Basel III – Kniefall vor der Bankenlobby

Zitat zum Tage

“Nur wenn man oben steht, kann man die Sachen recht übersehen
und jegliches erblicken,
nicht wenn man von unten herauf durch eine dürftige Öffnung geschaut hat.“

Lithographie: Friedrich Hegel mit Studenten

Bildrechte: gemeinfrei, Urheber: F. Kugler

Jetzt raten Sie doch mal, an welcher Stelle ‚goldige Banken
und politische SchwergeWICHTE stehen könnten
.

Basel III – Kniefall vor der Bankenlobby

Die Politik kapituliert vor den Banken, die Vorschriften zur Krisenvorsorge für Banken nach Basel III werden aufgeweicht. Die Risiken im globalen Finanzsystem nehmen so weiter zu.
[…]
Ursprünglich hätten sich 2009 global operierende Banken bis 2015 insgesamt 1,8 Billionen Euro zur Liquiditätsvorsorge beschaffen müssen. Doch das wäre schwierig gewesen und außerdem schlecht für das Geschäft. Etwas anderes als eine Aufweichung der Leitlinien zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit von Banken in Krisenszenarien war deshalb aus Basel nicht zu erwarten. Dennoch sorgte die Nachricht für hohe Kursaufschläge bei den Aktien von großen und eigentlich hoffnungslos unterkapitalisierten europäischen Banken. Offenbar hatten einige Börsianer die Durchsetzungskraft der Regulierungsbehörden bis zuletzt überschätzt.
Fünf Jahre nach Ausbruch der von den internationalen Großbanken mit verursachten Finanzkrise sitzen die Herren des Geldes fester im Sattel denn je.
Die Politik hatte zwar etwas anderes versprochen. Schluss sollte sein mit den Privilegien und volkswirtschaftlich schädlichen Zockereien, deren Gewinne in die Taschen einer Bankenaristokratie fließen, deren Verluste aber die Steuerzahler zu schultern haben. Doch im Kern geändert hat sich nichts.
[…]
WIWO
+
Anmerkung
In diesem Zusammenhang sollten wir uns an die Tage nach der Lehman-Pleite erinnern.
Zur Vermeidung des sofortigen Bankrotts aller Banken wurde deren Insolvenzordnung geändert, indem man den Insolvenzgrund der Überschuldung faktisch abgeschafft hat – die Änderung wurde zwar zeitlich befristet, aber seither regelmäßig verlängert.
An der Insolvenzsituation der Banken hat sich trotz teilweiser Auslagerung in Bad-Banks nichts geändert. Spätestens ab 2020 wird uns aus dieser Ecke eisiger Wind ins Gesicht wehen.

Ihr Oeconomicus


EU-Ländern geht das Geld aus

EU-Ländern geht das Geld aus
Die europäischen Banken sitzen derzeit auf 16,3 Billionen Pfund (18,2 Billionen Euro) giftiger Wertpapiere.
Demnach seien derzeit rund 44 Prozent aller Vermögenswerte der europäischen Banken „faul“ oder unverkäuflich und könnten für das EU-weite Bankensystem ein „systemisches“ Risiko bedeuteten.
Das geht aus einem Papier der EU-Kommission hervor, auf das sich die britische Tageszeitung „Daily Telegraph“ beruft.
[…]
Erst 1,7 Billionen abgeschrieben
Die Bilanzsumme der europäischen Banken beziffert das Blatt mit 41,2 Billionen Euro.
Laut dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hätten die internationalen Banken bis Anfang Februar 2009 bereits Abschreibungen in Höhe von 1,7 Billionen Euro vorgenommen – nicht einmal zehn Prozent der verbleibenden Ramschpapiere.
Demgegenüber stehen allein 1,23 Billionen Euro an Forderungen der europäischen Banken in Osteuropa gegenüber, was zunehmend als das „EU-Subprime-Debakel“ gewertet wird. Österreichs Banken haben rund 230 Milliarden Euro an Krediten in Osteuropa laufen.
(DiePresse)
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Anmerkung
Nach diesen ernüchternden Erkenntnissen stellt sich automatische die Frage nach der Effizienz deutscher/europäischer Bankenaufsicht.
Im Rahmen des Forschungsvorhaben fe 22/08 (GZ: I A 3 – Vw 3170/08/10053, DOK: 2008/0390158) – Arbeitsweise der Bankenaufsicht vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise – hat das Institut der deutschen Wirtschaft, Köln in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern, Bonn und dem Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Bankbetriebslehre an der Universität zu Köln eine fulminante Dokumentation erarbeitet [PDF – 177 Seiten], die sich sehr ausführlich und facettenreich mit dieser und korrespondierender Fragen auseinandersetzt.
Wer sich eingehender damit auseinandersetzen möchte, wird reichlich mit „Aha-Effekten“ belohnt.

Ihr Oeconomicus