Wasserwerfer, Wahrsager, Wirtschafts-Gurus: Erste Lawinen am Zauberberg in Davos
Veröffentlicht: 23. Januar 2014 Abgelegt unter: World Economic Forum | Tags: David John Marotta, Edmund Phelps, Jamie Dimon, Mohamed El-Erian, Robert Shiller, schwarzer Schwan 2 Kommentare“Hier in Davos werden die akuten Ängste vor einer Finanzkrise durch die Furcht vor einer lange währenden Flaute abgelöst”
schreibt der Business Editor des Wall Street Journals, Dennis Berman, heute auf Twitter.
Ist das Resignation? Ist es das Eingeständnis, dass Gier, Finanz-Eskapaden und Korruption uns in eine Lage manövriert haben, in der das Beste was wir tun können, Abwarten ist?Abwarten, Budgets schonen und Geldpumpen? Und was bedeutet das für uns alle, wenn die Eliten kein Rezept für die Zukunft haben?
Wenigstens das Eingeständnis, dass wir alle ganz schön im sogenannten “Schacht” festhängen, macht sich ja in Davos breit. Und jene, die selbst Jahre nach der Finanzkrise mit stolz geschwellter Brust wie Gockel umher stolziertwaren und weiter ungebändigte Märkte predigten, ziehen sich jetzt in hintere Reihen zurück. Gestern twitterte einer meiner Kollegen, er habe Jamie Dimon bei einem Zukunfts-Panel irgendwo ganz hinten an der Wand stehend gesehen.
So scheint mir die Lage seit Monaten insgesamt zu sein: Die Marktaufseher werden aktiver, die Gauner, Pokerspieler und Manipulierer der Branche ziehen die Köpfe ein, die Politiker warten auf bessere Zeiten und vergeigen (siehe Rentenpläne der Großen Koalition) schon wieder die kleinen Fortschritte, die sie in den vergangenen Jahren ebenso zögerlich wie mühsam gemacht hatten, während skrupellose und einfallslose Notenbanker Geld pumpen was das Zeug hält – bis irgend jemand in diesem Universum eine Eingebung bekommt, wie wir aus dieser Dauerkrise wieder heraus finden.
Die Chancen scheinen nicht gerade gut zu stehen, wie die Nachrichtenflut heute wieder einmal belegt, von dem schwachen China-PMI ganz zu schweigen.
Investoren werfen sich zurück in die Anleihemärkte Europas, weil sie anderswo wenig Renditen sehen und Blasen befürchten, lesen wir. Dabei ignorieren sie, dass die Krise in der Eurozone alles andere als ausgestanden ist.
”Investoren ziehen es vor, alle möglichen Dinge zu übersehen”
beichtet mit einem Hauch von Ergebenheit der scheidende PIMCO-CEO Mohamed El-Erian.
Währenddessen ergeht sich Krisen-Guru Nouriel Roubini in ominösen Warnungen. Aus Davos twitterte er gleich zwei Mal, dass viele Redner beim Weltwirtschafts-Forum Vergleiche zwischen 2014 und 1914 ziehen, dem Jahr, in dem der Erste Weltkrieg ausbrach. Hier wird darauf verwiesen, dass mit dem Konflikt zwischen Japan und China ein zusätzlicher Schwarzer Schwan vor den Debatten-Sälen in Davos seine Kreise zieht.
Auch Nobelpreisträger Robert Shiller, der zugibt mangels Alternativen weiterhin in Aktien zu investieren, zieht historische Vergleiche. Experten könnten unsicher und ratlos werden, räumt Shiller in einem Interview mit CNBC ein, und fügt hinzu:
“I’m not as optimistic based on history. There’s a potential for another collapse, definitely.”
– Schluck !
Nicht nur Chinas Fabriken, auch die Fertigung in den USA erleidet zu Jahresbeginn einen Rückschlag. Die Industrieproduktion verliert in diesem Januar zum ersten Mal in drei Monaten an Schwung, weil weniger neue Aufträge hereinkommen. Der Einkaufsmanager-Index von Markit taucht von 55 im Dezember auf jetzt 53,7 ab. Unsere lieben “Experten”, die gerne von Reuters und Bloomberg interviewt werden, hatten keine Veränderung erwartet.
Kollabiert da gerade die ganze Propaganda-Offensive, die Analysten, Fondsmanager und internationale Organisationen in den vergangenen Monaten mit auffallend mehr Einsatz und Energie betrieben hatten? Und das, während die Macher, Manipulierer, Money-Manager und Mi-kannst-gern-ham-Banker gerade ihren prominentesten jährlichen globalen Schaulauf veranstalten ? – Das Timing ist entlarvend, finde ich. Das potemkinsche Dorf wackelt über einem neuen Nachbeben, während der Zar gerade wieder mit seinen prachtvoll geschmückten Pferden hindurch reitet.
Und noch eine nachdenklich stimmende historische Betrachtung.
Den USA geht beim Stimulieren ihrer seit den 70er Jahren stagnierenden Wirtschaft langsam aber sicher die Munition aus, sagt Columbia-Professor und Nobelpreisträger Edmund Phelps. Phelps reiht sich nahtlos in die Phalanx jener ein, die in Davos eingestehen, dass der Weg aus der Dümpel-, Schulden- und Vertrauensmisere, die mit der Finanzkrise und der nachfolgenden Rezession angezettelt wurde, deprimierend lange sein könnte.
“It’s surprising when people suddenly are talking about stagnation when we’ve been in stagnation since 1972,”
zitiert CNBC Edmund Phelps,
“governments have thrown all sorts of ammunition at it including concocting the housing boom. We are kind of out of that ammunition, and we have to dig deeper if we are going to get out of this rut.”
Auweia, was sagt der Mann erst, wenn keine Kameras und Mikrofone aufgestellt sind?
Wo wir schon bei den folgenschweren und vielsagenden Eingeständnissen sind: Die wahre Arbeitslosigkeit liege in den USA bei 37.2%, sagt der Präsident beim Vermögensverwalter Marotta Wealth Management in Charlottesville, David John Marotta. Seine Begründung: Die Statistiker der Regierung Obama schönen die Zahlen. Das haben wir jetzt binnen weniger Wochen schon zwei Mal gehört. Und laut dem Landwirtschafts-Ministerium in Washington gehörten Mitglieder von 20% aller US-Haushalte 2013 zu den Besuchern der amerikanischen Suppenküchen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks bereiten sich Polizei-Einheiten im ganzen britischen Land auf die Anschaffung von Wasserwerfern vor. Sie fürchten als Folge anhaltender Sparpolitik größere Unruhen und wollen darauf vorbereitet sein. Eine entsprechende Anfrage wurde bereits beim Innenministerium in London eingereicht. Sehr gut, wenigstens in diesem Punkt sind jene, auf die wir uns gerne verlassen würden, vor der Kurve.
Geht es in Davos wirklich nur um die Furcht vor einer dümpelnden Wirtschaft? Oder .. wächst da die Angst vor einem sozialen Beben, das angesichts der lange währenden wirtschaftlichen und politischen Krise erstaunlich lange ausgeblieben ist?
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Erstveröffentlichung: Markus Gaertner’s Blog
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Danke für Dein waches Auge, lieber Markus und herzliche Grüße nach Vancouver.
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Ihr Oeconomicus
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Is The China Bank Run Beginning?
Farmers Co-Op Unable To Pay Depositors
Liquiditaetsengpässe, non-performing loans und sonstigen Verwerfungen an den chinesischen Finanzmärkten
beobachtet von zerohedge
Nach Prokon-Pleite: Verbot riskanter Finanzprodukte?
Veröffentlicht: 23. Januar 2014 Abgelegt unter: FINANZ-MÄRKTE | Tags: BaFin, Genußrechte, grauer Kapitalmarkt, Partizipationskapital 2 KommentareDie Bundesregierung will Kleinanleger zukünftig besser schützen und den Verkauf hochriskanter Finanzprodukte notfalls beschränken oder sogar verbieten. Die beteiligten Ministerien sind sich darüber einig, die Finanzaufsichtsbehörde BaFin mit einer entsprechenden Ermächtigung auszustatten.
Die seit Längerem laufenden Vorarbeiten werden jetzt wegen des Falls Prokon intensiviert.
Der Fall Prokon zeigt, dass der Anlegerschutz im Grauen Kapitalmarkt unzureichend ist.
Ein einheitlicher Kundenschutz ist nur dann wirksam, wenn vergleichbare Geschäfte gleichen Regeln und auch einer vergleichbaren Aufsicht unterworfen werden. Die Beaufsichtigung des Grauen Kapitalmarkts durch die Gewerbeaufsichtsämter kann diesem Anspruch nicht genügen. Den Rest des Beitrags lesen »
Liga der Milliardäre – Fußball in der Ukraine
Veröffentlicht: 23. Januar 2014 Abgelegt unter: Ukraine | Tags: Alexander Jaroslawski, Grigori und Igor Surkis, Petro Dyminski, Rinat Achmetow Hinterlasse einen KommentarErst holten sie ihre regionalen Fußballklubs aus der Versenkung, dann halfen sie, Spiele der Fußball-Europameisterschaft ins Land zu holen. Den ukrainischen Oligarchen Rinat Achmetow, Grigori und Igor Surkis, Petro Dyminski und Alexander Jaroslawski sind ihre Firmen, ihre Milliarden und ihr Einfluss offenbar nicht genug. Seit Jahren investieren die Wirtschaftsbosse enorme Summen in ihre jeweiligen Fußballklubs:
Rinat Achmetov in Schachtjor Donezk, die Brüder Surkis in Dynamo Kiew, Petro Dyminski in Karpaty Lemberg und Alexander Jaroslawski in Metalist Charkiv.
Die Oligarchen bestimmen über Spieler, Klubs, Stadien und die Übertragungsrechte, einige auch über Fernsehsender und Zeitungen. Sie sind bestens vernetzt. Enge Beziehungen zu führenden Politikern der Ukraine helfen.
Beliebt haben sie sich damit nicht gemacht. Nach zwei Jahrzehnten sowohl der Bereicherung und als auch des Investments in ihr Land hat die Kritik aus dem Volk zugenommen und die Oligarchen vorsichtig werden lassen – besonders gegenüber Journalisten.
Wer sind diese schwerreichen Männer, und was steckt hinter dem großen Engagement für den Fußball? Der Wunsch nach einem positiven Image oder doch nur die menschliche Leidenschaft für den Sport?
Es wird kein einfaches Unterfangen. Vereinbarte Interviews werden kurzfristig verschoben oder abgesagt, Einladungen in die privaten Villen und auf Jachten zurück genommen. Ihren Reichtum wollen die Mächtigen des Landes der Öffentlichkeit nicht mehr zeigen. Dennoch gelingen dem Team interessante Einblicke hinter die Kulissen des Fußballs, Einblicke in die Meisterschaft der Strippenzieher.
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„Die Oligarchen kontrollieren alles“
ARTE-Journal – 14.12.2013
Lauthals gegen Europa
Veröffentlicht: 23. Januar 2014 Abgelegt unter: David Cameron | Tags: Zuwanderung 4 KommentareFür die Anti-Europäer auf der Insel ist klar:
Nur ein EU-Austritt bringt die Briten wirklich in die Lage, Herr der eigenen Grenzen zu sein. Die Diskussion um die Freizügigkeit in der EU beflügelt sie.
Und der britische Premier David Cameron setzt dem Populismus noch einen drauf:
Er hat noch schnell ein Gesetz erlassen, das Rumänen und Bulgaren verbietet, in den ersten drei Monaten ihres Aufenthaltes im Königreich vom britischen Sozialsystem zu profitieren.
Nun fragen sich allerdings viele, warum er den für Februar vorgesehenen Migrationsbericht nicht veröffentlichen will, sondern auf Mai nach der Europawahl verschoben hat. Passt er womöglich nicht in das Europa-Konzept, fällt er zu positiv für die Einwanderer aus?
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„Offshore-Leaks“: Chinas Zensur & mehr
Veröffentlicht: 23. Januar 2014 Abgelegt unter: Offshore-Finanzplätze / Steuerflucht, Offshore-Leaks, Uncategorized | Tags: Internet-Zensur, Steuerparadise Hinterlasse einen KommentarDie „Offshore-Leaks“-Berichte über ominöse Geldtransfers von Chinas Elite auf NDR.de werden in der Volksrepublik offenbar zensiert. Auf der Webseite der „Great Firewall“ wird der Internetauftritt des Norddeutschen Rundfunks seit Mittwoch erstmals als blockiert angezeigt.
Die Nichtregierungsorganisation GreatFire.org prüft, ob Seiten in China aufgerufen werden können.
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Auch die Netzversionen von „Offshore-Leaks“-Medienpartnern wie der „Süddeutschen Zeitung“, des britischen „Guardian“ oder der spanischen „El Pais“ können derzeit in der Volksrepublik nicht angesteuert werden.
GreatFire.org zufolge sind in China selten zuvor so viele Seiten blockiert worden wie derzeit.
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NDR
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Netzwerk der politischen und finanziellen Elite Chinas Den Rest des Beitrags lesen »