sibyllinischer Hilferuf anonymer EZB Insider ? (++follow-up)

Nach Einschätzung von Insidern aus dem Umfeld der EZB-Spitzengremien soll den EZB-Rat die Sorge um anhaltende Konjunkturschwächen im Euro-Raum umtreiben.

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Offenbar sei man der Meinung, dass die bisherigen Stabilisierungs-Maßnahmen der EZB nicht ausreichen könnten, um den mannigfaltigen Problemen innerhalb der Euro-Zone in ausreichender Form zu begegnen.

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Intern wachse deshalb der Druck, eventuell schon Anfang kommenden Jahres eine noch stärkere Lockerung der Geldpolitik zu erwägen, wie Reuters unter Bezug auf mit den Debatten in der EZB vertraute Personen berichtet.

„Einige Leute wissen, dass der aktuell laufende Plan nicht ausreicht. Er ist einfach zu klein, und das Problem ist viel, viel größer“

zitiert das Handelsblatt unter Berufung auf die Reuters-Meldung Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

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Die EZB hat vergangene Woche mit dem Aufkauf von Pfandbriefen begonnen, sie will noch im vierten Quartal anfangen, Kreditverbriefungen zu erwerben. EZB-Chef Mario Draghi hatte unlängst erklärt, sein Ziel sei es, die Bilanz der Notenbank wieder auf das Volumen von Anfang bis Mitte 2012 aufzublähen – das wären etwa eine Billion Euro mehr als zurzeit.

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Offenbar bereiten die Notenbanker um EZB-Präsident Mario Draghi hinter den Kulissen den Aufkauf von Unternehmensanleihen vor.

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Wie das Handelsblatt weiter schreibt, sei dabei eine intensiv diskutierte Option auch der in Deutschland extrem kritisch bewertete Aufkauf von Staatsanleihen von Euro-Mitgliedsländern, womit der Legitimationsdebatte um unzulässige Staatsfinanzierung durch die EZB neue Nahrung zugeführt wird.

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Somit mag sich die Frage erheben, ob die der/die EZB-Insider mit den veröffentlichten Einschätzungen quasi einen sibyllinischen Hilferuf hinsichtlich der Grenzen des EZB-Mandats in die öffentliche Debatte einbringen wollten.

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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 26.11.2014
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Staatsanleihenkauf: EZB will Anfang 2015 Entscheidung treffen
Die Europäische Zentralbank könnte bereits im ersten Quartal kommenden Jahres eine Grundsatzentscheidung über den Kauf von Staatsanleihen im Kampf gegen die drohende Deflation treffen.
Die EZB erwarte zwar, dass sich ihre Bilanz durch die bereits beschlossenen Maßnahmen wie Geldspritzen für die Banken und den Kauf von Kreditverbriefungen und Pfandbriefen wieder auf das Niveau von Anfang 2012 und damit um gut eine Billion Euro aufblähe.

„Wir müssen aber natürlich genau darauf gucken, ob sich das Tempo der Ausweitung mit dieser Erwartung deckt“

sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio am Mittwoch in London.

„Während des ersten Quartals kommenden Jahres sollten wir in der Lage sein, besser zu beurteilen ob das der Fall ist.“

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Handelsblatt

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follow-up, 28.11.2014
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Deutsche und französische Bonds in der Krise
Die Renditen deutscher und französischer Bonds gehen in den Keller. Grund sind die Spekulationen über eine weitere Lockerung der EZB-Geldpolitik. Die Wahrscheinlichkeit dafür steigt.
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WiWo

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follow-up, 04.12.2014
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EZB-Debatte über Anleihekäufe: Wie viel Geld druckt Draghi?
Die EZB hat hohe Erwartungen geweckt. Die meisten Ökonomen rechnen damit, dass sie bald Staatsanleihen kauft. Doch vor der heutigen Sitzung sind entscheidende Details noch offen.
[…]
Handelsblatt

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follow-up, 05.12.2014
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EZB-Rat debattiert 1000-Milliarden-Euro-Kaufprogramm
Die Anleihekäufe der Zentralbank sind innerhalb der EZB heftig umstritten. Doch die Befürworter einer geldpolitischen Lockerung drängen. Nach Informationen der F.A.Z. wird im EZB-Rat über größere Anleihekäufe gesprochen als bislang bekannt.
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Philip Plickert – FAZ

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follow-up, 17.12.2014
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„Staatsanleihekäufe sind kein Wundermittel“
Bundesbankpräsident Jens Weidmann hat vor rund 70 Mitgliedern des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten Forderungen zurückgewiesen, der EZB-Rat solle zeitnah zusätzliche unkonventionelle geldpolitische Maßnahmen in Form einer Programms zur geldpolitischen Lockerung – auf Englisch Quantitative Easing – beschließen.

„Vor dem Hintergrund der eher bescheidenen und unsicheren Wirkung sowie der Risiken und Nebenwirkungen und der zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht eindeutig gegebenen Notwendigkeit, beurteile ich derzeit ein breit angelegtes QE-Programm skeptisch“

sagte Weidmann.

Viele Beobachter gehen davon aus, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) im kommenden Jahr ein solches Programm – in Form von Staatsanleihekäufen – wegen der anhaltend gedämpften Preisaussichten im Euro-Raum beschließen wird.
[…]
Bundesbank

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follow-up, 20.12.2014
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EZB-Vize Constâncio warnt vor „gefährlichem Teufelskreislauf“
Die stetig fallenden Ölpreise schüren bei der Europäischen Zentralbank die Angst vor einer Deflation. EZB-Vize Constâncio warnt vor einem „gefährlichem Teufelskreislauf“.
[…]
WiWo

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Anmerkung
Man mag sich zu Recht fragen, wovon der portugiesische EZB-Vize nachts träumt.
Einerseits orakelt er von einem gefährlicher Teufelskreis aus sinkenden Preisen, steigenden realen Lohnkosten, sinkenden Gewinnen, schrumpfender Nachfrage und weiter sinkenden Preisen, was Rezessions-Ängste beflügeln könne.
Andererseits räumt er ein, dass einige Monate mit negativen Inflationsraten noch keine Deflation bedeute und spricht gleichzeitig von Erholungstendenzen der Wirtschaft in Irland und Spanien.
Zugleich sieht er jedoch die Notwendigkeit, dass die EZB im Kampf gegen die Deflation alle möglichen Instrumente, auch den umstrittenen Ankauf von Staatsanleihen, einsetzen müsse, was zuletzt Jens Weidmann sehr fundiert kritisiert hatte.
Im selben Atemzug versucht er dann, die vorher getroffenen Überzeugungen zu relativieren und weißt darauf hin, dass es bei der EZB „keine Obsession, unbedingt Staatsanleihen zu kaufen“ gäbe.
Also was jetzt ??
Im Lichte deutlicher Asset-Inflation-Anzeichen -speziell in Deutschland- mag man ein wenig amüsiert Constâncio’s Bewertung, an Aktien- und Immobilienmärkten sei keine Blasenbildung erkennbar, zur Kenntnis nehmen.
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Ihr Oeconomicus
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follow-up, 30.12.2014
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„Deflation ist gefährlich“
Der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank (EZB) warnt vor dauerhaft sinkenden Preisen im europäischen Währungsraum und verteidigt den umstrittenen Kauf von Staatsanleihen.
[…]
WiWo

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wird fortgesetzt … 

EZB gibt operative Modalitäten der Programme zum Ankauf von asset-backed securities und gedeckten Schuldverschreibungen bekannt

PRESSEMITTEILUNG
EZB GIBT OPERATIVE MODALITÄTEN DER PROGRAMME
ZUM ANKAUF VON ASSET-BACKED SECURITIES UND
GEDECKTEN SCHULDVERSCHREIBUNGEN BEKANNT
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● Die Programme werden sich über mindestens zwei Jahre erstrecken
● Sie werden die Transmission der Geldpolitik verstärken, die Kreditversorgung der Wirtschaft im Euroraum unterstützen und dadurch eine weitere geldpolitische Lockerung bewirken
● Sicherheitenrahmen des Eurosystems ist Orientierungsmaßstab für Eignung von Vermögenswerten für Ankäufe
● Ankäufe ab dem vierten Quartal 2014, beginnend mit gedeckten Schuldverschreibungen ab der zweiten Oktoberhälfte
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Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat sich heute auf die wesentlichen Modalitäten seiner neuen Programme für den Ankauf einfacher und transparenter Asset-Backed Securities (ABS) und eines breit gefassten Portfolios auf Euro lautender gedeckter Schuldverschreibungen verständigt. Im Verbund mit den gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäften werden die Ankaufprogramme die Transmission der Geldpolitik weiter verbessern. Sie werden die Kreditversorgung der Wirtschaft im Euroraum erleichtern, positive Übertragungseffekte für andere Märkte hervorrufen und infolgedessen den geldpolitischen Kurs der EZB lockern. Diese Maßnahmen werden erhebliche Auswirkungen auf die Bilanz des Eurosystems haben und dazu beitragen, dass die Inflationsraten auf ein Niveau zurückkehren, das näher bei 2 % liegt.
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Der Sicherheitenrahmen des Eurosystems – der festlegt, welche Vermögenswerte als Sicherheiten für die geldpolitischen Geschäfte des Eurosystems zugelassen sind – wird den Orientierungsmaßstab für die Eignung von Vermögenswerten für Ankäufe im Rahmen der Programme für ABS (ABSPP) und für gedeckte Schuldverschreibungen (CBPP3) darstellen.
Dabei werden einige Anpassungen vorgenommen, um dem Unterschied zwischen der Hereinnahme von Vermögenswerten als Sicherheiten und dem endgültigen Kauf von Aktiva Rechnung zu tragen. Damit das gesamte Euro-Währungsgebiet von den Programmen erfasst werden kann, werden für ABS und gedeckte Schuldverschreibungen aus Griechenland und Zypern, die derzeit nicht notenbankfähig sind, besondere Regeln mit risikomindernden Maßnahmen gelten.
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Die beiden Programme, die sich über mindestens zwei Jahre erstrecken werden, dürften sich stimulierend auf die Emissionstätigkeit auswirken. Die Ankäufe werden im vierten Quartal 2014 beginnen, wobei ab der zweiten Oktoberhälfte zunächst gedeckte Schuldverschreibungen erworben werden. Das ABSPP wird beginnen, sobald nach Abschluss des laufenden Ausschreibungsverfahrens externe Dienstleister ausgewählt wurden.
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Weitere technische Einzelheiten zu dem ABSPP und dem CBPP3 sind Anhang 1 bzw. Anhang 2 zu entnehmen (siehe Link).
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Medienanfragen sind an Herrn Stefan Ruhkamp unter +49 69 1344 5057 zu richten.
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Europäische Zentralbank
Generaldirektion Kommunikation & Sprachendienst
Internationale Medienarbeit
Kaiserstraße 29, D-60311 Frankfurt am Main
Tel.: +49 69 1344 7455, Fax: +49 69 1344 7404
Internet: http://www.ecb.europa.eu
Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet.
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Übersetzung: Deutsche Bundesbank
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Quelle: Deutsche Bundesbank
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korrespondierende Archiv-Beiträge

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Erläuterungen zu asset backed securities
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Erläuterungen zu asset backed securities

Aufmerksame LeserInnen mögen sich an Warren Buffets Einschätzungen zu Derivaten erinnern:

„Derivatives are financial weapons of mass destruction.“
(zu deutsch: „Derivate sind finanzielle Massenvernichtungswaffen“)
Zitat-Quelle: BBC NEWS, 4. März 2003

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asset backed securities

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Nachfolgend soll der Versuch unternommen werden, dem geneigten Publikum in möglichst allgemein verständlicher Terminologie einige Grundlagen der Verbriefungs-Märkte näher zu bringen.

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File:Borrowing Under a Securitization Structure.png

Borrowing Under a Securitization Structure
public domain – Author: Sheila C. Bair

[Als Abbildung 3 findet sich diese Strukturskizze einer ABS-Finanzierung auf Seite 11
der facettenreichen wissenschaftlichen Arbeit (Erkenntnis-Stand August 1997)
von Jan Ebberg (Uni Konstanz) mit Begrifflichkeiten in deutscher Sprache wieder]

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Was versteht man unter Asset Backed Securities? Den Rest des Beitrags lesen »


Der große Crash – Margin Call

Eine New Yorker Investmentbank im Jahre 2008, 36 Stunden vor einer Finanzkrise:
Kaum einer ahnt etwas von dem heraufziehenden Unheil, bis dem jungen Analysten Peter Sullivan brisante interne Informationen in die Hände fallen. Schnell wird klar:
Aufgrund falsch bewerteter Immobilienkredite steht die Zukunft des gesamten Unternehmens auf dem Spiel. Die Führungsriege wird in Alarmbereitschaft versetzt, um zu retten, was zu retten ist. Noch in derselben Nacht fällt der geschäftsführende CEO eine Entscheidung, die den Fortbestand der Firma gewährleisten soll. Doch für die Finanzbranche hat der schmutzige Deal weitreichende Folgen.

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Der große Crash – Margin Call (O-Titel: Margin Call) ist ein Thriller aus dem Jahr 2011 von Regisseur J. C. Chandor, der auch das Drehbuch schrieb. Der Film wurde von Before the Door Pictures produziert.

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Der Große Crash – Teil 1
Eric Dale, ein Risikomanager einer großen Bank, wird von professionellen Entlassern gekündigt. Man eröffnet ihm, dass er aus Sicherheitsgründen ab sofort keinen Zugang zu seinem Computer mehr habe und auch sein Mobiltelefon gesperrt wurde. Er darf noch seine persönliche Habe einpacken und muss dann gehen. Ein bankinterner Sicherheitsbeamter begleitet ihn zum Fahrstuhl. Hier hat Eric Dale während des kurzen Abschieds von einem seiner Mitarbeiter, Peter Sullivan, die Gelegenheit, diesem einen USB-Stick mit Daten zu geben. Er warnt Sullivan jedoch vor den darauf befindlichen Informationen.

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Der Große Crash – Teil 2
Während alle Bankmitarbeiter Feierabend machen, bleibt Sullivan am Arbeitsplatz, öffnet die Daten auf dem USB-Stick und rechnet die darauf befindlichen Informationen von Eric Dale nach. Mit einigen Korrekturen kommt er zu dem gleichen Schluss wie Dale und benachrichtigt sofort seinen Kollegen Seth Bregman und seinen Vorgesetzten Will Emerson; dieser informiert umgehend seinen Boss Sam Rogers. In der Folge trifft auch dessen Vorgesetzter, Jared Cohen, im Büro ein. Noch will man nicht glauben, was Dale und auch Sullivan feststellten, nämlich dass seit einigen Wochen Papiere der Bank (Asset Backed Securities – in Pakete gebündelte verbriefte Immobilienkredite – die Auslöser der Finanzkrise 2008) völlig falsch bewertet wurden, dass sie viel zu viele dieser Papiere in den Büchern haben und die Bank bei geringen Abweichungen der prognostizierten Marktbewegungen pleite sein könnte.

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Der Große Crash – Teil 3
Umgehend wird das Executive Committee informiert und es kommt zu einer nächtlichen Krisensitzung.
In dieser Krisensitzung beschließt der CEO, der nachts mit dem Hubschrauber eingeflogene John Tuld, dass am nächsten Morgen sofort alle „faulen Papiere“ verkauft werden müssen, egal zu welchem Preis, nur damit die Firma gerettet wird. Tuld spürt, „dass die Musik aufgehört hat zu spielen“ (Anspielung auf die berühmte Bemerkung von Charles „Chuck“ Prince, ehemals Citigroup Chef) und erkennt, dass der Markt zusammenbrechen wird.
Seine Devise ist, dass wer in diesem Business überleben will, entweder sehr schlau, schneller als die anderen sein oder betrügen müsse. Er will nicht „betrügen“, aber er möchte „als erster aus der Tür“ – obwohl er weiß und alle seine Mitarbeiter wissen, dass seine Kunden, die Käufer der Papiere, damit schwere Verluste erleiden, manche vielleicht darüber in den Ruin getrieben werden und das Vertrauen in die Bank auf Jahre zerstört werden wird.
Rogers ist aus moralischen Gründen nicht damit einverstanden, woraufhin Tuld ihm einen hohen Bonus anbietet, um dessen Loyalität zu kaufen. Rogers entscheidet sich schließlich, den Rettungsplan zu unterstützen, gibt aber an, dies nur aus finanziellen Gründen zu tun, nicht wegen Tulds Argumenten.
Am kommenden Geschäftstag bietet er jedem seiner Trader einen Bonus von 1,4 Millionen Dollar, wenn er 93 % der ihm zugeteilten Werte verkauft. Er stellt weitere 1,3 Millionen Dollar je Angestelltem in Aussicht, wenn die ganze Abteilung 93 % aller Papiere veräußern kann.
Dies muss in wenigen Stunden über die Bühne gehen, ehe der Markt misstrauisch wird. Alle Händler machen mit. Am Ende des Verkaufstages müssen einige Trader entlassen werden. Peter jedoch wird befördert. John Tuld sagt, dass man solche intelligenten Leute wie Peter in den kommenden Zeiten brauchen wird. Sam fährt nachts zum Haus seiner Ex-Frau und beerdigt seinen Hund, der an Leberkrebs gestorben ist.
Die anschließende Krise, den Marktzusammenbruch, die Reaktion des Marktes auf das rücksichtslose Verhalten der Bank, deutet der Film in der letzten Szene an.

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EZB: Zweifelhafte Werte

Die Risiken in den Büchern der EZB werden weiter verdrängt.

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Auf der Liste der Sicherheiten der Europäischen Zentralbank findet sich eine portugiesische Anleihe aus dem Jahr 1943. Sie soll möglicherweise erst in rund 8000 Jahren zurückgezahlt werden: am 31.12.9999 (Nein, dies ist kein Druckfehler !).

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Doch schon heute ist die bizarre Anleihe zum Beispiel für eine portugiesische Bank richtig wertvoll. Denn die kann das Papier bei der Europäischen Zentralbank (EZB) als Sicherheit einreichen und im Gegenzug frische Euro erhalten. Weil der internationale Kapitalmarkt für Banken aus Portugal, Griechenland und den anderen europäischen Krisenländern so gut wie geschlossen ist, sind sie auf das Geld der Zentralbank dringend angewiesen.
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Matthias Brendel, Christoph Pauly – SpOn

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Hochkomplexe Finanzgeschäfte der BVG gescheitert

Im Juli 2007 hatten die Berliner Verkehrsbetriebe auf Anraten von JP Morgan von ebendieser Bank ein sogenanntes CDO-Paket (Collateralized Debt Obligation) mit einem Volumen von 157 Millionen Euro übernommen, um Verluste aus früheren US-Leasinggeschäften zu kompensieren, in denen die BVG Hunderte von Waggons an US-Investoren verkaufte und zurückmietete.
Aus dieser Spekulation wollte die BVG einen Sondergewinn von 5,6 Millionen Euro erzielen und eine Kreditversicherung von 1,3 Millionen Euro geräuschlos begleichen.

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In Folge der Finanzkrise sind jedoch bislang sieben der 150 im CDO-Paket versammelten Kreditnehmer ausgefallen, es droht der Totalverlust. Die BVG musste 2008 Rückstellungen in Höhe von 157 Millionen Euro bilden, die Bilanz wurde verhagelt. Die Verluste müssen entweder durch höhere Fahrpreise ausgeglichen oder letztlich vom Land Berlin übernommen werden.

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Schon fast erwartungsgemäß fordert nun JP Morgan von den Berliner Verkehrsbetrieben 112 Millionen US-Dollar (80 Mio. Euro) für Verluste besagten Wertpapiergeschäften und strengt eine entsprechende Klage an.
Unternehmenschef Andreas Sturmowski hingegen fühlt sich von den Finanzexperten falsch beraten.
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Joachim Fahrun – Berliner Morgenpost

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follow-up, 14.07.2009
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BVG verliert ersten Prozess gegen JP Morgan
Der Streit zwischen den Berliner Verkehrsbetrieben und der US-Bank JP Morgan um hochspekulative Finanzgeschäfte muss vor Gericht ausgetragen werden. Allerdings nicht in Deutschland, wie von der BVG gedacht, sondern in London. Denn das landeseigene Unternehmen verlor die erste juristische Auseinandersetzung.
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Joachim Fahrun – Berliner Morgenpost

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follow-up, 08.05.2010
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BVG verliert erneut im Kampf um Millionen
Die US-Bank JP Morgan Chase hat auch die zweite Runde im Streit mit den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) gewonnen. Die BVG kämpft darum, den Rechtsstreit mit der Bank vor einem deutschen Gericht zu führen. Es geht um einen gewaltigen Spekulationsverlust. Die BVG beruft sich unter anderem darauf, in ihrem Haus seien die Kompetenzen überschritten wurden.
[…]
Joachim Fahrun – Berliner Morgenpost

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follow-up, 09.01.2014
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BVG klagt auf Schadenersatz von 130 Millionen Pfund
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben eine Kanzlei verklagt, die sie bei früheren Finanzgeschäften beraten hat. Bei der sogenannten Haftungsklage gegen die deutsche Partnerschaft der britischen Großkanzlei Clifford Chance, die ab 20. Januar 2014 vor dem High Court in London verhandelt werden soll, geht es laut dem Branchendienst juve.de um einen Streitwert von rund 130 Millionen britische Pfund (rund 157 Millionen Euro).
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Thomas Fülling – Berliner Morgenpost

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follow-up, 28.01.2014
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Wie JP Morgan 157 Millionen von der BVG erstreiten will
Die Investmentbank JP Morgan prozessiert in London gegen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Es geht um 157 Millionen Euro, die die Bank als Ausgleich für Verluste bei einem riskanten Finanzgeschäft von der BVG fordert. Die BVG ist aber nicht nur Beklagter, sondern auch Klägerin. Das Gericht verhandelt ebenso die Ansprüche der BVG gegen die Anwaltskanzlei Clifford Chance.
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Andreas Abel – Berliner Morgenpost

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follow-up, 20.03.2014
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Prozessende in London – BVG spart 157 Millionen Euro
Das Verkehrsunternehmen ist offenbar mit einem blauen Auge davon gekommen. Die hohe Geldforderung der Bank JP Morgan aus einem dubiosen Finanzgeschäft ist vom Tisch.
[…]
Thomas Loy – Tagesspiegel

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