Geld – das Brecheisen der Macht

In seinem Werk „Also sprach Zarathustra“ (Hörbuch, Gesamtwerk) hat Friedrich Wilhelm Nietzsche im Kapitel „vom neuen Götzen“  diesen Begriff geprägt.

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Der Harvard-Professor Niall Ferguson, der als Spezialist für Finanz- und Wirtschafts- und europäische Geschichte sowie für die Familiengeschichte der Rothschilds gilt, hat in seinem Werk „The Ascent of Money: A Financial History of the World“ (deutsch: „Der Aufstieg des Geldes: eine Finanzgeschichte der Welt“) diese These aufgegriffen und weiter verfolgt.

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Dem Historiker ist offensichtlich das Kunststück geglückt, der Leserschaft in einer mitreisenden Dokumentation wirtschaftsgeschichtliche Hintergründe zu vermitteln.
Die für manchen Betrachter das etwas freundlichen und stellenweise positiven Bewertungen des Autors gegenüber dem Finanzwesen sorgen für gewisse Irritation. Bei seinen Ausführungen verwendet er häufig Fachbegriffe, die dem Laien die Lektüre etwas erschweren.

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Armut und den Wucher von Kredithaien führt Ferguson eher auf das Fehlen von seriösen Finanzinstituten und einem entsprechenden Angebot an Finanzierungsmöglichkeiten zurück, als auf einen Defekt des Systems an sich.
Fergusons Thesen sind stellenweise durchaus kontrovers, doch seine historischen Darstellung der Entwicklung des Finanzwesens sind, wenn auch gelegentlich etwas unübersichtlich, überaus lesenswert.
Das Werk kann entscheidend zum Verständnis unseres Finanzsystems und der 2008 ausgebrochenen Rezession, als Teil einer Evolution des Finanzwesens, beitragen, auch wenn das Ausmaß der Krise zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch nicht absehbar war.

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Wer mag, kann sich das verfilmte Werk sowohl im Originalton als auch einer deutschen Synchronisierung hier ansehen:

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The Ascent of Money: A Financial History of the World

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Der Aufstieg des Geldes – Folge 1: Zerplatzte Träume – Teil 1/3

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Der Aufstieg des Geldes – Folge 1: Zerplatzte Träume – Teil 2/3

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Der Aufstieg des Geldes – Folge 1: Zerplatzte Träume – Teil 3/3

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Der Aufstieg des Geldes 2: Lebt der Staat auf Pump? (Der Aufstieg der Rothschilds)
Diese Episode zeigt einen Krimi der besonderen Art: die Erfindung der Staatsanleihen im Italien der Renaissance und die Folgen für die weltweite wirtschaftliche Entwicklung. Dienten die Staatsanleihen in der Renaissance vor allem dazu, Kriege zwischen den italienischen Stadtstaaten zu finanzieren, blieb die Verbindung zwischen dieser Anlageform und dem Krieg über Jahrhunderte erhalten. Professor Niall Ferguson verdeutlicht, in welchem Zusammenhang der Aufstieg der Familie Rothschild, die Schlacht von Waterloo und der amerikanische Bürgerkrieg stehen.
Auch heute noch können Staatsanleihen Staaten in die Knie zwingen, wie uns der Niedergang Argentiniens vor Augen führt: vom wohlhabendsten Land Südamerikas zur Pleiterepublik in wenigen Jahren. Kann die Politik in solchen Fällen überhaupt noch in die Geschicke des Staates eingreifen oder ist es in Wirklichkeit der Finanzmarkt, der die Welt beherrscht?

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Neue, oder vertiefende Erkenntnisse wünscht Ihnen

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Ihr Oeconomicus

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„Das europäische Projekt ist gescheitert“

Europatag
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Die Europäische Union begründet sich auf wirtschaftliche, politische und geopolitische Kriterien, nach denen man sie auch beurteilen sollte. Das Urteil des englischen Historikers Niall Ferguson ist gnadenlos.
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Niall Ferguson:
Thank you. Merci. Mersi. Grazie. Gracias. Grazzi. Go raibh maith agat. Dziekuje. Danke. Aitah. Köszönöm. Multumesc. Dekuji. Paldies. Ačiū. Dakujem. Obrigado. Hvala. Dank u. Kiitti. Blagodaria. Merci villmahl. Efharisto. Und mein persönlicher Favorit: tak.
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In der Europäischen Union gibt es dreiundzwanzig Arten, Danke zu sagen. Schon allein deswegen musste das europäische Experiment in einem Fiasko enden. Erinnern Sie sich noch, wie Sie als Kind mit einem Chemiebaukasten herumexperimentierten? Sie haben sicher eine Chemikalie nach der anderen zusammengeschüttet, in der Hoffnung, dass es irgendwann explodiert. Genau das ist in Europa geschehen. Es begann mit sechs, aber das war nicht genug. Es wurden neun… nichts passierte. Bei zehn rauchte es ein bisschen, mehr aber nicht. Zwölf… nichts geschah, fünfzehn… immer noch nichts. Bei fünfundzwanzig fing es an zu brodeln. Bei siebenundzwanzig… dann die Explosion!
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Europa muss in wirtschaftlicher Hinsicht beurteilt werden, da sich die Gemeinschaft selbst Bedingungen rein wirtschaftlicher Natur auferlegte. In den fünfziger Jahren stieg das Wirtschaftswachstum im integrierten Europa auf 4 Prozent an. In den sechziger Jahren war es ähnlich. In den siebziger Jahren lag das Wachstum bei 2,8 Prozent, in den achtziger Jahren sank es auf 2,1 Prozent. In den neunziger Jahren waren es nur noch 1,7 Prozent und so ging es immer weiter bis auf Null. Je mehr die europäische Integration vorangetrieben wurde, desto niedriger wurde die Wachstumsrate.
Der Anteil Europas am weltweiten BIP ist seit 1980 von 31 Prozent auf knapp 19 Prozent gesunken.
Die Arbeitslosenquote der EU war nicht ein einziges Mal niedriger als die der USA.

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presseurop
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Originalartikel aus Il Sole-24 Ore it