Historische Exzesse: Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod
Veröffentlicht: 25. April 2015 Abgelegt unter: Belgien - König Leopold II., historische Exzesse | Tags: Blei, Diamanten, Elfenbein, Internationale Afrika-Gesellschaft, Kaffee, Kautschuk, Kongoakte, Kupfer, Palmöl, Union Minière du Haut Katanga, Uran, Westafrika-Konferenz, Zink Ein KommentarHistorische Exzesse:
Weißer König, roter Kautschuk, schwarzer Tod
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König Leopold II. von Belgien zwang Ende des 19. Jahrhunderts Millionen Menschen im Kongo in die Sklaverei und beutete sie und das Land brutal aus. In Form eines Tribunals rekonstruiert die nachfolgende Doku ein düsteres Kapitel der ohnehin grausamen Geschichte des Kolonialismus.
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Zehn Millionen Afrikaner sollen unter seiner Menschen verachtenden Herrschaft gestorben sein, ermordet durch ein von ihm erdachtes und gelenktes Überwachungs- und Unterdrückungssystem:
Leopold II., König der Belgier, hatte 1885 den so genannten Freistaat Kongo in Privatbesitz genommen. Lange hatte er auf diese Kolonie hingearbeitet und Henry M. Stanleys Vorstöße ins „Herz der Dunkelheit“ massiv gefördert. Bevor Leopold II. den Kongo auf Druck von Missionaren und der internationalen Presse 1908 an Belgien übertrug, hatten ihn Elfenbein und vor allem Kautschuk unbeschreiblich reich gemacht.
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Der Dokumentarfilm konfrontiert den Monarchen in einem fiktiven Tribunal mit Zeugen und Zeugnissen der Gewalt. Einen solchen Prozess hat es in Wirklichkeit nicht gegeben. Doch der Hafenverwaltungsangestellte Edmund Dene Morel hatte ihn angestrebt. Er hatte festgestellt, dass die Schiffe, die den Rohkautschuk nach Antwerpen lieferten, vor allem Waffen und Munition nach Afrika zurückbrachten.
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Hier wurden Menschen mit Waffengewalt zu Sklavenarbeiten gezwungen. Wenn sie sich weigerten, wurden sie erschossen. Dem unermüdlichen Morel gelang es, international Unterstützung für seinen Protest zu gewinnen und das Augenmerk der Öffentlichkeit auf den Kongo zu lenken. So entstand die erste überhaupt.
König Leopold II. blieb unbestraft! Er starb ein Jahr nach der erzwungenen Übergabe „seiner“ Kolonie in Brüssel.
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Der als internationale Koproduktion realisierte Dokumentarfilm macht mit sparsamen und stilsicheren Inszenierungen kolonialer Despotie das unbeschreibliche Unrecht spürbar, das Menschen im Kongo unter der Herrschaft des belgischen Königs Lepold II. erdulden mussten. Afrikanische und europäische Historiker erläutern die Geschichte des grausam gebeutelten Landes.
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Zeitgenössische Berichte und Romane, die Exzesse im Kongo thematisieren
- Joseph Conrad: Herz der Finsternis. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1992 (Originaltitel: Heart of Darkness. 1899, übersetzt von Reinhold Batberger).
- Mark Twain: King Leopold’s Soliloquy. 1905 (Eine Politsatire).
- deutsche Übersetzung: Mark Twain: König Leopolds Selbstgespräch. Essays, Berichte, Skizzen. In: Twain, Mark: Ausgewählte Werke. 2. Auflage. Band 12, Aufbau-Verlag, Berlin / Weimar 1979 (übersetzt von Ana Maria Brock).
- Arthur Conan Doyle: The Crime of Congo. 1909.
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Aktuelle Literatur
- David Van Reybrouck: Kongo: Eine Geschichte. 6. Auflage. Suhrkamp, 2012 (deutsche Erstausgabe: 2012) (Originaltitel: Congo. Een geschiedenis, übersetzt von Waltraud Hüsmert), ISBN 978-3-518-42307-3.
- Adam Hochschild: Schatten über dem Kongo. Die Geschichte eines der großen, fast vergessenen Menschheitsverbrechen. 9. Auflage. Klett-Cotta, 2012 (deutsche Erstausgabe: 2000) (Originaltitel: King Leopold’s Ghost, übersetzt von Rolf Schubert, Monika Noll, Ulrich Enderwitz), ISBN 978-3-608-94769-4.
- Thomas Pakenham: The scramble for africa. Georg Weidenfeld & Nicolson, 1991, ISBN 0-349-10449-2.
- Ruth Weiss, Hans Mayer, Antony Martin: Afrika den Europäern. Hammer, Wuppertal 1985, ISBN 3-87294-249-2.
- Rolf Italiaander: König Leopolds Kongo. Dokumente und Pamphlete von Mark Twain, Edmund D. Morel, Roger Casement. Rütten und Loening, München 1964.
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