EU-Kommission fordert Bulgarien zum Baustopp der South Stream Pipeline auf !

EU-Kommission fordert Bulgarien zum Baustopp der South Stream Pipeline auf!
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Fünf Jahre hat man in Brüssel alle pro’s und con’s des Pipeline-Projekts durchgekaut, um nun ganz plötzlich festzustellen, dass es nach EU-Regeln nicht zulässig ist, wenn der Erdgaslieferant (Gazprom) zugleich auch den Zugang zu den Pipelines kontrolliert. Daher müsse das Bauvorhaben gestoppt werden!
Für manchen kritischen Beobachter dieses Vorgangs mag sich die Frage erheben, ob den Kommissions-Strategen dieser fulminante Erkenntnisgewinn als in stars&stripes-Geschenkpapier eingepacktes Paket zugestellt wurde.
Rein zufällig würde die Durchsetzung einer solchen Entscheidung den neuen ukrainischen ‚Overlords‘ (vgl. Exxon, Chevron, Halliburton) in die Hände spielen. (Als denkbarer Nebeneffekt könnte Obama im US-Kongress über eine potentielle Gegenfinanzierung seines $ 1 Mrd. Militär-Aufrüstungs-Versprechens in Polen frohlocken)
Wäre die South Stream-Charade nicht allzu traurig, hätte man Yatsenyuks zeitgleiches Statement durchaus als Schenkelklopfer einordnen können:

„Wir rufen die Europäische Union auf, South Stream zu blockieren. Die Ukraine ist ein zuverlässiges Transitland. Wir haben unsere Verpflichtungen immer erfüllt und werden sie weiter erfüllen.“

Wenn man solche Sprüche von Yatsenyuk hört, mag man ganz spontan an die Lyrics von ‚Amazing grace‚ denken:
„.. that saved a wretch like me ..“
Es bleibt abzuwarten, wie die an dem Pipeline-Projekt beteiligten russischen, italienischen, französischen und deutschen Unternehmen auf das Kommissions-Vorhaben reagieren werden und wie sich das bitterarme Bulgarien in Brüssel dazu aufstellt.
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Ihr Oeconomicus
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korrespondierende Hintergrund-Berichte
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follow-up, 02.12.2014
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Bulgarische Gas-Träume
Nach Putins Absage an die South-Stream-Pipeline hat Sofia neue ambitionierte Pläne – setzt aber weiter auf eine russische Pipeline durch das Schwarze Meer.
[…]
ANN-DORIT BOY, SOFIA – FAZ
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follow-up, 02.12.2014
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Reaktionen aus Serbien und Bulgarien: „Wir zahlen den Preis für deren Konflikt“
South Stream machte ihnen Hoffnung auf satte Gebühren und Tausende Jobs – stattdessen drohen die Transitländer Bulgarien und Serbien nun leer auszugehen.
Belgrads Premier Vucic zürnt: „Wir zahlen den Preis für den Konflikt der Mächtigen.“
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Ralf Borchard, ARD-Hörfunkstudio Wien
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follow-up, 07.07.2014
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Russia calls for restart on talks with EU over South Stream pipeline
Construction timelines for the South Stream pipeline are on track and the European Union should restart talks about the project. That’s the view of Russian Foreign Minister Sergie Lavrov who is on a visit to Bulgaria.
The estimated 40 billion dollar project is intended to carry Russian gas to central Europe via the Black Sea. It would make landfall in Bulgaria which suspended construction after threats from Brussels which contends the project does not comply with EU rules.
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Russia still behind South Stream pipeline
Russian Foreign Minister, Sergey Lavrov, visited the Bulgarian capital Sofia to discuss the future development of the South Stream gas pipeline on Monday, after Bulgaria recently suspended its section of the transport network.
During his visit Lavrov met with the Bulgarian Foreign Minister Kristian Vigenin, President Rossen Plevneliev and Prime Minister Plamen Oresharski. After the meeting with his Bulgarian counterpart, Lavrov and Vigenin gave a press conference.
The Russian foreign minister said that the gas pipe line was a main concern in their bilateral discussions and that Russia’s and Bulgaria’s „priorities still lie with the completion of this part of the project within the agreed time frame.“ Lavrov also called for restraint from all parties involved.
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follow-up, 18.08.2014
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South Stream: Korruption in Bulgarien kostet EU-Steuerzahler Milliarden
Bulgariens Präsident Plewneliew räumt massive Korruption bei der Auftragsvergabe zur South-Stream-Pipeline ein, die russisches Gas an der Ukraine vorbei nach Europa liefern soll. Der Bau des bulgarischen Abschnitts der Pipeline ist dreimal so teuer wie nötig. Bulgarische und EU-Steuergelder fließen an die Oligarchen.
[…]
DWN
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follow-up, 20.08.2014
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Bulgariens Rückzieher
Unter Hinweis auf einen Bericht der „Nowyje Iswestija“ schreibt RIA Novosti, Bulgarien habe sich nun dem Druck der EU gebeugt und werde den Bau der South-Stream Pipeline nun blockieren.
Moskau führt die Probleme um South Stream auf den Druck der USA zurück und wirft den Europäern vor, zu Gunsten des „großen Bruders“ aus Übersee ihre eigenen Interessen unterzuordnen.
Iwan Kapitonow von der Russischen Akademie der Volkswirtschaft zeigte allerdings mehr Optimismus.

„Das Gas aus Russland ist nicht zu ersetzen, egal ob durch Flüssiggas oder durch alternative Energiequellen. Ohne South Stream kann Russland die Ukraine kaum umgehen und stabile Gaslieferungen garantieren. (…) Damit machen sich die Europäer immer mehr Sorgen um die Zuverlässigkeit der Gaslieferungen, besonders nachdem die Ukraine von einem Gastransitverbot gesprochen hat.“

RIA Novosti

South Stream Erdgas-Pipeline Projekt

File:South Stream map.png
Geplante Varianten des Verlaufs der Pipeline
CC – Autor: Europe_countries_map.png: San Jose (map), Patrol110 (translation)

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South Stream ist eine geplante russisch-italienische Erdgas-Pipeline, die mit vier parallen Röhren u. a. auf dem Grund des Schwarzen Meeres verlaufen soll.

Von Bulgarien aus soll South Stream auf je einem Strang nach Italien und Österreich weitergeführt werden. Die Durchleitungskapazität soll im Endausbau 47 Milliarden Kubikmeter im Jahr betragen.
Partner des Joint Ventures sind Gazprom, der italienische Energieversorger Eni, die französische EdF sowie die BASF-Tochter Wintershall.
Die Kosten werden auf 19 bis 24 Milliarden Euro geschätzt.

South Stream soll die Lieferrouten des russischen Erdgases nach Europa diversifizieren und die Abhängigkeit des Produzenten und der Abnehmerländer von den derzeit dominierenden Transitstaaten Ukraine und Weißrussland reduzieren (siehe Russisch-ukrainischer Gasstreit).

Mit Stand 23. November 2013 ist mittlerweile mit dem Bau in Südrussland und Serbien begonnen worden.

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Historie
Am 5. Februar 2009 wurde das Abkommen zum Bau der Pipeline durch das Schwarze Meer zwischen Gazprom und der Bulgarischen Energieholding unterzeichnet. Es sieht vor, die ursprünglich geplanten 31 Milliarden Kubikmeter Durchleitungskapazität um weitere 16 Milliarden zu erhöhen.

Im April 2009 fand ein weiteres Treffen zwischen Eni und Gazprom statt. Eni plant auch Gazprom am libyschen Elephant-Feld zu beteiligen.

Am 13. Juli 2009 teilte die russische Nachrichtenagentur RIA Novosti mit, Bulgarien habe die Kooperation mit Gazprom eingefroren und sei an weiteren Planungen dieser Pipeline sowie weiteren russischen Energieprojekten derzeit nicht interessiert. Die Ankündigung Turkmenistans, sich entweder durch bereits existierende iranische Pipelines oder mittels noch zu bauender trans-kaspischer Pipelines an der Nabucco-Pipeline beteiligen zu wollen, stellt einen weiteren Rückschlag für das russische South-Stream-Projekt dar. Bislang hatte sich Russland erfolgreich darum bemüht, Turkmenistan von einer Nabucco-Beteiligung fernzuhalten.

Am 24. April 2010 genehmigte Österreich bei Verhandlungen mit Russland den Bau der Pipeline.

Im September 2011 erfolgte eine Änderung hinsichtlich der Anteilseigner. Neben dem bisherigen Anteilseigner Gazprom mit 50 % Beteiligung werden Eni 20 %, EdF und Wintershall jeweils 15 % der Anteile halten.

Im Dezember 2011 berichteten russische Medien, dass Gazprom die Route im Westen nicht zum existierenden Verteiler nach Baumgarten an der March (Nordost-Österreich) und auch nicht nach Süditalien, sondern nur nach Norditalien führen wird, da Österreich mit der OMV die konkurrierende Nabucco-Pipeline betreibt. Russland hat eine 50-Prozent-Beteiligung an der OMV-dominierten Gasbörse CEGH gefordert, die Einfluss auf Nabucco geschaffen hätte, was von der EU-Kommission durch gestellte Bedingungen verhindert worden ist. Im selben Monat gab die Türkei ihre Zustimmung zum Bau der Pipeline durch das Schwarze Meer. Als Gegenleistung sicherte Russland dem Land langfristige Gaslieferungen bis 2025 zu.

Im April 2012 wurde der frühere Erste Bürgermeister von Hamburg, Henning Voscherau, zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats des South-Stream-Projekts gewählt. [Wieder ein Politiker (SPD) der zum Lobbyisten wird]

Am 7. Dezember 2012 wurde in der südrussischen Stadt Anapa am Schwarzen Meer offiziell mit dem Bau der Erdgasleitung begonnen.

Am 23. November 2013 wurde auch in Serbien mit dem Bau begonnen.

Im Zuge der Krimkrise 2014 kündigte EU-Energiekommisar Günther Oettinger an, dass er für eine Verzögerung des South-Stream-Projekts sorgen würde. Trotzdem unterzeichneten die OMV und Gazprom am 29. April 2014 eine Absichtserklärung, nach der ab 2017 bis zu 32 Mrd. m³ Gas pro Jahr via Baumgarten geliefert werden soll.
Bereits vor dem Scheitern von „Nabucco“ – das die Europäische Union mit Gas aus Aserbaidschan unabhängiger von russischen Lieferungen hätte machen sollen – liebäugelte die OMV immer wieder mit den Pipelineplänen von Gazprom. In der Vergangenheit waren Pläne, „South Stream“ bis Baumgarten zu führen, bereits verworfen worden. Nach dem Scheitern von „Nabucco“ kam jedoch wieder Bewegung in die Sache.

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Quellen: wiki, eigene Recherchen

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Weblinks

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offizielle Webseite von South Stream
weitere South Stream Infos zur Pipeline

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korrespondierende Beiträge

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06.09.2011 – RIA
EdF und Wintershall steigen mit je 15 Prozent in Gasprojekt South Stream ein
28.12.2012 – SpOn
Gasleitung South Stream: Türkei genehmigt russische Mega-Pipeline
24.11.2013 – ORF
Bauarbeiten für Gaspipeline in Serbien begonnen
29.04.2014 – ORF
Russisches Gas für Baumgarten

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follow-up, 16.05.2014

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Österreich steigt bei russischem South-Stream-Projekt ein
Die South-Stream-Pipeline, eines der wichtigsten und teuersten Infrastrukturprojekte des russischen Energiekonzerns Gazprom, kommt offenbar wieder voran, schreibt die „Nesawissimaja Gaseta“ am Freitag.

Österreich hat dem Bau der Pipeline zugestimmt. Dafür bekommt es die Möglichkeit, sein im Schwarzen Meer gewonnenes Gas durch die künftige Gazprom-Rohrleitung zu befördern.

Nach dem Ausbruch der Ukraine-Krise hatte die EU eine Unterbrechung der South-Stream-Verhandlungen gefordert, ohne Gazprom zu gestatten, die Pipeline allein zu betreiben. Der wichtigste Grund dafür war, dass das South-Stream-Projekt den Anforderungen des so genannten Dritten Energiepakets widerspricht.

„Laut diesem Paket müssen 50 Prozent der Kapazität der Pipeline anderen Lieferanten überlassen werden“,

sagte die Alpari-Analystin Anna Kokarewa.

„Dementsprechend hängt alles davon ab, wie viel Gas Österreich vom Schwarzen Meer beziehen wird. Es ist aber unwahrscheinlich, dass es sich in diesem Fall um 50 Prozent der Gesamtkapazität der Pipeline handeln wird, und das wird ein Grund (für die EU) sein, Gazprom und Russland weiterhin unter Druck zu setzen“,

so die Expertin.

Die am 29. April von Gazprom und dem österreichischen Energiekonzern OMV unterzeichnete Absichtserklärung über den Bau eines South-Stream-Stranges nach Österreich ermöglicht den Russen die Fortsetzung des Projekts. OMV braucht die Leitung, um das Gas vom Domino-1-Vokommen, das gemeinsam mit ExxonMobil erschlossen wird, nach Europa zu pumpen.

Die Österreicher rechnen damit, dass Domino-1 bis 2020 etwa 70 Prozent ihres Gasbedarfs decken wird. Die South-Stream-Pipeline wäre dann die günstigste Variante für den Gastransport.
[…]
RIA

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Anmerkung

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Wir dürfen über diesbezügliche ‚Jubelmeldungen‘ speziell aus dem sanktionsverliebten D.C., dem Bremser aus Brüssel und den sonstigen Sanktionstrommlern sehr gespannt sein!

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follow-up, 03.06.2014

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EU-Kommission fordert Bulgarien zum Baustopp der Pipeline auf!

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Fünf Jahre hat man in Brüssel alle pro’s und con’s des Pipeline-Projekts durchgekaut, um nun ganz plötzlich festzustellen, dass es nach EU-Regeln nicht zulässig ist, wenn der Erdgaslieferant (Gazprom) zugleich auch den Zugang zu den Pipelines kontrolliert. Daher müsse das Bauvorhaben gestoppt werden!
Für manchen kritischen Beobachter dieses Vorgangs mag sich die Frage erheben, ob den Kommissions-Strategen dieser fulminante Erkenntnisgewinn als in stars&stripes-Geschenkpapier eingepacktes Paket zugestellt wurde.
Rein zufällig würde die Durchsetzung einer solchen Entscheidung den neuen ukrainischen ‚Overlords‘ (vgl. Exxon, Chevron, Halliburton) in die Hände spielen. (Als denkbarer Nebeneffekt könnte Obama im US-Kongress über eine potentielle Gegenfinanzierung seines $ 1 Mrd. Militär-Aufrüstungs-Versprechens in Polen frohlocken)
Wäre die South Stream-Charade nicht allzu traurig, hätte man Yatsenyuks zeitgleiches Statement durchaus als Schenkelklopfer einordnen können:

„Wir rufen die Europäische Union auf, South Stream zu blockieren. Die Ukraine ist ein zuverlässiges Transitland. Wir haben unsere Verpflichtungen immer erfüllt und werden sie weiter erfüllen.“

Wenn man solche Sprüche von Yatsenyuk hört, mag man ganz spontan an die Lyrics von ‚Amazing grace‚ denken:

„.. that saved a wretch like me ..“

Es bleibt abzuwarten, wie die an dem Pipeline-Projekt beteiligten russischen, italienischen, französischen und deutschen Unternehmen auf das Kommissions-Vorhaben reagieren werden und wie sich das bitterarme Bulgarien in Brüssel dazu aufstellt.

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Ihr Oeconomicus


Italienischer Konzern ENI stoppt Schiefergas-Erkundung in Polen

Die Gültigkeit von zwei der drei Lizenzen des italienischen Energiekonzerns ENI für die Erkundung von Schiefergas in Polen ist abgelaufen.
Das teilte der Pressesekretär des polnischen Umweltministers Paweł Mikusek in Warschau mit:

„ENI hat auf Beschluss des Konzerns zwei von drei Lizenzen (Młynary und Malbork) nicht verlängert, woraufhin die Gültigkeitsfrist der Lizenzen ausgelaufen ist. Die dritte Lizenz in Elblągist weiterhin gültig.“

Zuvor hatten die amerikanischen Unternehmen Exxon und Marathon Oil sowie Talisman Energy Inc. aus Kanada die Erkundung eingestellt.

Der Pressesekretär des polnischen Umweltministers erklärte, dass ein Teil der Lizenzen vollständig eingestellt wurde, ein anderer Teil ging an andere Firmen. Unter anderem wechselten mehrere Lizenzen der Firma EXXON zur Erkundung von Schiefergas an den polnischen Konzern Orlen, die Lizenz von Talisman bekam die Gruppe San Leon.
[…]
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„Truthland“ … ökologische Paradiesverkündung der Täuscher ?

ökologische Paradiesverkündung

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Schematische Darstellung einer Bohrung mit potentiellen Risiken für die Umwelt

Bildrechte: CC, Urheber: Mikenorton

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Gäbe es für das Fach ’semantische Ökologie‘ einen Nobelpreis, die Paradiesverkünder des „Naturschutz-Konzerns“ Exxon würden für eine solche Auszeichnung vermutlich die besten Voraussetzungen mitbringen!
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Warum?
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1. Mit ihrem Umweltschutz-Slogan „Protect Tomorrow“ setzt sich das Unternehmen ausweislich an die Spitze der Bewegung besorgter Bürgerinitiativen, die nicht müde werden, auf die Umwelt-Risiken der Erdgasgewinnung durch Fracking-Technologien hinzuweisen!
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2. Mit einem eigens konzipierten Web-Auftritt hilft der Konzern technisch weniger versierten Stammtischen und Anti-Fracking-Bewegungen apokalyptische Szenen aus der vielbeachteten Doku „Gas-Fieber“ in den Bereich der Mythen einzuordnen!
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3. Hat man mit „Truthland“ einen eigenen Youtube-Kanal eingerichtet, in dessen Beiträgen den Behauptungen aus der Gas-Fieber-Doku nach „objektiven“ Gesichtspunkten nachgegangen wird.
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4. Last but not least unterstützt das Unternehmen richtungsweisende Gesetzgebungs-Vorhaben bürgernaher Ministerien unter Leitung der Naturschutz-Granden Philipp Rösler und Peter Altmaier, welche im Bundesrat erhebliche Bedenken ausgelöst haben sollen.
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Fazit:
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Ist es nicht beruhigend, dass wir nun völlig entspannt in den Exxon-Kanon „Erdgas: Versorgung braucht Verantwortung!“ einstimmen dürfen?
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Ihr Oeconomicus

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vertiefende Archiv-Beiträge zum Thema Fracking
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ergänzende Informationen

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Schiefergas made in Germany: Das Märchen von der deutschen Erdgas-Bonanza
Amerikas Schiefergas-Rausch nährt auch in Deutschland den Traum von billiger Energie. Heimischer Brennstoff könnte die Stromkosten der Industrie senken und nebenbei die Energiewende retten, verheißen Konzerne wie Exxon. Doch in der Fachwelt glaubt daran fast niemand.
SpOn
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Fakten und Hintergründe zum Thema Fracking
Dialog Erdgas und Fracking
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Wir wollen kein Fracking in unserer Region!
Eine kanadische Firma möchte in Thüringen und ganz Deutschland Erdgas fördern. Dazu soll eine fragwürdige Methode angewendet werden: Fracking!
kein-fracking.de
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Aus dem Innern der Weltbank

Aus dem Innern der Weltbank

Der Schweizer Peter König arbeitete während vielen Jahren als Ökonom für die Weltbank in Südamerika, im Nahen Osten und in Afrika. Nun hat er seine Erfahrungen in einem Wirtschafts-Thriller niedergeschrieben, in dem er die Politik der Weltbank in den schwärzesten Farben zeichnet.

Wie aber sieht die Wirklichkeit hinter der Fiktion aus? Wie arbeitet die Weltbank? Welche Kritik hat der langjährige Entwicklungsexperte zu formulieren?

»Der Dol­lar ist noch nicht mal das Papier wert, auf dem er gedruckt ist«, meint Peter König im Inter­view mit dem Schwei­zer Radio DRS. Das kön­nen wir uns alle natür­lich nicht leis­ten – die Asia­ten, Russ­land und Europa weni­ger als die so genann­ten Ent­wick­lungs­län­der, denn wir sit­zen auf rie­si­gen Dollar-Reserven … Also tun wir alle so, als ob nichts wäre. Der Dol­lar bricht nach Königs Mei­nung aber den­noch zusam­men. Nur eben ganz, ganz langsam.

Das hat durch­aus seine posi­ti­ven Neben­ef­fekte, fin­det König. Der Hin­ter­grund: Seit den 1990er Jah­ren – seit der Inter­na­tio­nale Wäh­rungs­fonds und die Welt­bank von den neo­li­be­ra­len Geis­tern der US-Regierung der Repu­bli­ka­ner end­gül­tig über­nom­men wurde – dien­ten die Insti­tu­tio­nen nur mehr der Aus­beu­tung von Ent­wick­lungs­län­dern mit Roh­stoff­vor­kom­men und kei­nes­wegs ihrer Entwicklung.

Die Tak­tik ist immer die glei­che und läuft laut König fol­gen­der­ma­ßen ab: Den Län­dern wer­den Kre­dite in meh­re­ren Hun­dert Mil­lio­nen Dol­lar gewährt. Wozu die Kre­dite ein­ge­setzt wer­den sol­len, dass hat die Welt­bank im Vor­feld den jewei­li­gen Län­dern erklärt. Meist umfas­sen die »Pro­gramme« Pri­va­ti­sie­run­gen, etwa der der Wasserversorgung.

Sobald die Mil­lio­nen bei den Län­dern auf dem Konto lie­gen, zieht sich die Welt­bank zurück. Die Regie­run­gen bzw. Macht­ha­ber der jewei­li­gen Län­der kön­nen mit dem Geld tun, was auch immer sie wol­len. Es gibt zwar die Emp­feh­lun­gen der Welt­bank, aber nie­mand kon­trol­liert, ob denen Folge geleis­tet wird. Es wird laut König nicht kon­trol­liert, ob die Sys­teme in den unter­schied­li­chen Kre­dit­neh­mer­län­dern Kor­rup­tion wirk­sam ver­hin­dern – noch nicht mal, ob sie diese beför­dern, was laut König lei­der nur allzu oft der Fall ist.

So kam es, dass z.B. ein Abge­ord­ne­ter aus Mada­gas­kar Peter König bei einer Kon­fe­renz fragte, wieso die Welt­bank sei­ner Regie­rung 400 bis 500 Mil­lio­nen Dol­lar Kre­dit gege­ben hätte, obwohl noch nicht mal er als Abge­ord­ne­ter nach­voll­zie­hen könne, was mit dem Geld geschehe. »Kurz vor­her hatte Exxon Mobil jedoch Ölvor­räte vor den süd­li­chen Küs­ten Mada­gas­kars ent­deckt«, meint König im Inter­view. Und eine hohe Ver­schul­dung sichert so einem aus­län­di­schen Unter­neh­men den Zugang zu sol­chen Roh­stof­fen enorm.

Denn hat eine Elite die Mil­lio­nen bei­seite geschafft, ist es natür­lich das Volk, das die Kre­dite zurück zah­len muss. Gelingt ihnen das nicht, muss sie gegen­über »aus­län­di­schen Inves­to­ren« Zuge­ständ­nisse machen. In der Rea­li­tät bedeu­tet dies, dass inter­na­tio­nale Kon­zerne die Roh­stoffe aus­beu­ten – und ver­wüs­tete Umwelt und soziale Kon­flikt­herde zurück las­sen. Und das alles ermög­licht und unter­stützt durch die Welt­bank – ange­führt von den USA, denn die haben mit 17 Pro­zent die meis­ten Stim­men und bestim­men damit in der Regel, was gemacht wird. »Europa könnte die USA zwar über­stim­men, wenn sie sich zusam­men­schlie­ßen wür­den, aber die geschieht nicht«, erklärt König.

Und so sieht König in der lang­sa­men Implosion eine Chance. Vor allem Asien, Russ­land, Europa und der ölför­dern­den Län­der im Nahen Osten wer­den sich nach Alter­na­tiv­wäh­run­gen umschauen. »Das ist auch der Grund, warum die USA den Iran so unter Druck set­zen – angeb­lich wegen des­sen Atom­pro­gramm«, so König. In Wahr­heit rühre der Kon­flikt aber daher, meint er, dass der Iran sein Öl in Euros ver­kau­fen wolle. Ent­wick­lungs­län­dern rät er, sich vor allem auf den loka­len Markt zu konzentrieren.

In sei­nem Roman geht König natür­lich wei­ter: Hier sieht er in einer Welt­wirt­schaft Optio­nen, die wie­der den Mensch in den Vor­der­grund rückt. »Ich würde wei­ter gehen, als Lud­wig Erhard das mit sei­ner sozia­len Markt­wirt­schaft gegan­gen ist – aber die Rich­tung stimmt schon mal«, befin­det er im Gespräch mit dem Schwei­zer Radio. In so einer Welt müsste der Ein­zelne nicht mehr hor­ten – über­schüs­sige Güter und Gel­der könn­ten für wich­tige soziale Wei­ter­ent­wick­lun­gen ver­wen­det werden.

Auch sieht König in einer teil­wei­sen, inter­na­tio­na­len Tausch­wirt­schaft eine Option. »Natür­lich soll es nicht wie­der zurück ins Mit­tel­al­ter gehen«, so König. Aber der teil­weise Tausch von Waren und Dienst­leis­tun­gen zwi­schen ver­schie­de­nen Län­dern würde die Abhän­gig­keit von Wäh­run­gen ver­min­dern. »Heute pro­fi­tiert nur eine Elite«, lau­tet Königs Res­umé. In sei­ner Zukunfts­welt aber ver­schwin­det die Kluft zwi­schen Arm und Reich, die unter­schied­li­chen Kul­tu­ren kön­nen sich ent­fal­ten – Kon­flikte und Kriege wer­den so verhindert.

 

zum DRS2-PODCAST – [28:47 Min]