‚Münchhausen‘-Rede zur Wirtschafts- und Währungsunion von Dr. Theodor Waigel im Deutschen Bundestag (12. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1991)
Veröffentlicht: 17. Februar 2014 Abgelegt unter: Dr. Theodor Waigel (21. Apr 1989-27. Okt 1998), Konvergenz - Konvergenzkriterien, MAASTRICHT MANIFEST, Prof. Dr. Karl Schiller (13. Mai 1971-7. Juli 1972), Wirtschafts- und Währungsunion | Tags: Alcide de Gasperi, Bundesbank, D-Mark, Dr. Horst Köhler, EZB, Geldwertstabilität, Haushaltsdefizit, Inflation, Jean Monnet, Kohäsion, Konrad Adenauer, Konvergenzkriterien, Ludwig Erhard, Maastricht, Paul-Henri Spaak, Prof. Dr. Hans Tietmeyer, Prof. Dr. Karl Schiller, Prof. Dr. Wilhelm Hankel, Robert Schuman, Staatsverschuldung, Stabilität, Subsidiaritätsprinzip Hinterlasse einen Kommentar.
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Im Dezember 1991 hat der Europäische Rat der Staats- und Regierungschefs in Maastricht den „Vertrag über die Europäische Union“ vereinbart.
Wirtschaftlicher Kern dieses Vertragswerkes ist es, bis zum Ende dieses Jahrhunderts eine Europäische Wirtschafts- und Währungsunion zu schaffen. Die wirtschaftliche Integration mit dem Europäischen Binnenmarkt als Herzstück ist bereits weitgehend realisiert.
Die Europäische Währungsunion (EWU), samt gemeinsamer Währung, bildet das Ziel und den Abschluss der währungspolitischen Integration in Europa.
Die wichtigsten Stationen von der Vorbereitung bis zur Umsetzung der Wirtschafts- und Währungsunion sollen hier in loser Folge nachgezeichnet werden.
Bemerkenswerte Zitate seitens der EU-Verzückten als auch kritische Bewertungen renommierter Persönlichkeiten sollen die historischen Betrachtungen abrunden.
Als Auftakt soll die ‚Münchhausen‚-Rede des damaligen Bundesfinanzministers, Dr. Theodor Waigel zur Wirtschafts- und Währungsunion im Deutschen Bundestag (12. Wahlperiode — 64. Sitzung. Bonn, Donnerstag, den 5. Dezember 1991) hier dargestellt werden. Den Rest des Beitrags lesen »
Prof. Hankel über eine weitere Zuspitzung der Euro-Krise
Veröffentlicht: 5. Mai 2013 Abgelegt unter: Wilhelm Hankel | Tags: D-Mark, Euro-Krise, haircut, Prof. Wilhelm Hankel, Währungsreform Hinterlasse einen Kommentar„Euro ist Dynamit!“
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Prof. Wilhelm Hankel:
Der Euro ist wie Dynamit. Wenn Politiker so weitermachen, ist ein Bürgerkrieg nicht ausgeschlossen.
Einziger Ausweg:
Zurück zu nationalen Währungen, Euro nur noch als Verrechnungseinheit. – Bei Währungsreform droht auf jeden Fall ein Haircut für Sparer, auch bei Wiedereinführung der D-Mark.
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Aus dem Archiv:
Dossier zur “Zyprisierung” von Sparern und Anlegern
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Ihr Oeconomicus
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Prof. Wilhelm Hankel „zum Anfassen“ in Baden-Württemberg
Donnerstag 23.05.2013 // 19:30 Uhr
Ort: Talwiesenhalle, 78239 Rielasingen, Dr. Fritz-Guth-Straße 7
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Archiv-Informationen zur Vertiefung von Prof. Hankel’s Lösungsweg zur Euro-Krise
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andere Stimmen:
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Nigel Farage am 17. April 2013 im EU-Parlament in Straßburg
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Prof. Wilhelm Hankel: Die Euro-Bombe
Veröffentlicht: 21. März 2013 Abgelegt unter: BEWERTUNGEN ZUM ZEITGESCHEHEN, Euro-Zone (EU-Mitgliedsländer OHNE eigene Währungssouveränität), Politik + Gesellschaft, Politische Parteien, Wilhelm Hankel | Tags: Club de Paris, D-Mark, Prof. Wilhelm Hankel, Staatsbankrott Ein KommentarInterview mit Prof. Hankel – 23Mrz2013 – Fuldaer-Zeitung – PDF
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Wilhelm Hankel: Die Euro-Bombe
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Prof. Hankel ließ zu Anfang seines Vortrages am vergangenen Samstagnachmittag jede Hoffnung auf das Ausbleiben einer inflationären Krise in der Bundesrepublik Deutschland verpuffen. Er verglich die derzeitige Geisteslage der Politiker mit der eines Selbstmörders, der auf halbem Wege seines Sturzes in den sicheren Tod glaubt, sich der Schwerkraft noch entziehen zu können. Noch halte sich die Inflation nur in den Geldwerten, in Aktien und Immobilien, so Hankel.
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Doch es sei lediglich eine Frage der Zeit, wann sie auch mit voller Wucht in der Realwirtschaft durchbrechen werde. An seinen Kollegen in den Wirtschaftswissenschaften ließ er kein gutes Haar. Die meisten Vertreter seiner Zunft lieferten lediglich Argumente für den Hof, sicherten sich damit Aufträge.
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In den derzeitigen Jubel um die alternative Partei, gegründet und unterstützt von einigen seiner kritischen Professorenkollegen, wollte der ehemalige Mitarbeiter im Bundeswirtschaftsministerium nicht einstimmen. Ihre Forderungen zum Ausstieg aus dem Euro seien ihm zu radikal. Zudem empfinde er die Protagonisten als Laienschauspieler, die kaum die derzeitige Politik ändern könnten.
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Hankel präsentierte auf dem Kongress der Sven Hermann Consulting sehr viel lieber einen eigenen Reformvorschlag:
Die parallele Existenz von Euro und D-Mark. Die D-Mark werde eingeführt. Der Euro bliebe erhalten. Inflation werde dadurch ausgeschlossen, dass die EZB nur gegen den Ankauf von nationalen Währungen neue Euros emittieren darf. So lauteten Hankels Alternativpläne. Er schwärmte sogleich vom „politischen Charme“ seines Vorschlages:
Durch den Fortbestand des Euros würden die Gräben zwischen den Mitgliedsstaaten wieder zugeschüttet. Die europäische Harmonie werde gefördert, so Hankel. Zudem gewönne die Euro-Zone an Attraktivität für Investoren aus der Schweiz, aus Russland und Schweden, für alle, die bislang ein Investment in der Euro-Währung ablehnten. Weniger produktive Volkswirtschaften könnten sich dann auch wieder selbst helfen, indem sie die eigenen Währungen abwerten. Und zur Krönung vermutete Hankel gar einen neuen „Goldstandard“ hinter dem Euro, sollte sein Plan Wahrheit werden. Inflation sei schließlich ausgeschlossen. Wie die Sonderziehungsrechte, in den 1960er Jahren maßgeblich von Hankel mitentwickelt, sei der Euro gemäß seinen Plänen wertstabil, weil nur im Tausch gegen nationale Währungen vermehrbar. Die gesamte Geldmenge bliebe auf diesem Wege konstant. Warum seine Pläne Erfolg versprechen? China nutze die Sonderziehungsrechte schon als neue, stabile Leitwährung. Der Dollar verliere mehr und mehr diese Funktion. Diese Funktion solle man auch dem Euro geben, der dann langfristig zu einer Verrechnungseinheit zusammenschrumpfen würde.
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Als Positivbeispiel beschrieb Wilhelm Hankel die Vorgehensweise der isländischen Politiker, die in Folge der Schuldenkrise Bailouts verweigerten, Banken untergehen ließen und die Bedienung der Auslandsschulden verweigerten. Heutzutage krähe kein Hahn mehr nach dem isländischen Schuldendienst, um anderen notleidenden Ländern kein eurogefährdendes Beispiel aufzuzeigen. Ein Konstrukt wie der ESM sei in der heutigen Schuldenkrise zudem unnötig. Mit IWF und Weltbank, Londoner und Pariser Klub seien bewährte Werkzeuge der Schuldenregulierung und Einigung zwischen Gläubigern und Schuldnern vorhanden, referierte der langjährige Auftragnehmer von GTZ und Weltbank.
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Summa summarum genüge laut Wilhelm Hankel die Rückkehr in den seligen Schoß von Mütterchen D-Mark.
„Die EU ist ebensowenig schlecht wie Bismarcks Reich. Sie schuldet uns lediglich ein vernünftiges BGB, ein Handelsrecht.“
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Quelle: ef-magazin
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Anmerkungen zu Staatsbankrotten und dem Club de Paris:
Zahlungsunfähigkeit von Staaten ist keine Seltenheit. Ich habe mal versucht zu ermitteln, welche Länder seit 1970 von einem Staatsbankrott betroffen waren oder in welchen Fällen die Gläubiger sogenannten “haircut’s” zustimmen mussten:
Ägypten – 1984
Albanien – 1990
Argentinien – 1982 und 2001
Bolivien – 1980
Brasilien – 1983
Bulgarien – 1990
Chile – 1972 und 1983
Costa Rica – 1981
Dominikanische Republik – 1982
Ecuador – 1984, 2000 und 2008
Guyana – 1982
Honduras – 1981
Iran – 1992
Irak – 1990
Jamaica – 1978 und 2010
Jordanien – 1989
[Ex-]Jugoslawien – 1983
Mexico – 1982
Marokko – 1983
Panama – 1983
Peru – 1978 und 1984
Philippinen – 1983
Polen – 1984
Rumänien – 1982
Russland – 1991 und 1998
Südafrika – 1985
Trinidad und Tobago – 1989
Türkei – 1978
Ukraine – 2010
Urugay – 1983
Venezuela – 1982 und 2001
[Quellen: Reinhart & Rogoff: This Time is Different, Eight Centuries of Financial Folly, 2009 – Seite 23 – deutsche Ausgabe] und eigene Recherchen.
Bei solchen internationalen Schuldenkonferenzen ist der Club de Paris, in welchem sich die wichtigsten Gläubigerstaaten seit 1956 zusammengeschlossen haben, federführend.
Institutionelle Beobachter des Club des Paris | ||
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Afrikanische Entwicklungsbank | ![]() |
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Interamerikanische Entwicklungsbank |
Seit seiner Gründung wurden dort 421 Umschuldungs-Abkommen mit 88 Staaten von Afghanistan bis Zentralafrikanische Republik in einem Gesamtvolumen von US$ 553 Mrd. ausgehandelt. Übrigens war der ehemalige EZB-Chef Jean-Claude Trichet von 1985-1993 der amtierende Präsident des Pariser Clubs.
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Ihr Oeconomicus
Eine Deutsche Goldmark ist der Schlüssel zur Beendigung der Papiergeld-Inflation
Veröffentlicht: 5. Dezember 2012 Abgelegt unter: ÖKONOMIE - ECONOMICS | Tags: Österreichische Schule, Bundesbank, D-Mark, Europäische Währungsunion, Ludwig von Mises Institut Hinterlasse einen KommentarEine Deutsche Goldmark ist der Schlüssel zur Beendigung der Papiergeld-Inflation
In seinem kürzlich auf http://www.mises.org erschienenen Beitrag „Fools Gold Standards“ warnte John P. Cochran seine Leser, keine andere Neuordnung der Währung außer einer marktwirtschaftlichen Geldordnung zu akzeptieren. Daher sah er sich gezwungen, unseren zuvor erschienenen Beitrag „A Golden Opportunity“ zu kritisieren, in dem wir Deutschland den Rat gaben, die Europäische Währungsunion zu verlassen, die D-Mark wieder einzuführen und diese an Gold zu binden. Obgleich er zugab, dass „unsere Empfehlung ein Schritt in die richtige Richtung sein könnte, … hätte Deutschland nach wie vor eine Notenbank und somit weiterhin eine manipulierbare Geldpolitik “. Das ist richtig … für den Moment. In keinster Weise wollten wir mit unserem Beitrag den Anschein erwecken, dass wir eine Geldreform anstrebten, die bei einer durch eine Notenbank kontrollierten goldgedeckten Währung enden solle. Als Ökonomen der Österreichischen Schule ist uns dies natürlich vollkommen bewusst und unser Ziel ist selbstverständlich das Erreichen einer marktwirtschaftlichen Geldordnung, die am ehesten Freiheit, Wohlstand und Frieden ermöglicht. Die Frage ist nur, wie können wir dies erreichen?
[…]
von Godfrey Bloom und Patrick Barron – Ludwig von Mises Institut
Bofinger: „Währungsunion befindet sich in einem Teufelskreis“
Veröffentlicht: 1. Oktober 2012 Abgelegt unter: ÖKONOMIE - ECONOMICS, Dokumenten-Sammlung, Euro-Zone (EU-Mitgliedsländer OHNE eigene Währungssouveränität), Finanzkrise, Peter Bofinger | Tags: Bundesbank, D-Mark, ESM, Euro, Euro-Zone, EZB, Fiskalpolitik, Inflationsrate, Staatsverschuldung, Währungsunion Hinterlasse einen KommentarBofinger: „Währungsunion befindet sich in einem Teufelskreis“
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Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger erwartet eine Verschärfung der Schuldenkrise. Wenn es nicht gelingt, aus dem Lavieren herauszukommen, werde die Wirtschaft der Euro-Zone in eine schwere Krise – die vor allem Deutschland und den Rest Europas entzweien werde.
DMN-Interview
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Anmerkung
Statt Bofinger’s neues Buch zu kaufen, genügt mir ein erneuter Blick in sein im Oktober 1997 veröffentlichtes Manifest
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“10 Punkte wider die Euro-Skepsis”
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1. Der Euro stärkt Wachstum und sichert Arbeitsplätze
Eine gemeinsame Währung in Europa beseitigt Wechselkursrisiken und schafft mehr Planungssicherheit. Für die deutsche Wirtschaft entfällt so ein erhebliches Standortrisiko. Wegen der Devisenturbulenzen der vergangenen Jahre sind unzählige Arbeitsplätze verlorengegangen. Die übertriebene Mark-Aufwertung zwischen 1991 und 1995 ist eine wichtige Ursache für das schwache Wachstum und die gegenwärtige Arbeitslosigkeit: Allein durch die Aufwertung ist in diesem Zeitraum das deutsche Kostenniveau gegenüber dem Rest der EU um gut 17 Prozent gestiegen.
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2. Der Euro hilft, Kosten zu senken
Durch den Wegfall von Umtauschgebühren und Devisenkurssicherung entfallen bei Unternehmen und Verbrauchern Kosten, deren Höhe auf jährlich rund 1% der Wirtschaftsleistung geschätzt wird. Durch den intensiveren Wettbewerb unter Unternehmen, Versicherungen und Banken in Europa werden Waren und
Dienstleistungen in der Tendenz billiger.
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3. Der Euro schafft eine Stabilitätsgemeinschaft in Europa
Mit ihrer Teilnahme an der Währungsunion bringen die EU-Länder zum Ausdruck, daß sie ihre Probleme nicht mehr über eine Inflationspolitik lösen wollen: Sie übertragen ihre geldpolitischen Kompetenzen auf die Europäische Zentralbank und verzichten auf das inflationstreibende Instrument, ihre Währung gegenüber den EU-Partnern abzuwerten. Eine Finanzierung von Staatsdefiziten durch die Notenpresse wird durch den EU-Vertrag zudem ausdrücklich ausgeschlossen.
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4. Der Euro hat alle Chancen, eine stabile Währung zu werden
Die künftige Europäische Zentralbank (EZB) steht als Garantin dafür, daß der Euro stabil wird.
Sie ist ganz dem Modell der Bundesbank nachgebildet und eindeutig auf das Ziel der Preisstabilität verpflichtet. Ihre Vertreter werden für fünf bis acht Jahre bestellt und sind unabhängig von politischen Weisungen. Im Zentralbankrat werden erfahrene Notenbankpolitiker sitzen.
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5. Europa kann eine Stabilitätskultur entwickeln
Es gibt keinen Grund, anderen Ländern in der EU den ernsthaften Willen zu hoher Preisstabilität abzusprechen. In den 70er Jahren wurden in Europa sicher stabilitätspolitische Fehler gemacht, doch die Lernprozesse sind evident. Alle Staaten haben in den vergangenen 15 Jahren gezeigt, daß sie dem Ziel stabiler Preise eine zentrale Bedeutung einräumen. Mit rund 1,5 Prozent ist die Inflation in der EU derzeit auf einem historischen Tiefstand. Die Staatsdefizite liegen heute deutlich unter dem Niveau der Jahre 1992/93 (damals rund 6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts).
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6. Ängste vor einer Transferunion sind übertrieben
Unzutreffend ist, daß die Europäische wie die deutsch-deutsche Währungsunion von 1990 zu hohen Transfers in schwächere Regionen führen muß. In Deutschland wurde unter anderem ein Umtauschkurs gewählt, der dem Leistungsgefälle zwischen Ost und West ebenso wenig gerecht wurde wie die rasche Angleichung der Löhne. Beim Euro werden die Kurse dagegen auf Grundlage marktgerechter Devisenkurse festgelegt:
starke Lohnschübe in einzelnen EU-Ländern sind allein wegen des intensiven Konkurrenzdrucks unwahrscheinlich. Auch gibt es in der EU keinen Automatismus wie den deutschen Länderfinanzausgleich, der dazu führen würde, daß Deutschland für die Probleme anderer Staaten aufkommen muß.
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7. Der Euro darf nicht an starren Defizitmarken scheitern
Die Qualität einer Währung wird nicht davon bestimmt, ob in einem Stichjahr wie 1997 ein Staatsdefizit von 3,0 oder 3,2 Prozent ermittelt wird. Die Erfahrung zeigt, daß der Einfluß des Staatsdefizits auf die Inflation sehr gering ist, wenn die Schulden nicht durch die Notenpresse finanziert werden dürfen. So konnte Deutschland 1996 bei einem Defizit von 3,8 Prozent ein hohes Maß an Geldwertstabilität (Inflation: 1,5 Prozent) erzielen.
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8. Worauf es ankommt
Alle EU-Länder sollten große Anstrengungen unternehmen, ihre Defizite auf Dauer unter der 3- Prozent-Grenze zu halten. Wichtig dabei ist, daß an die Stelle kurzatmiger Sparprogramme eine glaubwürdige mittelfristige Konsolidierungsstrategie tritt. Gefordert sind auch die Tarifparteien. Sie können zu einem guten Start der Währungsunion beitragen, indem sie möglichst bald auch für 1998/99 moderate Tarifabschlüsse vereinbaren. Ein solcher Vertrauensvorschuß in die Europäische Zentralbank würde deren stabilitätspolitische Aufgabe erleichtern.
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9. Die Währungsunion sollte pünktlich 1999 starten
Der Euro kann und sollte 1999 starten. Für eine Verschiebung gibt es derzeit keinen vernünftigen Grund. Fast alle EU-Staaten erfüllen das Inflationskriterium. Auch die Anleger auf den internationalen Finanzmärkten setzen auf einen pünktlichen Start und darauf, daß der Euro eher noch stabiler wird als die D-Mark: Die Zinsen auf langfristige Anlagen – ein wichtiges Warnsignal für die Inflationserwartung der Märkte – waren noch nie so niedrig wie in den vergangenen Monaten.
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10. Europa braucht den Euro
Die ökonomischen Vorteile einer Währungsunion sind groß. Ohne den Euro drohen in Deutschland weitere Arbeitsplätze verlorenzugehen. Ein Nebeneinander von 15 Währungen in Europa wird zum Anachronismus, je mehr Güter- und Finanzmärkte zusammenwachsen.
Der Euro-Pessimismus der Kritiker steht im Widerspruch zu den tatsächlichen Stabilitätserfolgen, die in Europa seit Mitte der 80er Jahre erzielt wurden.
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Quellen:
Wirtschaftswissenschaftliches Seminar – Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Tübinger Diskussionsbeitrag Nr. 308 – November 2006
Prof. Dr. Joachim Starbatty – „Sieben Jahre Währungsunion: Erwartungen und Realität“
PDF – [37 Seiten]
ManagerMagazin, September 1997
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.. noch Fragen?
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Ihr Oeconomicus
Euro-Staatsstreich vertagt
Veröffentlicht: 23. August 2012 Abgelegt unter: €URO, Finanzkrise | Tags: Budget-Hoheit, BVerfG, D-Mark, DEMOKRATIE, Dr. Wolfgang Schäuble, ESM, ISLAND - ICELAND, Prof. Andreas Voßkuhle, Prof. Dr. rer. pol. Wilhelm Hankel, Verfassungsbeschwerde, Wohlstandsopfer Hinterlasse einen KommentarEuro-Staatsstreich vertagt
von Prof. Dr. Wilhelm Hankel, Donnerstag, 23. August 2012 um 00:57
Bildrechte: Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Rechteinhabers
Der Rettungsschirm ESM gefährdet unsere Demokratie und unsere Sparguthaben. Die Karlsruher Verfassungsrichter haben ihn bis 12 September gestoppt.
Die Karlsruher Verfassungsrichter, vergleichbar den Ephoren im alten Sparta haben am 10. Juli ihre Entscheidung zum permanenten Rettungsschirm ESM, dem neuen Vertragspaket zur Euro-Rettung, fürs erste vertagt. Schon dass sie den Eil-Anträgen der vier Kläger-Gruppen (der Alt-Kläger um die Professoren Karl Albrecht Schachtschneider, meiner Wenigkeit und anderen, des CSU-Abgeordneten Peter Gauweiler, der Fraktion Die Linke im Bundestag und einer Bürgerinitiative um die frühere Justizministerin Herta Däubler-Gmelin mit 23.000 Bürgerstimmen) stattgaben, war eine Sensation.
Die Bundesregierung war mehr als überrascht. Das zeigte sich am Formtief ihrer Repräsentanten, dem Bundesfinanzminister an der Spitze, bei der Verhandlung. Dass Wolfgang Schäuble unumwunden Abstriche an Deutschlands Demokratie sowie Wohlstandsopfer der Bürger als Preis für das Gelingen des Projektes Vereintes Europa bezeichnete und anforderte, veranlasste Gerichtspräsident Andreas Vosskuhle zur mahnenden Gegenrechnung: Europa brauche die Demokratie in Deutschland genau so wie Deutschland Europa.
Es waren die unfreiwilligen Steilvorlagen der Regierungsvertreter und der auf die Euro-Rettung um jeden Preis eingestimmten Parlamentarier, die die Verfassungsrichter zunehmend nachdenklicher machten und zu Nachfragen veranlassten. Am Ende stand fest: Einen kurzen Prozess, wie ihn die Bundesregierung sich wünscht, wird es mit Deutschlands Verfassungshütern nicht geben. Dafür steht zu viel an Grundrechten der Bürger, an ihrer Freiheit und an ihren Ersparnissen auf dem Spiel.
Die Argumente von uns Alt-Klägern lassen sich in fünf Punkten zusammenfassen.
- Durch den ESM wird nicht der Euro gerettet, sondern es werden schlecht regierte Euro-Staaten und verzockte Banken vor dem Konkurs bewahrt.
- Die Verträge über das Funktionieren der Währungsunion werden durch den ESM auf den Kopf gestellt. Mit den Hilfen des ESM soll belohnt werden, was bisher strikt untersagt war: hemmungsloses öffentliches und privates Schuldenmachen und das Haften andrer Staaten für den Euro-Sünder. Mit dem ESM und seinen Aufgaben wird ein Grundpfeiler unseres Rechtsystems und unserer marktwirtschaftlichen Ordnung ausgehebelt: die Eigenverantwortung für Versagen und Verluste.
- Der ESM sprengt mit seiner Macht alle demokratischen Verfassungen der europäischen Staaten und mit seinen Mitteln alle Dimensionen der europäischen Finanzwirtschaft. Sein Stammkapital ist mir 700 Milliarden Euro mehr als doppelt so groß wie ein deutscher Staatshaushalt und übertrifft insgesamt die Mittel von Europäischer Zentralbank, Bundesbank und der Deutschen Bank (als größter europäischer Privatbank) bei weitem. Europa wird statt von seinem Staaten und ihren demokratisch gewählten Politikern von der Geschäftsleitung des ESM regiert. Diese ist buchstäblich autark, denn sie schuldet keinem Parlament Rechenschaft, genießt Immunität und ist nicht gezwungen, Weisungen der Geldgeber zu befolgen. Die Euro-Länder liefern sich einer anonymen Finanz-Diktatur aus, deren Einfluss unser Leben bestimmen wird.
- Nachdem die Euro-Politiker bereits den Staaten Geld-Hoheiten und –Verantwortung genommen haben, starten sie nunmehr den Angriff auf deren Budget-Hoheit, den harten Kern der Demokratie. Wenn die Erstausstattungen des ESM nicht reicht, kann er Nachschüsse verlangen. Niemand kann verlässlich sagen, wo deren Grenze liegt. Die Gesetzeslage ist nicht klar. Deutschland läuft Gefahr, solange zahlen müssen, wie es das (noch) kann. Dem Finanzminister, der so etwas unterschreibt oder vorantreibt, sollten die Hände verdorren.
- Deutschland braucht einen starken Euro – so stark wie die D-Mark. Diesen starken Euro kann es aber im Verbund mit den heutigen (und morgigen) Schuldenländern nicht geben. Sie werden auch künftig versuchen, das schwarze Loch zwischen ihrer relativ niedrigen Produktivität und dem allseits gewünschten hohen Lebensstandard durch fremdes Geld zu stopfen – unseres!
Europa steht am Rubikon: Es muss die Währungsunion auflösen, bevor sie zur Sozialkrise führt. Im Südgürtel der Euro-Zone ist diese bereits angekommen. Mehr Arbeitslosigkeit, besonders unter der Jugend, ist kaum noch vorstellbar. Mehr Perspektivenlosigkeit für die Bürger auch nicht. Das alles steht dem zahlenden Norden, insbesondere Deutschland, noch bevor.
[…]
Die Karlsruher Richter haben erkannt, dass das vom Bundestag verabschiedete ESM-Gesetz Pfusch ist. Ich rechne nicht unbedingt damit, dass sie in ihrem Urteil am 12. September frontal gegen die Bundesregierung entscheiden werden. Aber sie werden sie zur Nachbesserung des Gesetzes verpflichten. Damit würde sich das Inkrafttreten des ESM um viele Monate verzögern, und das wäre faktisch das Todesurteil für den ESM und damit für den Euro. Über einen solchen Ausgang sollte niemand traurig sein.
Würde die Beendigung der fatalen Euro-Rettung wirklich größeren Schaden anrichten als ihre Endlos-Fortsetzung? Gilt nicht auch hier das Sprichwort: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Die Euro-Politiker behaupten: Ein Abbruch der Währungsunion verursache Kosten (zu fragen ist: bei wem?), die nicht mehr zu verkraften seien: Staatsbankrotte, Bankensanierungen, eine tiefe und lang angehaltende Krise der Realwirtschaft wie vor 80 Jahren, als nach dem „schwarzen Freitag“ und dem Zusammenbruch des weltweiten Goldstandards – nach der Pfund-Abwertung vom September 1931 – die wesentliche Weltwirtschaft kollabierte.
Eine Reise an Europas nördliche Peripherie, zur Insel Thule (Island), würde allerdings zeigen, wie wenig das Damals mit dem Heute zu vergleichen ist. Das kleine Land, das kein Mitglied der Euro-Zone und der EU ist, verlor beim Ausbruch der globalen Finanzkrise (in den Jahren 2008/2009) sein gesamtes Bankensystem. Bemerkenswerterweise verzichtet man anschließend auf dessen Sanierung auf Staats- und Steuerzahlerkosten, stattdessen ließ man die verzockten Banken pleitegehen. Die Inlandssparer wurden auf Staatskosten entschädigt, Aktionäre, Auslandsinvestoren sowie die verantwortlichen Manager gingen leer aus. (Einige der Auslandsinvestoren reichten Klage ein, wurden aber per Referendum abgewiesen, die Manager vor Gericht gestellt.) Seine überdimensionierten Bankschulden war das Land mit dieser Maßnahme los; sie drohten weder dem Staat noch der Wirtschaft zum Verhängnis zu werden. Der Staat musste sie weder übernehmen noch nachfinanzieren. Die Währung wurde zunächst drastisch ab- und später wieder leicht aufgewertet (und notiert derzeit um 50 Prozent gegenüber dem Stand vor der Krise). Island wird im Jahr 2012 ein Wirtschaftswachstum zwischen zwei und drei Prozent erzielen, das damit höher ist als jenes aller anderen Staaten der Euro-Zone. Islands Staatsanleihen, die inzwischen wieder gehandelt werden, werden mit BBB+ bewertet und kosten den Fiskus um die fünf Prozent pro Jahr, weit weniger also als die Zinsen, die jedes Krisenland der Euro-Zone zahlen muss.
Die moderne Island-Saga lehrt dreierlei: Ein Land mit eigener Währung hilft sich immer selbst; es ist weder auf fremde Unterstützung angewiesen, noch muss es fürchten, seine Staatlichkeit zu verlieren und zum finanziellen Protektorat seiner Helfer abzusinken, seien es nun EU oder IWF. Ein Land mit eigener Währung kann immer den Staatsbankkrott vermeiden und durch die externe Währungsabwertung ersetzen (was innerhalb der Euro-Zone unmöglich ist). Diese stellt dann die verlorene Wettbewerbsfähigkeit der Volkswirtschaft und die Kreditfähigkeit des Staates wieder her. Das Land bleibt damit unabhängiger und gleichberechtigter Partner der Weltwirtschaftsfamilie; es gewinnt sein > in der globalen Finanzwelt wieder zurück. So geschah es mit allen Abwertungsländern seit den Tagen der Phönizier.
Bleibt abschließend zu fragen: Warum gehen EU und Europapolitik nicht diesen historischen und letztlich immer erfolgreichen Weg der Lösung der europäischen Währungskrise? Weshalb wird die Krise des Euro zum Mittel der Machterweiterung der EU und ihrer Organe missbraucht sowie zur Einschränkung (wenn nicht gar Abschaffung) von Rechtstaat und Demokratie in den (noch) souveränen Staaten Europas genutzt? Wem nutzt die Euro-Rettung, und wer verdient wie viel an ihr? Wie ehrlich sind die Argumente eines George Soros, der den Deutschen vorhält, zu wenig für Europa zu tun und noch immer nicht genügend Geld auf dem Altar des alten Kontinents verbrannt zu haben? Meint dieser Meisterspekulant Europas Krisenländer oder seine eigenen Konten?
Deutschland hat mit der Preisgabe seiner harten, stabilen D-Mark über Nacht alle mit einer solchen Währung verbundenen Vorteile verloren: den Zins- und den Wachstumsvorsprung der eigenen Volkswirtschaft vor denen der Nachbarn (mit Einführung der Euro-Zeit verwandelte sich Europas ehemalige Konjunkturlokomotive in den Wagen mit dem roten Schlusslicht), den Aufwertungsgewinn für die eigene Bevölkerung und Volkswirtschaft (Karl Schiller nannte ihn ein permanente Sozialdividende), der die Kosten- und Wettberwerbssituation der vom Import teurer Rohstoff-, Energie- und Vorprodukte abhängigen deutschen Industrie nachhaltig verbesserte), sowie die magnetische Anziehungskraft des Standortes Deutschland für Auslandskapital und –beteiligungen.
Deshalb: Gebt unsere D-Mark zurück!
Quelle: Prof. Dr. Wilhelm Hankel