Bewertungen und Kommentare zu den Ergebnissen des Banken-Stresstests 2014
Veröffentlicht: 26. Oktober 2014 | Autor: Oeconomicus | Abgelegt unter: ÖVAG, Banken-Aufsicht / banking supervision, banking & fraud, Dexia, Erste Group, Eurobank, European Banking Authority (EBA), Münchener Hypothekenbank, Monte dei Paschi di Siena, National Bank of Greece, Piraeus Bank | Tags: Banken-Stress-Test, Stresstest 2014 |7 KommentareNachdem die Resultate des Banken-Stresstests 2014 nun vorliegen, gibt es bereits zahlreiche mehr oder weniger kluge Erklärungsversuche, Bewertungen und Kommentare.
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Nachfolgend eine erste Übersicht:
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Twenty-four European banks fail test
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Zum aus deutscher Sicht einzigen Kandidaten mit einer nominellen Kapitallücke, der Münchener Hypothekenbank, ist seines Bundesbank und Bafin zu hören, das Institut habe sein Kapital im laufenden Jahr bereits deutlich gestärkt, so dass die Lücke geschlossen sei.
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In Österreich ist erwartungsgemäß nur die ÖVAG durchgefallen, ihr fehlen €865 Mio. !
Bei der Erste Group dürfte die Freude über das Bestehen des Tests verhalten ausfallen. Aufgrund einer Neubewertung der Kreditengagements fiel deren Kernkapitalquote von 11,17 auf zehn Prozent. Veränderungen im Vorstand des Hauses sind die Folge.
Die vorwiegend in den Osteuropäischen Märkten operierende Adriabank Aktiengesellschaft mit Sitz in Wien, einer 100%igen Tochter der slowenischen Nova Kreditna Banka Maribor (s.u.) nahm am Banken-Stresstest nicht teil.
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Von den 13 getesteten französischen Banken, verfehlte die Caisse de Refinancement de l’Habitat (CRH) das Klassenziel, deren Kapitallücke nach Angaben der EZB aber bereits geschlossen sein soll.
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Beim spanischen Banken-Flamenco tanzt offenbar ’nur‘ die Liborbank aus der Reihe, was durchaus als etwas ungewöhnlich betrachtet werden kann. Deren Kapital-Deckungslücke soll nach Angaben der EZB zwischenzeitlich geschlossen sein.
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Die Banco Comercial Portugues (BCP), die als einziges der drei überprüften portugiesischen Geldhäuser durchfiel, hat lt. einem Kommuniqué der portugiesischen Notenbank bereites ein Maßnahmenpaket erarbeitet, um die Deckungslücken zu schließen.
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In Irland haben AIB, Bank of Ireland, Merrill Lynch International Bank und Ulster Bank zufriedenstellende Hausaufgaben abgeliefert, während bei sich der Permanent TSB mit einer Kapital-Deckungslücke von € 854.8 Mio ’schwarze Schwäne‘ eingestellt haben !
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Ian Guider discusses Permanent TSB failing European stress tests
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In Slowenien sind die beiden größten Banken des Landes, Nova Ljubljanska Banka (NLB) (alleiniger Shareholder: Republic of Slovenia) und Nova Kreditna Banka Maribor, am Stresstest gescheitert. Ganz schlechte Nachricht für die Institute, das Finanzministerium und die Bevölkerung.
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In Belgien fallen Axa Bank of Europe (Lücke bereits geschlossen) und Dexia aus dem Rahmen !
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In Griechenland sind Eurobank, National Bank of Greece und Piraeus Bank (lt. EZB soll die Kapitallücke der Piraeus Bank bereits geschlossen sein) durchgefallen … keine wirkliche Überraschung!
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Auch in Zypern konnten drei Institute den Stresstest nicht bewältigen. Während bei Bank of Cyprus und Cooperative Central Bank die Deckungslücken voraussichtlich schließen können, sieht es bei der zyprischen Hellenic Bank z. Zt. etwas düster aus.
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Nach Italien geht mit 9 Geldhäusern, die beim Stresstest versagten, die silberne Zitrone!
Während lt. EZB die Deckungslücken bei Veneto Banca, Banco Popolare, Credito Valtellinese, Banca Popolare di Sondrio, und Banca Popolare dell’Emilia Romana bereits geschlossen sein sollen, gibt es bei Banca Carige, Banca Popolare di Milano, Banco Popolare di Vicenza offenbar noch keinen Plan B und bei der Monte dei Paschi di Siena, die mit € 2,1 Mrd. fehlendem Kapital als ‚ultimativer Sieger‘ aus dem Stress-Test hervorgeht gibt es offensichtlich noch nicht einmal einen Plan !
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Die Wackelkandidaten
HSH Nordbank, Mediobanca und Lloyds Bank kamen mit einem blauen Auge davon!
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Soweit meine 2-Cent 🙂
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Ihr Oeconomicus
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Gemeinsame Pressenotiz BaFin und Bundesbank:
Ergebnisse des Comprehensive Assessment in Deutschland
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Das Comprehensive Assessment der Europäischen Zentralbank (EZB) hat gezeigt, dass die Bilanzen der 25 teilnehmenden deutschen Institute solide sind und dass die Banken mit ihrer Kapitalausstattung einem schweren wirtschaftlichen Schock standhalten würden. Dieses gute Ergebnis ist nicht zuletzt den Kapitalmaßnahmen der vergangenen Jahre zu verdanken, und es umfasst noch nicht die in diesem Jahr durchgeführten Maßnahmen. Als sehr erfreulich bezeichnete Dr. Elke König, Präsidentin der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), das Abschneiden der deutschen Teilnehmer:
„Fast alle Banken haben die Ziellinie des Comprehensive Assessment erreicht, ohne auch nur eine Hürde zu reißen. Alle Teilnehmer stehen solide da – auch wenn sie sich auf ihren Lorbeeren nicht ausruhen dürfen.“
Die einzige Bank mit einer nominellen Kapitallücke ist die Münchener Hypothekenbank. Sie hat jedoch ihr Kapital bereits im laufenden Jahr deutlich gestärkt, so dass diese Lücke geschlossen ist.
„Die Bilanzprüfung und der Stresstest schaffen eine bisher nie dagewesene Transparenz“
sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Bundesbankvorstand Dr. Andreas Dombret. Zudem sei diese Übung auch deshalb ein Erfolg, weil sie viele Institute bereits im Vorhinein motiviert habe, ihre Kapitalisierung quantitativ und qualitativ deutlich zu verbessern. Die hier betrachteten deutschen Institute haben von Jahresbeginn bis Ende September 14,4 Mrd. Euro hartes Eigenkapital (CET1) aufgenommen.
In der Bilanzprüfung, dem Asset Quality Review, wurden in Deutschland nach einheitlichen Vorgaben mehr als 18.000 Kreditakten und 15.000 Sicherheiten geprüft. Die risikoorientiert ausgewählten Portfolien deckten rund zwei Drittel der risikogewichteten Kreditpositionen je Bank ab. Diese Positionen erwiesen sich zum allergrößten Teil als werthaltig und angemessen bilanziert – sowohl im Kredit- als auch im Handelsgeschäft. Im gewichteten Durchschnitt lag der im Asset Quality Review festgestellte Wertberichtigungsbedarf in Deutschland bei 0,3 % der risikogewichteten Aktiva. Dieser niedrige Wertberichtigungsbedarf macht deutlich, dass die deutschen Institute konservativ bilanziert haben, zumal der Asset Quality Review in einzelnen Bereichen Anforderungen gestellt hat, die deutlich strenger waren als die geltenden Rechnungslegungsvorschriften. Der Wertberichtigungsbedarf in Deutschland ließ sich größtenteils auf diese aufsichtlichen Anforderungen zurückführen, dieser wird also nicht bilanziell wirksam.
„Dieses Ergebnis entspricht unseren Erwartungen. Die zusätzlichen aufsichtlichen adjustments machen deutlich, dass in einzelnen Marktsegmenten weiterhin Vorsicht geboten ist“
führte König aus. Dies gelte insbesondere für die Schiffs- und Immobilienfinanzierung.
Die Kapitalausstattung der deutschen Banken erwies sich auch unter der Annahme eines sich deutlich verschlechternden wirtschaftlichen Umfelds als gut. In der Gesamtschau aus Bilanzprüfung und hartem Stresstest wurde ein Kapitalverzehr von mehr als 30 Mrd. Euro für die Summe der deutschen Institute geschätzt. Dadurch sank die harte Kernkapitalquote (CET1) der deutschen Institute in der Summe auf 9,1 %. Die Kapitalquote lag nach der Übung in der Summe um etwas mehr als 4 Prozentpunkte unter dem Ausgangswert per 31. Dezember 2013. Davon waren knapp 0,5 Prozentpunkte darauf zurückzuführen, dass nicht nur die Ausgangswerte im Asset Quality Review korrigiert, sondern auch die Risikoparameter im Stresstest entsprechend angepasst wurden. Dies zeigt, dass die Gesamtergebnisse des Comprehensive Assessment für die deutschen Institute zum weit überwiegenden Teil durch den Stresstest bestimmt worden sind.
Im Vergleich zum Stresstest des Jahres 2011 waren die Annahmen dieses Mal deutlich strenger. Besonders die Berücksichtigung wesentlicher Erkenntnisse des parallel durchgeführten Asset Quality Review stellte einen deutlichen Fortschritt dar. Für Deutschland gab das Stressszenario bis 2016 (d. h. über einen Zeitraum von drei Jahren) einen kumulativen BIP-Rückgang von 7,6 % vor. Die Banken mussten zudem steigende Zinsen sowie Preisrückgänge bei Staatsanleihen verkraften, ohne dass Anpassungen der Geschäftspolitik berücksichtigt werden durften.
Die höchsten Verluste (gemessen an der CET1-Kapitalquote) fielen durch Abschreibungen und Wertberichtigungen im Bankbuch an. Dies verringerte das Ergebnis um 2,18 Prozentpunkte. Handelsverluste und der stressbedingte Anstieg der risikogewichteten Aktiva trugen mit 0,88 Prozentpunkten und 1,88 Prozentpunkten zu den Verlusten bei. Durch das Auslaufen von Übergangsregeln bei der aufsichtlichen Anerkennung von Kapitalinstrumenten reduzierten sich die Eigenmittel der Institute bis 2016 um zusätzliche 0,72 Prozentpunkte. Dem konnten die Banken positive Einkommenseffekte vor Berücksichtigung von Verlusten und Wertberichtigungen in Höhe von 2,13 Prozentpunkten gegenüberstellen.
Am Comprehensive Assessment, bestehend aus Asset Quality Review und Stresstest, nahmen 130 europäische Institute teil, darunter 25 aus Deutschland. 21 der 25 deutschen Institute werden künftig unter die direkte Aufsicht der EZB fallen. Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus für die Banken des Euro-Raums startet am 4. November 2014. Die deutsche Aufsicht wird weiterhin eng in die Beaufsichtigung dieser Banken eingebunden sein.
Die Erkenntnisse aus dem Comprehensive Assessment stellen eine wichtige Basis für die Aufsichtsagenda des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus dar.
„Auch wenn die größten deutschen Banken im Stresstest keine Kapitallücken aufweisen, ist das kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen. Denn nach dem Stresstest ist vor dem Stresstest“
sagte Dombret.
„Die großen deutschen Banken müssen sich weiter anstrengen, um ihre Kapital- und Ertragsposition gerade auch im internationalen Wettbewerb zu verbessern.“
Anlagen
- Ergebnistabelle deutscher Banken Übersicht über die Ergebnisse der 25 am Comprehensive Assessment teilnehmenden deutschen Banken 26.10.2014 | 311 KB, PDF
- Die deutschen Banken im Comprehensive Assessment Die Ergebnisse im Überblick 26.10.2014 | 1 MB, PDF
Veröffentlichung der Comprehensive Assessment-Ergebnisse
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Deutsche Bundesbank | Zentrale | Kommunikation
Wilhelm-Epstein-Straße 14 | 60431 Frankfurt am Main
http://www.bundesbank.de | E-Mail: presse@bundesbank.de
Tel: 069 9566-3511 | Fax: 069 9566-3077
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[Bei publizistischer Verwertung wird um Angabe der Quelle gebeten]
„Wir können“ (PODEMOS) uns auch die Taschen füllen?
Die aus der Straßenbewegung der „Empörten“ (INDIGNADOS) hervorgegange neue politische Kraft, der in Umfragen das Potential der Drittstärksten politischen Gruppierung nachgesagt wird, hat womöglich auch die üblichen Missstände der spanischen Politik schnell verinnerlicht, wenn auch bisher anscheinend noch im kleineren Maßstab?
Die Universität Málaga hat nun den Job und das Gehalt des politischen Sekretärs von PODEMOS Íñigo Errejón vorläufig suspendiert. Er war von einem Professor (und zufällig einem führenden PODEMOS-Parteikollegen) als externer Ermittler in Vollzeit (40-Stunden-Woche) für 1.825€ Monatsgehalt angestellt worden. Der Job war ausgeschrieben worden und Errejón war der einzige Bewerber (bei über 4 Mio Arbeitslosen) und somit der Glückliche!
Es fiel auf, dass Errejón praktisch nie anwesend war, offenbar weil er bei PODEMOS voll in Anspruch genommen wurde.
Dies ist zunächst nur ein Hinweis auf Unregelmäßigkeiten und dem vorläufig Suspendierten wird noch Gelegenheit zum Einspruch und zur Darstellung der Angelegenheit aus seiner Sicht vor „Adelheid von der Straße“*, gegeben…
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*Adelaida de la Calle, Name der Rektorin der Universität Málaga.
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Banco de España: BANKIA wurde vor Börsengang „aufgehübscht“!
Buchhaltungsfehler bezüglich der Aktiva vor dem Börsengang am 20. Juli 2011 konstatierte ein Report der Banco de España der mit über 20 Milliarden Euro geretteten BANKIA.
Der Börsengang hatte 3,1 Milliarden Euro in die Kassen gespült. Damit seien die neuen Aktionäre, mit über 60% zum großen Teil Kleinanleger, über den wahren Wert der Bank getäuscht worden. Auch danach seien im Jahr 2012 und später die entsprechenden Fehler übernommen, bzw. beibehalten worden.
Die Prüfer bewerteten die Ursache der Fehler nicht, wiesen aber darauf hin, dass alle Unterlagen zu einer korrekten Bewertung stets greifbar gewesen seien…
Die Rechnungsprüfer von Deloitte hatten zu den frisierten Bilanzen keine Einwände.
Die Direktion von BANKIA hatte mit den „Schwarzen Kreditkarten“ (dem jüngsten spanischen Bankenskandal!) 12 Millionen Euro verballert, die in dem Zahlenwerk nirgendwo auftauchen…
http://www.elperiodico.com/es/noticias/economia/bankia-salio-bolsa-con-las-cuentas-maquilladas-3746396?utm_source=newsletter&utm_medium=email&utm_campaign=elPeriodico-ed07h
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Moin Moin lieber Herr Bucher,
und besten Dank für diese Hintergrund-Infos.
Man möchte fast wetten, dass die spanischen Strafverfolgungsbehörden diesen unglaublichen Vorgang nicht weiter untersuchen!
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Das muss man mal abwarten, aber WO sollen die da anfangen und WO würde eine Aufarbeitung und vor allem WANN aufhören unter spanischen Bedingungen.
Kleines Beispiel:
In der vorigen Woche trat ein nahmhafter Ex-Politiker aus Castellon seine vierjährige Haftstrafe an. Die Ermittlungen gegen ihn hatten vor ELF(!) Jahren begonnen. Spanien hat ein geradezu wahnwitzig bürokratisches Rechtssystem und im europäischen Vergleich nur halb soviel Richter wie der EU-Durchschnitt. In vielen Korruptionsfällen der letzten Jahre haben nicht einmal die Prozesse begonnen, geschweige denn hat es Urteile gegeben. Das hat offenbar System, denn die Missstände sind so offenkundig und unübersehbar, dass sich vieles einfach irgendwann „totläuft“!
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Die slowenische Ljubljanska Banka zeigt in exemplarischer Weise, wie das Bankster-Geschäft so läuft: http://martin-ebner.net/topics/money/ljubljanska-banka/
Nicht, dass es anderswo ehrlicher wäre…
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Lieber Herr Ebner
besten Dank für diesen spannenden Beitrag.
Mir war zwar bewußt, dass die Probleme der beiden gescheiterten Banken und weiteren Instituten seit mind. 5 Jahren sowohl den nationalen Aufsichtsgremien als auch der Regierung bekannt sind, allerdings kannte ich die in Ihrem Beitrag dargelegten katastrophalen Verhältnisse nicht.
Nochmals Dank für diese Erkenntnisse.
Ihr Oeconomicus
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[…] https://oconomicus.wordpress.com/2014/10/26/bewertungen-und-kommentare-zu-den-ergebnissen-des-banken-… […]
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