Lucke und die Sprachschurken bei Anne Will

Lucke und die Sprachschurken bei Anne Will
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Wer Gelegenheit hatte diese Talkrunde zu verfolgen und/oder die DWN-Bewertung als gesetzt akzeptiert, entdeckt bei einigem Nachdenken das zunehmend orchestrierte Bemühen der Blockparteien und ihrer willfährigen Sprachschurken, die AfD in eine „rechte, nationalistische Ecke“ zu verorten.
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Man wirft Lucke vor, in verwerficher populistischer Weise mit den Ängsten der Bürger zu spielen, obgleich man mit derselben Methodik die „segensreiche“ Euro- und Rettungspolitik verteidigt.
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In seiner unnachahmlichen Weißwurst-Grammatik fabuliert Herr Stoiber (ab 1:10:02 im Video) zu Lucke gerichtet von einem Millionenheer neuer Arbeitsloser und erneuert bruchstückhaft das immer wieder gern genommene Paradigma
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„die Export-Erfolge ein Garant unseres gesamtwirtschaftlichen Wohlstandes“.
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An der Stelle ist es vermutlich aussichtslos diesem ökonomischen Möchtegern-Leuchtturm die Unterschiede zwischen Mikro- und Makro-Ökonomie erläutern zu wollen.
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Wie in diesem Zusammenhang Stoiber’s Hinweise auf die Auswirkungen eines notleidenden Euro’s auf China zu verstehen sind, konnte der weiß-blaue Währungs-Experte leider nicht vertiefen, fuchtelte allerdings mit dem Hinweis umher, dass die Heimat der Terrakota-Armee
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40% seines Portefeuilles in Euro hat“!
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Solche Äußerungen lassen nur den Schluss zu, dass Stoiber und seine Berater noch nicht von den Segnungen eines Hochgeschwindigkeit-Internets profitieren, da man sonst auf eine aktuelle IWF-Analyse hätte zugreifen können, in welcher dem Euro bei China’s Währungsüberschüssen einen Anteil von 24% zugerechnet wird.
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Man mag sich fragen, warum eine solche schräge Argumentation, die auch von anderen Euro-Glycerin-Jongleuren in ähnlicher Weise vertreten wird, nicht dezidierter und wissenschaftlich fundiert dem AfD-Programm entgegengehalten wird.
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Entsteht hier nicht der Verdacht, dass der domestizierte volkswirtschaftliche Sachverstand der Polit-Hofschranzen die Rettungs-Konzepte der EURO-Hasardeure als kontraproduktiv entlarven könnte?
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Dabei wäre es doch zielführend, sich eingehend mit den europolitischen Forderungen der AfD intensiv auseinanderzusetzen und dabei aufzuzeigen, wo deren Argumentation hinsichtlich makro-ökonomischer Wechselwirkungen (global, innerhalb der Eurozone und insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft) schlichtweg krankt!
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Wollten die Blockparteien eine solche Strategie ernsthaft, unabhängig und seriös verfolgen, so wäre damit zu rechnen, dass deren eigenen ‚alternativlosen Glaubenssätze‘ als verKläranlage objektiver ökonomischer Denkansätze enttarnt werden könnten.
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Vielleicht ist an dieser Stelle zu verstehen, warum man statt dessen den vermeintlich einfacheren Weg sucht, die AfD als rechtsnationalsistische Bewegung zu diffamieren?
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Ihr Oeconomicus
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Nachtrag:
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Dr. Wolfgang Schäuble über „Entartungen von Macht und Politik“
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Ochlokratie: Frag nach bei Polybios:
Ochlokratie ist ein Begriff aus der antiken griechischen Staatstheorie, der vom Historiker Polybios (um 200–118 v. Chr.) eingeführt wurde und seine analytische Bedeutung bis heute behalten hat. Während die Demokratie Polybios zufolge am Gemeinwohl orientiert ist, sieht er die Ochlokratie als Zerfallsform an, in welcher die Sorge um das Gemeinwohl dem Eigennutz und der Habsucht Platz gemacht hat. Insofern gilt die Ochlokratie als eine Entartung der demokratischen Staatsform.
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Die Allianz der Skeptiker

Die Allianz der Skeptiker

Der Kanzler will sie partout verhindern, und dennoch ist die Debatte um eine Verschiebung der Europäischen Währungsunion nicht mehr aufzuhalten. Vor allem in den Bundesländern formiert sich nun eine parteiübergreifende Fronde gegen den Euro.

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Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, der rührigste aller Euro-Kritiker, kündigte dem Kanzler vor dem Andechser CDU/CSU-Strategiegipfel am vergangenen Donnerstag ein paar kritische Fragen zu Europa an. Etwa zur Rolle von Eurostat. Das Statistische Amt der EU-Kommission, so empörte sich Stoiber, billige allzu großzügig die „kreative Buchführung“ zur Erfüllung der Defizitkriterien in Ländern wie Frankreich oder Italien. Deshalb müsse vor jeder Entscheidung zum Euro-Start „eine fachliche Stellungnahme der unabhängigen Deutschen Bundesbank eingeholt werden“.

Deren Chef, Hans Tietmeyer, sorgte dann für den Knalleffekt. Ausgerechnet der oberste Hüter der deutschen Währung – wegen der Empfindlichkeiten der Devisenmärkte zu besonderer Zurückhaltung bei öffentlichen Erklärungen verpflichtet – sorgte für zusätzliche Euro-Turbulenzen. In einem Interview der WOCHE, veröffentlicht gezielt zum Tage der Andechser Unionsklausur, verbreitete sich der Bundesbankpräsident über die Gefahren einer instabilen EU-Währung. Mit Nachdruck bezeichnete Tietmeyer das Drei-Prozent-Schuldenkriterium als „grundsätzliche Obergrenze“.

SpOn – 08.09.1997