Venezuela droht der Bankrott

Eine Inflationsrate von 64 Prozent, ein schrumpfendes BIP und jede Menge Schulden: Venezuela steuert auf den Bankrott zu. Für die Rezession in dem Land ist nicht nur der Ölpreis verantwortlich.

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Die venezolanische Regierung hat eingeräumt, dass das Land in einer tiefen Rezession steckt. Das Bruttoinlandsprodukt sei aufs Jahr hochgerechnet in den ersten beiden Quartalen 2014 um mehr als 4,8 Prozent geschrumpft und im Zeitraum von Juli bis September um 2,3 Prozent, teilte die Zentralbank am Dienstag mit.
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Handelsblatt

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Venezuelas Wirtschafts-Indikatoren – 2014
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Die Illusionen in der öffentlichen Finanzwirtschaft

Amilcare Puviani (* 1854 in San Felice sul Panaro; † 1907) war ein italienischer Ökonom und gilt als früher Vertreter der Public-Choice-Theorie.
Er befasste sich mit Staatsfinanzierung sowie deren soziologischen und gesellschaftspolitischen Aspekten.

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Puviani stammte aus der Provinz Modena. Am 29. Juli 1876 beendete er ein Jurastudium an der Universität Bologna mit Auszeichnung und einem Thema zur „indirekten Prävention“ („Della prevenzione in generale e specialmente della prevenzione mediata“).
Danach studierte er Finanzwesen in Perugia und erhielt dort eine Professur. 1903 publizierte er in seinen „Illusionen in der öffentlichen Finanzwirtschaft“ die erste systematische Analyse der Zusammenhänge und Effekte von Steuern und öffentlichen Ausgaben Italiens. Er fand in den engen Beziehungen zwischen Gesetzgeber und Interessengruppen die Hauptursache für fehlende Transparenz.
Seine Ideen wurden später in der Neuen Politischen Ökonomie durch James M. Buchanan weiterentwickelt und seine Bücher einige Male neu aufgelegt.

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Puviani’s Arbeiten werden häufig auf 11 Vorschläge seines Werkes „Teoria della illusione finanziaria“ reduziert, in dem er einer Regierung empfiehlt, wie sie möglichst viel Geld aus ihren Untertanen pressen kann ohne offenen Widerstand zu provozieren.
Diese waren :

  1. Besser indirekte als direkte Steuern, um diese im Warenpreis verbergen zu können.
  2. Kreditfinanzierung der Staatsausgaben, um künftige Generationen (und nicht die jetzige) zu besteuern.
  3. Förderung der Inflation, um Staatsschulden zu entwerten.
  4. Besteuerung von Luxusgütern und Schenkungen, da leichter akzeptabel.
  5. Etabliere „zeitlich befristete Steuern“ in einer Ausnahmesituation und lasse sie bestehen.
  6. Nutze soziale Konflikte zur Besteuerung unpopulärer Gruppen, wie z.B. Reiche.
  7. Drohe mit der Verweigerung von Leistungen und sozialem Zusammenbruch bei Steuerminderung.
  8. Zerlege die Steuern über das Jahr in Raten.
  9. Verschweige die tatsächliche Höhe der Belastung.
  10. Führe die Haushaltsberatungen im Parlament so, dass sie unverständlich bleiben.
  11. Verstecke Ausgabepositionen im Haushaltsplan hinter Allgemeinbegriffen.

Jörg Guido Hülsmann hat Puvianis Techniken mit einleuchtenden Beispielen treffend analysiert und um vier weitere ergänzt:

Die zwölfte Technik ist die Fehlklassifizierung bestimmter Komponenten des Bruttoinlandsprodukts.
Es wäre ja aufschlussreich zu sehen, wie hoch der Staatsanteil ist. Bloß: Was zählt als Staat?
Da haben wir beispielsweise die Bahn – die zählt als privat und taucht gar nicht mehr bei den Staatsausgaben auf.
Die Post: ebenfalls privat. Oder Energieunternehmen – in den meisten EULändern staatliche Monopolisten, aber sie werden dem Bereich der Privatwirtschaft zugeschlagen. Dadurch entsteht schnell der Eindruck, der Staatsanteil liege beispielsweise bei 56 Prozent, während er in der Tat viel höher liegt – vielleicht bei 60 Prozent, vielleicht auch bei 70 Prozent.

Die dreizehnte Technik sind erzwungene Arbeitsleistungen.
Bei Besteuerung denkt man zunächst vorrangig an Geldzahlung. Aber es gibt auch so etwas wie Zwangsarbeit – nicht mehr die Zwangsarbeit früherer Zeiten, die die Untertanen an bestimmten Tagen des Jahres für die Obrigkeit zu leisten hatten, aber eine versteckte Form der Zeitaneignung. Wenn man an die Erhebung von Steuern denkt, die direkt von den Unternehmen durchgeführt werden muss – Mehrwertsteuer, Lohnsteuer und dergleichen –, fällt auf, dass der Unternehmer hier zum Steuereintreiben zwangsverpflichtet wird. Er muss einen Teil seiner Arbeitszeit oder der von ihm bezahlten Arbeitszeit seiner Mitarbeiter darauf verwenden, nicht Güter zu produzieren, sondern Steuern einzutreiben.

Die vierzehnte Technik:
Wir erleben heute eine Steuerpropaganda in einem Ausmaß, das Puviani zu seiner Zeit wohl kaum für möglich gehalten hätte.
Nicht nur den Bürgern, auch den jungen Ökonomen an den Universitäten werden Rechtfertigungen eingebläut, damit sie bloß nicht auf den Gedanken kommen, dass an der herrschenden Steuerpropaganda irgend etwas falsch sein könnte. Wenn die Ökonomen heute Dinge nicht mehr wissen, die ihren Kollegen bereits im 19. Jahrhundert selbstverständlich waren, dann ist es für sie schwer, in profunder Weise Kritik zu üben.

Die fünfzehnte Technik und zugleich die letzte:
Wir erleben heute, was in der Fachpresse finanzielle Repression genannt wird.
Dabei geht es darum, dass der Staat durch verschiedene Eingriffe die Sparer, aber auch die Finanzinstitutionen, drängt, Staatsanleihen zu kaufen anstelle von Finanzpapieren.
Um nur einige Methoden zu nennen, wie dabei vorgegangen wird:
Versicherungen und auch Banken werden mittels Finanzmarktregulationen genötigt, einen bestimmten Anteil ihrer Bilanzsumme in Form staatlicher Anleihen zu halten. Auch mittels Bankenregulierung werden große Anreize gesetzt, staatliche Anleihen zu kaufen, statt beispielsweise Kredite an Handwerksfirmen zu vergeben. Und schließlich der staatliche Kampf gegen alternative Investitionsformen, insbesondere Auslandsbesitz von Bankkonten.“

Die Liste könnte über die genannten fünfzehn Techniken hinaus fortgeschrieben werden – fest steht, dass im Lichte des hier Ausgeführten die tatsächliche Steuerbelastung viel höher ist, als aus dem offiziellen Zahlenmaterial hervorgeht.

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Puviani’s Werk ist anscheinend -wie Hülsmann schon zwischen den Zeilen bemerkte- nur den wenigsten Ökonomen bekannt und/oder als sog. ‚Herrschaftswissen‘ konserviert. Oder kennen Sie ein wirtschaftswissenschaftliches Seminar, dass sich ausführlich mit Puviani’s Thesen auseinandersetzt?
Das Buch des Finanzwissenschaftlers ist eine ‚hard to find‘ Pretiose und mit € 58 für die Taschenbuchausgabe nicht gerade preiswert.
In gut sortierten Uni-Bibliotheken ist Puviani’s erkenntnisreiches Werk allerdings verfügbar.

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Die mir vorliegende Ausgabe mit 124 Seiten wurde von Prof. Dr. G. Schmölders, Universität Köln herausgegeben und bei Hans Winter Buchdruckerei, Berlin im Jahr 1960 gedruckt.
Die nachfolgende Inhaltsangabe mit dem Geleitwort von G. Schmölders (Köln, im März 1960) ist daraus entnommen.

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Ihr Oeconomicus

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Inhalt

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Erstes Kapitel
Von der politischen Illusion im allgemeinen
§ 1. Die politische Illusion, ihre Natur und ihre Formen
§ 2. Steuerwilligkeit und Steuerwiderstand
§ 3. Die Wirkungen der flnanzwirtschaftlichen Illusion sind graphisch darstellbar – Indifferenzpunkt, Indifferenzlinie
§ 4. Die Wirkungen der optimistischen und pessimistischen Illusion in graphischer Darstellung
§ 5. Wie die Bürger und Steuerzahler entsprechend ihrem hedonistischen Kalkül eine bestimmte Stellung zum Staate einnehmen
§ 6. Der Einfluss der Illusion auf die Stellung der Bürger und Steuerzahler dem Staat gegenüber
Zweites Kapitel
Die finanzwirtschaftliche Illusion
§ 7. Die Grundarten der Illusion bei den öffentlichen Ausgaben
§ 8. Die Grundarten der Illusion bei den öffentlichen Einnahmen
§ 9. Illusionen durch Tarnung der unmittelbaren schmerzhaften Wirkungen der Steuer (1)
§ 10. Illusionen durch Tarnung der unmittelbaren schmerzhaften Wirkungen der Steuer (2)
§ 11. Illusionen durch Tarnung der unmittelbaren schmerzhaften Wirkungen der Steuer (3)
Drittes Kapitel
Die teilweise Verheimlichung staatlicher Einkommens- und Vermögensabschöpfung, in dem einzelne ihrer Quellen verheimlicht werden
§ 12. Von der Illusion durch die teilweise Verheimlichung staatlicher Einkommens- und Vermögensabschöpfung im allgemeinen
§ 13. Verheimlichung der mittels der Einkiinfte und der Veräußerung der Domänen erfolgten Einkommens- und Vermögensabschöpfung
§ 14. Vom Verbergen öffentlicher Einkommens- und Vermögensabschöpfungen im Preis der Produkte
§ 15. Die verborgene Einkommens- und Vermögensabschöpfung durch Geldverschlechterungen
§ 16. Die Tarnung von Vermögensverlusten, die in Verbindung mit Steuern und Anleihen auftreten
§ 17. Verheimlichung der Höhe der öffentlichen Anleihen und ihrer Zinsen
§ 18. Die verborgene Einkommens- und Vermögensabschöpfung durch den Verkauf öffentlicher Ämter
§ 19. Die Verheimlichung künftiger Abgabelasten durch falsche Versprechungen der öffentlichen Macht
Viertes Kapitel
Verschleierungen der Quantität und Dauer der öffentlichen Ausgaben und Einnahmen im Budget
Erster Teil
Die Zeit vor der französischen Revolution
§ 20. Verschiedene Arten solcher Verschleierungen
§ 21. Die mehr oder weniger starke Verheimlichung der Besteuerung in ihrer Gesamtheit sowie der Ausgaben mit Hilfe von Einrichtungen und Techniken in Verbindung mit der rechnerischen Struktur des Einnahmen- und Ausgabenbudgets
§ 22. Fortsetzung
§ 23. Die mehr oder weniger starke Verheimlichung der Besteuerung in ihrer Gesamtheit sowie der Ausgaben durch Einrichtungen und Techniken in Verbindung mit der Organisation der Staatsführung
§ 24. Einrichtungen und Techniken in Verbindung mit der Organisation der Staatsführung, die die Gesamtheit der öffentlichen Einnahmen und Ausgaben auf indirekte Weise verdunkelten
§ 25. Fortsetzung
Fünftes Kapitel
Verheimlichung: der Qualität, Quantität und Dauer der öffentlichen Ausgaben und Einnahmen im Budget
Zweiter Teil
Die neuere Zeit
§ 26. Verheimlichung der Qualität, Quantität und Dauer der öffentlichen Ausgaben und Einnahmen mit Hilfe der Haushaltstechnik
§ 27. Fortsetzung der vorhergehenden Ausführungen unter besonderer Berücksichtigung der französischen Verhältnisse
§ 28. Haushaltstechnische bzw. politische Manoever der mit der Budgetaufstellung betrauten Personen
§ 29. Gewisse verfassungsmäßige Einrichtungen in ihrer Bedeutung für die Budgetverschleierung (1)
§ 30. Gewisse verfassungsmäßige Einrichtungen in ihrer Bedeutung für die Budgetverschleierung (2)
§ 31. Zusammenfassung
Sechstes Kapitel
Illusionen infolge der Verknüpfung der Steuer mit privaten Freuden des Steuerzahlers
§ 32. Die Steuerwilligkeit in Abhängigkeit von gewissen unmittelbaren Befriedigungen des Steuerzahlers
§ 33. Angenehme Befriedigungen privater Natur, mit denen die Schenkungsund Erbschaftssteuern verknüpft wurden
§ 34. Angenehme Befriedigungen privater Natur, mit denen die Steuern auf Veräusserungen verknüpft wurden
§ 35. Angenehme Befriedigungen privater Natur, mit denen gewisse Verbrauchsteuern verbunden wurden
Siebentes Kapitel
Von privaten Befriedigungen, die einzelne öffentliche Dienste größer und die Steuerlast geringer erscheinen lassen
§ 36. Der Einfluss angenehmer privater Ereignisse auf das Urteil über den Nutzen einzelner öffentlicher Dienste
§ 37. Die Gebührenerhebung bei familiären Ereignissen
§ 38. Die Erhebung von Steuern oder Gebühren auf Befriedigungen, die mit öffentlichen oder privaten Vergnügungen zusammenhängen
§ 39. Die Erhebung von Steuern oder Gebühren auf Befriedigungen, die mit der Eröffnung gewerblicher Unternehmen zusammenhängen
§ 40. Die Erhebung von Steuern oder Gebühren auf Befriedigungen, die mit dem Besuch öffentlicher Schulen und dem Erwerb lukrativer Ehrentitel zusammenhängen
§ 41. Die Erhebung von Gebühren oder zusätzlichen Steuern auf Befriedigungen, die mit einer Beförderung oder dem Neuerwerb eines öffentlichen Amtes zusammenhängen
§ 42. Befriedigungen klassenspezifischer Art, die durch die Steuer selbst hervorgerufen werden und deren Druck abschwächen
Achtes Kapitel
Die finanzwirtschaftliche Illusion, die der Gegenüberstellung eines vermeidbaren größeren Übels mit dem kleineren Übel der Steuer entspringt
§ 43. Die Natur dieses Irrtums und seine wichtigsten Arten
§ 44. Die neue Steuer, die irrtümlicherweise einer alten vorgezogen wird
§ 45. Schmerzdämpfende Mittel für zu Unrecht erhobene Steuern
§ 46. Die Steuer als angebliches Mittel zur Abwehr von Angriffen auf die rechtliche Ordnung oder den Wohlstand des Staates
Neuntes Kapitel
Die finanzwirtschaftliche Illusion, die dadurch entsteht, dass das Leid verschiedener Steuern miteinander oder mit anderem Leid verknüpft wird
§ 47. Ein psychisches Gesetz und seine Anwendung in der Finanzpolitik
§ 48. Die Besteuerung des Staatsbürgers bei dessen wirtschaftlichem Zusammenbruch
§ 49. Die Auflagen im Zusammenhang mit Strafurteilen
§ 50. Die Besteuerung der nächsten Angehörigen eines Verstorbenen
§ 51. Die verschiedenen Arten der Illusion hinsichtlich der Erbschaftssteuer
§ 52. Die Abschwächung der Last der von den nächsten Angehörigen erhobenen Erbschaftssteuer ist von einer Einschränkung bestimmter sensueller Bedürfnisse abhängig
§ 53. Andere Steuern, die anläßlich des Todes eines nahen Angehörigen erhoben werden und deren Schmerzhaftigkeit gemildert oder annulliert wird durch eine Einschränkung der Bedürfnisse der gemeinen Natur
§ 54. Verknüpfung des Leids verschiedener Steuern untereinander
Zehntes Kapitel
Die auf der Aufsplitterung der Zwangsabgaben beruhende Illusion
§ 55. Die Abschwächung des Steuerleids, die auf die Aufsplitterung der Steuer zuruckzuführen ist
§ 56. Zwei psycho-physische Gesetze
§ 57. Finanztheoretische Ursachen
Elftes Kapitel
Illusionen über die Person
§ 58. Ihr Wesen und ihre grundlegenden Arten
§ 59. Illusionen über die Person des Steuerzahlers in der Zeit
a) Die früheren Steuerzahlern angerechnete Steuer, die dem Anschein nach auf gegenwärtigen Steuerzahlern lastet
§ 60. Illusionen über die Person des Steuerzahlers in der Zeit
b) Die falsche Überzeugung der gegenwärtigen Generationen, den schädlichen Wirkungen von Steuern, die von vergangenen Generationen erhoben wurden, zu entgehen
§ 61. Illusionen über die Person des Steuerzahlers in der Zeit
c) Die scheinbare Steuerfreiheit der augenblicklichen Steuerzahler aufgrund der Annahme, dass die Last auf die zukünftigen Generationen überwälzt sei
§ 62. Die Illusion über die Person gegenwärtiger Steuerzahler
a) Man hält jemanden für den tatsächlichen Steuerzahler, der es in Wirklichkeit nicht ist
§ 63. Die Illusion über die Person gegenwärtiger Steuerzahler
b) Man glaubt, dass jemand von der Steuer befreit sei, der es in Wirklichkeit nicht ist
Zwölftes Kapitel
Die finanzwirtschaftliche Illusion in den verschiedenen sozialen Klassen
§ 64. Die von der Illusion betroffene Person des Steuerzahlers
§ 65. Wie sich die Illusion über die öffentlichen Ausgaben auf die verschiedenen sozialen Klassen verteilt
§ 66. Fortsetzung
§ 67. Wie die verschiedenen Arten der Illusion über die öffentlichen Einnahmen sich auf die sozialen Klassen verteilen
a) Die Steuerillusionen der oberen Schichten
§ 68. Wie die verschiedenen Arten der Illusion sich auf die sozialen Klassen verteilen
b) Die Steuerillusionen der unteren Schichten
§ 69. Schlußfolgerung
Dreizehntes Kapitel
Die geschichtliche Entwicklung der finanzwirtschaftlichen Illusion
§ 70. Die finanzwirtschaftliche Illusion in den ersten Jahrhunderten nach dem Jahre 1000
§ 71. Die finanzwirtschaftliche Illusion im Zeitalter des Feudalismus
§ 72. Die finanzwirtschaftliche Illusion im bürgerlichen Zeitalter
Vierzehntes Kapitel
Die Ursachen der finanzwirtschaftlichen Illusion
§ 73. Die mehr und die weniger speziellen und variablen Umstände, die die finanzwirtschaftliche Illusion bestimmen
§ 74. Der letzte Beweggrund der Steuerillusionen liegt in der Wirtschaftsverfassung und ihren Veränderungen
Anhang
Von der finanzwirtschaftlichen Desillusion
§ 1. Die finanzwirtschaftliche Desillusion in der Neuzeit
§ 2. Wie die Ursachen der finanzwirtschaftlichen Desillusion vorwiegend äkonomischen Charakters sind
§ 3. Die finanzwirtschaftliche Desillusion im 18. Jahrhundert


‚Münchhausen‘-Rede zur Wirtschafts- und Währungsunion von Dr. Theodor Waigel im Deutschen Bundestag (12. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1991)


public domain

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Im Dezember 1991 hat der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs in Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ vereinbart.

Wirtschaftlicher Kern dieses Vertragswerkes ist es, bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion zu schaffen. Die wirtschaftliche Integration mit dem Europäischen Binnenmarkt als Herzstück ist bereits weitgehend realisiert.

Die Europäische Währungsunion (EWU), samt gemeinsamer Währung, bildet das Ziel und den Abschluss der währungspolitischen Integration in Europa.

Die wichtigsten Stationen von der Vorbereitung bis zur Umsetzung der Wirtschafts- und Währungsunion sollen hier in loser Folge nachgezeichnet werden.

Bemerkenswerte Zitate seitens der EU-Verzückten als auch kritische Bewertungen renommierter Persönlichkeiten sollen die historischen Betrachtungen abrunden.

Als Auftakt soll die ‚Münchhausen‚-Rede des damaligen Bundesfinanzministers, Dr. Theodor Waigel zur Wirtschafts- und Währungsunion im Deutschen Bundestag (12. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1991) hier dargestellt werden. Den Rest des Beitrags lesen »


Pensionsfonds als Mülldeponien, Sparbücher als Steuer-Beute: IWF-Papier skizziert drohendes Massaker am Volksvermögen

Der IWF zündete in den letzten Tagen des vergangenen Jahres eine Bombe, die im allgemeinen Weihnachts-Trubel und wegen der Silvester-Böller kaum zu hören war.
Das Arbeitspapier von Carmen Reinhart und Kenneth Rogoff (ja, die beiden mit dem spektakulären Rechenfehler) sagt weiten Teilen der westlichen Welt Staatspleiten, Sondersteuern auf Ersparnisse sowie höhere Inflation vorher. Anders sei der Schuldenberg der reichen Länder nicht mehr abzutragen. Die Schulden hätten den höchsten Stand in 200 Jahren erreicht.

Im Klartext:
Den Ländern Europas und Nordamerikas steht eine Serie von Schuldenschnitten im Stil der 30er Jahre bevor, dazu jede Menge Grausamkeiten aus dem Werkzeug-Kasten des IWF, wie sie bislang mit Vorliebe Schwellenländern in Asien und Lateinamerika zur Abwehr von Finanzkrisen verabreicht worden sind. Den Rest des Beitrags lesen »


Wie eine Volkswirtschaft wächst .. und warum sie abstürzt

Am Anfang steht das Risiko

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Wie alle guten Geschichten fängt auch diese witzige, reich illustrierte Fabel an.
Peter und Andrew Schiff erklären darin auf amüsante Weise die Prinzipien der Volkswirtschaftslehre.

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Es beginnt mit Able, Baker und Charlie, drei Männern, die allein auf der Insel Usonia leben. Jeder fängt pro Tag einen Fisch, was so gerade eben zum Überleben reicht. Mehr ist nicht drin. Ersparnisse, Kredite und Investitionen sind unbekannt.
Able beschließt jedoch, einen Tag lang auf das Fischen zu verzichten, zu hungern und ein Netz zu bauen. Mit diesem Netz erhöht er am folgenden Tag seine Fangquote auf zwei Fische.
Mit anderen Worten: Den Rest des Beitrags lesen »


HOW THE ECONOMIC MACHINE WORKS

Economic Cycles

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Bildrechte: freely licensed – Author: Bernard Ladenthin

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Vereinfachte, aber leicht verständliche Animation mit wesentlichen Funktionen wirtschaftlicher Zusammenhänge!

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30 lohnenswerte Minuten .. versprochen!

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Ihr Oeconomicus


Geheime Goldpolitik

Warum die Zentralbanken den Goldpreis steuern

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Leseprobe aus Dimitri Speck’s Buch
»Geheime Goldpolitik« (ISBN 978-3-89879-514-2)
2010 by FinanzBuch Verlag GmbH, München
Nähere Informationen unter: http://www.finanzbuchverlag.de
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Dimitri Speck hat sich auf empirisch messbare Marktanomalien und die Analyse vernetzter Fragestellungen spezialisiert. 2001 entdeckte er mithilfe von Intradaykurs-Anomalien, dass Zentralbanken bereits seit 1993 systematisch Interventionen am Goldmarkt durchführen. Später konnte er immer weitere Belege für diese Interventionen finden. Speck ist der Chef-Entwickler für die quantitativen Handelsstrategien der Staedel-Hanseatic-Gruppe, die vor allem Aktienfonds berät. Zudem konzipierte er den von der Deutschen Börse veröffentlichten Stay-C Commodity Index. Seine Strategien halfen, Risiken während der Finanzmarktkrise 2008 frühzeitig zu identifizieren. Speck ist Herausgeber der Finanz-Website http://www.seasonal-charts.com.
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»Geheime Goldpolitik«

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VORWORT

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Werfen wir einen Blick zurück auf das Jahr 2008. Die Finanzkrise hält die Menschen in Atem: Die Aktien fallen, nicht nur suboptimale Papiere sind
unverkäuflich. Vor zweifelhaften Banken bilden sich lange Schlangen. Panikartig wird Geld abgehoben, selbst weniger ängstliche Naturen befürchten
den totalen Zusammenbruch des Finanzsystems. Ersparnisse werden in Sicherheit gebracht, in Staatsanleihen und Gold umgeschichtet.
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Gold? Die größte Finanzkrise seit dem Zweiten Weltkrieg, möglicherweise seit der Großen Depression der Dreißigerjahre, läuft mit kaum fassbarer Schnelligkeit ab. Beinahe ebenso schnell werden von Zentralbankern und Politikern Gegenmaßnahmen im Umfang von vielen Hundert Milliarden ergriffen. Institutionelle Anleger und private Sparer schichten ihre Anlagen in sichere Staatsanleihen und in Gold um. Die Staatsanleihen steigen auf ein extremes Niveau, so sehr, dass umgekehrt ihre Rendite zum Teil bei 0 Prozent liegt. Man verzichtet auf Zinsen, sucht Sicherheit um jeden Preis.
Und was macht der Goldpreis? Er fällt!
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Seit Jahren kursieren am Markt Gerüchte, die Zentralbanken würden den Goldpreis drücken; sie wollten einen unkontrollierten Anstieg verhindern und würden dafür sogar Teile ihrer Bestände des seltenen Metalls in den Markt geben. Denn auch in früheren Krisen, etwa in der Russlandkrise oder bei der Beinahepleite des Hedgefonds LTCM in den Neunzigerjahren, fiel Gold entgegen seiner typischen Rolle als »sicherer Hafen«, obwohl Panik an den Märkten herrschte.
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Ein weiterer Anlass für diese Gerüchte sind extreme Auffälligkeiten im kurzfristigen Verlauf des Goldpreises. Immer wieder (auch jetzt gerade, als ich diese Zeilen schreibe!) fällt der Goldpreis wie ein Stein, binnen Minuten um Beträge von 10 Dollar oder mehr. Ohne jeden äußeren Anlass, aber auch ohne dass es in irgendeinem anderen Markt eine korrespondierende scharfe Marktbewegung gäbe (wie ansonsten oft üblich).
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Doch wieso sollten die Zentralbanken Gold drücken? Sie halten sehr viel Gold und müssten an einem steigenden Kurs interessiert sein, das wäre ihr Gewinn. Denn auch Zentralbanken müssen die ihnen anvertrauten Mittel, die »Reserven«, nicht nur sicher, sondern auch rentabel anlegen. Zudem stellt sich die Frage, ob man eine solche Aktion langjährig durchführen kann, ohne dass es offiziell publik wird. Müssten nicht viele Personen involviert sein, was sich nur schwer verbergen ließe?
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Außerdem: Handelt es sich bei der These, dass regelmäßige Goldpreisinterventionen stattfänden, nicht um eine der unzähligen Geschichten, mit denen Anleger, die eine falsche Anlageentscheidung getroffen haben oder deren Erwartungen enttäuscht wurden, die Schuld ihres eigenen Versagens auf andere abzuwälzen versuchen, in diesem Fall auf die mächtigen Zentralbanken?
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Zentralbanken intervenieren nicht nur offen, sondern auch verborgen an den Märkten. Für die Devisenmärkte ist das allgemein bekannt, es gilt aber auch für den Goldmarkt. Außerdem können sie teilweise an private Institute Aufgaben abgeben, die aus Eigeninteresse dasselbe Ziel verfolgen.
Es gibt einige Beispiele für solche Kooperationen, etwa bei der Übernahme angeschlagener Bankhäuser. Auf diese Weise können Aufwand und Zahl der unmittelbar involvierten Personen reduziert werden, denn beileibe nicht jeder, der an einer Intervention mitwirkt, dürfte wissen, dass er sich an einer Intervention beteiligt.
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Doch lange anhaltende Interventionen hinterlassen Spuren. Dies sind insbesondere Spuren am Kurs selbst. Denn der Kurs ist das unmittelbare Ziel von Interventionen, an ihm sollen sie sich ja auswirken. Der Kurs ist somit ein primärer Untersuchungsgegenstand für die Identifizierung von Interventionen. Man sollte zudem meinen, dass Interventionen in Bilanzen Spuren hinterlassen. Manche Bilanzposition, die in der Privatwirtschaft zwingend in eine Bilanz gehört, fehlt aber in den Zentralbankbilanzen. Ferner gibt es Spuren in Form von Zitaten von Zentralbankern.
Einige ihrer Überlegungen zu Mitteln und vor allem Motiven der eigentlich verborgenen Interventionen im Goldbereich sind veröffentlicht worden.
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Wir gehen diesen Spuren nach. Fundierte Quellen bilden die Basis aller wesentlichen Schlussfolgerungen. Nur am Rande, um das Bild abzurunden, streifen wir, was am Markt kolportiert wird, auch wenn tatsächlich mehr davon stimmen dürfte. Es geht darum, die Situation um den mächtigsten Teilnehmer am Goldmarkt, die Zentralbanken, darzulegen. Wir werden sehen, dass seit vielen Jahren interveniert wird, wie diese Goldinterventionen funktionieren und welchen Zwecken sie dienen sollen.
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Doch die Goldinterventionen blieben nicht ohne Folgen in anderen Bereichen. Bei jedem Markteingriff gilt:
Wenn man an einer Stelle eine Schraube dreht, rührt sich an anderer Stelle etwas, das gar nicht beabsichtigt und gewünscht war. Für die Goldinterventionen gilt entsprechend, dass sie seit den Neunzigerjahren ein prägendes Element der Finanzarchitektur sind. So waren sie eine der Grundlagen für das große Leistungsbilanzdefizit der USA. Vor allem aber ermöglichten sie ein außergewöhnlich hohes Ausmaß der Verschuldung.
Der weltweite Schuldenstand in allen Sektoren – Staat, Private und Wirtschaft – konnte so ein Rekordniveau erreichen.
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Der hohe, vermutlich nicht mehr abbaubare Schuldenstand wiederum ist das eigentliche Problem der Weltwirtschaft. Die Schulden des einen sind immer die Forderungen des anderen. Gesamtwirtschaftlich kann man deswegen ein hohes Schuldenniveau nicht einfach abbauen, ohne einen Schaden anzurichten. Die gängigen Richtungen, die eine Wirtschaft dann einschlägt, sind gegensätzlich, nämlich Deflation oder Inflation. Bei der Deflation fallen die Schuldner und damit reziprok die Guthaben aus und die Wirtschaft bricht zusammen.
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Dies drohte in der Finanzmarktkrise 2008 und wurde durch massive staatliche Stützungsmaßnahmen verhindert.
Dann droht aber das Gegenstück, die Inflation. Die Wirtschaft kollabiert zwar weniger stark, aber das Verschuldungsniveau geht nicht zurück, sondern nimmt in der Regel weiter zu. Denn wenn Bankenzusammenbrüche und Konkurse durch staatliche Garantieversprechen verhindert werden, wird nicht nur ein Verschuldungsrückgang verhindert, sondern mittelfristig auch wieder neue Kreditaufnahme angeregt.
Das eigentliche Problem bleibt ungelöst und wird möglicherweise zur Basis einer lange andauernden Schwächephase – oder der nächsten Krise.
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Wir leben in spannenden Zeiten. Die Höhe des weltweiten Verschuldungsniveaus ist ohne historisches Beispiel in Friedenszeiten. In der Geschichte folgten auf hohe Verschuldungsniveaus meist Finanzkrisen und darauf Wirtschaftskrisen. Oft kam es in der Folge zu politischen, gesellschaftlichen und weltanschaulichen Wechseln. Die Goldinterventionen trugen zur Blase an den Finanzmärkten bei, die der Finanzmarktkrise und den wirtschaftlichen Entwicklungen, die noch auf uns zukommen werden, voranging. Gold ist das Gegenstück zum kreditbasierten Geld.
Es ist schuldnerfrei und kann nicht weginflationiert werden. Es ist der natürliche Gegenspieler des Hauptgegenstandes der Zentralbanken, des »Papiergeldes«.
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WIESO GOLD?

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Jahrhundertelang verband man Gold oder Silber mit dem Begriff »Geld«. Meist wurde unmittelbar mit dem Edelmetall bezahlt, beispielsweise mit silberhaltigen Münzen. Oft waren aber auch mit Gold unterlegte Geldscheine gebräuchlich. Dies war etwa im »Goldstandard« der Fall, bei dem zwar nicht mit physischem Gold bezahlt wurde, bei dem aber jede Währungseinheit (wie »Dollar«) durch eine festgelegte Menge Gold definiert war und in sie umgetauscht werden konnte. Es lag weitgehend außerhalb der Vorstellungskraft, dass mit »ungedecktem Papiergeld« gezahlt würde, und es gab in der Geschichte auch nur sehr wenige, zeitlich und örtlich begrenzte Episoden, in denen Geld nicht mit einer Ware gedeckt war.
Heute, genauer seit den Siebzigerjahren, zahlt man weltweit mit Geld, das nur noch auf Forderungen basiert, die auf eine abstrakte Einheit lauten. Es berechtigt zu nichts, außer zum Tausch gegen andere Forderungen gleicher Art.
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Diese »Dollar«, »Yen« oder »Euro« können als Geld fungieren, da ihr Entstehungsprozess Reglementierungen unterliegt, was sie zahlenmäßig begrenzen soll. Historisch kam es zu dieser Entwicklung, da auf Gold oder Silber basierende Geldsysteme Nachteile aufweisen. Deswegen wurde der Gebrauch von Edelmetallen als Geld häufig kritisiert und sie wurden mit Bezeichnungen wie »barbarisches Relikt« oder »nutzloses Metall« belegt.
Sprüche wie »Gold kann man nicht essen« sollen die vermeintliche Nutzlosigkeit suggerieren.
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Die Nachteile beginnen bereits bei der Produktion, denn man muss Gold mit großem Aufwand aus der Erde herausholen. Dabei wird die Umwelt in mitunter bedenklichem Ausmaß verschmutzt. Die Verteilung der Bestände an Gold ist zudem aus historischen und geografischen Gründen regional sehr unterschiedlich. Außerdem ist die Menge begrenzt, sodass es mit dem »Bedarf« einer wachsenden Wirtschaft – oder eines ausufernden Staatshaushaltes – nicht Schritt halten kann (wobei genau dieser Aspekt bei den Gold-Anhängern als Vorteil gesehen wird).
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Heute ist Gold kein Zahlungsmittel mehr. Es spielt auch bei großen Geschäften, im Außenhandel und selbst zwischen Staaten keine Rolle mehr.
Es wird jedoch weiterhin als Wertaufbewahrungsmittel gehalten. Bei Privatpersonen geschieht dies meist in Form von Münzen oder Barren (in manchen Gegenden auch in Form von Schmuck, wenn dieser dort kaum teurer ist als der Materialwert).
Auch bei den Zentralbanken lagert noch eine größere Menge Gold, nach offiziellen Angaben knapp 30 000 Tonnen. Dies ist ein Vielfaches des Jahresverbrauchs des Metalls.
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Damit ist ein wichtiger Unterschied zu anderen Waren benannt. Denn diese Wertaufbewahrungsfunktion findet man in erwähnenswertem Maße ansonsten allenfalls noch bei Silber. Man schätzt, dass bisher etwa 160 000 Tonnen Gold gefördert wurden und dass das meiste davon heute noch zugänglich vorhanden ist. Dem steht eine jährliche Minenproduktion von derzeit etwa 2 400 Tonnen und ein jährlicher Verbrauch (Industrie, Schmuck, Zahnmedizin) von vielleicht 2 600 Tonnen entgegen. Damit liegt der Bestand des bisher geförderten Goldes beim gut 60-Fachen des jährlichen Verbrauchs. Dies ist eine ganz außergewöhnlich hohe Relation. Während bei anderen Waren der Bestand allenfalls für Monate reicht, könnte man bei Gold die Produktion für viele Jahre einstellen und dennoch den Verbrauch decken. Von den beiden wichtigsten Geldfunktionen hat Gold eben nur die Tauschmittelfunktion verloren, die Wertaufbewahrungsfunktion hat es weiterhin inne. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Relation des Bestandes zur Produktion von verschiedenen Metallen. Auch wenn die Werte nur Schätzungen sind, abhängig vom Wirtschaftszyklus stark schwanken und definitionsabhängig sind (gehört Schmuck-Gold zum Bestand oder ist es verbraucht?), verdeutlichen sie doch die außergewöhnliche Rolle von Gold im Vergleich zu anderen Waren.
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Gold unterscheidet sich aber auch von anderen Geldanlagen.
Werte aufbewahren kann man auch mit Sachwerten wie Aktien und Immobilien. Im Unterschied zu Gold sind diese aber weniger liquide, nicht sicher langlebig und Sonderrisiken ausgesetzt, etwa unternehmerischer Art. Es gibt aber auch Unterschiede zu Finanzkapital, also zu Forderungen, Anleihen und Kreditgeld. Denn da unser Geld nicht mehr durch eine Ware gedeckt ist, ist es letztlich von der Forderungserfüllung durch Schuldner abhängig.
Auch wenn durch das Zentralbankensystem niemand befürchten muss, dass sein Geld wertlos wird, weil irgendwo ein Wechsel platzt, ist diese Abhängigkeit immer noch gegeben, bloß dass sie jetzt auf die staatliche Ebene verlagert ist. Wenn der Staat seine diesbezügliche Aufgabe nicht mehr erfüllen kann oder will, ist das Geld schlagartig wertlos (was auch in der Vergangenheit immer wieder passierte).
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Gold kann zudem nur äußerst mühsam vermehrt werden, nämlich durch Förderung. Darin besteht ein Unterschied zu auf Forderungen basieren dem Finanzkapital, denn dies kann gesamtwirtschaftlich durch einfache Neuverschuldungsvorgänge entstehen. Dabei droht Inflation, wobei die einzelne Einheit, die Währung, weniger wert wird.
Im Unterschied zu »Papiergeld« ist Gold somit weder vom Willen und Vermögen eines Schuldners abhängig noch kann es weginflationiert werden. Dies macht Gold einmalig, es macht es zum ultimativen Wertbewahrungsmittel – und es macht es zum Gegenstand von Geld- und Zentralbankpolitik.
Gold ist staatenübergreifendes und staatenunabhängiges Geld. Es ist unabhängig von der Fähigkeit einer Gesellschaft, den Wert des Geldes aufrechtzuerhalten.
Es behält seinen realen Wert über Inflationsphasen. Der Wert verschwindet selbst dann nicht, wenn Staaten oder ihre Währungen kollabieren. Gold aus der Antike ist heute noch etwas wert, die meisten der vor 100 Jahren umlaufenden nationalen Währungen nicht. Gold steht als staatenunabhängiges Geld in direkter Konkurrenz zu dem Geld, für das heutige Zentralbanken verantwortlich sind. Wenn Gold steigt, denken Anleger und Sparer typischerweise, die Währungen seien schwach, es drohe Inflation, oder sie befürchten gar Schlimmeres wie einen totalen Verlust durch Bankenzusammenbrüche.
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Umgekehrt wirkt es vertrauenerweckend, wenn Gold nicht steigt. Die Inflationserwartung wird gemindert, wenn der bekannteste Indikator für Preisentwertung keine Warnzeichen von sich gibt. Aber auch in Zeiten von Anspannung und Krisen an den Finanzmärkten wirkt ein nicht steigender Goldpreis beruhigend:
Es besteht dann offensichtlich noch kein ausreichender Grund, in die ultimative Sicherheit zu gehen.
Die Krise scheint nicht schlimm zu sein. Es könnte also im Interesse der Zentralbanken liegen, dass Gold nicht oder nicht unkontrolliert steigt. Genügend Gold hätten sie, um einen Anstieg zu bremsen, ein Vielfaches des Jahresverbrauchs lagert in ihren Tresoren.
Aber haben Zentralbanken konkret dafür gesorgt, dass Gold in Krisen nicht steigt?
Wir betrachten dazu zuerst Finanzmarktkrisen ab den Neunzigerjahren.
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Dimitri Speck über Goldpreismanipulation, Überschuldung und aktuelle Interventionen
Ende Mai haben wir Dimitri Speck in der Hamburger Börse getroffen. Im Rahmen der Roland Baader Auszeichnung 2013 haben wir mit ihm über die Überschuldungs-Situation sowie die Interventionen an den Märkten gesprochen.
Auch ein mögliches Goldverbot war Thema des Gesprächs, außerdem insbesondere die aktuelle Intervention an den Edelmetallmärkten.
Quelle: Responsa Liberta TV — Redaktion/Kamera/Schnitt: Sonja Hubl
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