Wenn die Synapsen Trauer tragen

Zitat zum Tage

„Der Traum von einem vereinten Europa hat keine Aussicht, verwirklicht zu werden. Man macht kein Omelette aus harten Eiern.“


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[ Charles André Joseph Marie de Gaulle (* 22. November 1890 in Lille, Nord; † 9. November 1970 in Colombey-les-Deux-Églises, Haute-Marne) war ein französischer General und Staatsmann. Im Zweiten Weltkrieg führte er den Widerstand des Freien Frankreich gegen die deutsche Besatzung an und war danach von 1944 bis 1946 Chef der Provisorischen Regierung. Im Zuge des Algerienkriegs wurde er 1958 mit der Bildung einer Regierung beauftragt und setzte eine Verfassungsreform durch, mit der die Fünfte Republik begründet wurde, deren Präsident er von Januar 1959 bis April 1969 war.
Die auf ihn zurückgehende politische Ideologie des Gaullismus beeinflusst die französische Politik. ]


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LA PRÉSIDENTIELLE 2012

Wenn die Synapsen Trauer tragen

Hört man im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahlen „die Unken rufen“ betritt der Pessismus im Gewand eines Hosenanzuges die Bühne.

Schaut man sich die mit heißer Nadel gestrickten Bündnisse gegen Sarkozy’s Herausforderer, Monsieur François Hollande an, so könnte sich ein solcher Eindruck jedenfalls einstellen.

Ich frage mich, wie groß die Ängste vor einem Wahlerfolg Hollande’s sein müssen, wenn unsere geliebte Vorsitzende mit an kaum zu überbietendem, ja schon fast ekelhaft anmutendem Hochmut solche Ränkespiele initiiert.

Geheime Absprachen wie diese spiegeln genau das Verhalten und die Politik der Kanzlerin gegenüber ihrem eigenen Volk wieder, ich habe allerdings meine Zweifel, ob diese Offenbarung von Ignoranz und Realitätsverweigerung von einem Großteil der Deutschen wirklich wahrgenommen wird.

Wäre ich ein Franzose, so würde ich diese Anmaßung als Machtallüren einer von Panikattacken getriebenen Frau bewerten, die mit allen Mitteln in die inneren Angelegenheiten meines Landes ganz offenkundig eingreifen will.

Die arroganten Trompeter der deutschen Blockpartei [CDUCSUFDPSPDGRÜNE] sollten sich um die Belange zum Wohle der deutschen Bevölkerung kümmern und es tunlichst unterlassen, dem französischen Wähler vermitteln zu wollen, welcher künftige Präsident als Vertragspartner hoffähig ist.

Noch habe ich berechtigtes Vertrauen in das starke Selbstbewußtsein der Franzosen um beherzt eine echte Wahlentscheidung zu treffen, die den Menschen dauerhaft nutzt. Leider sind wir Deutsche nur in der Lage, zwischen roten, gelben, grünen und schwarzen Gummibärchen zu wählen, am Ende bleiben es in jedem Falle Gummibärchen!

Ohne die politische Karriere von François Hollande wirklich zu kennen, beschleicht mich ein Gefühl, er könne ein freundlicher und charismatischer, mit gesundem Menschenverstand gesegneter Politiker sein, denn Sympathie und Charisma scheinen Charaktereigenschaften zu sein, welche der Anti-Hollande-Bewegung bestenfalls aus der Literatur bekannt sind und die sie fürchten, wie der Teufel das Weihwasser.

Hollande’s Pläne, etwa eine höhere Besteuerung von Reichen, Regulierung der Finanzmärkte, mehr soziale Gerechtigkeit uvm. passen nun mal nicht in den aktuell sichtbaren Mainstream Europas, sind aber substantielle Anti-Positionen.

Ein Europa, geprägt von Lohndumping, das die Sozialkassen zu sprengen droht und deshalb weitere massive Kürzungen dieser Budgets zur Folge haben muss …

ein Europa, in dem sozialer Friede weggekürzt wird …

ein Europa, mit extremen Wachstumsraten vorwiegend in einer Branche … den Suppen- und Armenküchen!

Schaut man sich die Kommentare in der Libération [zugegeben, ein Sprachrohr der französischen Linken] hier der Artikel vom 3. März an, so weht den politischen Heckenschützen ein eiskalter Wind entgegen.

Auszüge:

– „Faut reconstruire le mur que tu ailles t’y installer derrière, tu s’ex-stasi-ras !“ – Man muss wieder eine Mauer bauen und alles dahinter bringen, was der Ex-Stasi nicht passt.

– „Elle va bouffer son chapeau“ – Sie wird ihren Hut fressen

– „Doit s’agir de conserver l’euro, alors, quitte à asservir les peuples.“ – Es muss sich darum handeln, den Euro zu konservieren, um die Versklavung der Völker zu vollenden.

– „L’union européenne dévoile son vrai visage de dictature ultra libérale, qui a horreur de la démocratie.“ – Die EU zeigt ihr wahres Gesicht der ultraliberalen Diktatur, der die Demokratie ein Horror ist.

Fazit: Bonne chance, Hollande!

Zwischenzeitlich hört man von Sarkozy immer mehr verzweifelte, populistische Töne. So möchte der Sohn eines Ungarn und mit einer gebürtigen Italienerin verheiratet, die Zahl von neuen Immigranten fast halbieren.

Im Angesicht einer drohenden Wahlniederlage mag der Blick durch den Trauerflor der Synapsen unseres Wahlgalliers etwas getrübt sein.
So vergisst er bei seinen Parolen, dass sich speziell bei den Migranten aus den französisch-sprachigen Maghreb-Staaten Nord- und Zentralafrikas, oder auch aus Teilen Südamerikas [also den ehemaligen Kolonialgebieten] ein durchaus nachvollziehbares Anspruchsdenken, resultierend aus gelebten Integrationserfahrungen, entwickelt haben könnte.

Während der Amtszeit des Monsieur le Président sind die Zahlen der Immigranten von ursprünglich ca 80,000 auf 180,000 Menschen pro Jahr angewachsen. Seine zwei Monate vor den Neuwahlen gezückte „rote Karte“ ist daher unglaubwürdig.

Neben dieser Zuwanderungsdebatte hat Sarkozy natürlich noch weitere, weitestgehend hausgemachte Baustellen, wie etwa die um 11% höheren Lohnstückkosten im Vergleich zu Deutschland, was dem Vernehmen nach sein Interesse nach einer Blaupause zu Schröder’s Agenda 2010 geweckt haben soll.

Gleichzeitig wird er mit den Folgen einer sich beschleunigenden Rezession, also steigenden Arbeitslosenzahlen im Einklang mit wachsenden Sozialleistungen konfrontiert, die dem französischen Wähler und Steuerzahler wohl nicht mehr lange zugemutet werden können.

Daneben werden im Wahlkampf zunehmend weitere, dem Präsidenten zugeschriebene Mißstände thematisiert, etwa die von ihm veranlasste Erhöhung der Mehrwertsteuer, die rasant steigende Verschuldung des Landes oder etwa die Beibehaltung der 35-Stunden-Woche, die der Arbeitgeberverband (MEDEF) zwar regelmäßig rügt, aber gleichzeitig auf die damit verbundenen Steuererleichterungen (weniger Sozialabgaben) nicht verzichten mag.

Anfeindungen seiner Mitbewerber, wie etwa „Sarkozy sei eine Mogelpackung“ könnten so manchen französischen Wähler zum Nachdenken veranlassen.

Am Wahltag, dem 22. April oder spätestens bei einer etwaigen Stichwahl am 6. Mai werden wir feststellen, ob der Hosenanzug mit Trauerflor bestückt sein wird.

Herzliche Grüsse

Ihr Oeconomicus