Griechenlands Gläubiger fordern weitere Rentenkürzungen

Griechenlands Gläubiger fordern weitere Rentenkürzungen
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Die Gläubiger Griechenlands verlangen weitere rigorose Einsparungen im Rentensystem und behalten sich die Genehmigung jeglicher Änderungen im Arbeitswesen vor.
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Um von 10% bis zu 62% gekürzte Renten sollen alle erhalten, die ab dem 01 Januar 2016 in die Frührente gehen, während ab dem selben Jahr bis 2022 jedes Jahr 6 Monate (und 1 Jahr ab 2022) zu den für die „alten“ Versicherten weiterhin geltenden niedrigeren Altersgrenzen hinzukommen, so dass niemand mehr ein Motiv hat, vor 62 Jahren in Rente zu gehen.
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Kürzungen bei Hauptrenten, Beibehaltung der Null-Defizit-Klausel für die Zusatzrenten und Abfindungen, Streichung der Solidaritätszulage für Rentner (EKAS), aber auch sofortige Abschaffung der vorzeitigen Verrentungen ab dem 30 Juni 2016 sind jedoch nur einige der Maßnahmen, welche die Gläubiger in Zusammenhang mit der Versicherungsreform verlangen.
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Parallel akzeptieren die Gläubiger keinerlei Eingriff bei der Arbeitsgesetzgebung, aber auch nicht die von  SYRIZA versprochene Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns bis Ende des Jahres. Die wie auch immer gearteten Änderungen im Arbeitswesen müssen sogar vorher erst von selbigen Gläubigern gestattet werden, bevor ihre Umsetzung voranschreiten kann.
Bezeichnend ist, dass für das 2. Halbjahr des laufenden Jahres eine Senkung der Rentenaufwendungen von 0,25% – 0,5% des BIP (450 – 900 Mio. Euro) verlangt wird. Entsprechend wird für 2016 eine weitere Reduzierung der Rentenaufwendungen um 1% des BIP, also um 1,8 Mrd. Euro gefordert. Die zur Erzielung der Senkung der Rentenausgaben vorgeschlagenen Maßnahmen sind:
  • Umgehende Abschaffung aller vorzeitigen Verrentungen und Anhebung der Pönale für alle, die ab dem 30 Juni 2015 und nachfolgend in Rente gehen.
    (Anmerkung: Dies soll auch für zigtausende Rentenanwärter mit fundamentierten Rentenansprüchen gelten, die sich derzeit in „Warteschlangen“ befinden.)
  • Integration aller während der gesamten vorherigen Zeit infolge von Interventionen außerhalb der Fusionierung gebliebenen Kassen in die „Einheitskasse für Selbständige“ (ETEA). Diese Maßnahme beeinflusst offensichtlich die Kasse der Polizeibeamten (TEAPASA), die von der Zusammenlegung ausgenommen wurde, sowie auch all jene Kassen, die in Berufskassen umgewandelt worden sind.
    (Anm.: Letztere Kassen mussten entweder die Zwangsfusion mit der ETEA akzeptieren oder sich in sogenannte „Berufskassen“ umwandeln und fortan auf staatliche Zuschüsse zu verzichten.)
  • Streichung der „Sozialen Solidaritätszulage für Rentner“ (EKAS) bis Ende 2016.
  • Einfrierung jeglicher von der „Lex Loverdos“ vorgesehenen Erhöhungen bei den Hauptrenten bis 2021.
  • Gewährung der Basisrente zusammen mit der Analogrente ab dem 30 Juni 2015 und nachfolgend nur an jene, die im Alter von über 67 Jahren in Rente gehen.
  • Anhebung der Krankenkassenbeiträge bei Rentnern von derzeit 4% auf 6% sowohl für Haupt- als auch Zusatzrenten.
  • Integration (Vereinheitlichung) der Beiträge für alle Kassen auf Basis der Beiträge des Versicherungsträgers für Arbeitnehmer (IKA).
  • Größere Kopplung von Beiträgen und Leistungen, was sich in einer zukünftigen Senkung der Renten ausdrückt.
  • Ausweitung und Modernisierung der Beiträge und der Versicherungsbasis der Selbständigen. Die Berechnung der Rente soll auf Basis des realen Einkommens erfolgen.
    (Anm.: Bisher ist die Höhe der Rente an die Höhe der – obligatorisch oder freiwillig – entrichteten Beiträge gekoppelt.)
  • Streichung sozialer (Transfer-) Mittel und ihre Substituierung entweder durch Kürzung von Leistungen (Renten) oder Anhebung der Beiträge.
  • Änderungen bei der Verrentung der Landwirte (bzw. der Versicherten des Versicherungsträgers OGA), damit die Bedingungen und Voraussetzungen mit denen der übrigen Versicherten harmonisiert werden.
    (Anm.: Da für Versicherte der OGA das Renteneintrittsalter bereits infolge vorheriger „Reformen“ auf 67 Jahre angehoben wurde, kann eine „Harmonisierung“ nur weitere Anhebungen der Beiträge und Wartezeiten und Kürzungen der Leistungen bedeuten.)
Quelle:
dikaiologitika.gr – Übersetzung und Erstveröffentlicht – Griechenland-Blog
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Efklidis Euclid Tsakalotos neuer Finanzminister der Hellenischen Republik

Efklidis Euclid Tsakalotos neuer Finanzminister der Hellenischen Republik
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Wie der britische Telegraph gerade meldet, wurde Euclid Tsakalotos zum Nachfolger von Yanis Varoufakis bestellt. Tsakalotos war dem Vernehmen nach der Wunschkandidat von Varoufakis.
Noch heute Abend soll er von Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos vereidigt werden.
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Er gehört dem Parteivorstand der Syriza an und zog bereit bei den Parlamentswahlen im Mai 2012 als Abgeordneter des Wahlkreises Athen 2 in das Hellenische Parlament ein. Nach dem Wahlsieg seiner Partei im Januar 2015 wurde er neben Nikos Chountis zum stellvertretenden Außenminister bestellt.

 

Der britische Guardian beschreibt den Oxford-Absolventen als beharrlich und methodisch vorgehenden Ökonom mit dem Blick fürs Detail. „Das genaue Gegenteil von Varoufakis.“ Zugleich gilt Tsakalotos aber auch als Marxist, der noch radikalere Positionen vertritt.
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In ihrer Bewertung zu dem neuen Finanzminister meint die NZZ: In Tsakalotos bekommt die Eurogruppe nun einen Minister, der präzise und konkret die Interessen seines Landes vertritt.“, eine Ansicht die m.E. durchaus nachvollziehbar ist.
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Beispielhaft sei auf eine nach meinem Eindruck brillante Rede von Tsakalotos hingewiesen, die er im März 2015 anläßlich einer Veranstaltung der irisch-republikanische Partei Sinn Féin ablieferte:
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Es entsteht der Eindruck, dass die Eurokraten mit einem ‚harten Brocken‘ zu rechnen haben, der sie mit seinen feinsinnigen und klug durchdachten Argumenten vor schwer zu bewältigende Herausforderungen stellen könnte.
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Ihr Oeconomicus
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[aktualisiert am 06.07.2015, 23:00h]

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… und dann war da noch der Aprilscherz des liebenwerten Herrn Tsakalotos ..
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„Wir brauchen einen größeren europäischen Haushalt und Transfers von Steuermitteln“
.. á detail im Beitrag von Tobias Piller – FAZ (1. April 2015) nachzulesen

Der Hass der Gläubiger: Yanis Varoufakis tritt zurück !!

Der Hass der Gläubiger: Yanis Varoufakis tritt zurück !!
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Varoufakis hat mittels seiner weltweiten medialen Präsenz die Schar der Euro-Glycerin-Jongleure, oft mit sehr guten ökonomischen Bewertungen wahrhaft aufgemischt und dafür den Hass mancher rotten actors erlebt.
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Zugleich fanden viele seiner Darlegungen die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen ungezählter Menschen around the globe, was sich zum Booster seines weltweiten Fanclubs entwickelt hat.
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Während seiner Tätigkeit wurde er mit unzähligen neue Erfahrungen konfrontiert, die er gewiß publizistisch umsetzen wird.
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In seinem Blog schreibt er: „Minister No More!“ und löst damit einen Sturm von Kommentaren aus.
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In seinem persönlicher Abschiedsbrief an Alexis Tsipras „To: Alexis. From: Yanis. Subject: Thank you!“ vertieft er die Gründe für seinen doch unerwarteten Rücktritt.
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Sein Rücktritt, den Sputniknews auf eine entsprechende Bitte von Alexis Tsipras zurückführt, sollte für viele seiner Kontrahenten Anlaß sein, diesem Beispiel zu folgen!
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Als potentieller Nachfolger im Finanzministerium wird derzeit der stellvertretende Ministerpräsidenten Janis Dragasakis gahandelt.
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All the best, lieber Yanis .. and see you, soon!
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Ihr Oeconomicus
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Warum Yanis Varoufakis zum Rücktritt von dem Amt des Finanzministers Griechenlands gedrängt wurde und die Rolle des Premierministers Alexis Tsipras.
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Griechenland-Blog
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