Weihrauch programmiert Entzündungsenzym um
Veröffentlicht: 11. Mai 2020 Abgelegt unter: Budesonid (Wirkstoffgruppe Glucocorticoide-umgangssprachlich Kortisone) - bei Asthma u. chronic obstructive pulmonary disease (chronisch obstruktive Lungenerkrankung)), COVID-19-Pandemie, Entzündungsprozesse, Fachmagazin „Nature Chemical Biology“, Gelbe Liste, Gesundheit/Medizin, Immunsystem, Therapien, Medikamente, Impfstoff-Forschung | Tags: 5-Lipoxygenase, Asthma, Boswelliasäure, Entzündungshemmer Weihrauchharz, Neurodermitis, Prof. Dr. Oliver Werz, Rheumatoide Arthritis 2 KommentareWeihrauch programmiert Entzündungsenzym um
Forschungsteam aus Jena und den USA klärt entzündungshemmende Wirkung eines Naturstoffs aus Weihrauchharz auf.
Ein Forschungsteam der Universität Jena und der Louisiana State University (USA) hat den molekularen Mechanismus der entzündungshemmenden Wirkung eines Naturstoffs aus Weihrauchharz aufgeklärt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei das Enzym 5-Lipoxygenase: Das normalerweise entzündungsfördernde Enzym wird durch den Naturstoff zu einem entzündungshemmenden Protein umprogrammiert.
Einst brachten die Heiligen Drei Könige dem neugeborenen Jesuskind kostbare Geschenke mit: neben Gold und Myrrhe hatten sie dabei auch Weihrauch im Gepäck.
„Weihrauch ist auch heute noch ein wertvolles Geschenk“,
sagt Prof. Dr. Oliver Werz von der Friedrich-Schiller-Universität Jena – hat dabei jedoch weniger die biblische Bedeutung von Weihrauch im Blick. „Das aus dem Stamm des Weihrauchbaumes gewonnene Harz enthält entzündungshemmende Substanzen, die es u. a. für die Therapie von Krankheiten wie Asthma, Rheumatoider Arthritis oder Neurodermitis geeignet machen“, erläutert der Pharmazeut.
Werz und sein Team gehen bereits seit einigen Jahren der entzündungshemmenden Wirkung von Weihrauchharz und seiner Inhaltsstoffe nach. Jetzt ist es den Forscherinnen und Forschern der Universität Jena gemeinsam mit US-amerikanischen Kolleginnen und Kollegen gelungen, die molekulare Wirkungsweise der Boswelliasäure aufzuklären, einer Substanz, die für die entzündungshemmende Wirkung des Weihrauchs verantwortlich ist. In der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Nature Chemical Biology“ stellen sie ihre Ergebnisse vor (DOI: 10.1038/s41589-020-0544-7).
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Quelle: Uni Jena
korrespondierend:
Budesonid – Entzündungsprozesse hemmen
Asthmatiker leiden unter pfeifender Atmung, Husten und immer wiederkehrenden Anfällen von extremer Atemnot. Verursacht werden diese Beschwerden durch eine chronische Entzündung der Atemwege (Bronchien), die mit einer Überempfindlichkeit der Bronchialschleimhaut gegenüber äußeren Reizen einhergeht. In der Folge schwillt die Schleimhaut an und die Lunge produziert zähen Schleim. In Deutschland sind zirka zehn Prozent der Kinder und fünf Prozent der Erwachsenen betroffen. Damit ist Asthma bronchiale die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter.
Glucocorticoide (umgangssprachlich Kortisone) sind Standardtherapeutika für die Behandlung des mittelschweren und schweren Asthmas. Der Wirkstoff Budesonid ist ein stark wirksames Glucocorticoid. Er lindert die Atemwegserkrankung ursächlich, indem er den Entzündungsprozess stoppt. Budesonid leitet im Zellkern die Bildung körpereigener Proteine ein, die den Entzündungsprozess hemmen und unterdrücken. Da es eine gewisse Zeit dauert, bis sich dieser Effekt bemerkbar macht, ist Budesonid nicht für die Behandlung akuter Anfälle, sondern nur für die Langzeitbehandlung von Asthma geeignet.
Wegen seiner langanhaltenden antientzündlichen Wirkung ist Budesonid auch zur Therapie der chronischen Bronchitis, der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) und entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa geeignet. Weitere Einsatzgebiete sind Schnupfen, Nasennebenhöhlenentzündung und Allergien. Da Budesonid am Anwendungsort schnell aufgenommen und wieder abgebaut wird, beschränken sich die Nebenwirkungen meist auch auf diesen Bereich.
Bei der Inhalation dieses Wirkstoffs kann es beispielsweise zu Heiserkeit oder einer Pilzinfektion des Mund- und Rachenraums (Mundsoor) kommen.
Zwischenbemerkung:
Deshalb wird empfohlen die Inhalation unmittelbar vor einer Nahrungsmittelaufnahme vorzunehmen und danach eine Mundspülung durchzuführen.
Nebenwirkungen wie Stammfettsucht, Osteoporose und Bluthochdruck treten bei Asthmasprays und Rektalschäumen mit Budesonid hingegen kaum auf.
Budesonid kam 1983 auf den deutschen Markt. Das Gesamtumsatzvolumen zu Herstellerabgabepreisen liegt zurzeit bei 84,3 Mio. Euro. Die ersten Generika gab es 1996. Derzeit beträgt der Marktanteil der preisgünstigen Generika nach Umsatz dem unabhängigen Marktforschungsinstitut INSIGHT Health zufolge 67 Prozent.
Pressemitteilung, Pro Generika e.V. vom 10.07.2009
follow-up
Gelbe Liste zu Budesonid
Budesonid gehört zur Wirkstoffgruppe der Glucocorticoide, die auch als Kortikoide oder Kortison bezeichnet werden. Medikamente mit dem Wirkstoff werden vor allem lokal in den Atemwegen oder im Gastrointestinaltrakt eingesetzt.
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Quelle: Gelbe Liste
spannende Erkenntnisse im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen:
Einer Studie der Universität Oxford aus dem Jahr 2021 zufolge wirkt sich Budesonid bei COVID-19-Infizierten erheblich mildernd auf den Krankheitsverlauf aus:
Es reduziert die Notwendigkeit einer Krankenhauseinweisung um 90 %.
Wichtig ist dabei, dass das Mittel in den ersten sieben Tagen nach Auftreten der ersten Symptome verabreicht wird und die Infizierten noch nicht schwer erkrankt sind.
Bereits im Sommer 2020 waren Kortikosteroide wie Budesonid zur Linderung von COVID-19-Verläufen u. a. von der WHO empfohlen worden, damals allerdings nur für bereits schwer Erkrankte.
Siehe auch Artikel der Pharmazeutischen Zeitung vom 12.04.2021,
Titel : Budesonid als Game-Changer – Was ist dran ?
Beitrag in Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) vom 12.04.2021
Titel: Budesonid schon tausendfach erfolgreich angewendet, doch keiner hat sie ernst genommen
dazu:
Video-Clip der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN):