‚Spiel nicht mit dem Schmuddelkindern‘ oder aus dem Leben eines Flüchtlings
Veröffentlicht: 3. März 2015 Abgelegt unter: F/UK/US initiierter Krieg, Flüchtlinge & Migranten, illustre Unterbringungsvarianten für Refugee-Fachkräfte, Kriegsfolgen | Tags: Buntes Deutschland Hinterlasse einen Kommentar‚Spiel nicht mit dem Schmuddelkindern’oder aus dem Leben eines Flüchtlings
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Seit 2013 leben die Flüchtlinge aus Lampedusa und anderen Orten Europas auf den Straßen von Hamburg, in Flüchtlingslagern oder in Notunterkünften. Es handelt sich um Gastarbeiter in Libyen, die ursprünglich aus afrikanischen Ländern wie Ghana, Nigeria, oder dem Sudan stammen.
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Wegen des Krieges in Libyen sind sie nach Italien oder Spanien geflüchtet, wurden dort als politisch Verfolgte anerkannt und bekamen somit Asyl. Sie wurden in Flüchtlingsunterkünften untergebracht und anschließend nach Deutschland weitergeschickt.
Dort leben sie ohne Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis und kämpfen seit ihrer Ankunft um Bleiberecht und Arbeitserlaubnis, offenbar ohne die Unterstützung vermeintlicher Wegbereiter für ein ‚buntes Deutschland‘.
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Solidarisches Gutmenschentum der Außenalster-Schickeria ?
Veröffentlicht: 24. Januar 2014 Abgelegt unter: Asylbewerberheime, BEWERTUNGEN ZUM ZEITGESCHEHEN, FREIE UND HANSESTADT HAMBURG, Harvestehude - Sophienterrassen, illustre Unterbringungsvarianten für Refugee-Fachkräfte | Tags: Aydan Özoguz, Flüchtlingsheim, Gero Tuttlewski (Rechtsanwalt-Klägervertreter), Hamburger Verwaltungsgericht, Harvestehude, Olaf Scholz, Torsten Sevecke (Bezirksamtsleiter) 3 Kommentare
Blick über die Außenalster von der Eimsbütteler Seite aus gesehen.
Am gegenüberliegenden Ufer liegt die Uhlenhorst und rechts oben St. Georg.
CC – Urheber: Merlin Senger
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Die unweit der Außenalster gelegene Sophienstrasse im schicken Harvestehude gilt als eine der feinsten Adressen in der Freien und Hansestadt Hamburg.
Genau dort soll nun ein Zeichen für gelebte Solidarität mit den an Leib und Leben bedrohten Flüchtlingen aus dem Irak, Libyen, Syrien oder elsewhere gesetzt werden.
Medienberichte zufolge wird die Stadt Hamburg bis zu € 14 Millionen für den Ankauf des früheren Kreiswehrersatzamts an den Sophienterrassen in Harvestehude bezahlen, um dort bis zu 250 Flüchtlinge unterzubringen.
Bisheriger Eigentümer der Immobilie mit einer Grundstücksfläche von rund 3300 Quadratmeter ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima).
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Die gesellschaftliche Integration der Neubürger wird der von altehrwürdiger Tradition geprägten einstigen Hanse-Familien vermutlich keinen Zuwachs an Kulturbereicherung bescheren, schließlich dürften arabische und ähnlichen Lebensweisen hinreichend bekannt sein. Auch das Harvestehuder Strassenbild dürfte sich kaum verändern, da feminine Kopfbedeckungen etwa bei der Fahrt im schicken Cabrio oder im Harvestehuder Tennis- und Hockey-Club e.V. zu den unabdingbaren Accessoires der Haute Couture gehören.
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Natürlich könnte man jetzt argumentieren, die willkommenen Asylanten seien doch gar nicht in der Lage, dem Lebensstil der Schickeria nachzueifern. Dies könnte jedoch zu kurz gedacht sein, da man an allen Ecken unseres Landes und sicher auch in noblen Hamburger Stadtvierteln händeringend nach engagierten Facharbeitern sucht. Und jetzt mal Hand aufs Herz, wer lange genug sein Sparkonto aus den zu erwartenden üppigen Mindestlohn-Regelungen speist, dürfte sehr bald Einlass zu den erlauchten Kreisen der elitären Hamburger Schickeria-Clubs finden … vielleicht nicht sofort als zahlendes Mitglied, aber das kann sich ja ändern.
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Sonstige Befürchtungen, wie etwa die Zunahme von Gesetzesüberschreitungen durch Neubürger mit Migrationshintergrund sind zumindest nach Presse-Berichten eher im Reich populistischer Phantasien einzuordnen.
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Bleibt zu hoffen, dass die bald gediegende Asylanten-Herberge in Harvestehude zu einer befruchtenden Begegnungsstätte wird und nicht etwa fremdenfeindliche Wortwahl etwa nach dem Beispiel der Asterix-Figur ‚Methusalix‘ auslöst:
„Nein! Mich stören Fremde nicht, solange sie bleiben wo sie hingehören. Wenn sie aber zu uns kommen, hab´ ich keine Lust zu ihnen zu gehen!“
Ihr Oeconomicus
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follow-up, 16.02.2014
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Asyl trifft auf Luxus
Das Ideal der sozialen Durchmischung muss in Hamburg den Praxistest bestehen. Ein Experiment gegen Ghettobildung.
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Christian Tröster – Die Welt
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follow-up, 03.05.2014
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Wenn die Nachbarn Millionäre sind: Asylbewerberheim im Luxusquartier
Wer im noblen Hamburger Stadtteil Harvestehude wohnt, hat es in der Regel zu etwas gebracht und steht auf der Sonnenseite des Lebens. Doch über der Idylle macht sich ein Schatten breit — in Form einer Unterkunft für Asylbewerber. 220 Flüchtlinge sollen demnächst bei den gutbetuchten Hamburgern untergebracht werden. Eine Art von Multikulti, die dort auf wenig Gegenliebe stößt.
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follow-up, 17.06.2014
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Flüchtlingsheim in Harvestehude: Mitten in den Wohlstand
Mitten in einer der teuersten Gegenden Hamburgs werden demnächst Kriegsflüchtlinge einziehen:
In Harvestehude ist ein Flüchtlingsheim geplant. Der Bezirksamtschef sieht keinen Grund zur Diskussion, Anwohner schon.
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Tanja Mokosch – SpOn
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follow-up, 20.10.2014
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Sophienterrassen-Anwohner klagen gegen Flüchtlingsheim
Beim Gericht ist eine Sammelklage gegen das Flüchtlingsheim in Harvestehude eingegangen. Nun muss das Gericht in einem Eilverfahren überprüfen, ob es zu einem Aussetzen der Baugenehmigung kommen kann.
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Hamburger Abendblatt
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follow-up, 23.01.2015
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Gericht stoppt Bau von Flüchtlingsheim in Villenviertel
Das Verwaltungsgericht Hamburg gibt einem Eilantrag von Anwohnern gegen den Bau eines Flüchtlingsheims in Harvestehude statt.
In der Begründung des Gerichts heißt es, die Gegend sei ein „besonders geschütztes Wohngebiet“, ein Flüchtlingsheim jedoch keine „reine Wohnnutzung“. Das Bezirksamt Eimsbüttel will gegen die Entscheidung Beschwerde vor dem Oberverwaltungsgericht einlegen.
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Hannah Beitzer – SZ
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Anmerkung
Verkommt nun die vielbeschworende Solidarität für bedrohte Flüchtlinge zur Worthülse?
Und dürfen wir nun erwarten, dass die rund 4000 Teilnehmer der Anti-Pegida-Bewegung, die am 12. Januar gegen Terror, Rassismus und Ausgrenzung unter Beteiligung der Integrationsstaatsministerin Aydan Özoguz und des Hamburger Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (beide SPD) demonstriert hatten, nun drei Wochen vor der Bürgerschaftswahl vor dem Hamburger Verwaltungsgericht protestieren?
Klingt wohl ebenso unwahrscheinlich, wie auf das private Engagement der Schickeria zu setzen, Flüchtlinge in ihren Millionen-Villen aufzunehmen!
Methusalix (s.o.) läßt grüßen !
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 08.10.2015
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Flüchtlingsheim Sophienterrasse: „Die Menschen stehen jetzt vor unserer Tür“
Die Flüchtlingsunterkunft an den Sophienterrassen wird kleiner. Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke verteidigt den Kompromiss.
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DIE ZEIT
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follow-up, 05.08.2015
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Die Ich-Gesellschaft – Essay von Martin Tschechne
Natürlich müssen wir Flüchtlinge retten und aufnehmen, sagt unser moralischer Anspruch. Aber wenn die Flüchtlinge dann in unserer Nachbarschaft untergebracht werden sollen, ist es selbst bei notorischen Gutmenschen schnell vorbei mit der Hilfsbereitschaft und Toleranz. Das betrifft nicht nur den feinen Hamburger Stadtteil Harvestude an der Alster.
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NDR
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follow-up, 07.07.2015
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Harvestehude: Neue Pläne für Flüchtlingsheim
Die einen wollen alles tun, um endlich Flüchtlinge in ihrer noblen Nachbarschaft willkommen heißen zu können. Die anderen wollen das Heim mit aller Kraft verhindern. Die geplante Flüchtlingsunterkunft an der Sophienterrasse spaltet Harvestehude. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung am Dienstag bei einem Infoabend zum Thema.
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Geli Tangermann – Hamburger Morgenpost
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follow-up, 01.06.2015
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Sophienterrasse: Es bleibt beim Baustopp
Im vornehmen Hamburger Stadtteil Harvestehude wird es vorerst weiterhin keine Flüchtlingsunterkunft geben. Nach dem Verwaltungsgericht hat nun auch das Oberverwaltungsgericht einen Umbau des Gebäudes an der Sophienterrasse untersagt.
Es bestätigte den bereits verhängten Baustopp und wies eine Beschwerde der Stadt gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts zurück.
„Damit bleibt es dabei, dass das Vorhaben einstweilen nicht verwirklicht werden kann“
teilte das Gericht am Montag mit. Die Stadt möchte in dem seit 2012 leer stehenden Haus 220 Flüchtlinge unterbringen.
[…]
NDR
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Anmerkung:
Ware man ein Schelm, so könnte man denken „Mission accomplished“.
Warum ?
Mit diesem Urteil können nun Eigentümer von Luxusoasen aufatmen, da sie bei einem eventuellen Verkauf von nachbarschaftsbedingten Abschlägen verschont bleiben!
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 01.02.2015
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Der Zoff um Flüchtlingsunterkunft geht weiter
Der Senat will seine Absicht, Flüchtlinge in dem Nobelviertel einzuquartieren, unbedingt durchsetzen. Er rechnet sich gute Chancen beim Oberverwaltungsgericht aus, das über die städtische Beschwerde entscheiden muss und als liberal gilt.
Der Baustopp löste heftige Reaktionen aus, von der Richterschelte bis zur Häme. „Eine Schande für Hamburg“, kommentierte der Norddeutsche Rundfunk, die „Hamburger Morgenpost“ konstatierte einen „GAU“. Die Fronten zwischen Befürwortern und Gegnern des Projekts sind verhärtet. Es geht auch um Gut und Böse. Wer dafür ist, gilt als mitfühlend, wer dagegen ist, als herzloser Egoist.
„Dieses Urteil ist ein beispielloser Skandal“
schrieb der Hamburger Schauspieler Stephan Schad im Forum von SPIEGEL ONLINE und, gemünzt auf die siegreichen Anwohner:
„Möge euch euer Kaviar im Halse stecken bleiben. Ihr kotzt mich an. Flüchtlinge sind hier, was mich angeht, von ganzem Herzen willkommen.“
Die Antwort kam postwendend.
„Sie dürfen doch gern schon mal einen oder zwei Flüchtlinge aufnehmen“
schlug ein Forist unter dem Kürzel „ixfüru“ vor.
„Sie würden dann mit gutem Beispiel vorangehen – und ein gutes Beispiel liefern, dass das Zusammenleben gut klappt.“