckt, lassen sich kaum noch Inflationserwartungen herbeiführen.
Zur Lösung dieses Problems schlug Hans-Werner Sinn, der Chef des Ifo-Instituts, Mitte 2001 daher folgendes vor:
.
„Die einzige reale Möglichkeit, die Japan heute noch verbleibt, ist die Abwertung der eigenen Währung. Diese kann die japanische Notenbank jederzeit realisieren, in dem sie neue Yen druckt und am Devisenmarkt für den Kauf von Dollars einsetzt. Die Abwertung stärkt die Auslandsnachfrage und hilft der Wirtschaft unmittelbar. Mittelbar hilft sie, indem sie die Schaffung eines Inflationstrends ermöglicht und der Notenbank in einer temporären Rezession das Mittel eines negativen Realzinssatzes zur Belebung der Investitionen zur Verfügung stellt.
…
Die japanische Krankheit muß man auch in Europa ernst nehmen … Das japanische Beispiel zeigt, dass nicht nur in der Inflation eine Gefahr liegt, sondern auch in einer zu rigoros verfochtenen Politik der Preisstabilität. Eine angemessene Abwägung beider Gefahren findet derzeit nicht statt.“
.
Unmittelbarer Ausfluss solcher Besorgnis war eine Revision der Strategie der Europäischen Zentralbank im Jahr 2003, in der das Ziel eines stabilen Preisniveaus ausdrücklich spezifiziert wurde: Die Steigerungsrate des Harmonisierten Verbraucherpreisindex HVPI soll zwar runter, aber nahe bei 2% p.a. liegen. Das bedeutet, die Geldpolitik muss dafür Sorge tragen, dass nicht nur Inflation, sondern mindestens ebenso energisch Deflation bekämpft und die Gefahr einer Liquiditätsfalle à la Japan vermieden wird.“