beschwichtigende Wasserstandsmeldungen westlicher Notenbanken
Veröffentlicht: 27. Januar 2014 Abgelegt unter: FINANZ-MÄRKTE | Tags: BlackRock, Devisenmärkte, Laurence D. Fink, Rick Santelli Ein KommentarZum Wochenauftakt hat Markus Gaertner die aktuellen Pegelstände zusammengefasst:
.
Nach den Turbulenzen der vergangenen Tage üben sich westliche Notenbanker in Beschwichtigungen: Die Zinsen werden noch für einige Zeit auf dem aktuellen oder sogar niedrigeren Niveau verharren. Das verspricht EZB-Präsident Mario Draghi. Es gibt keinen Grund, die Zinsen sofort anzuheben. Das gab Bank of England-Gouverneur Mark Carney zu Protokoll.
Am Donnerstag und Freitag war die türkische Lira auf ein Redkordtief geplumpst, die Währung der Ukraine hatte ein 4-Jahrestief markiert. Südafrikas Rand krachte zum US Dollar auf den niedrigsten Stand seit 2008. Argentinien hat keine Devisen-Munition mehr, um zu intervenieren. Chinas Notenbank tritt eisern auf die Bremse, nachdem die Kreditmenge auf das Dreifache des BIP geschnellt war und die addierten Schulden der Firmen auf das 9,8fache des operativen Cashflow gestiegen sind. Weiter so – geht nicht mehr.
Dieser Schuldenstand der chinesischen Firmen entspricht dem Finanz-Äquivalent des Jahrhundert-Hochwassers am Rhein, aber ohne die vielen Sandsäcke, die dort rechtzeitig aufgetürmt worden waren. Ob die nicht errichteten Dämme in der neuen Woche an den Kapitalmärkten halten, ist also eine berechtigte Frage. Und nicht viele beantworten diese mit JA.
Denn hinzu kommen jede Menge politische Probleme. In der Türkei findet sich Premier Erdogan wegen eines Korruptions-Skandals und der anhaltenden Opposition im Belagerungs-Zustand. In der Ukraine brennen die Barrikaden, es gab die ersten Toten. In Thailand werden bei den anhaltenden Massen-Protesten ebenfalls die ersten Opfer beklagt. In Argentinien hat die Regierung mit der Aufgabe der Kapitalkontrollen den Peso den Kapitalmarkt-Wölfen zum Fraß vorgeworfen. In Venezuela haben nach einer Abwertung die Reserven ein 10-Jahrestief erreicht. – Die Schwellenmärkte gehen sozusagen auf dem Zahnfleisch.
In dieser Woche wird die Fed ihre massiven Geldfluten weiter drosseln, sagen viele Analysten vorher. Kommt das so – woran ich noch Zweifel habe – dann wird der Druck auf die Schwellenmärkte sogar größer werden. Sinken die Wechselkurse dieser Länder weiter, werden in enormem Umfang Portfolio-Investments abgezogen. Das setzt eine Abwärtsspirale in Gang, die nur schwer zu bremsen sein wird.
Und heute nach der Börse wird Apple seine Quartalszahlen vorlegen. Überrascht das größte Unternehmen der USA (nach der Kapitalisierung) die Börsianer negativ, wird dies als weiteres Signal einer nachhaltigen Eintrübung gesehen werden. Die Zahl der Firmen im S&P 500, die ihre Umsatzprognosen schlagen konnten, hat in der laufenden Bilanz-Saison deutlich abgenommen.
Und der Chef des Finanz-Investors BlackRock, Laurence D. Fink, warnt vor “viel zu viel Optimismus in den Märkten.” Fink sagt für die neue Wocheeine Wiederholung der Turbulenzen aus der abgelaufenen Woche vorher. Schlimmer noch: “The experience of the marketplace this past week is going to be indicative of this entire year”, sagte Fink bei einer Veranstaltung des Weltwirtschaftsforums. “We’re going to be in a world of much greater volatility.”
Viel mehr noch, wie Pankaj Mishra in seinem lesenswerten Kommentar bei Bloomberg mit der Überschrift “Das Ende der Kindheit in Asien” bemerkt:
“Bescheidenheit im allgemeinen wird schon bald eher ein Zwang als eine Option sein. Es gibt immer weniger Garantien für eine regelmäßige und stabile Beschäftigung. Automatisierung schrumpft weltweit den Pool verfügbarer Jobs. Die meisten Menschen sind aber nicht dafür gerüstet, andauernd umzulernen und umzuziehen, um sich an den veränderten Fluss von Kapital und Gütern anzupassen. Länder mit großen Bevölkerungen, wie Indien, gelingt es nicht, erfolgreich gegen ein jobloses Wachstum vorzugehen.”
Den Börsen – sagte am Freitag Rick Santelli auf CNBC – dämmere es jetzt, dass die Notenbanken nicht ewig die agressive Geldpolitik fortsetzen könnten. Und dem Rest der Menschheit dämmert es, dass wir die besten Zeiten für Generationen gesehen haben.
.
Besten Dank lieber Markus!
.
Erstveröffentlichung im Blog von Markus Gaertner
.
.
cash.ch:
«Ausverkauf an Börsen wird noch schlimmer»
.
.
.
.
… und hier hat Markus nochmal nachgelegt:
Der Startschuss in die neue Woche – Erleben wir einen Rohrkrepierer ?
.
.
Auch wenn manche von uns bereits knietief im Wasser stehen .. Angenehmen Wochenauftakt!
.
Ihr Oeconomicus
Reblogged this on LichtWerg.
LikeLike