Der Schrumpfungsprozess überregionaler PrintMedien in Zahlen

Knapp 2,1 Mio. mal wurde die Bild im vierten Quartal 2014 noch täglich verkauft. Sollte sich der Negativ-Trend so deutlich fortsetzen, wird das Boulevardblatt in Kürze die 2-Mio.-Marke unterbieten. Zum Vergleich: Noch 2003 waren es mehr als 4 Mio. Das aktuelle Minus im Vergleich zum Vorjahr liegt bei heftigen 9,2%.

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Doch auch bei den seriöseren überregionalen Tageszeitungen sieht es nicht gut aus: Die Süddeutsche Zeitung verlor 4,7% ihrer Verkäufe, die F.A.Z. 7,4% und das Duo Welt und Welt kompakt 9,8%. Einzig das Handelsblatt freut sich über ein Verkaufs-Plus von 2,3%. Zustande gekommen ist das vor allem durch einen extremen Zuwachs bei den ePaper-Abos von 9.394 auf 16.407. Die Papier-Abos sind hingegen um einen fast so großen Wert geschrumpft. Unter dem Strich bleibt aber – auch wegen eines zarten Kiosk-Zuwachses ein Plus.
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Jens Schröder – MEEDIA

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Anmerkung
Für diesen aus meiner Sicht vorhersehbaren Prozess vermag man kein Mitleid empfinden. Es wäre sogar wünschenswert, wenn noch mehr Leser und Abonnenten so manchen Druckerzeugnissen den Rücken kehren würden.
Leider entstehen dadurch auch beklagenswerte Nebeneffekte, wie die Entlassung zahlreicher aufrechter Journalisten sowie Einkommensausfälle im Vertrieb dieser Erzeugnisse, wofür aber nicht die Leser, sondern die Herausgeber und Verlagshäuser Verantwortung tragen.
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Ihr Oeconomicus

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‚verbalis interruptus‘, die unsicherste Methode zur Verhinderung möglicher Wahrheitsfindung

Aus einem anderen Zusammenhang kennen wir den oft vergeblichen Versuch mittels der Interruptus-Methode bestimmte Ereignisse zu verhindern.

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Jüngster Anwendungsversuch dieser Methode konnten wir im alltäglichen Sedierungs-Magazin ‚MoMa‘ anlässlich eines Interviews zum Top-Thema Ukraine mit dem deutschen Geschichtswissenschaftler und Experten für Kulturgeschichte in Osteuropas, Herrn Prof. Dr. Karl Schlögel erleben.

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Auf die Frage des MoMa-Redakteurs:

„.. dennoch ist es natürlich für die Ukraine und für andere an die EU angrenzende Staaten schwierig, beispielsweise Mitglied der NATO zu werden, weil die NATO ganz klar ausschließt, wir wollen keine Mitglieder, die Grenzkonflikte haben, aufnehmen.
Ist das vielleicht Putins Ziel, dass er dort Grenzkonflikte provozieren will, er hat das mit Georgien gemacht, er hat das mit Aserbeidschan gemacht, er hat das mit der Ukraine jetzt gemacht, damit diese Länder nie ernsthaft dem Westen beitreten können, den westlichen Bündnissen, sei es EU, sei es NATO.
Ist dies das Ziel von Putin, hier ein bißchen an der Grenze zu kratzen, gar nicht das Land ganz zu übernehmen, damit die nie den Sicherheitsgürtel, den er um sein Reich gebildet hat, verlassen?“

Prof. Schlögel:

„Es gibt einen Terminus, den ich von russischen Soziologen und Politologen immer höre, ‚kontrollierte Destabilisierung‘, so etwas, wie Unruhe herzustellen, um letztlich doch die Oberhand zu behalten und als Retter in der Not herbeigerufen zu werden.
Aber ich glaube, es sind zwei Dinge, es ist einerseits die Abwehr des Heranrückens von westlichen Bündnissen an die Grenze der Russischen Föderation, aber es ist .. vielmehr das Zurückweisen der inneren Umwälzung in der Ukraine.
Ich meine, auf dem Maidan, da ging es natürlich um die Frage der Orientierung auf die Europäische Union, oder nicht, aber der Kern der ganzen Bewegung und die Wucht der Versammlung und die Kraft des Durchhaltevermögens.
Es ging nicht so sehr um den EU-Beitritt, sondern darum, dieses Regime, mit dem das Volk nicht mehr leben wollte, wegzuschaffen ..“

Quasi pflichtgemäß folgte an dieser Stelle der „verbalis interruptus“ des MoMa-Redakteurs:

„Vielen Dank, Professor Schlögel, soweit nach München. Das ist ein Ozean, dieses Thema, man kann wirklich da noch weit, weit mehr darüber sprechen, vielen Dank erstmal für diese Einordnung.“

Vermutlich intuitiv erspürte der Journalist, dass er im, wie er sich ausdrückte, ‚Ozeandieser Thematik ertrinken könnte, sofern er das Interview nicht abrupt abbrechen würde.

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Faktencheck zu den Behauptungen des MoMa-Journalisten:

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Das große Spiel am Kaukasus

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Das Land der zwei Gesichter – Aserbaidschan ein verlässlicher Gaslieferant Europas?

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Ihr Oeconomicus


Putins Q & A TV-Session

Putins Q & A TV-Session

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Zeitgleich mit den Genfer Ukraine-Gesprächen präsentierte das russische TV den live-Auftritt von Präsident Putin mit seiner jährlichen Fragestunde ‚Direkter Draht‘. In drei Stunden und 55 Minuten schaffte es Putin, auf 81 Fragen zu antworten, von denen 35 die Krim und die Ukraine betrafen.

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Wer sich der Mühe unterziehen möchte, die Reaktion westlicher Qualitätsmedien zu untersuchen, wird feststellen, dass die Redaktionen von DW, FAZ, N-TV, SpOn oder Welt zu sehr mit anderen wichtigen Ereignissen beschäftigt sind oder waren und somit  Zeit und zuweilen vielleicht auch Sachverstand fehlte, um die in Rede stehenden Fragen und Antworten etwas genauer zu beleuchten.
Dabei hätten nur wenige Klicks ausgereicht, um das offizielle Transkript (in englischer Sprache) des TV-Events auf der Seite des russischen Präsidenten nachzulesen.

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Aber lassen Sie uns fair bleiben, immerhin durften wir quasi als Essenz, der von DW bezeichneten ‚Putin-Show‘ erfahren, dass der Präsident die angebliche Gewalt‘ der neuen ukrainischen Führung gegen die eigene Bevölkerung verurteile und es im Osten der Ukraine weder russische Einheiten, noch Geheimdienste oder Instrukteure gäbe.
Natürlich war auch Putins Eingeständnis, dass auf der Krim russische Soldaten im Einsatz waren, um die Bedingungen für eine „freie Wahl“ zu schaffen, ein ganz wichtiger Nachrichtenfaktor.
Seltsamerweise fand Putins Hinweis, man halte die neuen Behörden in Kiew für nicht rechtmäßig, lehne aber Kontakte mit ihnen nicht ab, keine ausreichende Beachtung einer sedativ anmutenden Medienbewertung.

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Die politisch sicher geschickte Zuschaltung von Edward Snowden erscheint übereinstimmend einer der bedeutendsten Farbtupfer medialer Berichterstattung zu sein.

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Hingegen wurde es verabsäumt, die detaillierten Hinweise des russischen Präsidenten, in welchem Umfang die Russische Föderation die Ukraine während der letzten Jahre finanziell unterstützte, gebührend zu erwähnen.

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An der Stelle ein Hinweis auf die sogenannten exorbitant gestiegenen Gaspreise ggü der Ukraine. Anhand öffentlich zugänglicher Daten seitens Gazprom kommt man zu dem Ergebnis, dass die neu festgelegten Preise für ukrainische Gasimporte lediglich um ca. 12,5% über dem Tarif für bspw. deutsche Importe liegen. Berücksichtigt man die in Rede stehenden Mengenverhältnisse, so erscheinen diesbezügliche Vorhaltungen seitens Kiewer Hijacker oder einer ‚entzopften‘ Gasprinzessin unter betriebswirtschaftlicher Aspekten doch eher fragwürdig zu sein.
Vielleicht wäre es angebracht, wenn Frau Tymoshenko ihre diesbezüglich schrille Tonlage eingedenk des anlässlich 2009 aufgeflammten Streits um faire Gaspreise und ihrer seltsam anmutenden Verhandlungsstrategie mit Putin etwas zurückfahren würde.

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In den Nachrichten-Redaktionen schenkte man Putins Erläuterungen zu den russisch-chinesischen Handels-Beziehungen keine besondere Aufmerksamkeit. Alleine der Hinweis auf ein 2013 mit China abgewickelten Handelsvolumens von $ 87 Mrd gegenüber $ 27,5 Mrd mit USA hätte vermeintliche ökonomische Abhängigkeiten mit den Vereinigten Staaten ad absurdum geführt.
Schließlich hätte man auf bedeutende wirtschaftliche Vereinbarungen zwischen Russland und China hinweisen müssen, etwa dem Agreement, im Schwarzen Meer einen Tiefseehafen zu bauen, oder dem kurz vor der Unterzeichnung stehenden Jahrhundert-Projekt, der sog. “Power of Siberia” Erdgas-Pipeline, welche auf Sicht die russische Abhängigkeit von Erdgas-Exporten nach Europa deutlich verringern dürfte.

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Die Handelsvolumina mit der EU27 sind hingegen bedeutender:
Die EU27-Exporte nach Russland erreichten 2012 einen Spitzenwert von rund € 123 Mrd, wobei dabei (um nur die wichtigsten Handelspartner zu nennen) auf Deutschland € 37,9 Mrd (31% der EU Ausfuhren), Italien € 10,0 Mrd, Frankreich € 9,2 Mrd, Niederlande € 8,3 Mrd, Polen € 7,8 Mrd, Finnland € 5,7 Mrd, UK 5,6 Mrd, Belgien € 5,4 Mrd, Tschechien € 4,8 Mrd, Litauen € 4,4 Mrd, Österreich € 4,1 Mrd entfielen.
Ebenfalls 2012 lagen die russischen Ausfuhren in die EU27-Länder bei € 213 Mrd, was zu einem Handelsbilanzdefizit der EU27 von € 90 Mrd führte.

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Möglicherweise ist mir beim Studium medialer Bewertungen der Hinweis auf Putins Einlassungen zur Genfer Ukraine-Konferenz entgangen. Wie bereits in dem diesbezüglichen Bericht erwähnt, äusserte sich der russische Präsident zu der Zusammensetzung dieser Gespräche,

„We feel strongly that this should not be a sham dialogue between representatives of the authorities, but a dialogue with the people to find the compromise I was talking about.“

übrigens ein Punkt der jetzt von Frau Timoshenko aufgegriffen wurde und interessanterweise auch medial dargestellt wird.

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Gedulden wir uns also, bis genauere Analysen zum Putin-Event von den zahlreichen Experten der Bertelsmann-Stiftung, der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem Forschungsinstitut für Internationale Politik, SWP, oder von -der EU-Kommission nahestehenden- Analyse-Profis, wie bspw. Bruegel vorliegen, die uns in politisch korrekter Semantik die vermeintlich wahren Absichten von Herrn Putin nahebringen dürften.

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Immerhin hat man den Lesern der Washington Post einen Teil des Transkripts der TV-Sendung nahegebracht. Eigentlich traurig, dass ausgerechnet die ‚Watergater‚ eine solche Steilvorlage bislang nur dürftig kommentierten und es damit vorziehen, den amerikanischen ‚Think-tanks‘  die ‚Deutungshoheit zu überlassen.

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Zwischenzeitlich bietet russland.ru einen Teil des Transkripts in deutscher Übersetzung an, ein Service den man insbesondere von deutschsprachigen Medien bislang vergeblich erwartet!

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Ihr Oeconomicus


‚Das darf nicht sein‘: Kritik zur Russland – und Ukraineberichterstattung

Die Journalistin Frau Dr. Gabriele Krone-Schmalz, Professorin für TV und Medienwissenschaften an der privaten Fachhochschule BiTS Iserlohn, von 1987 bis 1992 ARD Korrespondentin in Moskau, von 1992 bis 1997 Moderatorin des »Kulturweltspiegels« der ARD und noch heute Mitglied des Lenkungsausschusses des »Petersburger Dialogs«, hat am 16. April im NDR in der Sendung ZAPP – die aber leider erst kurz vor Mitternacht ausgestrahlt wurde – den Mainstream-Medien unverblümt eine ganze Menge von Wahrheiten gesagt.

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Seit vielen Monaten wird die Kritik der mündigen Bürger an der Berichterstattung der Mainstream-Medien, insbesondere auch den öffentlich-rechtlichen, immer lauter.

Im Fokus dieser Kritik steht, ausgelöst von der Berichterstattung über die Ereignisse in der Ukraine, die schon seit Jahren desavouierende Berichterstattung über Russland, die nicht nur negativistisch, sondern häufig schlichtweg falsch und oft persönlich beleidigend ist. Persönlich beleidigend ist diese Berichterstattung nicht nur für die Adressaten, russische Politiker, sondern auch für den sogenannten mündigen Bürger, denn oft ist die Voreingenommenheit und Absicht so deutlich zu erkennen, dass man sich für dumm verkauft vorkommt.

Sie ist zudem hinterhältig, weil sie den „normalen“ Bürger, der die Materie nicht so gut kennt, falsch informiert und indoktriniert. Letztlich geschieht hier nichts anderes als in Diktaturen der Vergangenheit und Gegenwart – nur wesentlich subtiler und damit noch gefährlicher. Auf diese Weise sind schon Kriege vorbereitet und ausgelöst worden.
Immer lauter werden die Stimmen sowohl Prominenter als auch der Bürger, die sich dies nicht länger bieten lassen wollen.

Frau Professor Krone-Schmalz, eine der besten Russlandkennerin, zeigt die Diskrepanz zwischen Realität und Berichterstattung auf. Ihren Worten ist nichts hinzuzufügen.

Hören und sehen Sie selbst:

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Ihr Oeconomicus


Europäische Medien, eine Betonmauer der Zensur?

Im Vorfeld der der großen Pressekonferenz mit Wladimir Putin (am 17.April) hat sein Presse-Sprecher, Dmitri Peskow in einem Interview für russischen TV-Sender „Rossija24“ erklärt, die Europäer bekommen in den Medien nicht vollständige Informationen, weil die russische Sicht durch Zensur in europäischen Medien unterdrückt wird.
Zitat: Dmitri Peskow (Übersetzung ohne Obligo)

„Faktisch gesehen sind die europäischen Leser und TV-Zuschauer nicht in der Lage, vollständige Informationen über Geschehnisse in der Ukraine zu bekommen. Den Europäern wurde das Recht geraubt, eine freie Wahl über die Informationen zu treffen. Das kann man mit großem Bedauern feststellen, leider aber ist es so.
Es ist so, dass Russlands Vertreter in den Medien ihre Sicht auf die Situation darzulegen versuchen, wie es z.B. unsere Abgeordnete oder Russlands Außenminister Lawrov oder selbst Wladimir Putin immer wieder tun.
Russlands Vertreter versuchen also immer wieder russische Positionen in den Medien zu erklären, sie versuchen auch verschiedene Mythen und Beschuldigungen zu lüften und zu entlarven.
Diese Erklärungen von uns kommen in den westlichen Medien nicht durch, nicht etwa weil unsere Erklärungen inkorrekt oder nicht haltbar wären, ganz im Gegenteil, unsere Positionen sind sehr konsequent argumentiert.
Unsere Sicht der Dinge kommt in den westlichen Medien nicht durch, weil sie auf eine große Betonwand der Zensur trifft.
So etwas haben wir vorher noch nicht gesehen, wir haben uns nicht vorstellen können, dass eine solche Zensur offen zutage treten könnte.“

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korrespondierende Beiträge:

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‘Das darf nicht sein’: Kritik zur Russland – und Ukraineberichterstattung

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Brief an Putin: „Wir wünschen Ihnen Stehvermögen“
In russischen Medien kursiert eine E-Mail deutscher Kulturschaffender. Die Unterzeichner eint ihr Antiamerikanismus.
DiePresse

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Kleber mag keine Gutmenschen – heute-Journal 12. 4. 2011

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ZDF-Heute Journal verstrickt sich in Propaganda-Lügen

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Das heute-Journal als Pranger?

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A Brave New Dystopia
Eine schöne neue Anti-Utopie von Chris Hedges

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FAZ schaltet Kommentar-Empfehlungen ab

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Ihr Oeconomicus


ZDF-Skandal: Berichte im Auftrag Kiews?

Bei so manchen Berichten und Ereignissen denkt man unwillkürlich an Karl Valentins Episode als „Buchbinder Wanninger„, der nach erfolgloser Odyssee durch die verschiedenen Telefon-Ansprechpartner das Resümee zog

Saubande, dreckerte!

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ZDF-Skandal: Berichte im Auftrag Kiews?
Das ZDF gibt zu, Pressematerial eines PR-Netzwerkes gegen „russische Propaganda“ zu benutzen, das die Kiewer Regierung mittels einer Image-Kampagne unterstützen soll.

Das Ukrainian Crisis Media Center
Das ZDF arbeitet in seiner Berichterstattung über die Ukraine-Krise eng mit dem Ukrainian Crisis Media Center (UCMC) zusammen: einem internationalen PR-Netzwerk gegen „russische Propaganda“.

Finanziert wird die PR-Kampagne u.a. von George Soros, der ukrainischen Übergangsregierung und einer ukrainischen Tochtergesellschaft von Weber Shandwick, dem weltweit führenden PR-Unternehmen.
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derFreitag

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Ihr Oeconomicus


Geht doch! Partielle Aufgabe der political correctness im SPIEGEL

Ausgewogene Berichterstattung und DER SPIEGEL, das war bislang an vielen Stellen ein Gegensatz!

Hoffentlich nicht ausnahmsweise darf heute Uwe Klußmann in seinem Beitrag

Konflikt mit Russland: Die fatalen Fehler der Regierung in Kiew

endlich mal etwas Gas geben und im Zusammenhang mit der braunen Swoboda-Partei auf Versäumnisse von Frank-Walter Steinmeier, Laurent Fabius und Radoslaw Sikorski hinweisen.
Wir werden sehen, ob es eine trügerische Hoffnung ist, die hinsichtlich objektiver künftiger Berichterstattung der Gazette so langsam aufkeimen mag.

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Ihr Oeconomicus