vom Freihandels-Jubel der Verzückten und inkonsistenten Moll-Tönen by Karel de Gucht
Veröffentlicht: 5. Februar 2014 Abgelegt unter: TTIP / TAFTA | Tags: BDI, Benedicte Federspiel, Bertelsmann-Stiftung, Dr. Beate Merk, Ilse Aigner, Karel De Gucht, Pascal Kerneis, Prof. Jagdish Bhagwati, Ulrich Eckelmann Hinterlasse einen KommentarWährend die ‚Verzückten‘ der TAFTA-Freihandels-Konsultationen zwischen EU und USA nicht müde werden, die Vorzüge eines solchen Abkommens anzupreisen, erscheint unter Bezug auf Benjamin Franklin’s Erkenntnis “Well done is better than well said” eine gewisse Skepsis durchaus angebracht.
Mit einer umfangreichen Makro-Analyse 1 versucht nun die ‚arbeitnehmer-freundliche‘ Bertelsmann-Stiftung den Nachweis zu führen, dass nahezu alle Branchen in allen Bundesländern vom Abschluß des Freihandels-Abkommens profitieren und sich die zu erwartenden Lohnzuwächse über alle Einkommensgruppen verteilen würden!
Selbstredend hat sich auch der BDI 2 eindeutig zum TAFTA-Abkommen positioniert, postuliert Wachstum und Arbeitsplätze und erfreut sich an einer Studie im Auftrag der EU-Kommission 3, nach deren Schätzungen EU und USA jeweils mit rund € 100 Mrd. Wirtschaftswachstum pro Jahr rechnen können.
.
EU-Kommission und Bundesregierung jubilieren mit vollmundigen Versprechungen. Demnach soll das transatlantische Freihandelsabkommen mit den USA hunderttausende Arbeitsplätze schaffen und Europa aus der Wirtschaftskrise helfen.
Allerdings:
Die beeindruckenden Wachstums-Zahlen beruhen auf völlig unrealistischen Szenarien, wie etwa dem Beitritt der USA zur Europäischen Union. Kritiker sprechen von einer beispiellosen Werbekampagne, um die wachsende Sorge vor Demokratieverlust und dem Abbau von Verbraucherrechten zu überdecken. Genau darauf deutet auch ein geheimes Strategiepapier der EU hin, das MONITOR vorliegt.
[…]
Die Stimmen verzückter Träumer
und der Kontrapunkt von Prof. Jagdish Bhagwati (Columbia University), einem der renommiertesten Handelsökonomen der Welt:
„Diese Studien sind alle hochproblematisch, denn bei der Frage, welche Annahmen sie zugrunde legen, kommt man schon in die Nähe von reinen Meinungsäußerungen. Viele Leute mit Erfahrung werden Ihnen sagen, mit Studien bekommen Sie das Problem nicht in den Griff.“
.
.
.
Monitor-Interview mit mit EU-Handelskommissar Karel De Gucht in der Langfassung
Videoclip – [24:11 Min]
.
.
Bei manchen mit wichtigem Gesichtsausdruck formulierten Antworten von Herrn de Gucht könnte ein etwas peinlicher Eindruck entstehen (!)
.
Erhebt sich vor all diesem Hintergrund nicht auch die Frage, ob und in welchem Umfang man die Einschätzungen der Bayrischen Landesregierung (vgl. Schreiben vom 31.1.2014 an die Präsidentin des Bayrischen Landtages von Ilse Aigner/Dr. Beate Merk 4) zu bewerten hat?
Neben zahlreichen Bewertungen und Schlussfolgerungen erscheint der Hinweis auf die Einrichtung eines 14-köpfigen Beratergremiums der EU-Kommission aus Verbraucher- und Wirtschaftverbänden besonders bemerkenswert (s. Anlage 3)
In diesem Zusammenhang sei auf eine Veröffentlichung der Wiener Zeitung vom 04.02.2014 hingewiesen aus welcher die nachfolgenden Zitate entnommen sind:
Benedicte Federspiel:
„..dass sich durch die Expertengruppe irgendetwas an Transparenz oder der Wahrnehmung der Wünschen der Zivilgesellschaft ändern wird, daran hegt man sogar innerhalb des Teams Zweifel.“
Ulrich Eckelmann:
„Ich glaube, die Gruppe wird nicht viel zu sagen haben … Es ist überhaupt relativ nebulös, zu welchen Themen wir denn Ratschläge erteilen sollen … Die Rahmenbedingungen sollen relativ restriktiv sein. Wir werden wohl nur das erfahren, was auch öffentlich diskutiert wird und keinen Zugang zu Dokumenten bekommen. Die Kommission wird uns somit nur Informationen aus zweiter Hand zukommen lassen.“
Pascal Kerneis:
„Die Kommission hat ganz klar gesagt, dass die Amerikaner nicht wollen, dass ihre Dokumente verbreitet werden. Das betrifft auch das EU-Parlament, die Mitgliedsstaaten und die Experten. Die einzigen Dokumente, zu denen wir – vertraulichen – Zugang bekommen, werden lediglich die der Kommission und der EU sein, aber nicht jene der USA.“
Nach Einschätzungen von Pascal Kerneis trauen die USA dem europäischen System nicht:
„Wenn eine Verhandlungsposition öffentlich wird, hat man automatisch eine viel geringere Manövrierfähigkeit. Sie trauen dem europäischen System nicht, weil die Kommission, sobald sie ein Dokument erhält, dieses an die Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament weiterleitet. Das ist dann eine Stunde später im Internet. In den USA ist das unvorstellbar. Auch auf amerikanischer Seite gibt es Expertengruppen wie jene, die die Kommission jetzt ins Leben gerufen hat. Nur mit viel strengeren Auflagen:
Die Mitglieder müssen auf die Bibel schwören, und wenn sie ein vertrauliches Dokument weitergeben, werden sie nicht nur auf Lebzeit von der Liste der Lobbyisten in Washington gestrichen, sie werden auch strafrechtlich verfolgt.“
.
.
Ihr Oeconomicus
.
.
1 Studie der Bertelsmann-Stiftung
2 BDI-Positionen zum Freihandelsabkommen
3 Studie des Centre for Economic Policy Research, London
4 2014_01_31 Ilse Aigner Bericht StReg
.
.
korrespondierende Archiv-Beiträge
TTIP/TAFTA: US-Senator Harry Reid’s ‚No!‘ zu einem „Fast-Track“-Gesetz
Veröffentlicht: 5. Februar 2014 Abgelegt unter: Buch-Tipps & Literatur-Empfehlungen, TTIP / TAFTA, UNITED STATES OF AMERICA | Tags: BDI, Bertelsmann-Stiftung, Fast Track Procedure, Harry Reid, Karel De Gucht, Michael Froman, nicht-tarifäre Handelshemmnisse, Repräsentantenhaus, right-to-work-law, Senat, TTIP, WTO Ein KommentarHarry Reid, 74, ist Senator des US-Bundesstaates Nevada, und als Mehrheitsführer der Demokraten im Senat einer der wichtigsten Verbündeten von Barack Obama.
Wie jetzt bekannt wurde hat Reid nun etwas überraschend Obama’s „Heiligenschein“ deaktiviert und angekündigt, er sei nicht bereit, ein „Fast-Track“-Gesetz zu unterstützen, das es dem Präsidenten erlauben würde, internationale Handelsverträge beschleunigt durch den Kongress zu bringen.
.
.
.
In ihrem Werk „Die Außenpolitik der USA: Theorie – Prozess – Politikfelder – Regionen„ liefern die Herausgeber Simon Koschut und Magnus-Sebastian Kutz Hintergrund-Informationen zum „fast-track-Mandat„ [ab Seite 173 – Hervorhebungen/Verlinkung durch mich]:
.
Auf dem Gebiet der Außenpolitik ist der Präsident verfassungsrechtlich mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet:
„Er hat das Recht auf Anraten und mit Zustimmung des Senats Verträge zu schließen, vorausgesetzt, dass 2/3 der anwesenden Senatoren zustimmen“
(vgl. Artikel 2, Absatz 2 der Verfassung 1)
Die Ausgestaltung des Außenhandels obliegt nach Artikel 1, Abschnitt 8 der Verfassung 1 jedoch eindeutig dem Kongress:
„Der Kongress hat das Recht: Steuern, Zölle, Abgaben und Akzisen aufzuerlegen und einzuziehen (und) den Handel mit fremden Ländern, zwischen den Einzelstaaten und mit den Indianerstämmen zu regeln.“
Der Präsident ist somit zwar befugt, auch ohne die Ermächtigung des Kongresses mit anderen Staaten Handelsverträge zu verhandeln. Allerdings müssen internationale Handelsabkommen im Gegensatz zu anderen internationalen Verträgen beide Kammern des Kongresses durchlaufen.
Die Kompetenzaufteilung zwischen Exekutive und Legislative spiegelt den fiskalischen Ursprung der US-amerikanischen Handelspolitik wider:
Die Gründungsväter der USA legten die Außenhandelspolitik in die Hände des Kongresses, da Zolleinnahmen die Haupteinnahmequelle der jungen Republik darstellten. Der fiskalpolitische Ursprung der Handelspolitik erklärt auch, warum heute die Finanzausschüsse im Repräsentantenhaus und im Senat (das House Committee on Ways and Means bzw. das Senate Committee on Finance) maßgeblich für dieses Politikfeld zuständig sind.
Der Kongress wirkt in dreifacher Weise an der Gestaltung der Handelspolitik mit:
Er berät und beschließt die Gesetze, kann seine Bedenken in Handelsangelegenheiten durch die Mittelvergabe an die wichtigsten Handelsbehörden zum Ausdruck bringen und die Verhandlungsmacht der Exekutive empfindlich einschränken, in dem er ihr das Handelsmandat verweigert. Die Administration wiederum bestimmt nach Beratungen mit einer Vielzahl von Gremien die handelspolitische Agenda und führt die internationalen Verhandlungen durch. Verhandlungsführer ist der mit Kabinetts- und Botschafterrang ausgestattete US-amerikanische Handelsbeauftragte (Trade Representative, USTR). Er fungiert als Vermittler zwischen den innenpolitischen Interessen und den Interessen ausländischer Regierungen sowie als Koordinierungsstelle zwischen den an der Handelspolitik beteiligten Institutionen innerhalb und außerhalb der Exekutive.
Bis in die 1930er Jahre nahm der Kongress seine verfassungsrechtliche Kompetenz in der Handelspolitik größtenteils unabhängig von der Exekutive wahr. Erst mit dem 1934 verabschiedeten Reciprocal Trade Agreements Act (RTAA) gestattete der Kongress dem Präsidenten, für eine festgelegte Dauer (durchschnittlich drei Jahre) in bilaterale Verhandlungen auf der Basis der Reziprozität (Gegenseitigkeit) Zölle in bestimmten Margen zu senken. Die vom Präsidenten ausgehandelten Exekutivabkommen wurden automatisch per Proklamation zum Gesetz. Motiviert war der RTAA durch den Smoot Hawley Tariff Act aus dem Jahr 1930, durch den die durchschnittliche Zollbelastung in den USA auf rund 50 Prozent angestiegen war. Dieser trug maßgeblich zur Schwere und internationalen Verbreitung der Großen Depression bei. Dieses Gesetz hatte den Kongress noch einmal ganz deutlich vor Augen geführt:
Um angesichts der vielschichtigen Interessenlagen im Repräsentantenhaus Mehrheiten zu finden, müssen sich Abgeordnete auf politische Kuhhandelpraktiken einlassen und Stimmen untereinander bündeln (log-rolling). Dies gilt im besonderen Maße für Zollinitiativen, da über Zölle auf produktspezifischer Basis (Produkt für Produkt) abgestimmt wurde. Die Abgeordneten stimmten also gegenseitig für ihre Initiativen. Das Ergebnis war eine Spirale von Protektionismus, die ihren Höhepunkt im Smoot Hawley Tariff Act fand.
1974 wurde der RTAA durch das Fast Track Procedure abgelöst. Auch beim fast track-Mandat übertrug der Kongress Teile seiner konstitutionellen Handelskompetenz an den Präsidenten. Anders als beim RTAA bezog sich das fast track-Mandat aber nicht nur auf den Abbau von Zöllen, sondern auch auf nicht-tarifäre Handelshemmnisse (NTBs) -Standards und Regulierungen, die den Handel beschränken-, die zunehmend auf die Agenda der internationalen Verhandlungen gerückt waren.
Eingeschränkt wurde die neue Verhandlungsvollmacht dadurch, dass von der Exekutive ausgehandelte Abkommen nun vom Kongress (mit einfacher Mehrheit) ratifiziert werden mussten. Diese Modifikation war notwendig geworden, weil Handelspolitik immer tiefer in die Binnenregulierungen notwendig machte. Gleichwohl verpflichtete sich der Kongress, die Abkommen beschleunigt zu bearbeiten. Zusätze oder Modifizierungen waren nicht möglich; Repräsentantenhaus und Senat konnten das Abkommen nur komplett annehmen oder ablehnen.
[…]
.
.
Senator Reid’s Vorstoss ist sehr ernst zu nehmen, im politischen Geschäft gilt er als ‚tough guy‘, der exzellent vernetzt und es gewohnt ist, für seine Überzeugungen zu kämpfen.
Einer seiner Gegenspieler, der US-Handelsdelegierte und TTIP-Verhandler Michael Froman unterstrich in der Financial Times seine Position:
„..man könne garantieren, dass es seitens des Kongresses volle Rückendeckung für das Abkommen geben würde. Das, obwohl es auch in den USA kritische Töne im Zusammenhang mit Freihandelsabkommen mit Europa und auch Asien gibt..“
.
Man mag davon ausgehen, dass Harry Reid im Gegensatz zu dem US-Handelsdelegierten den zunehmenden Druck der Strasse spürt. Seit mehr als 20 Jahren hat man den US-Arbeitern erzählt, dass neue Handelsabkommen für mehr Export und neue Arbeitsplätze sorgen würden. Zwischenzeitlich wird zunehmend erkannt, dass es sich dabei um graue Theorie handelte, die bislang in der Praxis nicht eingetroffen ist.
Wer auf die politischen Sprechblasen der Clinton-Administration im Vorfeld der NAFTA 2-Verhandlungen mit Kanada und Mexico (1992/1993) zurückblickt, wird sich an Versprechungen, wie steigende Handelsbilanzüberschüsse, Lösung der wirtschaftlichen Probleme in Mexico, neue gut bezahlte amerikanische Arbeitsplätze, drastische Reduzierung illegaler Einwanderung, etc. erinnern.
All diese NAFTA-Seifenblasen sind geplatzt:
- Amerika verzeichnete seither einen Nettoverlust von 700,000 Arbeitsplätze
- der einstige US-Handelsbilanzüberschuss mit Mexico mutierte zu einen chronischen Defizit
- die illegale Einwanderung nahm deutlich zu
In der Folge führte das nach dem Fast Track Procedure abgeschlossene Abkommen in den USA zu
- massivem Lohndumping
- Mißbrauch von Arbeitsmigranten
- partieller Zerschlagung von Gewerkschaften (vgl. „Right-to-work-Law“)
.
weitere schmerzhafte US-Lektionen
durch Handelsabkommen zur Intensivierung der Globalisierungs-Effekte
Seit dem Übereinkommen zur Gründung der Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 1994, welches ebenfalls nach dem fast-track-Verfahren vom Kongress ratifiziert wurde, sind in der Folge des Beitritts von China (2001) in USA etwa 2,7 Mio Arbeitsplätze verloren gegangen, weitere 40,000 US-Jobs wurden durch das Handelsabkommen mit Korea vernichtet.
In all diesen Fällen waren die ultimativen Profiteure solcher Handelsverträge … na, wer?
… richtig, multinational operierende Konzerne und Giganten der Finanzbranche!
.
.
Ihr Oeconomicus
.
.
1 Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika
2 Literatur-Verzeichnis des German Institute of Global and Aerea Studies (GIGA)
.
korrespondierende Archiv-Beiträge
.
.
follow-up, 14.02.2014
.
Joe Biden bestätigt Sen. Reid’s ‚No!‘ zu einem Fast-Track-Procedere
„Vice President Joe Biden acknowledged that Congress will not grant President Obama fast-track trade promotion authority, which analysts say is critical to the president’s hopes to forge huge trade deals with Asia and Europe. Mr. Biden’s comments called into question the central pillars of the White House’s trade agenda, most immediately the Trans-Pacific Partnership, a regional trade pact involving 12 nations, which is the most visible element of Mr. Obama’s strategic shift toward Asia.“
.
.
.
Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass sich hinter Biden’s Haltung im Hinblick auf den ‚2016 run‘ eine ganz andere Motivlage verbirgt.
.
Deutsches Gesundheitssystem
Veröffentlicht: 14. Mai 2013 Abgelegt unter: Bertelsmann-Stiftung, DEUTSCHLAND - GERMANY, Krankenversicherung | Tags: Bertelsmann-Stiftung, Destatis, Fusion, GKV, Krankenversicherung, PKV, Steuerfinanzierung, Verbraucherschützer Hinterlasse einen KommentarFusion von GKV und PKV gefordert
.
Einigkeit zwischen Verbraucherschützern und Experten der Bertelsmann Stiftung:
Beide Organistionen haben einen Zehn-Punkte-Plan zur Reform der Krankenversicherung vorgestellt, und der hat es in sich. Gesetzliche und privater Krankenversicherung sollen fusioniert werden.
[…]
Ärzte-Zeitung
.
Bertelsmann-Stiftung:
Finanzierungsmix aus Beiträgen und Steuermitteln ist nachhaltiger, gerechter und effizienter.
[…]
Pressemitteilung vom 13.05.2013
.
IGES-Studie
Höchste Umverteilungseffekte durch eine Anhebung der Steuerfinanzierung der Krankenversicherung
[…]
IGES Institut GmbH
.
Statistisches Bundesamt: Gesundheitsausgaben 2011
PDF – [41 Seiten]
Teufel vs Weihwasser ..
Veröffentlicht: 10. März 2013 Abgelegt unter: DEMOKRATIE | Tags: Bertelsmann-Stiftung, Bundestag, BVerfG, Dr. Aart De Geus, Dr. Norbert Lammert, Europäische Integration, Grundgesetz, Konvent, Prof. Andreas Voßkuhle, Referendum 3 Kommentare.. oder Politik vs. Referendum
.
Ihnen ist sicher schon häufiger aufgefallen was Politiker, deren Hofstaat samt Einfluß-Bereich konzertiert durch mediale Sedativa am meisten fürchten:
die Vorstellung das eigene Volk über unliebsame politische Ziele zu befragen … Terminus technicus: Referendum.
.
Ein demonstrativer Beleg hierfür wurde anlässlich der Phoenix-Talkrunde “Parlamente in der Europäischen Integration” in solch perfekt inszenierter Weise abgeliefert, dass wohl nur ausgeschlafene Selbstdenker mit staunendem Gesichtsausdruck das gereichte Sedativum als solches erkennen konnten.
.
Die Teilnehmer:
– Dr. Norbert Lammert (Präsident des Deutschen Bundestages)
– Prof. Andreas Voßkuhle (Präsident des Bundesverfassungsgerichts)
– Michael Link (Staatsminister im Auswärtigen Amt)
– Dr. Aart De Geus (Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung)
– Martin Klingst (Korrespondent Washington, Die Zeit)
Moderation: Prof. Christian Calliess
.
Dabei erscheint es geboten den Argumentationslinien der Diskutanten zum Thema “Referendum” ganz besondere Beachtung zu schenken.
.
Prof. Andreas Voßkuhle am 05.11.2011 im Focus-Interview:
„Wenn wir einen europäischen Bundesstaat schaffen, dann brauchen wir eine neue Verfassung und dann muss das Volk beteiligt werden. Das kann über eine direkte Abstimmung über einen vorher erarbeiteten Verfassungsentwurf geschehen oder über einen Konvent, der speziell dafür gewählt wird.“
Eine Nationalversammlung nach dem Vorbild der Paulskirche wäre das, so Voßkuhle ..
„und dann das Modell des Verfassungskonvents, oder stellvertretend für das Volk ein neues Grundgesetz erarbeitet.“
Welchen Charakter dieses Modell dann hätte – nämlich seinen – machte der Verfassungsgerichtspräsident aber schon mal präventiv deutlich:
„Die Vorstellung, mit mehr Plebisziten würde die Welt demokratischer, ist sicherlich falsch.”
beste Grüße
.
Ihr Oeconomicus
.
.
Netzwerk der Macht in Aktion
Veröffentlicht: 2. Dezember 2012 Abgelegt unter: Bertelsmann-Stiftung, BEWERTUNGEN ZUM ZEITGESCHEHEN, DEUTSCHLAND - GERMANY, Dokumenten-Sammlung | Tags: Bertelsmann-Stiftung, Kommunalpolitik, Prof. Dennis Hilgen Hinterlasse einen KommentarNetzwerk der Macht in Aktion
Die Bertelsmann Stiftung nimmt sich der Kommunalpolitik an
.
Seit nunmehr drei Jahren arbeite ich als Mitglied der Fraktion Linke Unabhängige Xanten (F.LUX) im Rat der Stadt mit und weiß daher nur zu genau um die prekäre Haushaltssituation meiner Kommune. Wenn in der gegenwärtigen Krise der kapitalistischen Wirtschaft für Großbanken und Konzerne das bekannte Motto „Too big to fail“ gilt, sind die Gemeinden und Steuerbürger „little enough to suffer“.
.
Vor diesem Hintergrund ist guter Rat teuer. Zum Glück gibt es ja die gemeinnützige Bertelsmann-Stiftung, die ihre Beratungsangebote von der Schul- und Bildungspolitik bis hin zu Fragen europäischer Militärstrategie völlig uneigennützig und vollkommen unabhängig von den Wertschöpfungs-Interessen der Bertelsmann AG, einem der weltweit führenden Global Player in den Bereichen Medien, Informationswirtschaft und Dienstleistung, Politik und Verwaltung zur Verfügung stellt.
.
Dass es sich hierbei um ein leicht ironiegetränktes Statement handelt, wird sofort klar, wenn man weiß, dass die Bertelsmann-Stiftung 76,9 Prozent der Kapitalanteile der AG hält und ihre Führungsmitglieder rund um die Eigentümerfamilie Mohn auf vielfältige Weise mit der Konzernleitung verwoben sind.
.
Michael Krämer, langjähriger Kritiker der Bertelsmann-Stiftung, berichtet nun davon, dass diese sowie ihr nahestehende Wissenschaftler, wie z.B. Prof. Dennis Hilgen, Uni Hamburg, ein „Handbuch zur Haushaltskonsolidierung für Schutzschildkommunen“ gemeinsam mit dem hessischen Innenministerium und dem Präsidenten des Landesrechnungshofs herausgegeben hat.
.
Es gibt einen genauen Fahrplan für die von den Kommunen zu planenden Einsparungen vor greift damit in die Selbstverwaltung und Haushaltshoheit der Kommunen massiv ein. Dasselbe gilt, so berichtet Krämer, für die gemeinsam von der Bertelsmann-Stiftung und der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGsT) herausgegebenen Handouts bzw. Specials mit Titeln wie „Wegweiser Kommune“.
[…]
me-magazin
+
Friedrich-Ebert-Stiftung:
Zukunftsfrage Inklusion – Wortmeldungen aus Wissenschaft und Praxis
erhellende Beiträge auf 164 Seiten [PDF]
+
Nicht minder spannende Ergänzungen zum segensreichen Wirken der Bertelsmann-Stiftung
[Wegweiser Kommunen]
.
Podiumsdiskussion: Die Zukunft des Euro
Veröffentlicht: 12. November 2012 Abgelegt unter: Hans-Werner SInn, Lars Feld | Tags: Bertelsmann-Stiftung, Euro, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Prof. Dr. Hans-Werner Sinn, Prof. Dr. Lars Feld, Prof. Dr. Norbert Berthold, Prof. Dr. Otmar Issing, Prof. Dr. Wolf Schäfer Hinterlasse einen KommentarPodiumsdiskussion: Die Zukunft des Euro
Anlässlich des 60. Geburtstags von Herrn Prof. Dr. Norbert Berthold veranstaltet der Lehrstuhl VWL IV der Julius-Maximilians-Universität Würzburg am 8. November 2012 eine Podiumsdiskussion mit dem Titel “Die Zukunft des Euro”.
Die Diskutanten sind Prof. Dr. Norbert Berthold, Prof. Dr. Lars Feld, Prof. Dr. Otmar Issing und Prof. Dr. Hans-Werner Sinn. Moderiert wird die Veranstaltung von Dr. Rainer Hank, die Laudatio hält Prof. Dr. Wolf Schäfer.
Eintrittskarten für die Veranstaltung können im Sekretariat des Lehrstuhls VWL IV (Raum 297 in der Neuen Universität am Sanderring 2) abgeholt werden.
Quelle
+
Der Euro-Kuchen schmeckt nicht
Hochkarätig besetztes Symposium in Würzburg diskutiert Handlungsalternativen
Der Euro hat Risse bekommen. Sie ziehen sich tief durch die anfangs so harte Währung und hinterlassen eine Furche der Furcht. Ist der Zusammenbruch des Euroraums noch zu verhindern? Ja, meinen die Ökonomen Prof. Dr. Norbert Berthold, Prof. Dr. Lars Feld, Prof. Dr. Otmar Issing und Prof. Dr. Hans-Werner Sinn. Über die richtige Strategie haben die streitbaren Wissenschaftler hingegen zum Teil deutlich voneinander abweichende Meinungen. Das wurde auf einem Symposium in Würzburg deutlich, das der leitende Wirtschaftsredakteur der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung Dr. Rainer Hank moderierte.
[…]
Für Berthold wäre ein Erodieren des südlichen Währungsraumes nicht zwangsläufig erfolgreich:
„Griechenland schafft es nicht, den Weg einer internen Abwertung zu gehen. Auch nach einem Austritt würde ich eher die Gefahr einer Preis-Lohn-Preisspirale sehen.“
Stattdessen sprach er sich im proppevollen Audimax der Universität Würzburg für den Austritt wirtschaftlich starker Länder als letztes Mittel aus:
„In Deutschland ist der Euro Staatsräson. Aber bei den ökonomisch weitgehend gesunden kleinen Ländern wie Finnland, den Niederlanden oder Österreich kann ich mir einen Austritt durchaus vorstellen. Währungssysteme sind in der Vergangenheit nie im Zentrum, sondern immer am Rand implodiert.“
[…]
Jörg Rieger – Wirtschaftliche Freiheit
Prominente starten Kampagne gegen Euro-Frust
Veröffentlicht: 23. August 2012 Abgelegt unter: EUROPÄISCHE UNION (EU), Video-Kampagne "Ich will Europa" | Tags: "Ich will Europa", Allianz Kulturstiftung, Bertelsmann-Stiftung, BMW Stiftung Herbert Quandt, BVerfG, Euro-Krise, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Joachim Gauck (18. März 2012 - Present), Konzerne, Profiteure, Prominente, Robert Bosch Stiftung, Schering Stiftung, Schwarzkopf-Stiftung "Junges Europa", Stiftung Genshagen, Stiftung Mercator, Stiftung Zukunft Berlin, Vertrauen Hinterlasse einen KommentarProminente starten Kampagne gegen Euro-Frust
Die Euro-Krise lähmt den Kontinent, das Vertrauen in die EU schwindet. Ein Bündnis deutscher Stiftungen will der europakritischen Stimmung nun mit einer großen Kampagne entgegentreten – deutsche Prominente aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Showbusiness werben für mehr Europa.
Das Vertrauen vieler Deutscher in den Euro, die EU und ihre Institutionen hat in dieser Dauerkrise Schaden genommen. Der wachsenden europakritischen Stimmung im Volk will ein Bündnis von zehn großen deutschen Stiftungen nun mit einer breit angelegten Kampagne entgegentreten, wie sie das Land noch nicht gesehen hat.
Zur Allianz deutscher Stiftungen gehören:
Bertelsmann Stiftung
BMW Stiftung Herbert Quandt
Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Robert Bosch Stiftung
Schering Stiftung
Schwarzkopf-Stiftung „Junges Europa“
Stiftung Genshagen
Stiftung Mercator
Stiftung Zukunft Berlin
Anmerkung
So wie die ganze Sache nun läuft, besteht sogar die Gefahr, dass sie zu einer „Kampagne für Merkel“ und ihre verfehlte Europapolitik wird. Wer den Slogan „Ich will Europa“ mit einem Merkel-Video verkauft, muss sich nicht wundern, wenn dies als „Ich will Merkel“ bzw. „Merkels Europa“ mißverstanden wird – und Abwehr hervorruft. Auf Twitter machen sich die Leute schon über die Kampagne lustig, auf YouTube entpuppen sich die aufwändig gedrehten Videos als Ladenhüter.
Was mich betrifft, so kann ich nur sagen, dass ich dieses Europa nicht will, denn es hat sich meilenweit von den europäischen Idealen entfernt. Auch ich will eine starke EU – aber keine, in der Wettbewerb wichtiger ist als Wohlstand, in der eine ganze Generation auf dem Altar der Austeritätspolitik geopfert wird, in der Solidarität und Demokratie Fremdworte sind. Nein, Merkels Europa will ich nicht, sorry…