Die USA sind weit mehr als eine Wirtschaftsmacht, ein Trendsetter oder das Land der (von den BRICS erduldeten) unbegrenzten Möglichkeiten.
Denn hier entstanden Symbole, die auf der ganzen Welt Bestand haben: Die Freiheitsstatue in New York — ein weltbekanntes Sinnbild der Hoffnung oder des Neubeginns.
Das Weisse Haus in Washington D.C. — bedeutendes politisches Machtzentrum und Schaltzentrale der Westlichen Welt.
Der US-Dollar — die wichtigste internationale Währung und ein weit verbreitetes Zeichen für Reichtum und finanziellen Erfolg.
Doch welche Geheimnisse verbergen sich hinter diesen Monumenten?
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Die verborgende Macht – Verschwörung in Amerika – Teil 1
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Die verborgende Macht – Verschwörung in Amerika – Teil 2
Washington D. C. – das Hauptquartier der freien(??) Welt. Jeder Tourist weiß, wie schwierig es ist, sich in den Straßen zurechtzufinden. Was der gewöhnliche Tourist im Stadtplan nicht erkennt, haben Verschwörungs-Theoretiker entdeckt.
Freimaurerische und sogar satanische Symbole sind im Stadtplan Washington D.C. s verborgen und liefern Stoff für diverse Komplott-Theorien.
Aber auch über die Stadtgrenzen hinaus ranken sich noch geheime Mythen.
Was hat der Mount Rushmore mit dem Ku-Klux-Klan zu tun und welche Glocke läutete tatsächlich die amerikanische Unabhängigkeit ein?
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Hintergründe und Parallelen
1984 veröffentlichte die amerikanische Historikerin Lynn Hunt ein Buch über die politische Kultur der Französischen Revolution, das in der deutschen Übersetzung von 1989 den Titel „Symbole der Macht – Macht der Symbole. Die Französische Revolution und der Entwurf einer politischen Kultur“ trägt.
Das Neue ihres Ansatzes war, dass sie die politische Kultur weniger in den neuen Institutionen und Verfassungstexten suchte als im Bereich des Symbolischen, das aber nicht minder real und geschichtsmächtig war. Der erste Teil ist als „Poetik der Macht“ betitelt und handelt von der revolutionären Rhetorik, den im engeren Wortsinn Symbolen der Revolution (Kokarde usw.) sowie der Bildwelt.
Der zweite Teil ist mit „Soziologie der Politik“ überschrieben und analysiert die Verteilung der unterschiedlichen politischen Richtungen im französischen Raum, die „neue politische Klasse“ sowie „politische Beziehungsgeflechte“.
Knapp fünfzehn Jahre nach Hunts Buch hat Rolf Reichardt eine Synthese zur politischen Kultur der Französischen Revolution vorgelegt, die dem Geschehen in der Provinz große Bedeutung beimisst und die Revolution in Paris etwas relativiert. Reichardt akzentuiert seine Untersuchung in Richtung der Entstehung einer demokratischen Kultur.
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1. Die revolutionäre Rhetorik
Obwohl die politische Kultur in Frankreich mit dem Sommer 1789 nicht vollständig neu erfunden wurde, war vieles neu und historisch beispiellos wie etwa die Selbsterhebung des Dritten Standes zur Nationalversammlung und die Praktizierung der Volkssouveränität kraft eigenen Rechts. Entscheidend wurde in dieser Situation die Frage der Legitimität. Der König verfügte über eine historisch-dynastische sowie symbolisch begründete Legitimität, die Revolutionäre vorerst nicht. Entscheidendes Instrument der Legitimitätsschaffung war die politische Rhetorik in Gestalt von Reden und Gedrucktem sowie deren Unbegrenztheit bzw. Unabgegrenztheit (sind hierzu Parallelen erkennbar?).
Die rhetorische Praxis in den Jakobinerklubs, aber auch in der Nationalversammlung bzw. ihren Nachfolgerinnen illustriert dies. „Die Sprache trug selbst dazu bei, die Wahrnehmung der Interessen zu formen, und damit trug sie auch zur Entwicklung der Ideologien bei. Anders gesagt, der politische Diskurs der Revolution war rhetorischer Natur; er war ein Mittel der Überredung, ein Instrument zur Rekonstruktion der sozialen Welt.“ (Hunt 1989, 39)
Die revolutionäre Rhetorik machte eine Entwicklung durch, die gewissermaßen Plots folgte: dem Plot der Komödie, der Romanze, der Tragödie.
Zur Komödie gehörte die Versöhnung von Volk und König 1790, zur Romanze der für die Revolution kämpfende Held, zur Tragödie die Verschwörungstheorien und die Terreur. In der Revolution bestand politische Macht zu einem gewichtigen Anteil aus öffentlicher Rhetorik.
Das Problem der Legitimität wurde vor allem unter dem Directoire mit Hilfe eines umfassenden Rekurses auf die (römische) Antike zu lösen versucht.
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2. Die politische Symbolik
Rhetorik und Symbolik sind nicht zu trennen. Zur Symbolik zählen die Kokarde, der Freiheitsbaum, die phrygische Mütze, die Marseillaise, die allegorischen Figuren wie die Marianne, die Festinszenierungen, aber auch die Mode, Amtstrachten oder das Staatssiegel. „Die Macht des revolutionären Staates wuchs also nicht deshalb, weil seine Führer die demokratische Ideologie und die bürokratische Praxis zu ihren Gunsten manipuliert hätten; die Macht weitete sich aus, weil auf allen Ebenen Menschen unterschiedlichsten Standes neue »Mikrotechniken« erfanden und erlernten. Akten zu führen, Klubtreffen beizuwohnen, republikanische Gedichte zu lesen, Amtsträger zu wählen – all diese Aktivitäten trugen dazu bei, eine republikanische Bürgerschaft und eine legitime Regierung zu schaffen.“ (Hunt 1989, 93)
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3. Die revolutionäre Ikonografie
Zentral waren Figuren wie die Liberté/Marianne, die die Republik verkörperte, aber auch Herkules, der das souveräne Volk verkörperte. In der Phase der Entchristianisierung (ab November 1793) wurde die traditionelle religiöse Symbolik und Ikonografie von der revolutionären Rhetorik und Symbolik überlagert: Notre Dame in Paris beispielsweise wurde zum „Tempel der Vernunft“ umfunktioniert.
Während der Terreur bestimmte die Herkulesfigur das ikonografische Feld, die Marianne als weibliche Allegorie der Republik wurde in den Hintergrund gedrängt. Unter dem Directoire wurde sie rehabilitiert, allerdings auch so abstrahiert, dass sie nurmehr nach der Lektüre seitenlanger Erklärungen verstanden werden konnte. Der revolutionären Rhetorik (Bild und Sprache) wurde immer mehr abgegrenzt.
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4. Politische Geografie der Revolution „Die politische Praxis muß (…) in ihren sozialen Kontext gestellt werden. Irgend jemand hat die Freiheitsbäume aufgestellt, und an manchen Orten waren die Feste erfolgreicher als an anderen. Ein symbolischer Rahmen fällt nicht vom Himmel, noch kann er aus Büchern entnommen werden. Er wird von Menschen gestaltet, und diese Menschen müssen sich angezogen fühlen von der Vision dieser neuen politischen Kultur.“
(Hunt 1989, 153)
Man kann die Frage auch anders fassen: Wer waren die Revolutionäre, und wo waren sie? Unter „politischer Geografie“ ist zunächst die Wahlgeografie zu verstehen.
Trotz aller politischen Nuancierungen lässt sich ausgehend von der Aufteilung der Nationalversammlung, der Legislative, des Konvents oder anschließend des Rats der Fünfhundert in links und rechts von einem französischen links-rechts-Schema bei den sukzessiven Wahlen sprechen.
Die Linke wird im wesentlichen von den jakobinischen Milieus vertreten, die Rechte von konservativen antijakobinischen Revolutionären. Die gegenrevolutionäre Rechte hatte bei den Wahlen kaum Chancen. Die politische Geografie der Revolution war teilweise noch in den 1980er Jahren bei Wahlen wiederzuerkennen. Vor allem die Jakobiner oder ihre Nachfolger wie die Verfassungszirkel des Jahres 1798 führten ausgesprochene Wahlkämpfe durch.
Es waren Angehörige von Berufen, die eine gewisse Ausbildung und Literalität erforderten, aus denen sich die Revolutionäre rekrutierten:
z.B. Juristen, Kaufleute, Unternehmer, Handwerker und Ladenbesitzer.
Die beiden letzten Gruppen stellten auch das Rückgrat der Sansculotten. In den ersten sechs Jahren gelang es auch ökonomischen Mittel- und Unterschichten, in den Gemeinden (Stadt und Dorf) Teilhabe an der Machtausübung zu erringen.
Hunt gibt dazu Beispiele für Amiens, Bordeaux, Nancy und Toulouse sowie einen Gesamtüberblick über diese vier Beispiele. Jessenne hat dieselbe Frage für den Artois untersucht. Schon mit dem Directoire setzte wieder ein Machtverlust dieser „neuen“ politischen Gruppen ein, ohne ganz zu verschwinden.
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5. Revolution, politische Kultur und Migration
Die Revolutionsepoche zeichnet sich durch einen hohen Grad an Mobilität der Menschen aus. Darunter fallen freilich ganz unterschiedliche Phänomene. Zum einen die politische Emigration, die in den Departments sehr verschiedene Ausmaße annahm und in der Regel deutlich bei unter 1% der Bevölkerung lag. In der Vendée und der Bretagne lebten während der Aufstände (Vendée-Aufstand; Chouanneries) viele Menschen im Untergrund, d.h. für eine gewisse Zeit außerhalb ihrer gewohnten sozialen Umgebung. Die Bürgerkriege und die auswärtigen Kriege mobilisierten gleichzeitig weit über eine Million Männer, im Lauf der Jahre viele Millionen. Tod durch die Kriege im Innern und außerhalb Frankreichs, Tod durch Hinrichtung in der Phase der Terreur griffen stärker als in friedlichen Zeiten in das Sozialgefüge ein.
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Die Revolution lockerte festgefügte Sozialstrukturen und Netzwerke in den Städten und auf dem Land auf. Viele Revolutionäre in den Städten waren seit kurzem oder erst seit einigen Jahren Zugewanderte. Diesen fiel es offenbar leichter, zu Trägern der Revolution zu werden. Auch die Eheschließungen spiegeln die neue Mobilität wider:
Während vor der Revolution die meisten Ehepartner aus demselben Ort bzw. aus der nächsten Umgebung kamen, änderte sich dies in der Revolution:
die Partner kamen zu größeren Anteilen aus sehr viel weiter entfernten Regionen.
Die Entsendung von Kommissaren im Dienst der Revolution aus Paris zählt ebenfalls zu den für die Revolution wichtigen Mobilitätsfaktoren.
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Es entstanden neue Netzwerke, unter denen die politischen Klubs besonders hervorzuheben sind. Eine gewisse Rolle spielten die Freimaurerlogen, jedoch nicht im Sinne der These von der freimaurerischen Verschwörung, die die Ursache der Revolution gewesen sei, sondern als Netzwerke politisch aktiver Männer, für die die Loge eine gängige Form politischer Soziabilität darstellte.