Saldenmechanik: ein Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der makro-ökonomischen Theorie?

Saldenmechanik:
ein Ansatzpunkt für die Weiterentwicklung der makro-ökonomischen Theorie?
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Johannes Schmidt
Duale Hochschule Baden-Württemberg Mosbach
Papier für die gemeinsame Tagung des Arbeitskreises Politische Ökonomie und der Keynes-Gesellschaft:
Keynes 2.0 – Perspektiven einer modernen Keynesianischen Wirtschaftstheorie und -politik
9.-11. Oktober 2009, Hochschule Karlsruhe
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Abstract
Die Diskussion um die theoretische Aufarbeitung der Finanzkrise hat einmal mehr das Problem aufgezeigt, daß die dominierenden makro-ökonomischen Modelle, seien sie neuklassi-scher oder neukeynesianischer Natur, monetäre Variablen nicht oder nur in sehr rudimentärer Form berücksichtigen. Offen ist, wie diesbezüglich weiter in der makroökonomischen Modellbildung zu verfahren ist.
Eine bisher weithin ungenutzte Möglichkeit könnte in der vor allem von WOLFGANG STÜTZEL entwickelten Saldenmechanik liegen. Diese findet sich zwar heute in nahezu jedem makro-ökonomischen Lehrbuch, jedoch meist nur als bloße Explikation von Buchhaltungsidentitäten, die man zwar berücksichtigen müsse, die aber für die Theoriebildung weiter keine Bedeutung hätten („accounting is not economics“).
Bereits STÜTZEL selbst war diesbezüglich anderer Meinung – verstand er doch seine Salden-mechanik auch explizit als „Beitrag zur Geldtheorie“ (so der Untertitel seines Buches). Möglicherweise könnte der Grund für die theoretischen Defizite vieler Modelle hinsichtlich monetärer Faktoren einfach darin liegen, daß die Modelle die Saldenmechanik entweder nicht berücksichtigen oder diese in einer völlig unzweckmäßigen Weise interpretieren. Das Papier stellt daher die Saldenmechanik sowie ihre Relevanz für geldtheoretische Fragestellungen dar und untersucht mit ihrer Hilfe dann anhand der Darstellung in BARRO (2008) das makro-ökonomische Grundmodell, das sowohl den neuklassischen als auch den neukeynesianischen Ansätzen zugrunde liegt. Diese Untersuchung ergibt hinsichtlich der Integration des Geldes eine fundamentale Inkonsistenz der Modelle; darüber hinaus läßt sich mit Hilfe der Saldenmecha-nik die kurzfristige Nicht-Neutralität des Geldes, die in diesen Modellen aufgezeigt wird, in sehr einfacher Weise interpretieren.
[…]
2. STÜTZELs Saldenmechanik
2.1 Zentrale Grundbegriffe der Saldenmechanik
Bei der Untersuchung saldenmechanischer Zusammenhänge muß zwischen drei verschiedenen Ebenen unterschieden werden (vgl. STÜTZEL 1978, S. 20):
  • Gesamtheiten jeweils aller gleichartigen Wirtschaftssubjekte, d.h. etwa die Gesamtheit aller Haushalte, die Gesamtheit aller Unternehmen oder auch die Gesamtheit aller Wirtschaftssubjekte zusammengenommen;
  • Gruppen gleichartiger Wirtschaftssubjekte: eine Gruppe umfaßt eine (um mindestens eins) geringere Anzahl als die Gesamtheit der jeweiligen Wirtschaftssubjekte;
  • Einzelne Wirtschaftssubjekte der jeweiligen Art, d.h. einzelne Haushalte, einzelne Unternehmer usw.
Mit dieser Terminologie läßt sich jede Gesamtheit von Wirtschaftssubjekten mindestens unterteilen in eine Gruppe (die auch nur aus einem einzelnen Wirtschaftssubjekt bestehen kann) und die jeweilige Komplementärgruppe. Gruppe und Komplementärgruppe bilden dann umgekehrt die Gesamtheit einer bestimmten Art von Wirtschaftssubjekten. Zentraler Inhalt der Saldenmechanik ist nun die Tatsache, daß viele wirtschaftliche Sachverhalte immer nur für einzelne oder Gruppen von Wirtschaftssubjekten gelten, nicht jedoch für die Gesamtheit der Wirtschaftssubjekte. Ein auf den ersten Blick triviales Beispiel ist hier die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben: die Höhe der Einnahmen eines einzelnen Wirtschaftssubjektes kann von der Höhe seiner Ausgaben abweichen. Da aber die Einnahmen des einen stets die Ausgaben des anderen sind, kann ein einzelner oder eine Gruppe von Wirtschaftssubjekten nur dann einen Überschuß der Einnahmen über die Ausgaben erzielen, wenn die Komplementärgruppe einen betragsmäßig exakt gleichgroßen Überschuß der Ausgaben über die Einnahmen hinzunehmen bereit ist bzw. erzielen möchte. Für die Gesamtheit aller Wirtschaftssubjekte sind Einnahmen und Ausgaben immer gleich groß. In scheinbar paradoxer Weise formuliert: Bei jedem Wirtschaftssubjekt (i.S. von: jedem einzelnen) können Einnahmen und Ausgaben voneinander abweichen, bei allen Wirtschaftssubjekten (i.S. von: allen zusammen) sind Einnahmen und Ausgaben zwingend gleich.
PDF-Dokument – [25 Seiten]
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Wie strukturelle Differenzen zu strukturellen Defiziten werden
Eine fiktive Geschichte von Wolfgang Stützel
„Daneion, Danaergeschenk und das Faß der Danaiden
In einem Land, genannt Daneia, gab es gewisse Notstandsgebiete. Die strukturellen Differenzen zwischen diesen Gebieten und den Kerngebieten von Daneia waren größer als die strukturellen Differenzen zwischen Daneia und dem Ausland. Trotzdem waren die Zahlungsbilanzen zwischen diesen Notstandsgebieten und dem industriellen Kerngebiet zunächst immer ausgeglichen. Saisonale Schwankungen wie der Ernterhythmus der Agrargebiete wurden durch den Bankengeldmarkt spielend überbrückt.
Welche Leistungsbilanzsalden existierten, wurde kaum ermittelt, und wo es Anhaltspunkte gab, konnte man feststellen, dass die private Wirtschaft in den Notstandsgebieten dazu neigte, weniger für Investitionen auszugeben als sie selbst dort verdiente, während im Kerngebiet wegen der günstigen Entwicklungschancen und hohen Investitions-Ertragserwartungen die Konsum- und Investitionsaufwendungen die gleichzeitigen Erlöse und Einnahmen überstiegen. Es gab keinen (fiskalischen) Finanzausgleich.
Die Notstandsgebiete litten daran, daß Gewinne und verdiente Abschreibungen nicht dort re-investiert wurden, sie litten also an Kapitalabsickerung, sie hatten Leistungsbilanzüberschüsse (!). Außerdem gab es in den Notstandsgebieten wegen der Kapitalabsickerung etwas mehr Einzelbetriebe, die in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, als im Kerngebiet. Das war aber alles.
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Da kam ein Wirtschaftspolitiker mit der Idee, diesen Notstandsgebieten zu helfen. Er hatte dazu einen fabelhaften Plan. Er gewährte nämlich den Notstandsgebieten eine globale Kredithilfe, indem er allen Geschäftsbanken des Notstandsgebiets offene zinslose Kreditlinien bei der Notenbank von Daneia, der Bank daneiseher Länder, einräumnen ließ mit der Maßgabe, man könne über deren Höhe ja alljährlich verhandeln.
Was ist geschehen?
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Zunächst wichen die Banken im Notstandsgehiet keinen Zentimeter von jenen Prinzipien ab, die sie ohne jene Vergünstigung ihrer Geschäftspolitik
zugrunde gelegt hattten. Sie haben also nur jene Kredite gewährt, die sie auch sonst gewährt hätten. Sie rechneten damit, dass sie im Grenzfall doch
nicht sicher über die genannten offenen Kreditlinien verfügen könnten, dass sie aber im Grenzfall auch ohne sie ihren gesamten Verbindlichkeiten
durch Auszahlung von Zentralbankgeld nachkommen müssten. Deshalb waren sie peinlich darauf bedacht, ihre Ausleihungen bonitäts- und ertragsmäßig (Zinssätze und Fälligkeiten) so gut zu halten, dass sie nötigenfalls alle Forderungen an andere intakte Banken abtreten, also die Wechsel großenteils zum herrschenden Satz der Zentralbank in Rediskont geben und andere Forderungen von anderen Banken übernehmen lassen konnten. Es blieb fast alles beim alten. Die Banken haben zwar die zinslosen Kreditlinien in Anspruch genommen, aber nur um jene flüssigen Mittel zu beschaffen, die sie sich sonst via Rediskont vom Zentralbanksystem beschafft hätten. Die Gewinne der Banken des Notstandsgebiets waren um die Zinsdifferenz höher. Die Kundschaft bekam aber keinen Pfennig mehr, als sie ohne die „globale“ Kredithilfe bekommen hätte. Der Zweck des Plans ist also zunächst nicht erreicht worden.
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Da beschwerte sich das Parlament über die eigensüchtigen Banken, die den ganzen Vorteil in ihre Tasche steckten. Ihr müsst die Vorteile der
heimischen Wirtschaft weiterleiten, so ertönte überall der Ruf. Ihr müsst Kredite geben, die ihr sonst nicht gegeben hättet. Diesem Appell an die
volkswirtschaftliche Verantwortung der Bankdirektoren blieb der Erfolg nicht versagt. Sie haben Kredite gegeben, die sie sonst nicht gegeben hätten. Sie haben Kredite gegeben, die den bisherigen Bonitäts- und Zinsforderungen nicht genügten. Sie haben billigere und bonitätsmäßig schlechtere Kredite gegeben.
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Prompt wuchs natürlich die Kreditnachfrage. Selbst die Unternehmen, die bisher noch in den Notstandsgebieten eigene Mittel investiert hatten,
nahmen sich nun billige Kredite, sparten ihr eigenes Geld und legten dies zu den höheren Sätzen ins Kerngebiet. (Selbstverständlich konnten
sie in jedem Einzelfall pünktlich nachweisen, dass die verbilligten Kredite nur zu Investitionen im Notstandsgebiet verwendet wurden.) Allmählich
füllten sich die Bankbilanzen im Notstandsgebiet mit Aktiva, die vor allem bonitätsmäßig nicht mehr ganz jenen Anforderungen entsprachen, die von den Banken des Kerngebiets an ihre Aktiva gestellt wurden. Es gab damals in jenem Land weder eine rechtliche noch eine faktische Depositengarantie.
Jeder Bankeinleger mußte selbst die Bankbilanzen studieren, um zu sehen, ob er sein Geld der fraglichen Bank anvertrauen konnte. Eines Tages stand in der Zeitung zu lesen, eine Bank des Notstandsgebiets sei für wenige Tage gezwungen, ein „Wartezimmer“ für ihre Gläubiger und Einleger einzurichten, bis sie mit ihren Verhandlungen über eine Erhöhung der offenen Kreditlinien vollends durchkäme, nicht ohne den Zusatz, dass selbstverständlich kein Grund zur Beunruhigung bestünde, es sei bereits sicher, dass die Frage in wenigen Tagen geklärt werde und die Bank wieder in Zentralbankgeld zahlen könne. Bereits am anderen Tage wurde die Meldung dementiert. Es war eine Ente. Trotzdem wurden die Bankkunden stutzig. Es kam in Einzelfällen vor, dass sie Warenlieferung an Abnehmer in dem Notstandsgebiet nur unter der Bedingung zusagten, den Gegenwert bei einer Bank des Kerngebiets gutgeschrieben oder unmittelbar in Zentralbankgeld angeschafft zu bekommen. Also konnte man im Notstandsgebiet nur noch mit Zentralbankgeld oder Guthaben bei Banken des Kerngebiets unbeschränkt Waren bezahlen.
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Prompt begann in den Notstandsgebieten der run auf Zentralbankgeld. Die Katastrophe war da. Wer A sagt, muß B sagen. Damit der phantastische Plan überhaupt weitergeführt werden konnte, musste die Ausgabe von Zentralbankgeld im Notstandsgebiet kontingentiert, die unbeschränkte Einlösung von Guthaben bei Banken der Notstandsgebiete in Zahlungsmittel des Kerngebiets oder Zentralbankgeld aufgehoben werden. Zentralbankgeld wurde an Angehörige des Notstandsgebiets nur noch zur Bezahlung lebenswichtiger „Einfuhren“ zur Verfügung gestellt. Zentralbankgeld und Guthaben im Kerngebiet hatten für sie den Charakter einer „harten“ Devise.
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Das Verhängnis nahm seinen Lauf. Die Importe aus dem Kerngebiet wurden kontingentiert, die Exporte gefördert, die privaten Kapital- und Kreditbewegungen aus dem Notstandsgebiet ins Kerngebiet wegen Kapitalfluchtgefahr unterbunden (nachdem die meisten ihr Schäfchen bereits im Trockenen hatten).
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Schecks in Landeswährung, lautend auf Banken im Notstandsgebiet, sollen in jenen Tagen am Schwarzmarkt zum Kurs von 80 Einheiten Zentralbankgeld je 100 Einheiten „Bankscheck“ gehandelt worden sein. Die Ausgabenüberschüsse der Betriebe und Haushalte im Notstandsgebiet waren um den Betrag der Inanspruchnahme der besagten Kreditlinien größer geworden. Die Notstandsgebiete hatten nach Unterbindung der Kapitalflucht plötzlich ein Leistungsbilanzdefizit. Sie hatten plötzlich eine ,,Zentralbankgeld-Lücke“, nun nicht nur – wie alle Länder zu allen Zeiten- im Sinne von oben A, Bund C, sondern plötzlich auch im Sinne von D: Sie hatten eine Differenz zwischen Leistungsbilanzdefizit und freiwilligem Kapitalimport, und zwar genau in Höhe der jeweils in Anspruch genommenen offenen Kreditlinien.
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Experten, die man von weither engagiert hatte, damit sie ein Gutachten erstatten, wie man denn wieder zu normalen Verhältnissen gelangen
könne, stellten fest, die „Lücke an Zentralbankgeld“ im Notstandsgebiet sei offensichtlich strukturell bedingt. Erst müsse man die gröbsten strukturellen Divergenzen beseitigen, ehe man wieder die früheren Verhältnisse herstellen könne. So lange seien aber die offenen Kreditlinien, die es den Banken des Notstandsgebiets ermöglichten, finanzielle Konditionen zu schaffen, in die kein Geldgeber des Kerngebiets mehr eintreten wollte,
absolut unentbehrlich.
volkswirtschaftliche Saldenmechanik von Wolfgang Stützel
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Sparen – Fluch oder Segen?
Anmerkungen zu einem alten Problem aus Sicht der Saldenmechanik

Ein, wie ich meine, fulminanter Aufsatz von Prof. Dr. Johannes Schmidt [Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, Fakultät für Wirtschaftswissenschaften]
Einführung
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Mit der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008 ff. ist auch das gesamtwirtschaftliche Denken vorübergehend wieder stärker in den Vordergrund
der wirtschaftstheoretischen und -politischen Diskussion gerückt:
Der massive Konjunktureinbruch hat die Staaten dazu veranlasst, Programme zur Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage aufzulegen und Defizite in den öffentlichen Haushalten zumindest hinzunehmen. Dadurch wurde eine Parallelpolitik wie in der Großen Depression der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts vermieden.
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Die sich daran anschließende Krise im Euroraum und speziell die aktuellen Probleme Griechenlands werden jedoch, so scheint es, nicht mehr unter diesem gesamtwirtschaftlichen Blickwinkel betrachtet, vielmehr ist wieder die einzelwirtschaftliche Sicht dominant: Griechenland – oder genauer: dem griechischen Staat – wird im Wesentlichen empfohlen, zu sparen. Die öffentliche Hand soll ihre Ausgaben drastisch reduzieren, Staatsvermögen verkaufen, umschulden etc., ohne jedoch die gesamtwirtschaftlichen Konsequenzen dieser Ratschläge ernsthaft zu analysieren.
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Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang nicht einmal so sehr die Frage, ob man die Krise aus keynesianischer, neoklassischer oder anderer Perspektive betrachtet; vielmehr geht es um sehr viel elementarere Zusammenhänge, die in der wirtschaftspolitischen Diskussion nicht ausreichend beachtet werden. Meine These: Der wirtschaftspolitischen und auch der wirtschaftstheoretischen Diskussion mangelt es an einer Berücksichtigung der grundlegenden saldenmechanischen Zusammenhänge.
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Die volkswirtschaftliche Saldenmechanik, die der überaus originelle Ökonom Wolfgang Stützel in systematischer Weise entwickelt hat (Stützel 1978, 1979), beschäftigt sich mit – in seinen eigenen Worten – „trivial-arithmetischen Zusammenhängen“ (Stützel 1978, S. 2), die zunächst einmal simple Buchhaltungsidentitäten sind:
der Verkauf des einen ist der Kauf des anderen; die Summe der Einnahmen aller Wirtschaftssubjekte in einer Periode muss gleich sein der Summe der Ausgaben in dieser Periode usw. Dennoch ist ein Verständnis dieser Mechanik grundlegend, wenn man bei der Interpretation gesamtwirtschaftlicher Zusammenhänge keinen Fehler machen will.
Auch und gerade viele erbitterte Auseinandersetzungen in der Ökonomik – zwischen Keynesianern und Neoklassikern, zwischen Befürwortern und Gegnern des Sparens etc. – lassen sich vor allem darauf zurückführen, dass den saldenmechanischen Zusammenhängen nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Dies soll im Folgenden belegt werden.
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Zunächst werden dazu im zweiten Abschnitt die Grundgedanken der Saldenmechanik kurz vorgestellt. Im dritten Abschnitt wird dann am Beispiel der Staatsverschuldung und der Eurokrise dargestellt, wie sich die Bewertung bestimmter wirtschaftspolitischer Probleme ändert, wenn man von Anfang an die saldenmechanischen Zusammenhänge mitbedenkt.
In diesem Zusammenhang wird in der öffentlichen Diskussion häufig davon gesprochen, dass zur Bewältigung des Problems der Staatsverschuldung
ein verstärktes Sparen des Staates erforderlich sei:
Der vierte Abschnitt beleuchtet daher den Begriff des „Sparens“ etwas genauer; denn er ist bei genauerer Betrachtung äußerst vieldeutig. Viele makroökonomische Kontroversen lassen sich erst verstehen bzw. auflösen, wenn diese verschiedenen Bedeutungen des Sparens klarer in den Blick genommen
werden – und auch hierbei leistet die Saldenmechanik einen wertvollen Dienst. Der fünfte Abschnitt zeigt dann am Beispiel der Diskussion um die Reform der Gesetzlichen Rentenversicherung, wie die Vermischung der verschiedenen Bedeutungen des Sparbegriffs zu Schlussfolgerungen führt, die bei einer genaueren Analyse unzutreffend sind oder zumindest stark relativiert werden müssen.
zur PDF [27 Seiten]
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mediale Erinnerungen
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Zu Unrecht vergessen: Wolfgang Stützel und seine Saldenmechanik
Die Ökonomenwelt entdeckt die alten Meister neu:
So meint etwa der Berkley-Professor und Blogger Brad DeLong, dass nur Ökonomen in der Tradition von Hyman Minsky oder Charles Kindleberger wirklich Interessantes zur Analyse der Finanzkrise beizutragen hätten.
Auf diese illustre Liste gehört aber noch ein anderer Ökonom, der in den USA gar nicht und in Deutschland kaum noch bekannt ist:
der deutsche Ökonomen Wolfgang Stützel, der im Saarland Professor war und im Jahr 1958 sein großes Buch “Volkswirtschaftliche Saldenmechanik” veröffentlichte.
Fabian Lindner Herdentrieb/DIE ZEIT, 09.01.2013