Dominique Strauss-Kahn zu den Hintergründen des TTIP-Abkommens

Am 31. Juli 2013 äusserte sich Dominique Strauss-Kahn (ehemaliger Chef des IWF und Ex-Wirtschaftsminister in Frankreich) im Interview mit dem russischen Staatssender Rossija24 zu Amerikas politischen Zielen mit dem TTIP-Abkommen.
Mitschrieb der Interview-Ausschnitte mit deutschen Untertiteln (Übersetzung ohne Obligo)

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„Meiner Meinung nach ist die Globalisierung nichts anderes als ein Krieg. Globalisierung ist der Kampf nationaler Wirtschaften gegeneinander.
Bis zur heutigen Zeit hatten die nationalen Staaten Handelsbeziehungen und wirtschaftliche Verträge untereinander, jedoch nicht global und groß angelegt, sondern vereinzelt hier und da.
Früher haben sich die Staaten vor allem aus innerer Kraft entwickelt, nationale Wirtschaft entwickelte sich vor allem auf der Grundlage des eigenen, nationalen Marktes.
Die Globalisierung machte die Staaten zu wirtschaftlichen Konkurrenten, und vielleicht sogar zu den gegeneinander kriegsführenden Parteien. Und darauf muss man vorbereitet sein.“

„Die Europäer können nicht mit großen wirtschaftlichen Mächten der Welt im Konkurrenzkampf mithalten.
Die USA agieren in Ihrem eigenen Interessen, China und RUssland ebenfalls und alle anderen auch.
Die EU kann da nicht mithalten, weil die EU-Mitglieder keine koordinierte Politik betreiben. Aber es gerade jetzt die Zeit für einen neuen starken Aufschwung der europäischen Wirtschaft gekommen, denn wenn das nicht passiert, wird Europa in zwanzig Jahren keine politische Rolle auf der Weltbühne mehr spielen.
Und da ich selbst sehr tief in der europäischen Kultur und Politik verwurzelt bin, beobachte ich täglich, wie die kleinen Intrigen und politische Kombinationen innerhalb Europas Europa hindern, einen Schritt nach vorne zu machen.“

„Der Aufschwung bzw. das Erblühen von Europa beinhaltet zwei Aspekte:
In erster Linie ist es die Notwendigkeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Zweitens ist es die Notwendigkeit, dass Europa durch Generationswechsel wieder erblühen kann.
Warum behaupte ich, dass das europäische Wirtschaftswachstum in den nächsten vielen Jahren auf niedrigem Niveau bleiben wird?
Die jährlichen Wachstumswerte werden etwas höher oder niedriger als die heutigen liegen, wenn man das aber strukturell und insgesamt betrachtet, ist das starke Wachstum von 3% in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.
Ein solches 3%-Wachstum entspricht dem wirtschaftlichen Potential Europas, was aber jetzt nicht realisiert werden kann, und dies bedeutet automatisch große Probleme für Europa: soziale Mißverhältnisse und große Arbeitslosigkeit!
Und hinter sozialen Mißverhältnissen lauert die Gefahr für die demokratische Ordnung, denn der Zusammenhang ist offensichtlich.
Heute ist es offensichtlich, dass die Verschlechterung der sozialen Verhältnisse zur Zerstörung der Demokratie führt und das Risiko von Extremismus erhöht, was bereits jetzt in vielen europäischen Staaten zu beobachten ist.“

Frage der Journalisten:
Was denken Sie über das bevorstehende TTIP-Handelsabkommen zwischen den USA und der EU? Kann man sagen, dass diese TTIP-Verhandlungen zwischen ebenbürtigen Partnern geführt werden?“

„DSK:
Die USA haben keine ebenbürtigen Partner. Deswegen können diese TTIP-Verhandlungen nicht als Verhandlungen zwischen Gleichen geführt werden.
Theoretisch kann man natürlich annehmen, dass auch ungleiche Partner ein wirtschaftliches Interesse für den Handel miteinander haben könnten.

Das Problem liegt aber darin, welche wahren Ziele mit diesem TTIP-Abkommen verfolgt werden. Als offizielles TTIP-Ziel wird die Vergrößerung des Handelsumsatzes zwischen USA und EU angegeben und auch die Schaffung von Bedingungen für den Freihandelsverkehr wird angesprochen. Mit diesen offiziellen Zielen wird jeder Wirtschaftsexperte einverstanden sein, denn das ist gut für Handel und Wirtschaft.

Die Vorteile durch die Ausweitung des Handels durch TTIP werden für Europa minimal sein, weil die europäische Wirtschaft derzeit höchste Exportwerte aufweist und kaum weiter wachsen kann.

Aber nehmen wir theoretisch an, es gebe noch große Vorteile aus dem TTIP-Abkommen für Europa. Problematisch erscheint dann die Tatsache, dass solche Vorteile nicht im Zentrum der Verhandlungen stehen.

Das Hauptthema der TTIP-Verhandlungen zwischen USA und EU besteht darin, dass die USA bereits ein Freihandelsabkommen mit den Staaten der Pazifik-Region abgeschlossen haben und zwar mit allen Staaten der Pazifik-Region außer CHINA.
Diese Staaten der Pazifik-Region sind die „Freunde“ der USA bzw. Chinas Gegner, die sich damit einverstanden erklärt haben, eine Freihandelszone in der Pazifik-Region mit den USA abzuschließen.
Und jetzt, nachdem der wirtschaftliche „Oberkiefer“ im Pazifik geschaffen wurde, versuchen die USA durch ein TTIP-Abkommen mit der EU einen „Unterkiefer“ zu bilden, dessen primäres Ziel nicht die Schaffung eines erleichterten Handels mit der EU ist.

Heutzutage gibt es nur wenige Zollschranken zwischen USA und der EU. Man will die ökologischen, sozialen, technischen Normen für das TTIP-Abkommen ausarbeiten und wenn dies geschehen ist, werden die USA ihre Karten offen auf den Tisch legen.
Wenn ich über wirtschaftlichen „Unterkiefer“ der USA spreche, der den „Oberkiefer“ in der Pazifik-Region ergänzt, was glauben Sie, was sich zwischen den beiden Kiefern dieses Mauls befindet?!

In dieses Maul kommt China, das von den USA als ihren Hauptgegner angesehen wird, zumindest sehen die USA dies so.
Diese ganze „Sonderoperation“ der USA gegen China besteht darin, dass die USA mit Hilfe von zwei TTIP-Abkommen (Pazifik und EU) etwas vollenden wollen, was ihnen mit Hilfe von vielseitigen Verhandlungen mit jedem einzelnen Staat nicht gelungen ist. Denn, bei vielseitigen Verhandlungen, wo ein TTIP-Abkommen mit jedem Land gesondert ausgehandelt wird, hat jedes Land seine eigene Stimme.

Die USA wollen jetzt ein gemeinsames TTIP-Abkommen mit der EU schließen, das wird ein Mega-Abkommen sein, was dem Hauptgegner der USA -China- wirtschaftlich die Hände binden wird.
Die USA gehen diesen Weg, statt eine Strategie zu wählen, die für alle von Vorteil wäre, man hätte miteinander in Diskussion treten sollen .. zwischen USA, EU, China, Indien, Brasilien, Russland, den wichtigsten Wirtschaftszentren des Planeten.
Die USA haben diese Strategie jedoch abgelehnt. Bei TTIP geht es um ein sehr kompliziertes Abkommen und es wäre naiv zu glauben, dieses TTIP-Abkommen würde nur die Abschaffung der Zoll-Schranken beinhalten.

Ich habe zuvor über TTIP-Abkommen mit den USA gesprochen. Nun, die USA attackieren China heutzutage nicht so, wie sie noch vor einigen Jahren gegen China vorgegangen sind.
Die USA schreien nicht mehr nach der Notwendigkeit, den chinesischen YUAN zu entwerten, weil es sonst angeblich „zu ungerechten Bedingungen“ am Markt führt. Solche und ähnliche Forderungen der USA an China hören wir heute nicht mehr.
Heute geht es um ganz andere Dinge: die USA versuchen China einzukreisen, einzukesseln!
Aus diesem Grund wäre es für Russland und die EU von Vorteil, wenn beide mit China ein Gleichgewicht in ihrem Beziehungen erreichen, damit man vereint die globale Macht USA aufhalten könnte, um nicht nur bloßer Augenzeuge des Kampfes zwischen USA und China zu sein.“

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Das komplette Interview in russischer Sprache findet sich hier:

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… und führe sie nicht in Versuchung

Europa und Griechenland sind seit dem Mythos von Zeus und Europa eng miteinander verbunden.

In der griechischen Mythologie betrügt der Gott der Griechen seine Gattin Hera. Er fälscht hierzu sein Erscheinungsbild und verwandelt sich in einen Stier. Der Grieche bindet Europa an sich, indem er mit ihr in die stürmische Ägäis schwimmt. Mit Hinterlist entführt er Europa bis nach Kreta, wo er sich dann über einen längeren Zeitraum mindestens dreimal an ihr vergeht. Drei Söhne zeugt der Grieche mit Europa, doch für die Folgen seines Leichtsinns will er nicht aufkommen, und so muss Europa die Last alleine bewältigen. Sie setzt hierbei erfolgreich auf die Zahlungsbereitschaft eines Reichen.

Heute fehlen die großen Visionen, der Zusammenhalt der EU steht auf dem Spiel. Dabei hätte eine schnelle Umschuldung Griechenland von vielen Problemen befreit – und gleichzeitig einen Neuanfang ohne Leichtsinn ermöglicht.
Pro-Euro Plädoyer von Wolfgang Gerke

Nigel Farage:

„Euro-fanatic Lagarde unsuited for IMF top post!“

Speaking in Strasbourg today during the debate on the selection process of a new IMF head to replace Dominique Strauss-Kahn, UKIP Leader Nigel Farage said French finance minister Christine Lagarde has „a vested interest“ and „is in fact a highly unsuited candidate.“
Farage: Lagarde als IMF Chefin ungeeignet!

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`I don`t lie`

Barroso tells Farage over ECB-collapse question

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Anmerkung:

Die Groteske geht weiter: Farage weißt Barroso darauf hin, dass die EZB 190 Mrd. € griechische Schrottpapiere in den Büchern hält, die bei einem Schuldenschnitt neu zu bewerten sind. Das erst kürzlich erhöhte Eigenkapital der EZB liegt allerdings bei 10 Mrd. €. Um nach einem Schuldenschnitt Griechenland’s einen EZB-Bankrott abzuwenden, bedeutet dies für deren Eigentümer [raten Sie mal, wer das ist] weitere Milliarden locker zu machen!
Barroso’s Antwort, die EZB sei eine international höchst kreditwürdige Institution [klar, wir als Steuerzahler haften für den Augias-Stall der Eitelkeiten] und würde höchst professionell gemanagt [wie wir an den Tabubrüchen miterleben durften].
Den weiteren Hinweis Barroso’s „andere Zentralbanken in Europa sind in noch größeren Schwierigkeiten als die EZB“, dürfte er wohl -an die Adresse Farage’s gerichtet- die britische Notenbank [siehe weiterführende Link’s] gemeint haben [?]. Kaum vorstellbar, dass er dabei an die -vermutlich verlorenen- 338 Mrd. € Hilfskredite der Deutschen Bundesbank an andere europäische Notenbanken gedacht hat, oder doch?
Im Zusammenhang mit dem [sicher politisch gewollten] Wandel der Bundesbank-Politik von Solidität hin zur Zockermanier sei hier gerne unser Kommentar zum Artikel „Bundesbank: Grenzenlose Kredite“ vom 21.Februar 2011 empfohlen.

Der erfolgreiche Buch-Autor, Michael Hudson, hat sich in seiner Analyse „How Financial Oligarchy Replaces Democracy“ ebenfalls sehr ausführlich mit der dem drohenden Finanzchaos beschäftigt und wirft schon fast zwangsläufig mehr neue Fragen auf, als objektive Antworten möglich sind.

weiterführende Link’s zur Situation in England und der britische Notenbank:

IMF warns on UK banks masking bad debts

UK house prices post biggest yearly fall in 19 months

UK retail sales continue to fall in May


Der IWF und die Ukraine: Wer hat wen übers Ohr gehauen?

Als die Ukraine im Herbst 2008 zum ersten Mal auf die Hilfsbedingungen des IWF einging, schien es, als ob dies das Ende der ökonomischen Selbstständigkeit des Landes bedeutet.

Wie viel Geld gedruckt wird, wie viel Dollar verkauft oder gekauft werden, wie viel auszugeben ist – all dies muss jetzt mit dem IWF abgestimmt werden. Doch die Zeit zeigte, dass die ukrainischen Staatsbediensteten es fertig gebracht haben das Geld zu erhalten, neue Abkommen zu unterzeichnen und dabei viele Schlüsselforderungen der Ausländer entweder aufgeschoben oder überhaupt nicht umgesetzt zu haben.

Bereits Yulia Tymoshenko verzichtete auf die Ideen der Erhöhung des Rentenalters, der Erhöhung der Gaspreise für die Bevölkerung und der Abschaffung von Steuervergünstigungen. Diese Ideen waren für sie faktisch nicht von Vorteil, denn die Premierministerin bereitete sich auf die Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen vor.

Einige Mal kam der IWF den ukrainischen Staatsbediensteten dabei entgegen, wie das Budgetdefizit auszusehen hat:
der Regierung gelang es diesen Wert zu erhöhen, obgleich die Ausländer anfänglich kategorisch dagegen waren. Weiter ging Viktor Yushchenko, der entgegen den Bitten des IWF das Gesetz zur die Erhöhung der Sozialstandards unterzeichnete.

„Bevor Yushchenko das Gesetz zeichnete, rief ihn Dominique Strauss-Kahn drei Tage infolge mit dieser Bitte an, doch Yushchenko weigerte sich mit ihm zu sprechen, was den Direktor des IWF tatsächlich beleidigte. Strauss-Kahn fasste dies, soweit mir bekannt ist, als persönliche Beleidigung auf“,

sagte danach Igor Umanskij, der in der Regierung Tymoshenko als geschäftsführender Finanzminister arbeitete.
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Ukraine-Nachrichten


Kredit an Griechenland nur unter Bedingungen

Kredit an Griechenland nur unter Bedingungen
Griechenland ist in Not und braucht wesentlich mehr Geld.
Anfangs ging es um die Rettung der Banken. Jetzt geht es um die Rettung Griechenlands und des Euro. Krisen im Finanzwesen – zunächst im privaten, jetzt bei den öffentlichen Finanzen Athens und vielleicht bald auch anderer Staaten – beschäftigten das politische Berlin seit mehr als zwei Jahren. Zuweilen steht die Regierung dabei unter solchem Zeitdruck, dass ihr Handeln mit einer ununterbrochenen Folge von Sitzungen und Treffen zu einem wahren Drama wird.
So war es im Herbst 2008, als Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der damalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) bei einem gemeinsamen Auftritt im Kanzleramt den Bürgern die berühmte Garantie ihrer Spareinlagen gaben.
In höchstem Maße ungewöhnlich war auch, was sich am Mittwoch in Berlin abspielte. Gleich zwei führende Akteure der internationalen Finanzwelt – Jean-Claude Trichet, der Chef der Europäischen Zentralbank, sowie Dominique Strauss-Kahn, der Boss der Internationalen Währungsfonds – trafen sich nicht nur mit der Kanzlerin, sondern auch mit Abgesandten aller Fraktionen im Bundestag.
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Badische Zeitung