Gasspeicher Haidach
Veröffentlicht: 14. August 2022 Abgelegt unter: Erdöl / Erdgas (crude oil / natural gasoline), Erdgas-Speicher In Deutschland, Erdgasspeicher in Europa, Haidach, Österreich, Ressourcen / Rohstoff-Märkte Ein KommentarGasspeicher Haidach
Der Gasspeicher Haidach ist ein Untergrundspeicher in einer 1997 gefundenen ehemaligen Erdgaslagerstätte 1600 Meter unter Straßwalchen-Haidach bei Salzburg. Er gilt als der zweitgrößte Speicher Mitteleuropas.
Beschreibung
Das Speichergestein in Haidach ist mit teilweise über 100 Metern ungewöhnlich mächtig und erstreckt sich über 17,5 Quadratkilometer. Pro Stunde können bis zu rund eine Million Kubikmeter Erdgas eingespeichert oder entnommen werden. Europaweit gibt es nur wenige Erdgaslagerstätten, die das ermöglichen. Der Erdgasspeicher Haidach hat ein Arbeitsgasvolumen von über 2,6 Milliarden Kubikmetern,[1] womit er ein größeres Volumen aufweist als die fünf bayerischen Gasspeicher zusammen.[2] Er ist ausschließlich an das deutsche Erdgasnetz angeschlossen und beliefert u. a. das Chemiedreieck im Südosten Bayerns.
Geschichte
Der Speicher wurde 2007 als Joint Venture von RAG Austria, Gazprom Export und Wingas in Betrieb genommen.[2]
Eigentumsverhältnisse
Die Anlage gehört zu einem Drittel RAG Austria und zu zwei Dritteln dem russischen Unternehmen Gazprom über die Tochterfirmen Gazprom Germania, Wingas sowie Centrex Europe Energy & Gas. RAG Austria hat die Anlage gebaut und ist technischer Betreiber des Speichers, hat aber keinen Einfluss auf die Vermarktung des Gases. Den Vertrieb verantwortet zu einem Drittel das Unternehmen Astora als Tochter von Gazprom Germania und zu zwei Drittel GSA[3] (Tochter von Gazprom Export).
Russland-Ukraine-Konflikt
Im Mai 2022, drei Monate nach Beginn des russischen Überfalls auf die Ukraine, wurde bekannt, dass das Drittel von Astora normal befüllt wird und die zwei Drittel von GSA seit dem 29. März 2022[4] leer sind. Zwar wurde Gazprom Germania am 4. April 2022 unter treuhänderische Verwaltung der deutschen Bundesnetzagentur gestellt[5], diese kann GSA aber (Stand 13. Mai 2022) nicht beeinflussen.[2]
Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP, Bundesregierung Nehammer) forderte Gazprom auf, den Gasspeicher umgehend wiederaufzufüllen. Andernfalls „überlegen wir uns Maßnahmen, damit er gefüllt werden muss“. Man arbeite an einem gesetzlichen Rahmen, um Zugriff auf den Speicher zu bekommen, wenn dieser eine gewisse Zeit leer steht. Vizekanzler Kogler (Grüne) äußerte, der Speicher bleibe „aus politischen Erpressungsgründen leer“.[2]
Am 30. Juni 2022 wurde eine Novelle des Gaswirtschaftsgesetzes im österreichischen Bundesgesetzblatt veröffentlicht. Sie ermöglicht es der Energie-Regulierungsbehörde E-Control, die von Gazprom ungenutzten Speicherkapazitäten an ein anderes Unternehmen zu vergeben. Das Gesetz verpflichtet den ‚Speichernutzer‘ (hier Gazprom Export), „die von ihm vollständig oder teilweise systematisch nicht genutzte gebuchte Kapazität unverzüglich“ anderen anzubieten oder dem Speicherunternehmen (hier die Gazprom-Tochter GSA) zurückzugeben. Sollte der Speichernutzer dieser Verpflichtung nicht nachkommen, muss das Speicherunternehmen „dem Speichernutzer nach unverzüglicher schriftlicher Ankündigung unverzüglich seine gebuchten, jedoch systematisch ungenutzten Speicherkapazitäten“ entziehen (§ 104 Absatz 4). Als systematisch ungenutzt gelten gebuchte Speicherkapazitäten, die zum 1. Juli zu weniger als 10 Prozent genutzt werden („Use it or lose it“-Prinzip).
Zu diesem Zeitpunkt war der Gasspeicher Haidach nur an das deutsche Gasnetz angeschlossen, sodass nur die westlichen Bundesländer Tirol und Vorarlberg über dieses Netz Gas beziehen können. Die österreichische Regierung (Bundesregierung Nehammer) plant, dass auch das ostösterreichische Gasleitungsnetz angeschlossen wird.[6][7]
Sonstiges
Beim Gasspeicher Rehden, Deutschlands größtem Erdgasspeicher, ging Russland ebenso vor. Anfang April 2022 wurde bekannt, dass der Speicher zu 99,5 % leer war.
Am 4. April 2022 stellte das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz das Unternehmen Gazprom Germania unter Treuhand der Bundesnetzagentur (Näheres hier).
korrespondierend
14.08.2022, Allgäuer Zeitung
Gasspeicher in Deutschland
Gas-Notstand in Deutschland – So voll sind unsere Gasspeicher aktuell
14.08.2022, Aggregated Gas Storage Inventory – Datenlage: EU, Serbien, Ukraine, UK (Stand 12.08.2022)
Gasspeicher in Deutschland aktuell: Das sind die Standorte
Rund 40 Standorte für Gasspeicher listet die Initiative Erdgasspeicher in Deutschland auf.
- Rönne
- Etzel
- Krummhörn
- Jemgun
- Nüttermoor
- Huntorf
- Harsefeld
- Reitbrook
- Bremen-Lesum
- Kalle
- Uelsen
- Epe
- Xanten
- Rehden
- Empelde
- Kraak
- Peckensen
- Rüdersdorf
- Bernburg
- Staßfurt
- Peißen
- Allmenhausen
- Bad Lauchstädt
- Kirchheiligen
- Reckrod
- Stockstadt
- Hähnlein
- Frankenthal
- Eschenfelden
- Sandhausen
- Fronhofen
- Wolfersberg
- Schmidhausen
- Inzenham
- Bierwang
- Breitbrunn
Quelle: Initiative Energien Speichern e.V. (INES), ein Zusammenschluss von Betreibern deutscher Gas- und Wasserstoffspeicher, der nach eigenen Angaben 90 Prozent der deutschen Gasspeicherkapazitäten repräsentiert
Gasmengen in europäischen Untertagespeichern
Veröffentlicht: 1. Februar 2022 Abgelegt unter: Erdgasspeicher in Europa, GAZPROM Hinterlasse einen KommentarGasmengen in europäischen Untertagespeichern
Laut Informationen der Gas Infrastructure Europe mit Stand zum 15. Januar 2022 lagen sämtliche Arbeitsgasmengen in europäischen Untertagespeichern um 25 Prozent (um 15,6 Milliarden Kubikmeter) unter dem Wert des letzten Jahres. Momentan wurden bereits 62,6 Prozent der in der Sommerzeit eingespeisten Gasmengen ausgespeichert.
Mittlerweile lagen Arbeitsgasmengen in UGS Europas am 15. Januar 2022 lediglich bei 46,9 Milliarden Kubikmetern und unterschritten somit um 1.091 Milliarden Kubikmeter die historisch niedrigsten Rekordwerte für diese Zeitperiode.
Wie die Publikation Finanzmarkt-Welt unter Bezug auf die aktuellsten Daten (Stand: 29.01.2022) von „Gas Infrastructure Europe“ vermeldet,
leeren sich die UGS in Deutschland mit rasender Geschwindigkeit.
Waren es vor genau einer Woche (22.01.2022) noch 40,36 Prozent Füllstand, so haben sich die Speicher bis letzten Samstag (also in nur fünf Tagen) auf 37,13 Prozent geleert.
Seit dem 4. Januar sieht man durchgehend deutliche Rückgänge bei der Füllmenge. Offenbar reicht das aus Übersee angelieferte Flüssiggas nicht aus, um die fehlenden Gas-Lieferungen aus Russland auszugleichen. Sonst würden die Speicher sich ja nicht so schnell leeren.
Hinzu kommt, dass es noch eine gewisse Menge an Arbeitsgas benötigt, die ständig in den Lagern verbleiben müssen zur Wahrung eines Mindest-Drucks – also steht in der Realität noch weniger Gas zur Verfügung.
Offenbar hat man bei Habeck und Konsorten den Ernst der Lage weder wahrgenommen noch verinnerlicht.
Noch vor wenigen Tagen sprach der „kompetente“ Minister davon, dass für die Zukunft in Deutschland die Einrichtung einer nationalen Gasreserve denkbar sei, oder auch eine Vorschrift, wie sie Italien kenne – nämlich dass zu einem bestimmten Datum ein gewisser Stand in den Gasspeichern erreicht sein müsse.
Dabei verkennt der ministerielle Sachwalter, dass für die Verbraucher die Versorgungssicherheit und vor Allem das Hier und Jetzt entscheidend sind, von den steigenden Energiepreisen ganz zu schweigen.
Man wäre wohl kaum überrascht, wenn das grüne Kompetenzteam ideologisch korrekt, als „positiven Schmerz“ einordnen würde, der dazu führt, dass man noch schneller die technisch kaum umzusetzende Energiewende -also weg von Öl, Gas & Kohle- noch schneller umsetzen könnte.
Es lässt sich in diesem Zusammenhang vermuten, dass eine bereits erkennbare Versorgungsknappheit dabei keine (wesentliche) Rolle spielen mag.
Wie anders wären die im Zusammenhang mit der sogenannten russischen Aggression gegenüber der Ukraine mehr oder weniger stark ausgeprägten Ansagen der Ampel-Glühwürmchen (Zitat: „Alles liegt auf dem Tisch“ zu bewerten.
Mutmaßlich werden sich insbesondere die „grünen Mathematiker“ entspannt zurücklehnen und darauf setzen, dass die Amerikanischen Freunde mit ihrem begrenzt verfügbaren „liquified natural Gas“ zu weit überteuerten Preisen entstehende Lieferengpässe schon ausgleichen werden, meint
Ihr Oeconomicus