In seiner unverwechselbaren Art hat Frank-Markus Barwasser (vulgo: Erwin Pelzig) mal wieder pointenreich sein Publikum begeistert.
In einer messerscharfen satirischen Betrachtung beleuchtet er das Spannungsfeld zwischen EU-Agrarsubventionen, Struktur-Reformen , IWF-Ausbeutungsmaßnahmen, den Verbrauchern und dem europäischen Steuerzahler.
.
Bei allem Witz, der so manchen Zuschauer zu Lachanfällen reizt, sollte nicht vergessen werden, dass wir, die europäischen Wähler mit unserem Kreuzchen auf dem Wahlzettel für solche unsäglichen Zustände verantwortlich sind und damit einen jener Gründe liefern, warum hoffnungslose Menschen fern jeglicher Zukunftsperspektiven sich dazu entschließen, als Flüchtlinge die Reise ins ‚gelobte Land‘ anzutreten.
Die immer wieder beschworenen Werte des EU-Friedensprojekts mag man sich auch anders vorstellen!
.
Viel Vergnügen mit Erwin Pelzig:
.
.
.
Mitschrieb:
.
„Bleiben wir mal bei der Wahrheit .. und die Wahrheit ist, die Europäische Union subventioniert die Europäische Landwirtschaft jedes Jahr mit vielen Milliarden Euro.
Davon profitieren Alle, auch Europas Tomatenbauer .. haben in den vergangenen Jahren auch kräftig kassiert, fast 400 Millionen Euro im Jahr. Da freut sich natürlich der italienische Tomatenbauer, weil er seine Tomaten viel billiger anbieten kann, als sie in Wirklichkeit sind. Und was er in Europa nicht verkaufen kann, verscherbelt er dann als Tomatenmark nach Afrika, zum Beispiel nach Ghana. Jetzt ist also das italienische Tomatenmark in Ghana und ist dort viel billiger als die einheimische ghanaische Tomate. Warum ist es billiger?
Klar, wegen der Subventionen, aber nicht nur.
Der Internationale Währungsfonds hat nämliche vor 15 Jahren mächtig Druck gemacht auf Ghana und hat Struktur-Reformen angemahnt. Und Struktur-Reformen, meine Damen und Herrn, das haben wir inzwischen gelernt, das klingt immer ganz hübsch, heißt am Ende: „Du bist der Depp!“ Und ‚der Depp‘ war in dem Fall Ghana, die mußten nämlich ihre Zölle senken oder abschaffen und deswegen wurde das italienische Tomatenmark in Ghana so billig. Da freut sich natürlich der ghanaischen Tomatensossen-Esser, daß er günstig einkaufen kann; nicht freuen konnte sich der ghanaische Tomatenbauer, weil er nämlich seine Tomaten wegschmeißen und seine Tomatenpflücker heimschicken konnte. Die Wahrheit allerdings ist, viele ghanaische Tomatenpflücker sind eben nicht heimgegangen, sondern sind geflüchtet, sind geflohen aus Ghana raus, nach Europa, nach Italien. Ich fass‘ jetzt nochmal kurz zusammen: Das italienische Tomatenmark war jetzt in Ghana und der ghanaische Tomatenpflücker war plötzlich in Italien. Vielleicht sind sie sich auf ihrer Reise irgendwann im Mittelmeer sogar begegnet. Aber Spaß beiseite, was macht jetzt der ghanaische Tomatenpflücker in Italien ?
Kein Witz, sondern die Wahrheit:
Er pflückt wieder Tomaten, allerdings auf italienischen Tomatenplantagen, zu Hungerlöhnen, die im Vergleich zu dem, was er daheim hatte, ja so richtig katastrophal noch schlechter sind; was die EU-Tomate noch billiger macht, so dass der ghanaische Pflücker in Italien dazu beiträgt, dass das italienische Tomatenmark in Ghana den Markt zerstört, weswegen noch mehr ghanaischen Tomatenpflücker praktisch sich auf den Weg nach Italien machen, wo sie erst mal von der Mafia empfangen werden. Ja, die Mafia kassiert nämlich auch mit und vermittelt diese armen Menschen als Sklaven, als Illegale auf die Tomatenfarmen, wo sie dann unter härtesten Bedingungen, ohne Krankenversicherung in ‚Hundehütten‘ hausen, Tomaten pflücken dürfen, die dann wieder als Tomatenmark in Ghana landen, bis irgendwann der letzte ghanaische Tomatenpflücker sich auf den Weg macht nach Italien, wo dann die Mafia, also die EU, dann wieder das Tomatenmark …! Jetzt frag‘ ich mich halt eines: Brauchen wir wirklich Entwicklungshilfe, oder reicht nicht einfach eine Revolution ?“
Die Anzahl der heimischen Groß-Förderbezieher von EU-Agrargeldern ist im vergangenen Jahr um rund neun Prozent gesunken. 337 Betriebe, Vereine und andere Institutionen, etwa Stiftungen, erhielten im Wirtschaftsjahr 2012 (Oktober 2010 bis Oktober 2011) mehr als 100.000 Euro an EU-Agrarförderungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 waren es noch 370 gewesen.
.
Seit 2011 werden nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) Agrarförderungen an Bauern aus Datenschutzbedenken nicht mehr veröffentlicht. Die aktuellen Daten sind aber seit Dienstag auf www.transparenzdatenbank.at einsehbar. Von den ungefähr 140.000 heimischen Förderempfängern, die pro Jahr zusammen rund 1,8 Milliarden Euro erhalten, sind für das EU-Wirtschaftsjahr 2012 nur 4745 (2011: 4.843) sogenannte „Leistungsempfänger“ in der Transparenzdatenbank öffentlich angeführt.
[…] (DiePresse)
In Europa werden jedes Jahr fast 60 Milliarden Euro für Agrar-Subventionen ausgegeben. Dabei ginge es auch ohne, meinen manche. Doch die meisten Bauern glauben, auf die Beihilfen nicht verzichten zu können. Für nichts anderes wird in Brüssel mehr Geld ausgegeben als für die Agrarsubventionen. Sie sind der größte Einzelposten im EU-Haushalt. Auch in Zeiten von Euro- und Schuldenkrise.
Könnten Bauern auch mit weniger Subventionen auskommen? Oder würden sie dann pleitegehen?
.
Reporterin Barbara Kühn hat sich mit ihrem Team auf den Weg gemacht um Bauern und Professoren, Journalisten und EU-Beamte zu dem kontroversen Thema zu befragen. Die einen wollen nicht darauf verzichten, die anderen würden sie am liebsten abschaffen.