Arbeitsmarkt-Report: der Mythos vom Fachkräftemangel in Täuschland
Veröffentlicht: 21. Juli 2014 Abgelegt unter: Arbeitsmarkt, Lobbyismus, Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Arbeitsmarkt-Report, Fachkräftemangel, Karl Brenke, Nationales MINT-Forum Hinterlasse einen KommentarSchlagzeilen und Talk-Show-Gesabber, das uns seit Jahren beständig aufgetischt werden:
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„Ingenieursmangel! Ärztemangel! Zu wenig IT-Spezialisten!“
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„Wenn wir nicht gegensteuern, geht es bergab mit Deutschland!“
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Der „Arbeitsmarkt-Report“ zeigt die Hintergründe des von Politik und Lobby-Verbänden seit Jahren behaupteten Fachkräftemangels schonungslos auf und kommt zu dem Resultat, dass solch lautstarke Hilferufe die wirklich gravierenden Probleme verschleiern sollen:
Lohndumping und Arbeitslosigkeit!
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Ein Film von Ulrike Bremer mit bemerkenswerten Erkenntnissen:
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Interview vom 02.12.2013 mit DIW-Forscher Karl Brenke:
„Fachkräftemangel ist Indiz für Trägheit der Unternehmen“
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Statement der Bundesregierung vom 28.10.2013:
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Ausbildung – Dringend gesucht: MINT-Fachkräfte
Die Bundesregierung und das Nationale MINT-Forum fördern Bildung und Ausbildung in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Berufs- und Studienabschlüsse in diesen Bereichen eröffnen gute Perspektiven.
Seit Jahren fehlen Ingenieure, Ärzte, Medizintechniker, Chemikanten, Mechatroniker, Schweißer und Lageristen. Bis 2020 werden rund 600.000 beruflich qualifizierte Arbeitskräfte fehlen, um diejenigen zu ersetzen, die aus Altersgründen ausscheiden.
[…]
Bundesregierung
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Anmerkung
Leider fehlt bei den geschilderten ‚guten Perspektiven‘ der Zusatz, dass solche Jobs am liebsten ‚für lau‘ zu haben sind!
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Bereits 2011 wurde in einem PlusMinus-Beitrag die PR-Lüge der Wirtschaftsverbände vom sog. Fachkräftemangel dargelegt.
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Hat sich seither irgendetwas zum Positiven gewandelt??
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Ihr Oeconomicus
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korrespondierende Beiträge
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15.08.2015
Gimme a Break!… unbürokratischer Zugang zu MINT-Studiengängen an der Uni des Saarlandes !!!
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Daimler im Spannungsfeld zwischen Rekordgewinnen und ‚abgezetschter‘ Arbeiter mit Werkverträgen
Veröffentlicht: 8. Februar 2014 Abgelegt unter: Daimler Benz, Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Dr. Dieter Zetsche, EU-Richtlinie 2008/104/, SWR, Werkverträge Ein KommentarChapeau! Vor einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umwelt hat Daimler mit einem operativen Ergebnis von knapp € 8 Mrd. die eigenen Gewinnerwartungen durch Sondereffekte von ca. € 2,2 Mrd. für den Verkauf der EADS-Anteile übertroffen.
Dadurch angespornt will Daimler-Chef Zetsche nun alle Energien freisetzen, um die Unternehmens-Rendite im neuen Geschäftsjahr weiter zu steigern.
Als „ein Zeichen unserer Anerkennung für das außerordentliche Engagement“ so Zetsche, sollen die Mitarbeiter neben einer Ergebnis-Beteiligung zudem einen Sonderbonus von 500 Euro erhalten.
Eine weniger glanzvolle Seite des schwäbischen Weltkonzerns und seiner Führung wurde nun von investigativen Journalisten aufgedeckt.
An den Fließbändern von Daimler arbeiten Menschen, die so wenig verdienen, dass sie nicht davon leben könnten und ihren bescheidenen Stundenlohn von € 8,19 mit Hartz-IV Leistungen aufstocken müssen.
Diesen unthaltbaren und höchst beschämenden Zustand wollen die Werkvertrags-Arbeiter nicht länger hinnehmen und ziehen vor Gericht … droht Daimler nun eine imageschädigende Klagewelle?
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Die EU-Leiharbeitsrichtlinie
Die Schlechterstellung durch Tarifverträge ist jetzt in ganz Europa möglich!
Am 22. Oktober 2008 wurde mit der „Zeitarbeitsrichtlinie“ der erste Teil der neuen EU Arbeitsregelungen vom Europaparlament beschlossen. Die Richtlinie sei zum Schutz der ArbeiterInnen und ihrer Gesundheit gemacht.LeiharbeiterInnen sollen vom ersten Tag an grundsätzlich die gleichen Rechte in den Betrieben bekommen wie die fest angestellten KollegInnen. Diese Gleichstellung kann verhindert werden, wenn willige Gewerkschaften mit den Bossen Verschlechterungen durch einen Tarifvertrag vereinbaren.
In Deutschland wird es daher keine großen Änderungen geben. Hier wurde bereits im Rahmen der Agenda 2010 der Grundsatz der gleichen Bezahlung und Behandlung (equal pay – equal treatment) von LeiharbeiterInnen beschlossen, durch die Christen „Gewerkschaften“ und die DGB-Tarifgemeinschaft, unter der Führung von ver.di, wurden den LeiharbeiterInnen diese Rechte per Tarifvertrag jedoch wieder genommen. Der Betrug um die gleichen Bedingungen für LeiharbeiterInnen findet in Deutschland durch einen Nebensatz im Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (AÜG) statt: „Ein Tarifvertrag kann abweichende Regelungen zulassen. Im Geltungsbereich eines solchen Tarifvertrages können nicht tarifgebundene Arbeitgeber und Arbeitnehmer die Anwendung der tariflichen Regelungen vereinbaren.“Damit kann die gleiche Bezahlung und Behandlung durch Verschlechterungstarifverträge außer Kraft gesetzt werden. Das Besondere ist dabei, dass üblicherweise die Leistungen aus Tarifverträgen nur den Mitgliedern der abschließenden Gewerkschaft zugute kommen; in diesem Fall können die Verschlechterungen aber allen Beschäftigten der Branche aufgezwungen werden.
In der EU-Leiharbeitsrichtlinie soll die weitere Schlechterstellung der LeiharbeiterInnen durch eine Formulierung im Artikel 5 (Abs. 3) sichergestellt werden, die mit der deutschen Regelung fast identisch ist. Für Staaten, in denen Tarifverträge unüblich sind, wird sicherheitshalber mit Artikel 5 (Abs. 4) die Möglichkeit geschaffen, LeiharbeiterInnen auch durch landesweite Vereinbarungen der „Sozialpartner“ um ihre Rechte zu betrügen. Das deutsche Modell, Rechte auf dem Papier zu gewähren, um sie dann durch Vereinbarungen mit gefälligen Gewerkschaften wieder außer Kraft setzen zu lassen, soll damit europäischer Standard werden.
Richtlinie 2008/104/
EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES
vom 19. November 2008 über Leiharbeit
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Die 10 größten Konzerne im Bereich Leiharbeit (Stand 2012)
Unternehmen | Umsatz in Mio. € | Interne Mitarbeiter | Leiharbeiter/Innen |
Randstad Deutschland | 1.880 | 2.800 | 63.000 |
Adecco Deutschland | 1.551 | 2.502 | 42.000 |
Persona Service | 662 | 1.900 | 19.800 |
Manpower | 586 | 1.170 | 20.000 |
Autovision | 510 | 470 | 14.100 |
I.K. Hofmann | 432 | 411 | 15.713 |
ZAG Personaldienste | 280 | 600 | 12.000 |
Orizon | 273 | 454 | 9.360 |
USG People Germany | 240 | 570 | 7.800 |
Timepartner | 202 | 368 | 6.200 |
Quelle: Lünendonk – Gesellschaft für Information und Kommunikation |
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follow-up, 06.08.2014
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Dicke Backen beim SWR
Daimler gegen den SWR – das erstaunt. Normalerweise sind sie nett zueinander, aber die Undercover-Reportage „Hungerlöhne am Fließband“ hat den Autokonzern erregt. Das ist verständlich, aber warum zeigt sich die Anstalt plötzlich so kämpferisch?
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Josef-Otto Freudenreich – Kontextwochenzeitung
Werkverträge: Lohndrückerei in Täuschland
Veröffentlicht: 21. Januar 2014 Abgelegt unter: Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Werkverträge Hinterlasse einen KommentarSeit die Arbeitsbedingungen für Leiharbeiter verbessert wurden, nutzen viele Unternehmen ein neues Schlupfloch, um Arbeitnehmer zu Billiglöhnen beschäftigen zu können:
sogenannte Werkverträge, eine verdeckte Form der Leiharbeit!
Hierzu ein Auszug aus einem Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN vom 26.10.2011 an den Deutschen Bundestag:
„Rund anderthalb Jahre, nachdem durch den Schlecker-Skandal die Methoden des Lohndumpings in der Leiharbeit bekannt geworden sind, geht die Lohndrückerei in Deutschland unter neuem Etikett weiter. Unternehmen weichen zu-
nehmend von Leiharbeit auf Werkverträge aus, um erneut die Lohn- und Sozialkosten zu drücken.Die Folgen für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer werden u.a. am Beispiel des Einzelhandels deutlich:
Der Einstiegsstundenlohn nach dem Tarifvertrag der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di im Bremer Einzelhandel liegt bei 10,20 Euro, der vereinbarte Mindestlohn in der Leiharbeit im Westen immerhin noch bei 7,79 Euro.
Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vieler Werkvertrags-Unternehmen bekommen aber nach einem Tarifvertrag der christlichen Gewerkschaft DHV – Die Berufsgewerkschaft e. V. nur Löhne von 6,50 Euro – und das für die gleiche Tätigkeit.Wie viele Beschäftigte von den neuen Dumpingmethoden betroffen sind, ist der Bundesregierung nach eigenen Angaben nicht bekannt.
Allein bei den Regaleinräumern im Handel soll die Zahl nach Angaben von Gewerkschaften und Arbeitgebern aber in die Zehntausende gehen.
Werkverträge werden nicht nur im Einzelhandel eingesetzt, sondern auch in der Metall- und Elektroindustrie und in vielen weiteren Branchen. Dort werden einzelne Produktionsschritte ausgegliedert oder ganze Fließbandstrecken in die Hände eines Werkvertragsunternehmens gelegt.
In einer Umfrage der IG Metall unter 5 000 Betriebsräten berichten 36 Prozent der Betriebsräte, dass in ihren Unternehmen Stammarbeitsplätze über Werkvertragsarbeitskräfte abgebaut werden.
Tätigkeiten werden so ausgegliedert, um niedrigere Löhne durchzusetzen und tarifliche Regelungen und Zuschläge zu umgehen.
Im Gegensatz zur Leiharbeit stehen den Betriebsräten hier nur wenige Mitbestimmungsrechte zu.Bei vielen vermeintlichen Werkverträgen handelt es sich um verdeckte Leiharbeit. Werkverträge sind unter fairen Bedingungen ein regulärer Weg, um beispielsweise die Herstellung eines Produktes oder einer Dienstleistung an externe Unternehmen zu vergeben und so Beschäftigung zu schaffen.
Werden aber Beschäftigte des Werkvertragsunternehmens im Bestellunternehmen wie normale Beschäftigte der Stammbelegschaft eingesetzt, in die Abläufe im Unternehmen eingebunden und erhalten sie hauptsächlich ihre Anweisungen durch das Stammpersonal des Bestellunternehmens, dann liegt ein klassischer Fall von Leiharbeit vor.Werkverträge werden in diesen Fällen dazu missbraucht, Löhne zu drücken und die ohnehin schon niedrigen Tarifverträge in der Leih-Arbeitsbranche zu umgehen.
Auch ausländische Unternehmen und ihre Beschäftigten dürfen in Deutschland im Rahmen eines Werkvertrags tätig werden. Für sie fallen keine Sozialversicherungsbeiträge in Deutschland an. Finden keine anderen Vorschriften Anwendung, so gelten die Vorschriften des Entsendestaates, denn die Entsendungen von Werkvertragsbeschäftigten fallen unter den Geltungsbereich der europäischen Dienstleistungsfreiheit. Die Gefahr von Scheinwerkverträgen – auch durch osteuropäische Unternehmen – mit dem Ziel, die tariflichen Regelungen in der Leiharbeit zu umgehen, ist somit gegeben.
Wie schon beim Einsatz der Leiharbeit im Schlecker-Skandal werden beim Einsatz von Werkverträgen Tätigkeiten auf Dauer zu niedrigeren Konditionen ausgelagert, um Lohn- und Sozialkosten zu sparen und auf dem Rücken der Beschäftigten die Unternehmensgewinne zu erhöhen. Die heute schon existierende Zweiklassengesellschaft in den Unternehmen – Stammbelegschaft und Leiharbeitskräfte – wird damit durch eine dritte Klasse – die Werkvertragsbeschäftigten – ergänzt.“
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und so funktioniert das mit den Werkverträgen:
Firma A vergibt Firma W einen Auftrag – für ein Projekt, eine Dienstleistung, ein „Werk“. Es bleibt der beauftragten Firma W überlassen, wie sie den Auftrag erfüllt, also beispielsweise mit wie viel Personal, wie viel sie bezahlt.
Wichtig:
Firma W arbeitet weitgehend selbständig, mit eigenem Werkzeug und Know-how.
Häufig ist noch eine Leiharbeitsfirma dazwischen geschaltet.
Zahlen darüber, wie viele Menschen über Werkverträge arbeiten gibt es nicht.
Denn Werkverträge schließt nicht die Personalabteilung – sondern der Einkauf ab.
Seitdem für Leiharbeit Normallöhne gezahlt werden müssen, boomen die billigeren Werkverträge, sagt Wirtschaftsprofessor Stefan Sell, Fachhochschule Koblenz:
„Ja, wir haben natürlich eine Wachstumsbranche, das ist die Werkvertragsbranche. Und warum die wächst, das ist doch ganz klar: Weil die Stammbelegschaft immer mehr ausgedünnt wird (…) Und das sieht man zum Beispiel daran, dass die größten Wachstumsraten Werkvertrags-Firmen haben, die Ingenieure ausleihen, also hochqualifiziertes Personal.“
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Ihr Oeconomicus
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Linksammlung zum Thema
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Werkverträge in der Arbeitswelt. OBS-Arbeitspapier 2, Andreas Koch, Andreas Wohlhüter (03/2012)
Werkverträge – Die neue Lohndumping Strategie?! Studie im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Phillip Lohrig (05/2012)
Werkvertrag, freier Dienstvertrag und Arbeitsvertrag: Abgrenzung und Identifikation im deutschen Recht und in ausländischen Rechtsordnungen, Gutachten i.A. der HBS von Bernd Waas, Johann Wolfgang-Goethe Universität, Frankfurt a. Main (05/2012)
Werkverträge – Missbrauch stoppen DGB Abteilung Arbeitsmarktpolitik (arbeitsmarktaktuell, Nr. 5, Juni 2012) (06/2012)
Mehr Jobs oder nur mehr schlechte Jobs? Die Entwicklung atypischer Beschäftigung in Europa Jutta Allmendinger, Johannes Giesecke, Lena Hipp, Kathrin Leuze, Stefan Stuth WZBrief Arbeit 13, August 2012 (08/2012)
- Dazu Langfassung: Atypische Beschäftigung in Europa 1996 – 2009 Claudia Schmeißer, Stefan Stuth, Clara Behrend, Robert Budras, Lena Hipp, Kathrin Leuze, Johannes Giesecke WZB-Discussion Paper P 2012-001 Juni 2012 (08/2012
Mißbrauch von Werkverträgen bekämpfen Antrag der SPD Fraktion im Deutschen Bundestag; Bundestagsdrucksache 17/12378 vom 19.02.2013
Wenig Rechte, wenig Lohn.Wie Unternehmen Werkverträge (aus)nutzen (Gewerkschaft Nahrung Genuss Gaststätten 04/2013)
Lohndumping durch Werk- und Dienstverträge? Problemanalyse und Lösungsansätze Stefan Sell (Remagener Beiträge zur Sozialpolitik 13/2013)
Lohndumping bei Daimler
Veröffentlicht: 13. Mai 2013 Abgelegt unter: Daimler Benz, Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Daimler Benz, Leiharbeit, Lohndumping, Stammbelegschaft Hinterlasse einen KommentarHungerlohn am Fließband
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An den Fließbändern des Autobauers Daimler werden Menschen beschäftigt, die so wenig verdienen, dass sie davon nicht leben können. Ein Reporter des SWR ließ sich über eine Leiharbeitsfirma anstellen und arbeitete undercover mit der Stammbelegschaft der Stuttgarter. Sein Verdienst allerdings war mehr als mau.
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SWR Text und Video-Clip — Handelsblatt
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Hungerlohn am Fließband ARD vom 13.05.2013
So läuft das in Deutschland: Sklaven für die Arbeit und oben wird abkassiert!
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Leiharbeit: eine gravierende Fehlsteuerung
Veröffentlicht: 12. Mai 2013 Abgelegt unter: DEUTSCHLAND - GERMANY, Hartz IV, Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Hartz IV, Jobcenter, Leiharbeit, Statistik Hinterlasse einen KommentarWarum Jobcenter die Leiharbeit puschen
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Jana Philippi ist Industriekauffrau, hat zehn Jahre Berufserfahrung und ist wieder mal auf Jobsuche. In den letzten fünf Jahren war sie bei sechs verschiedenen Leiharbeitsfirmen – vermittelt durch die Agentur für Arbeit:
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„Wieso die immer wieder in Zeitarbeit vermitteln mit der Gewissheit, dass der Mensch nach drei Monaten schon wieder da steht? Für mich ist das unlogisch, ich kann das nicht begreifen.“
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Wie Jana Philippi geht es vielen Arbeitssuchenden. Auch der Blick in die Jobbörse der Arbeitsagentur zeigt fast nur Angebote von Leiharbeitsfirmen.
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Die Bundesagentur für Arbeit auf Nachfrage, warum sie so stark auf die Vermittlung in Leiharbeit setzt:
Ilona Mirtschin von der Bundesagentur für Arbeit erklärt:
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„Das Potenzial der Zeitarbeit liegt vor allem in der Dynamik, die Zeitarbeit hat weil sie vielfach befristete Verträge abschließt sehr viele Stellen zu besetzen und unsere Aufgabe ist es die Stellen und die Arbeitssuchenden zusammenzubringen.“
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Den Grundstein dafür legten die Hartz-Reformen vor zehn Jahren. Der Vorwurf damals: Die Bundesagentur sei zu verkrustet, sie solle stärker erfolgsorientiert arbeiten. Quotenvorgaben sollen das regeln. Um die zu erfüllen, setzt man auf die Zeitarbeitsbranche. 2007 werden deshalb Kooperationsverträge mit den Leiharbeitsfirmen geschlossen.
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Jetzt aber ist eine Entwicklung eingetreten, die so sicher keiner wollte, findet auch Arbeitsmarktexperte Dieter Döring:
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„In dem die Bundesagentur bei der Vermittlung sehr stark in Richtung Leiharbeit, in die Richtung dessen was leicht geht, marschiert, züchtet sie natürlich eine Branche heran. Im Grunde hat die Bundesagentur ein Leiharbeitsbranchenförderprogramm aufgelegt ohne es so zu nennen.“
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daserste.de
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Erpressung am Arbeitsplatz – Wie Leiharbeiter ausgenutzt werden
Veröffentlicht: 25. November 2010 Abgelegt unter: Lohndumping / Leiharbeit / Werkverträge | Tags: Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz, Arbeitszeitkonten, Erpressung, Zeitarbeit Hinterlasse einen KommentarDie Zeitarbeit boomt. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise ist die Zahl der Beschäftigten in der Zeitarbeitsbranche im September 2010 auf rund 920.000 gestiegen, so die Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft.
Ein großes Problem bei der Zeitarbeit:
der Umgang mit den Arbeitszeitkonten, auf denen die Überstunden in den Entleihfirmen gesammelt werden. Hat die Verleihfirma für ihren Beschäftigten zeitweise keine Arbeit, ist das eigentlich ihr unternehmerisches Risiko. Doch um diesem Risiko zu entgehen, müssen sich die Beschäftigten der Zeitarbeitsfirmen in Betriebsvereinbarungen häufig verpflichten, in der verleihfreien Zeit ihr Arbeitszeitkonto abzubauen. Nach dem Arbeitnehmer-Überlassungsgesetz ist das verboten und steht auch im Widerspruch zu tarifvertraglichen Vereinbarungen.
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Frontal21 berichtet über Leiharbeiter, denen von ihren Verleihfirmen solche Anträge auf Freizeitausgleich und Urlaub vorgelegt wurden. Aus Angst um ihren Arbeitsplatz wehren sich die Betroffenen nicht gegen diese Praxis, die nach Einschätzung der Gewerkschaft „branchenüblich“ ist.
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