Wallonische und Kanadische Positionsbestimmungen und die Haltung der ‚Münchhausen-Kommission‘

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Wallonische und Kanadische Positionsbestimmungen
und die Haltung der ‚Münchhausen-Kommission‘
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Nach altbekanntem Muster erleben wir eine Welle diskriminierender und antidemokratischer Vorhaltungen gegenüber Wallonien, dessen Parlament und besonders in Richtung des ach so widerborstigen Kontrahenten Paul Maguette.
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Dabei ist der Wallonische MP eigentlich ein Befürworter des Freihandelsabkommens mit Kanada, sofern der Vertrag alle geltenden Sozial-, Umwelt-, Menschenrechts- und Verbraucherschutz-Normen garantiert.
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Ausserdem legen Maguette und das wallonische Parlament ganz im Sinne der CETA-Gegner großen Wert darauf, dass ausschließlich kanadische Unternehmen, die ihren Sitz in Kanada haben und dort ganz real produzieren und wirtschaften, von diesem Abkommen profitieren sollen und dürfen.
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Magnettes Vorbedingungen beinhalten jedoch auch, dass diese nicht verhandelbaren Leitlinien die mißbräuchliche Nutzung des Abkommens durch Multis aus anderen Ländern „durch die Hintertür“ ausschließen.
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Zugegeben, eine solche conditio sine qua non zuverlässig in einem völkerrechtlichen Vertrag gerichtsfest abzubilden, mag eine juristische Herausforderung darstellen, zumal speziell Multis und ihre Helfershelfer erfahrungsgemäß zu kreativen Höchstleistungen fähig sind, wenn die Gier nach prallgefüllten Fleischtöpfen besonders ausgeprägt ist.
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Dies gilt um so mehr, wenn durch nationale Gesetzgebungsverfahren, die im Sinne von Investitionsschutz als kontraproduktiv oder gar diskriminierend wahrgenommen werden, quasi leistungslose Gewinne mittels spezieller Investorengerichtsbarkeit einklagbar werden.
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In diesem Zusammenhang läßt ein Interview mit dem wallonischen Ministerpräsidenten, dessen Inhalt am 24. Oktober in der online-Ausgabe von Libération veröffentlicht wurde, aufhorchen.
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Dort wird Magnette zitiert, der sich sehr zum Mißbehagen von Kommission und deutschsprachigen Wahrheits-Medien erdreistete, den direkten Dialog mit den Kanadiern zu suchen.
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Dabei brachte Magnette zum Ausdruck, dass die Kanadier durchaus gewillt seien, über die bislang als unverrückbare Bedingung propagierte Festlegung auf gesonderte Investoren-Schutzgerichte zu verhandeln, während die EU-Kommission und die offenbar gleichgesinnte Allianz unter den europäischen Regierungen hierauf beharrt.
Auf die Frage des Interviewers Jean Quatremer:
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„Les Canadiens sont-ils prêts à revoir ce mécanisme ?“
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antwortete Magnette:
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„Le Canada est extrêmement vigilant sur cet aspect, car ils ont été les premières victimes de l’Alena [Accord de libre-échange nord-américain = franz. für NAFTA] qui instaurait un tel mécanisme. Il est donc d’accord avec nous. En réalité, c’est un débat purement interne à l’Union.“
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Da bislang die Kanadier das Hauptziel von US-initiierten Investorenklagen waren [Querverweise: siehe jährliche Berichte der UNCTAD] erscheint diese Einlassung durchaus plausibel.
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Im Lichte dieser Betrachtungen muss die lastminute-Absage von Justin Trudeau zum CETA-EU-Gipfel anzureisen als fulminante Blamage der Münchhausen-Kommission, die letztlich auch eine schallende Ohrfeige für Gabriel und seinem eingenordeten Partei-Konvent bedeutet, wahrgenommen werden.
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Leider ist an der Stelle zu vermuten, dass die so vor der Weltöffentlichkeit zutiefst desavouierten Demokratie-Scharlatane neben der Schuldzuweisung an die Adresse des „widerspenstigen“ Magnette nun weitere machtmißbräuchliche Hinterzimmer-Strategien entwerfen, um eigene und fremdbestimmte Ziele doch noch zu verwirklichen.
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Ob dies gelingt, hängt sicher auch vom Ergebnis der POTUS-Wahl und nicht zuletzt von der so künstlerisch verschobenen Wahl des künftigen österreichischen Bundespräsidenten ab.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 13.00 Uhr
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Einigung bei der CETA-Hängepartie ! – Unterschrieben ist jedoch noch nichts
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Medienberichten zufolge haben sich nach Auskunft des belgischen Regierungschef Charles Michel die Vertreter der belgischen Regionen auf einen gemeinsamen Text geeinigt.
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Um das Abkommen auf den Weg zu bringen, muss Belgien seine Klärungswünsche zu CETA an die Slowakei übergeben, die derzeit den Vorsitz unter den EU-Staaten hat. Dabei ging es zuletzt um ein Zusatzdokument, das erklärt, wie der Vertragstext zu verstehen ist.
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Besagte Zusatzerklärung sieht unter anderem vor, dass die Pläne zum Aufbau eines Investitionsgerichts, die der CETA-Vertrag enthält, dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) zur Prüfung vorgelegt werden.
Auch heißt es, dass CETA keine Folgen für die Gesetzgebung der EU im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Organismen haben dürfe.
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Ausserdem soll das Dokument eine Ausstiegsklausel für die belgischen Regionen enthalten, die sich demnach während der geplanten vorläufigen Anwendung des Freihandelsabkommens zu jeder Zeit „endgültig und dauerhaft“ von CETA verabschieden können.
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Der ausgehandelte CETA-Vertrag selbst sollte nicht verändert werden.
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Seltsamerweise ist bislang noch nichts davon zu lesen, dass das wallonische Parlament ebenfalls ein entsprechendes Votum verabschieden muss und danach erst das eilige technische Prozedere erfolgen kann.
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Zwischenzeitlich bestätigt jedoch die Wirtschaftswoche, dass die belgischen Regionalparlamente der erzielten Vereinbarung noch zustimmen müssen, was offenbar bis Freitag geschehen soll. Allerdings haben bis dahin sicher nicht alle rund 40 regionale und nationale Parlamente das Abkommen gebilligt.
Ergo können der EU-Sommeliers den auch von CETA-Gegnern zwangsfinanzierten Champagner erst am Ende Ratifizierungs-Prozesses kredenzen.
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Last but noch least muss auch Kanada die Zusatzerklärungen und deren Auslegung absegnen.
Erst dann kann das (trilaterale: Canada – EU – USA) Freudenfest beginnen.
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Fazit
Um solch unliebsamen Mummenschanz nicht erneut enstehen zu lassen, darf angenommen werden, dass die uneingeschränkte Gesamtkompetenz für Handelsverträge unter Einbeziehung des (eingenordeten) EU-Parlaments künftig ausschließlich in Brüssel liegen wird.
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Allerdings ist auf diesem Weg eine erhebliche Hürde zu überwinden:
Das europäische Verhandlungssystem wird durch die im Ministerrat und Europäischen Rat versammelten Mitgliedstaaten gebildet, wobei die Abstimmungsregeln von herausragender Bedeutung sind. Oftmals wird die Handlungsfähigkeit der EU durch das Einstimmigkeitsprinzip eingeschränkt.
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Diese Norm entspricht dem Erfordernis des Vetorechts und schützt, im Falle von Dissens und Verletzungen nationaler Interessen, die Autonomie der Mitgliedstaaten. Es ist daher kein Zufall, dass die EU-Politik, wenn sie in die verbliebenen Kernbereiche nationaler Souveränität eingreift, der Zustimmung aller Mitgliedstaaten bedarf und durch Veto schon eines einzigen Staates gestoppt werden kann.
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Wie wir gerade am Beispiel Wallonien erleben konnten, führt dieses für Verhandlungssysteme typische Konsensprinzip auf europäischer Ebene zu komplizierten, langwierigen und sich zum Teil selbst blockierenden Entscheidungsverfahren, einen Prozess, den der renommierte Rechts- und Politikwissenschaftler Prof. Fritz Wilhelm Scharpf als Politikverflechtungsfalle bezeichnet.
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Will man nun dieses komplexe Verhandlungssystem grundlegend ändern, also -wie vielleicht bereits angedacht- die Gesamtkompetenzen zu Handelsverträgen in Brüssel ansiedeln, wird das sonst gern im Lissabon-Vertrag verankerte Instrument der qualifizierte Mehrheitsentscheidung nicht ausreichen, sondern eine Änderung der EU-Verträge erfordern.
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Angesichts der desolaten Vertrauenskrise der EU erscheint eine solche Vorgehensweise wenig aussichtsreich.
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Ihr Oeconomicus
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korrespondierende Beiträge
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FAZ:
Trotz belgischer Einigung: Ceta ist noch nicht gerettet
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28.10.2016
UN rights expert urges States not to sign the ‘flawed’ CETA treaty and put it to referendum

TRUMPs außenpolitische Standpunkte zu NATO, UNO und Wladimir Putin

TRUMPs außenpolitische Standpunkte
zu
NATO, UNO und Wladimir Putin
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In einem Interview mit der Washington Post hat Donald Trump zum außenpolitischen Rundumschlag ausgeholt:
Die UNO sei inkompetent, die NATO zu teuer und Putin ein starker Präsident.
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Als Präsident werde er nicht nur das Engagement Amerikas in der Welt verringern, sondern auch die Rolle der Vereinigten Staaten in der NATO deutlich zurückfahren:
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„NATO is costing us a fortune,
and yes, we’re protecting Europe with NATO,
but we’re spending a lot of money.

We certainly can’t afford to do this anymore“
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Zwar wolle er an dem westlichen Bündnis grundsätzlich festhalten, aber künftig deutlich weniger zahlen.
Andere NATO-Mitglieder wie Deutschland sollten künftig einen größeren finanziellen Beitrag leisten.
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Nach Informationen des DLF, fiel Trumps Urteil über den Russischen Präsidenten Wladimir Putin erneut freundlich aus.
Der sei ein starker Präsident, der viel für sein Land tue. Anders als Obama habe er nichts gegen Russlands Einsatz in Syrien:
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„Wenn Russland Millionen von Dollar pro Tag ausgeben will,
um den Islamischen Staat zu bombardieren, dann bin ich absolut dafür!“
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korrespondierende Beiträge
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10.02.2016
Donald Trump: Angela Merkels Politik ist ein „schrecklicher Fehler“
Donald Trump wettert in einem Interview gegen die Bundeskanzlerin. Angela Merkel hätte in der Flüchtlingskrise absolut versagt.
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Er prophezeit, dass das „Ende Europas“ komme und es „Revolutionen geben könne“, wenn die Krise nicht kompetent und entschlossen angegangen werde.
Das nicht der erste Angriff Trumps gegen Merkel. Das „Time“-Magazin hatte Merkel gerade zur „Person des Jahres 2015“ ernannt, als Trump via Twitter ätzte, damit sei jene Person gewählt worden, „die Deutschland ruiniert“.
[…]
Focus
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weitere, bemerkenswerte Trump-Zitate
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17.05.2016:
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How can Crooked Hillary put her husband in charge of the economy when he was responsible for NAFTA, the worst economic deal in U.S. history ?
Quelle: Twitter
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09.05.2016:
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: Is Chris serious, lying or misinformed? Bill Clinton signed NAFTA „
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12.10.2015
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Sanders vs Clinton – Trade deals (NAFTA, TPP)

Sanders vs Clinton – Trade deals (NAFTA, TPP)
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Bernie Sanders long opposed several of the disastrous trade agreements which had worsened the living conditions of American citizens in the long term.
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Hillary Clinton not only supported but helped ease these disastrous agreements into law.
She has now regretted both NAFTA and the TPP.
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korrespondierende Beiträge
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26.02.2008
Democratic Debate – Clinton and Obama on NAFTA
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18.11.2007
Hillary Clinton Flip Flops on NAFTA
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15.11.2007
Democratic Debate – China, NAFTA, and Unsafe Product
Hillary is asked about NAFTA and whether she supports it.
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08.01.1993
North American Free Trade Agreement
President-elect Clinton and President Salinas spoke in a news conference outside the Texas state capitol shortly after their meeting to discuss U.S.-Mexico relations, including the North American Free Trade Agreement.
President-elect Clinton said the meeting also included discussion on drug, labor and environmental issues as well as economic issues. Protestors of the North American Free Trade Agreement chanted audibly in the distance during the news conference.
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C-SPAN
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Kontroversen über die 20-jährige NAFTA-Bilanz beeinflussen die aktuelle US-Handelspolitik

Kontroversen über die 20-jährige NAFTA-Bilanz beeinflussen die aktuelle US-Handelspolitik
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Das 20-jährige Jubiläum der nordamerikanischen Freihandelszone NAFTA wird in den USA kontrovers diskutiert.
Während Vertreter der Wirtschaft die NAFTA zumeist als Erfolg feiern, sehen Kritiker in ihr eine Bedrohung für Arbeitnehmer und den Wohlstand der Mittelschicht.
Der US-Handel mit Mexiko ist seit 1993 deutlich stärker gewachsen als der mit Kanada. Gleichzeitig hat sich die US-Gesamtbilanz im NAFTA-Handel seit ihrer Gründung um rund 59 Mrd. US$ verschlechtert.
[…]
Die steigenden US-Defizite im NAFTA-Warenhandel werden von Kritikern oft als Begründung für die These herangezogen, dass die Freihandelszone zu einer Abwanderung von amerikanischen Industriearbeitsplätzen, vor allem in Richtung Mexiko, geführt habe.
[…]
Die Arbeitsmarkteffekte dieser Verlagerungen lassen sich indes nur schwer beurteilen. Einerseits haben sich die US-Automobilindustrie und andere Bereiche des verarbeitenden Gewerbes die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung zunutze gemacht und ihre Produktionsnetzwerke in den Nachbarländern kräftig ausgebaut. So sind etwa die US-Direktinvestitionsbestände in Mexiko bis Ende 2011 auf 91,4 Mrd. US$ und damit den sechsfachen Wert von 1993 angestiegen.
[…]
GTAI
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korrespondierende Beiträge
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13.10.2015
20 Jahre NAFTA und die Auswirkungen auf die kleinbäuerliche Landwirtschaft in Mexiko
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25.09.2015
Trump calls NAFTA a „disaster“
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26.02.2015
Bernie Sanders: Not Another NAFTA
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02.01.2014
20 Years on, Mexico is NAFTA’s Biggest Lie
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Obama baut sein Team mit Vertrauten von Bill Clinton um

Obama baut sein Team mit Vertrauten von Bill Clinton um
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US-Präsident Obama baut sein Team im Weißen Haus um und setzt dabei auf Vertraute des früheren US-Präsidenten Bill Clinton.
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Obama ernannte den Politikveteran Gene Sperling zum neuen Wirtschaftsberater. Sperling ist Mitglied des Council on Foreign Relations.
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Stunden zuvor hatte er den einflussreichen Posten des Stabschefs im Weißen Haus mit dem früheren Handelsminister William Daley besetzt.
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Der künftige Stabschef im Weißen Haus gehörte bislang der Leitungsebene der US-Großbank JP Morgan Chase an.
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Der ausgebildete Jurist Daley entstammt einer Politikerfamilie aus Chicago, wo Obama lange gelebt und selbst seine Politikerkarriere begonnen hatte. Daley war von 1997 bis 2000 Handelsminister unter Clinton.
Davor half er unter anderem dabei, den US-Kongress zur Ratifizierung des 1994 in Kraft getretenen nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA zu bewegen.
[…]
N24
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korrespondierend:
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Schlüsselposten in der Obama-Administration
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NAFTA und die Opfer des Freihandels

Am 1. Januar 1994 trat das Nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) in Kraft, welches den schrittweisen Abbau der Zölle auf Waren und Dienstleistungen zwischen Mexiko, den USA und Kanada garantiert. Für Mexiko sollte so der Weg vom Entwicklungsland zum Industriestaat geebnet, Arbeitsplätze geschaffen und die Armut reduziert werden. Aber zehn Jahre danach sieht die Realität dramatisch anders aus.
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Zehn Jahre NAFTA
Bilanz und Perspektiven
Diskussionspapier der SWP Berlin, 05. Oktober 2004 [PDF – 14 Seiten]
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Infografik: Vergleich der Landwirtschaft-Sektoren in USA und Kanada
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Ein Blick zurück:
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NAFTA-Debatte zwischen Ross Perot und Al Gore (1993)
The year NAFTA was ratified, America had a $1 billion trade surplus with Mexico. By 1995, America had a $16 billion trade deficit with Mexico. Today, America’s trade deficit with Mexico is $74 billion. The facts in the chart make President Clinton, Vice President Gore and all the newspaper editors who wrote editorials supporting NAFTA look like complete idiots or worse. Ross Perot was absolutely right even though he was not effective in the debate.
Lessons learned (?):
Any time your government tries to sell you on a free trade deal with another country that has disparate living and environmental standards, don’t believe it.
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korrespondierende Leseempfehlung:
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Carlos Fuentes:
„La frontera de cristal“ – (deutsch: Die gläserne Grenze, 1998)
In seinem 1995 erschienenen Roman hat sich Carlos Fuentes ausschließlich mit der Problematik des Grenzraumes Mexiko-USA beschäftigt.
In neun Episoden, die als abgeschlossene Erzählungen lesbar sind und in denen jeweils andere ProtagonistInnen im Zentrum stehen, beleuchtet er das Thema aus verschiedenen Perspektiven, wodurch ein facettenreiches, komplexes Gesamtbild entsteht.
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Die Problematik des Grenzraumes Mexiko – USA
Eva Srna @Lateinamerika-Studien
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