Russland bietet ein breites Betätigungsfeld für den deutschen Maschinen- und Anlagenbau
Veröffentlicht: 6. Mai 2014 Abgelegt unter: Germany Trade and Invest (GTAI), Wirtschaftsförderung / Industriepolitik, Wirtschaftsnachrichten | Tags: Öl- und Gasindustrie, Bergbau, Gasverflüssigung, Kirowsky Sawod (Kirow-Werke), Stromwirtschaft Hinterlasse einen KommentarRussische Unternehmen beginnen wegen der aktuell schwachen Konjunktur zwar weniger neue Investitionsprojekte, führen aber die begonnenen fort. Die wichtigsten Abnehmerbranchen für Maschinen und Anlagen sind die Metallurgie und Metallbearbeitung, die Aufbereitung von Bergbauprodukten, die Stromwirtschaft sowie die Öl- und Gasindustrie. Vor allem Anlagen zur Gasverflüssigung werden gebraucht. Das Industrieministerium will die heimische Engineering-Kompetenz stärken.
Der Mischkonzern Kirowsky Sawod (Kirow-Werke) aus Sankt Petersburg will 150 Mio. Euro in eine Stranggussanlage und Schmelzöfen investieren. Gleichzeitig sucht der Konzern einen Joint-Venture-Partner für den Bau einer kompletten Gießerei.
Bereits heute liefern die Kirow-Werke Stahl nach Deutschland, in die Schweiz, nach Spanien, Frankreich, Lettland und Ungarn.
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GTAI
Industrieller Strukturwandel voraus?
Veröffentlicht: 19. Februar 2014 Abgelegt unter: Wirtschaftsförderung / Industriepolitik | Tags: Fördergesetz, Gewerbeparks, Wirtschaftswachstum Hinterlasse einen KommentarFördergesetz in Vorbereitung
Gewerbeparks, Cluster, zinsverbilligte Kredite
und steuerliche Anreize als Instrumente
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Das russische Industrie- und Handelsministerium möchte das verarbeitende Gewerbe künftig besser fördern. Zinsverbilligte Kredite, nicht rückzahlbare Zuschüsse und Minderung der Steuerlast sollen stärker genutzt werden, um moderne Industriezweige entstehen zu lassen. Mehr Unterstützung erhalten auch Investoren in Industrieparks, um auf diese Weise mehr Plattformen dieser Art entstehen zu lassen. Die Regierung bereitet eigens ein Gesetz „Über die Industriepolitik“ vor.
Im Mai 2014 wird das Kabinett über den Entwurf eines neuen Gesetzes „Über die Industriepolitik“ beraten. Damit soll ausdrücklich nur das verarbeitende Gewerbe gefördert werden, nicht jedoch die Öl-, Gas- und Kohleindustrien. Bei der Reform der Industriepolitik ist das Ministerium für Industrie und Handel federführend. Wird das Gesetz von der Duma verabschiedet, würde das Kabinett einen stärkeren Einfluss auf den industriellen Strukturwandel ausüben können.
Russlands Öl- und Gasausfuhren stagnieren nun schon seit Monaten. Zwar garantieren sie immer noch einen stabilen Devisenzufluss. Doch kann auf dieser Basis kein neues Wirtschaftswachstum generiert werden, jedenfalls nicht gegenwärtig. Der seit Jahren angemahnte Strukturwandel, weg von der Energieträger- und Rohstoff-Förderung, hin zu modernen verarbeitenden Industriezweigen, drängt sich Russlands Wirtschaftspolitikern als Alternative regelrecht auf.
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Ullrich Umann – GTAI
Kemerowo, Wirtschaftspotential eines der höchstentwickelten Industrieregionen Sibiriens
Veröffentlicht: 22. Dezember 2010 Abgelegt unter: Wirtschaftsförderung / Industriepolitik | Tags: Aman G. Tulejew, Gasproduktion, Kemerowo (West-Sibirien), Kohlebergbau, Kusbass, Technologiepark Kusbass Hinterlasse einen KommentarInvestitionspass des Gebiets Kemerowo
Statement von Aman G. Tulejew, Gouverneur des Gebiets Kemerowo
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„Kusbass ist die industriell führende Region des Sibirischen Föderalbezirks. Auf einem relativ kleinen Territorium von 95.500 Quadratkilometern ist ein mächtiger Wirtschaftskomplex mit Mehrzweigstruktur konzentriert, ein Drittel des gesamten Produktionsfonds Westsibiriens.
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Der Präsident der Russischen Föderation Dmitri A. Medwedew sieht bekanntlich die Modernisierung aller Wirtschaftszweige als die wichtigste Aufgabe unseres Landes.
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Um diese Aufgabe zu erfüllen, haben wir Prioritäten für die wirtschaftliche Entwicklung der Region Kusbass gesetzt, welche mit vereinten Kräften der Gebietsregierung, der Gesellschaft und Unternehmer erreicht werden können.
Kusbass ist für seine Kohle bekannt. Natürlich verzichten wir nie auf den Kohlebergbau. Unsere Aufgabe ist aber, sie nicht nur zu fördern, sondern auch vor Ort zu verarbeiten..
Der Kern der innovativen Infrastruktur des Gebietes ist nun der Technologiepark Kusbass, eine Entwicklungseinrichtung neuer Generation, die Lehre, Forschung und Produktion in sich vereint. Die wichtigsten Aktivitäten des Technologieparks sind: Tiefaufbereitung von Kohle, Kohleflözgasgewinnung, Hochtechnologien für Medizin, Bildung und Naturnutzung sowie Umweltschutz.
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Seine Datenbank enthält heute über 100 ausgearbeitete bzw. realisierbare Projekte. Bereits 22 Unternehmen, die ihre Projekte ausführen, haben den offiziellen Status als Beteiligte am Technologiepark Kusbass.
In Zusammenarbeit mit der OAO „Gazprom” haben wir – als erste in Russland – mit der Kohleflözgas-Gewinnung und Nutzbarmachung begonnen. Im Februar 2010 hat der Präsident der Russischen Föderation Dmitri A. Medwedew am Start dieses fortschrittlichen Projektes persönlich teilgenommen..
Heute beträgt die Förderung von Coal Bed Methane aus der Lagerstätte „Taldinskoe“ 12.000 Kubikmeter am Tag, sieben Bohrlöcher sind gebohrt worden, es funktionieren eine Gastankstelle, ein Heizwerk zur Verarbeitung von Gas in Wärme und ein Modulkraftwerk.
Im Jahr 2015 kann die Gasproduktion 1,5 Milliarden Kubikmeter erreichen. Allein in den letzten zwei Jahren sind in dieses Projekt rund eine Milliarde Rubel investiert worden. Der Totalwert des Projekts hat 85 Milliarden Rubel erreicht.
Kusbass wird also absolut anders und aus dem Kohlegebiet wird eine Kohle und Gasregion..
Die Realisierung aller Investitions und Innovationsprojekte ist aufs Engste mit der Aufgabe verbunden, den Lebensstandard im Gebiet zu erhöhen. Die Menschen sind das Wichtigste. Und das soll der Mensch von seiner Geburt an fühlen. Daher wird in Kemerowo ein modernes Perinatalzentrum gebaut, das nach dem neuesten Stand der Wissenschaft und Technik eingerichtet wird. In dieses Zentrum ist bereits über eine Milliarde Rubel investiert worden.
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In den nächsten Jahren werden wir uns intensiv mit dem Bau von Ein- und Mehrfamilienhäusern beschäftigen. Seit 2007 wird in Kusbass ein entsprechendes Pilotprojekt durchgeführt. So bauen wir bei Kemerowo eine Satellitenstadt – Lesnaja Poljana [russ. Waldwiese] –, eine Stadt für junge Leute, die Stadt der Zukunft.
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Wir haben in Lesnaja Poljana praktisch bei Null angefangen, und heute leben hier schon 700 Familien. Insgesamt werden hier 35.000 Menschen wohnen. In den nächsten Jahren werden wir in dieser Neustadt auch noch mehr Einfamilien-, Mehrfamilien- und Apartmenthäuser errichten und die gesamte Versorgung und soziale Infrastruktur aufbauen.
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Eine besondere Bedeutung messen wir dem Bereich Touristik und Erholung bei und schenken dem Wintersport eine große Aufmerksamkeit.
In Taschtagol wird zum Beispiel der Touristik und Wintersport Komplex „Scheregesch”, der größte hinter dem Ural, weiter aufgebaut. Die Zahl der Urlauber ist hier in den letzten sechs Jahren Jahren um 4,5-fache, von 42.000 auf 240.000 Besucher, gestiegen..
Heute arbeiten wir daran, den „Scheregesch” zu einem Kurort von internationalem Standard zu entwickeln. Dafür sind hier alle Voraussetzungen gegeben, darunter die einzig artige Natur und das wohltuende Klima Bergschoriens.
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Ein anderes Projekt von wichtiger sozialer Bedeutung ist das Gouvernementzentrum für alpinen Skisport und Snowboarding auf dem Tumannaja-Berg [russ. Nebelberg] bei Taschtagol. Hier sind bereits Skipisten und Lifts, teilweise auch Sport anlagen fertig. Eben hier sollen sich die russischen Sportler zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi vorbereiten.
Diese und andere Projekte bilden eine Voraussetzung für eine nachhaltige, stetige wirtschaftliche und soziale Entwicklung des Gebiets..
Um eventuelle Investitionsrisiken aus zuschließen, werden die Investoren weitgehend gefördert: durch staatliche Subventionen, Steuervergünstigungen und vieles mehr. Der Gebietshaushaltsplan sieht Mittel für die finanzielle Unterstützung wirksamer, hocheffizienter Projekte im Sachleistungssektor vor.
In Kusbass sind die Interessen der führenden russischen Holdinggesellschaften und multinationalen Unternehmen konzentriert..
Das Gebiet ist in die Wirtschaften von über 80 Ländern der Welt integriert. Die Erfahrung zeigt, dass das Interesse am Gebiet Kemerowo noch mehr zunimmt.
Unser Ziel ist, das Gebiet für die Investoren offen und die Bedingungen für die Kapitalbeschaffung weitgehend günstig zu machen.
Ich bin überzeugt, konstruktiver Dialog mit den Vertretern der wirtschaftlichen Gemeinschaft ist eine wichtige Zukunftschance für den Markt Kusbass und für das weitere Wirtschaftswachstum im Gebiet Kemerowo, Sibirien und ganz Russland..
Mit besten Grüßen,
Aman G. Tulejew
Gouverneur des Gebiets Kemerowo“
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ako.ru – PDF [62 Seiten]
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Anmerkung
Die in dem PDF-Dokument dargestellten Daten und Fakten könnten den oft zu beobachtenden, etwas einseitig anmutenden Blickwinkel zu den ökonomischen Gegebenheiten und Chancen in russischen Regionen jenseits von Moskau, St. Petersburg, usw. erweitern.
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Ihr Oeconomicus
Über steinige Wege zu interessanten Beschaffungspotenzialen
Veröffentlicht: 1. März 2008 Abgelegt unter: wirtschaftliche Lage, Wirtschaftsförderung / Industriepolitik, Wirtschaftsnachrichten | Tags: CfSM, Industrienormen Hinterlasse einen KommentarMit dem Amtsantritt Putins und begleitet durch stark ansteigende Preise der Hauptexportgüter setzte in Russland ab 2002/03 ein deutliches Wirtschaftswachstum ein, womit die Folgen des Rubelcrashs vom August 1998 allmählich überwunden werden konnten. Zurückfließendes Fluchtkapital sowie der ständig steigende Zustrom ausländischer Investitionen haben in vielen Branchen neue Möglichkeiten zum Handelsaustausch geschaffen.
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Anders in der Ukraine: Hatte sich dort unter Kutschma in den Jahren 2000 bis 2004 das BIP noch um rund 50 Prozent erhöht, geriet die Entwicklung nach der Revolution in Orange deutlich ins Stocken und ist bis heute durch einen Machtkampf auf oberster Ebene gekennzeichnet. Allerdings denken auch die
eher russlandnahen ostukrainischen Eliten nicht an eine Rückkehr zu Russland. Auf regionaler und lokaler Ebene hat sich ein starker Pragmatismus breit gemacht, der wirtschaftliche Transaktionen auch unabhängig von Kiew ermöglicht; wenngleich von einer hohen Korruptionsneigung begleitet.
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Beschaffungsmarkt Russland
Die Ära Putin ist insbesondere seit der zweiten Amtsperiode von politischer Machtkonsolidierung und wirtschaftlicher Rezentralisierung gekennzeichnet. Wichtige Bereiche wie Öl und Gas, Metalle, Luft- und Raumfahrt sowie Automobil werden direkt vom Kreml oder über willige Oligarchen gesteuert.
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Beschaffungsmarkt Ukraine
Die ukrainische Wirtschaft ist noch stärker als die Russlands von den Weltmarktpreisen weniger Güter abhängig.
Die Exporte haben einen Anteil von über 50% am BIP; davon entfallen mehr als 40% auf Eisen und Stahl aus den ostukrainischen Gebieten. Der Anteil der KMU ist vermutlich sehr niedrig, lässt sich aber nur schwer bestimmen, da die Schattenwirtschaft auf über 40% geschätzt wird.
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Anforderungen an das Einkaufs-Know-how in Russland und der Ukraine
Beschaffung in Russland wie der Ukraine setzt spezifisches Know-how voraus.
Wichtige Unterschiede zu den Prozessen in westlichen Ländern dürften darin bestehen, dass:
- Markt- und Lieferantenanalysen aufgrund der mangelhaften Datenlage nur schwer durchführbar sind. Mentalitäts- und Sprachbarrieren tun ihr Übriges, dass Kontakte mit potenziellen Lieferanten nur schwer entstehen oder sich schnell wieder verlieren.
- Fachmessen nur einen oberflächlichen Eindruck von der Leistungsfähigkeit eines potenziellen Lieferanten liefern. Die Qualität der Ausstellungsstücke und später von Musterlieferungen weicht häufig stark von einer Serienfertigung ab.
- die Zahlungsabwicklung aufgrund der Nichtkonvertibilität der Landeswährungen und der Devisenverkehrs-Kontrollpolitik von westlichen Standards stark abweicht.
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Beschaffung mit Ziel Export
Im gewerblichen bzw. Industriebereich lassen sich direkte Beschaffungs-Möglichkeiten nur eingeschränkt realisieren, da die noch weitgehend gültigen sowjetischen Industrienormen (GOST/OST) stark von denen in Deutschland abweichen.
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Beschaffung mit Ziel lokaler Verbleib
Die enorm gestiegene Inlandsnachfrage nach „modernen“ Gütern und Dienstleistungen kann durch lokale Hersteller nicht befriedigt werden.
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Stabilisierung von Lieferbeziehungen in Russland und der Ukraine
Verträge haben in Russland und der Ukraine häufig den Charakter von Absichtserklärungen.
Damit sie reale Kraft annehmen, ist der ökonomische Teil der geplanten Transaktion um eine zwischenmenschliche Beziehung zu erweitern.
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Zusammenfassung und Ausblick
Russland will die Rohstofflastigkeit der Wirtschaft durch stärkere Diversifizierung reduzieren. Aufgrund des enormen Restrukturierungsbedarfs und der systembedingt geringen Innovationsfähigkeit werden Rohstoffe aber noch lange die wesentlichen Exportgüter bleiben. Die hohe Investitions- wie Konsumnachfrage machen für deutsche Unternehmen außerhalb des Rohstoffsektors den Beschaffungsmarkt Russland weniger mit dem Ziel Export nach Deutschland, sondern für die lokale Verarbeitung und Vermarktung interessant.
Die Ukraine wird trotz langfristiger Orientierung nach Westen wegen ihrer intensiven wirtschaftlichen Verflechtung engen Kontakt mit Russland halten (müssen). Das Land bietet damit und wegen seiner langfristig niedrigen Lohnkosten gute Möglichkeiten, sowohl den Westen als auch Russland und die GUS zu beliefern.
Gelingt es, die informellen Spielregeln zu beachten und stabile zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, so können deutsche Unternehmen trotz Rechtsunsicherheit korruptionsfrei mit und in beiden Ländern einträgliche Geschäfte machen.
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Dr. Georg Schneider – Dr. Holger Müller – supply-markets